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gaby2707

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Insgesamt 2042 Bewertungen
Bewertung vom 08.02.2022
Manifesto. Warum ich niemals aufgebe. Ein inspirierendes Buch über den Lebensweg der ersten Schwarzen Booker-Prize-Gewinnerin und Bestseller-Autorin von »Mädchen, Frau etc.«
Evaristo, Bernardine

Manifesto. Warum ich niemals aufgebe. Ein inspirierendes Buch über den Lebensweg der ersten Schwarzen Booker-Prize-Gewinnerin und Bestseller-Autorin von »Mädchen, Frau etc.«


sehr gut

Eine bemerkenswerte Frau

Mich hat das Cover auf die sehr sympathisch scheinende Autorin, die 2019 für ihren Roman „Girl, Woman, Other“ mit dem Booker Prize, dem wichtigste britische Literaturpreis, ausgezeichnet wurde, aufmerksam gemacht.

Zwischen Einleitung und Schlussbemerkung nimmt mich Bernardine Evaristo in ihrem Buch „Manifesto – Warum ich niemals aufgebe“ mit in ihr Leben, geprägt von Höhen und Tiefen. Ab 1954, als ihre englische Mutter ihren nigerianischen Vater im Zentrum von London kennenlernte, darf ich sie nun begleiten. Es ist schon eine Herausforderung, ihr Leben mit 7 Geschwistern, ihrer arbeitsamen Mutter und ihrem cholerischen Vater, die sie jedoch meistert.

In sieben sehr abwechslungsreichen und interessanten Kapiteln geht es um ihre Herkunft, Kindheit, ihre Familie und deren Ursprünge. Sie erzählt von den Häusern, Wohnungen, Zimmern und ihrem Zuhause. Ich lerne Frauen und Männer kennen, die kamen und gingen. Ich begleite sie durch die Zeit an der Schauspielschule und am Theater. Es geht um ihre Hautfarbe, ihre Herkunft, Rassismus und um offene Diskriminierung. Trotz all dieser Demütigungen spürt man auf fast jeder Seite die Stärke, den Kampfgeist und das stetig wachsende Selbstbewusstsein der jungen Frau, die nicht gewillt ist, sich unterkriegen zu lassen.

Ein tolles Buch über eine interessante Frau, in dem trotz aller Düsternis auch eine gewisse Leichtigkeit und ein Schuss Humor nicht fehlen.
Ich empfehle dieses Buch sehr gerne weiter.

Bewertung vom 05.02.2022
Alkoholfreie Drinks
Derndorfer, Eva;Fischer, Elisabeth

Alkoholfreie Drinks


ausgezeichnet

Vielfältig und sehr lecker

Da ich seit vielen Jahren, außer vielleicht zum Anstoßen an Silvester, keinen Alkohol mehr trinke, gab es für mich bei Einladungen oder auch bei mir zuhause meist nur Wasser mit verschiedenen Fruchtsäften, Cola, Fanta usw.. Da habe ich mich riesig über dieses Buch gefreut.

Gleich nach der Begrüßung der beiden Autorinnen in der „Wunderbar“ erfahre ich, was in welchem Glas serviert wird. Dann folgt eine kurze Einführung in die Sensorik mit wertvollen Tipps für den vollendeten Trinkgenuss.
Ich starte mit erfrischenden Drinks in der Sommerbar, gehe dann zur Fruchtbar mit Tees und Fruchtsäften, mache einen Abstecher in die Weinbar und komme über die zero Promille Cocktails zur Winterbar mit Drinks, die von innen wärmen und ebenfalls super lecker sind.

Die Zutaten für die appetitlichen Drinks sind auf jeder Seite gleich als erstes angegeben und zumeist für 1l oder 1 Glas berechnet. Nun werde ich erst mal einkaufen müssen, da ich Vieles davon nicht vorrätig habe.
Die Zubereitung beschränkt sich auf das Wesentliche und wird durch Tipps, z.B. zu welchem Gericht der Drink am besten schmeckt, oder Infos ergänzt. Weiter unten finde ich die Gläser, in denen das Getränk serviert werden sollte.
Ich erfahre, wie ich den Sirup, der für einige Rezepte benötigt wird, selbst schnell herstellen kann und bekomme einen Einblick in die Dreiplus Elementen-Lehre. Ich lerne grüne, appetitanregende und wärmende Gewürze, verschiedene Teesorten, Kokosmilch, Kokoswasser und Traubensorten näher kennen. Außerdem bekomme ich Tipps zum Entsaften.
Zu vielen der Rezepte bekomme ich eine Fotografie, die richtig Lust macht, sofort mit dem Mixen und Probieren zu beginnen.

Tolle alkoholfreie Rezepte für Drinks, die ich nicht nur für meine Gäste zubereiten werde.

Bewertung vom 04.02.2022
Der Holländer / Liewe Cupido ermittelt Bd.1
Deen, Mathijs

Der Holländer / Liewe Cupido ermittelt Bd.1


ausgezeichnet

Ein interessanter Fall

Es sollte Geeske Dobbengas letzte Fahrt vor ihrer Pensionierung mit dem Patrollienboot RV180 werden. Doch auf der Sandbank De Hond westlich des Fahrwassers der Außenems zwischen Deutschland und den Niederlanden liegt keine tote Robbe sondern ein Mensch. Sie nehmen den Mann, der sonst mit der steigenden Flut weg geschwemmt worden wäre, an Bord. Doch die Zugehörigkeit der Sandbank De Hond ist nicht eindeutig geklärt. Brigadekommandeur Henk van de Wal will unbedingt, dass die Todesursache des vor allem in Norddeutschland sehr bekannten Wattwanderers in den Niederlanden geklärt wird. So schickt die Bundespolizei inoffiziell Liewe Tristan Cupido „der Holländer“ auf den Weg ins Nachbarland.

Reden ist silber, schweigen ist Gold – das ist das Motto des in Deutschland geborenen und in den Niederlanden auf der Nordseeinsel Texel aufgewachsenen Ermittlers Liewe T. Cupido. Er beobachtet, hört zu und zieht daraus seine Schlüsse. Ich fand den schweigsamen Mann, dessen Eltern ich auch kurz kennenlerne, gleich sehr sympathisch. Auch Geeske Dobbenga, die den toten Wattwanderer an Land bringt, habe ich mit ihrer zugewandten Art gleich schätzen gelernt. Natürlich gibt es auch hier Menschen, die ich nicht so mag. Z.B. Brigadekommandeur Henk van de Wal, der mir mit seinem Verhalten und seinem Kompezenzgerangel ein bisserl auf die Nerven ging. Aber sie alle, vor allem die beiden anderen Wattwanderer, passen mit ihren speziellen Eigenheiten sehr gut in die ihnen zugedachten Rollen, füllen diese ausgezeichnet aus und sind gut vorstellbar gezeichnet.

Richtig klasse finde ich die Karte auf der Innenseite des Buchumschlages. Hier sehe ich einen Teil der Niederlande und Norddeutschlands mit den West- und Ostfriesischen Inseln und einiger eingezeichneter Örtlichkeiten, die im Buch genannt sind. So finde ich mich sofort viel besser zurecht.
Während der Geschichte bekomme ich einen kleinen, sehr interessant Einblick ins Wattwandern, Infos zu den Gezeiten und zu den Gefahren, die im Wattenmeer lauern. Etwas, von dem ich hier in Süddeutschland natürlich gar nichts mitbekomme.

Der Schreib- und Erzählstil von Mathijs Deen ist so einnehmend, fesselnd und spannend, dass ich nur so durch die Seiten geflogen sind. Der ungewöhnliche Fall des toten Wattwanderers hat mich sofort in Beschlag genommen und nicht mehr losgelassen.

Ein etwas anderer Krimi, sehr leise, den ich sehr genossen habe. Einfach klasse.

Bewertung vom 01.02.2022
Der letzte Sommer in der Stadt
Calligarich, Gianfranco

Der letzte Sommer in der Stadt


gut

Davon hatte ich mir mehr versprochen

Mich haben das Cover mit dem Mann auf der Mauer, im Hintergrund zahlreiche römische Bauten, und der Klappentext gleichermaßen stark angesprochen. Die Geschichte hat mich dann aber nicht fesseln können.
Zu Beginn der 1970er Jahre verlässt der junge Leo Gazzarra seine Heimatstadt Mailand und lässt sich in Rom nieder. Dort hat er eine Anstellung als Journalist bekommen, die ihn aber nicht ausfüllt. Er führt ein unstetes Leben, lebt in den Tag hinein, ist meistens pleite und lebt von der Hand in den Mund bzw. aus der Hand seiner wohlhabenderen Freunde. Durch seine Freunde Renzo und Viola lernt er Arianna kennen. Aber auch mit ihr wird er nicht glücklich.
In dieser Geschichte erzählt er von seinem letzten Sommer in dieser Stadt. Hier hat er nicht das gefunden, was er gesucht hat. Weiß er überhaupt nach was er sucht? Er scheint entwurzelt, sucht Geborgenheit und Halt, derer er sich aber auch immer wieder entzieht um sich der Leichtigkeit des Augenblicks hinzugeben. Liegt es an der Stadt, die einen in sich hinein zieht, an einem Lebensgefühl, das nicht halten kann, was es verspricht?
Ich konnte mit diesem sehr unsteten melancholischen jungen Mann nicht allzu viel anfangen. Ich hätte ihn gerne mal geschüttelt und ihm einen Weg aufgezeigt. Andererseits finde ich es faszinierend zu lesen, wie er sich selbst allem entzieht und doch mittendrin steckt, in seiner Ausweglosigkeit das Leben in vollen Zügen genießt.
Gianfranco Calligarichs Schreib- und Erzählstil ist einerseits so leicht, bildhaft und beschwingt, wie das Leben, das seine Hauptperson lebt. Andererseits aber auch so melancholisch und düster, dass es mich verstört. Ich liebe es ihn in die Stadt zu begleiten, wo er mich mit Bildern füttert, die sich in meinem Kopf festsetzen. Die Stadt, die nie schläft, wo sich Altertümer neben Neubauten behaupten – dieses Flair hat er sehr gut eingefangen.
“Der letzte Sommer in der Stadt” ist ein Roman, der mich nicht überzeugen konnte. Die Geschichte plätschert seicht dahin. Die Umgebungsbeschreibungen allerdings haben mir sehr gut gefallen.

Bewertung vom 31.01.2022
Für Fitness ist es nie zu spät
Rischko, Erika;Froböse, Ingo

Für Fitness ist es nie zu spät


sehr gut

Auf los geht´s los

Nach einer kurzen Vorstellung, bei der ich Erika auch mit ihren TikTok und Instagram-Kanälen etwas näher kennenlerne, starte ich mit einem Theorieteil, wo die Heilkraft der Bewegung angesprochen wird. Es geht darum dem Verschleiß der Gelenke entgegen zu wirken, Rücken, Knochen, Herz und Kreislauf zu stärken, Demenz vorzubeugen, den Darm und den Stoffwechsel in Schwung zu bringen, der guten Laune entgegen zu laufen u.v.m. Auf fast jeder Seite gibt es in einem kleinen umrandeten Feld noch extra Tipps zu dem jeweiligen Thema. Vieles davon habe ich schon gehört oder gelesen. Aber es hier mal wieder gebündelt vor Augen gehalten zu bekommen, stärkt schon meinen Willen wieder etwas mehr für meinen Körper und meine Gesundheit zu tun.

Im 2. Abschnitt finde ich Checklisten, in denen es um meinen derzeitigen Fitnessstand geht. Hier werden Ausdauer, Kraft, Beweglichkeit und Koordinationsfähigkeit getestet. Es geht darum den für mich am besten geeigneten Sport zu finden, um Ernährung und um besseren Schlaf. Auch hier ist vieles dabei, was ich schon kenne. Nur, dass ich hier alles auf einen Blick zusammengefasst habe.

Dann mein favorisierter dritter Teil: die praktischen Übungen. Dazu brauche ich nicht viel: eine Isomatte, ein Theraband, zwei kleine Hanteln und einen Stuhl. Eine Fazienrolle um das Bindegewebe wieder in Form zu bringen und zu lockern werde ich mir noch anschaffen. Dazu gibt es die verschiedensten Übungen, angefangen von ganz leicht bis hin zu Übungen, die mir (noch) recht schwer fallen. Es ist angegeben, welche Körperpartie hier trainiert wird, welchen Schwierigkeitsgrad diese Übung hat und nach Anfänger und Fortgeschrittene aufgeteilt, wie viele Wiederholungen man durchturnen sollte. Auf den dazu gehörigen Bildern sieht man @erikarischko, wie sie die Übung ausführt. So soll es dann bei mir auch aussehen. Auch hier bekomme ich immer wieder kleine Extratipps, die das Trainieren erleichtern sollen/können.
Die Übungen dauern alle nur wenige Minuten und lassen sich so leicht in den Alltag einbauen.

Ganz zum Schluss bekomme ich noch drei Work-outs – leicht, mittel und schwer. Hier ist unter jeder Übung die Seite angegeben, wo die Übung vollständig vorgestellt wird.
Abgerundet wird das Ganze durch ein A-Z Register, wo ich alles auf einen Blick habe und schnell finden kann, was ich gerade suche.

Ein Fitnessratgeber, bei dem Vieles schon bekannt ist; wo ich aber alle Infos auf einen Blick zusammengefasst habe und den ich bestimmt noch oft zur Hand nehmen werde.
Sehr zu empfehlen.

Bewertung vom 28.01.2022
Wir sind dieser Staub
Wetmore, Elizabeth

Wir sind dieser Staub


ausgezeichnet

Ein Debüt, das mich mitgerissen hat

Die 14-jährige Gloria Ramírez denkt an einen netten Abend mit einem netten Jungen. Doch es soll so ganz anders kommen. Vergewaltigt und zerschunden, die Füße von Glasscherben und die Hände von Stacheldraht zerschnitten, Gesicht und Arme zerkratzt vom Sand der Wüste, in der es nichts gibt außer Mesquitebäume, Moskito- und Büffelgras, Ölpumpen, Bohrrückstände, Klapperschlangen, Kojoten, Truthahngeier. Sie taumelt auf die Terrasse von der hoch schwangeren Marie Rose Whitehead, die ihr mit einer Waffe in der Hand die Türe öffnet. Ihre Tochter ruft den Krankenwagen und den Sheriff, der den jungen Dale Strickland, der seinen Rausch ausgeschlafen hat und nun heran rast um Gloria mitzunehmen, verhaftet.
Was dann für Marie Rose Whitehead beginnt, ist ein Spießrutenlauf. Sie wird bedroht und beschimpft. Sie verlässt sogar ihr Farm im Outback und zieht in die Stadt. Und sie ist die Einzige, die im späteren Prozess gegen Dale Strickland aussagt.

Odessa im Westen von Texas ist eine Stadt voller Männer. Männer, die nach Öl bohren, Männer, denen Frauen zu gehorchen haben und zu Willen zu sein. Dagegen lehnt man sich nicht auf. Die jungen Frauen in diesem unwirtlichen Landstrich kennen es nicht anders. Sie werden mit 15 spätestens mit 17 schwanger. Nur wenige schaffen den Absprung und verlassen die Stadt.

Frauen verlieren ihre Männer, wenn sie versuchen, doch noch schnell über einen Bahnübergang zu fahren oder sie im Auto einschlafen; sie sich betrinken und aus Versehen erschießeb; beim Angeln, wenn sie im See ertrinken; wenn sie ein Bullenkalb erschrecken und das ihnen dann vor die Brust tritt; bei einer Schießerei im Motel oder wegen eines Schwefelwasserstofflecks in der Nähe von Gardale. Oder wegen Chrystal oder Medikamenten.
Und wie sterben Frauen? Normalerweise, wenn Männer sie umbringen.

Elizabeth Wetmore zeichnet das Bild von Odessa, einer Stadt in Texas, in den 1970er Jahren. Ich kann mir beim Lesen die ratternden Ölpumpen, den roten staubigen Wüstensand, die endlose Weite und die Langeweile der Menschen hier gut vorstellen. Aber die Arbeit auf den Ölfeldern bietet die einzige Chance auf schnelles, gutes Geld und damit ein besseres Leben.

Die Autorin lässt Gloria, die sich jetzt Glory nennt, Corrine Shepard, deren Mann Potter an Krebs verstorben ist, Ginny Pierce, Suzanne Ledbetter, die sich mit Avon Produkten etwas dazu verdient, die junge Debra Ann und Karla Sibley aus ihrem Leben erzählen.
Es sind Geschichten von einer Machogesellschaft, von Macht- und Hilflosigkeit, von Ungerechtigkeit und hilflosem Ausgeliefertsein, von Unrecht und Unglück, von Sexismus, Rassismus und dem Ausharren in unglücklichen Beziehungen. Aber es gibt auch die Frauen, die sich gegenseitig unterstützen, die aus ihrer hoffnungslosen Lage versuchen das Beste machen.

Die Autorin hat einen sehr klaren, deutlichen und lebendigen Erzählstil. Ihre düsteren Bilder prägen sich ein und ich habe bei ihren Schilderungen mehr als einmal schlucken müssen. Sie erzählt eine Geschichte, die aber in all ihrer Düsternis auch kleine helle Flecken der Hoffnung enthält. Und vor allem mit einem Ende, das mir sehr gut gefallen hat.

Bewertung vom 26.01.2022
Ohne Wenn und Aber
Gruber, Birgit

Ohne Wenn und Aber


ausgezeichnet

Mein erster Fall mit Kati Blum

Wie in jedem Jahr veranstaltet die Juwelierfamilie Blum ihre Weihnachtsfeier mit viel erlesener Bayreuther Prominenz in ihrem weitläufigen Anwesen. Am nächsten Morgen wird Hausmeister und Butler Richard Schwenk von seiner Frau Maria vermisst. Kati, die seit dem plötzlichen Tod ihres Mannes Thorsten in einer kleinen Wohnung unter dem Dach wohnt, bekommt Besuch von 2 Männern in Bärenkostümen, die den „Klunker“ haben wollen. Spätestens bis Silvester. Kati, die absolut keine Ahnung hat, worum es hier geht, macht sich auf die Suche und findet eine Spur, die nach Bad Bentheim führt. Auf dem Weg dorthin nimmt sie einen Mann mit, dessen PKW an einer Raststätte plötzlich den Geist aufgegeben hat.
Ob und wie es Kati gelingt Licht in dieses Dunkel zu bringen, lest ihr in diesem sehr unterhaltsamen, kurzweiligen und spannenden Cosy Krimi.

Kati Blum, leicht chaotisch und äußerst neugierig, die diese Geschichte aus ihrer Sicht in der Ich-Form erzählt, habe ich ab den ersten Seiten ins Herz geschlossen. Sie nimmt ihr Leben nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes schnell in die eigenen Hände und lässt sich auch von ihrer schikanösen Schwiegermutter Anke nicht unterkriegen. Dazu hat sie eine der besten Freundinnen, die man sich vorstellen kann, Frisörin Nina, die mit ihr durch dick und dünn geht und immer für sie da ist. Auch die anderen Mitwirkenden in dieser Krimödie kann ich mir gut vorstellen. Allen voran natürlich Lars Winkelmann, der sich recht geschickt an Kati heran wanzt. Was die Beiden in ihrer ersten gemeinsam getrennten Nacht erleben ist schon klasse.

Birgit Gruber ist mit diesem Buch eine tolle Vorstellung ihrer neuen Protagonistin gelungen. Obwohl ich manchmal nicht genau wusste, warum Kati so handelt, wie sie handelt, wie sie dazu kommt, zu denken wie sie denkt, habe mit gerätselt, wurde überrascht, habe mich köstlich amüsiert und bin interessiert den Dialogen gefolgt.
Wer keine superspannende Action sucht, wer auch mal lachen will, der ist hier genau richtig. Ich bin sicher, ihr werdet Kati genau so mögen wie ich.

Bewertung vom 24.01.2022
Der Mann, der zweimal starb / Die Mordclub-Serie Bd.2
Osman, Richard

Der Mann, der zweimal starb / Die Mordclub-Serie Bd.2


ausgezeichnet

Mein erster Fall mit dem Donnerstagsmordclub – klasse!

Bisher hatte ich gedacht, dass es in einer Seniorenresidenz recht gesittet und ruhig zugeht. Da kannte ich aber auch den Donnerstagsmordclub, bestehend aus Yoyce, Ron, Ibrahim und Elizabeth aus der noblen Seniorenresidenz Coopers Chase in der Grafschaft Kent, noch nicht. Die haben wirklich mit alten Tattergreisen nichts zu tun, sind geistig rege und fit und haben sich den Mordermittlungen verschrieben.
In dieser Geschichte bekommt Elizabeth einen Brief von einem gewissen Marcus Carmichael mit der Bitte um ein Treffen. Aber wie kann das sein? Carmichael, ehemals ihr Ehemann Douglas Middlemiss, ist seit Jahren tot. Nur hat dieser Diamanten im Wert von 20 Mio. Pfund entwendet und wird nun vom Besitzer bedroht. Unterstützung erhält Douglas von der kellnernden Poppy. Dann geschehen zwei Morde. Oder doch nicht? Und wo sind die Diamanten? Alles sehr mysteriös und undurchsichtig. Aber der Donnerstagsmordclub wetzt schon die Messer um einzugreifen und Recht walten zu lassen.

Dies ist meine erste Begegnung mit den vier Herrschaften aus der Seniorenresidenz. Und ich muss sagen, ich hatte lange nicht mehr so einen Spaß beim mit ermitteln und mit rätseln, wie hier.
Es ist herrlich, dabei sein zu können, wie die Vier Hinweise zusammentragen und Spuren verfolgen. Als Ibrahim von Kleinkriminellen zusammengeschlagen wird, wird auch schnell klar, dass der Viererclub auch Freunde bei der Polizei hat. Denn kaum ist die Tat geschehen, stehen Detective Chief Inspector Chris Hudson und Police Constable Donna De Freitas auf der Matte. Die beiden haben gerade erst die Observierung von Drogengroßhändlerin Connie Johnson abgebrochen. Warum? Das müsst ihr selbst lesen.
Obwohl Elizabeth der Kopf der Truppe zu sein scheint, habe ich mich mit Yoyce noch ein bisserl mehr angefreundet. Ich habe ihre Geschichte mit ihrem neuen Hobby - sie strickt neuerdings Armbänder – oder ihrem neuen Instagramaccount so genossen. Und sie wünscht sich so sehr einen Hund. Aber ob sie den in ihrem Alter dann noch überlebt?
Die einzelnen Charaktere sind sehr liebevoll und detailliert ausgearbeitet und ich lerne sie nach und nach immer besser kennen. Jeder hat seine kleinen Eigenheiten und Macken, die sie aber um so liebenswerter machen.
Gerade bei den Gesprächen und bei manch eigentlich unwichtigen oder unwesentlichen Begebenheiten kommt der englische Humor, den ich so liebe, richtig gut rüber. Ich hatte seitenweise ein Dauergrinsen im Gesicht. Aber es gibt auch die traurigen Seiten, die hier nicht ausgespart werden, wie Demenz oder Tod. Es gehört halt alles zum Leben dazu.
Eine tolle Geschichte über 4 Senioren, die in ihrem Altersruhesitz nicht ruhig sitzen, sondern ihre Passion gefunden haben. Eine Geschichte über Freundschaft, Vertrauen und den Willen, das Leben auch im hohen Alter noch selbstbestimmt zu leben und ein bisserl Action zu haben.
Ich freue mich jetzt erst mal auf ein Wiederlesen beim Fall 1, den ich noch nachholen muss. Und dann hoffentlich auf bald im 3. Fall für den Donnerstagsmordclub.

Bewertung vom 23.01.2022
Ich bin der Abgrund
Carrisi, Donato

Ich bin der Abgrund


ausgezeichnet

Brutal, höchst spannend und verstörend

Den Müllmann, um den es in dieser Geschichte geht, lerne ich bereits im Alter von 5 Jahren kurz kennen, als er von seiner Mutter in eine sehr missliche und schändliche Situation gebracht wird. Mehr will ich hier nicht verraten.
Dann ist er Ende 20 und arbeitet in Como am wunderschönen Comer See bei der Müllabfuhr. Sein Tagesablauf ist strukturiert und er verhält sich so unauffällig wie möglich. Jeden Morgen ab 5 Uhr ist er auf den Straßen unterwegs und sammelt den Müll der Menschen ein. Er hat eine sehr gute Auffassungsgabe und liest aus dem Müll allerhand heraus. Informationen, die er braucht, um ab und zu auszubrechen, in die Rolle des Mickey zu schlüpfen und seine Wut und seinen Frust abzulassen.
Da gibt es dann noch die „Fliegenfischerin“ und das Mädchen mit der lila Strähne, die für den Müllmann eine Rolle spielen.

Als Allererstes ist mir, als ich das Buch zur Hand genommen habe, die tolle Aufmachung aufgefallen. Allein die Haptik macht was her, es sieht sehr gut aus und macht einen sehr wertigen Eindruck.

Bereits das erste Kapitel der Geschichte, wo ich den 5-jährigen späteren Müllmann kennenlerne ist erschreckend, packend und spannend. Und genau so geht es weiter. Ich bekomme Einblicke in die menschliche Psyche, die mir sonst lieber verborgen bleiben. Was ich hier sehr dosiert und scheibchenweise vorgesetzt bekomme, ist teilweise sehr verstörend und äußerst bedrückend. Obwohl der Autor die Gewalt gar nicht mal detailliert beschreibt, setzen seine Worte in meinem Kopfkino etwas in Gang, das ich nicht stoppen kann. Ich blicke in Abgründe, erfahre nach und nach von Erlebnissen und Geheimnissen, die mich nicht mehr loslassen.
Was für mich die Spannung auch immer weiter steigert ist, dass der Autor den meisten Menschen, die ich hier kennenlerne, keine Namen gibt, sondern sie nur mit ihren Tätigkeiten „Müllmann“ oder „Fliegenfischerin“ umschreibt.
Ein Thriller, der es in sich hat, der nichts für schwache Nerven ist und der mich richtig aufgewühlt hat. Vor allem auch, weil die Themen nicht an den Haaren herbeigezogen sind, sondern ich mir gut vorstellen kann, dass es so etwas im realen Leben immer mal wieder so oder in ähnlicher Form wirklich gibt. Einfach schrecklich und unfassbar.
"Ich bin der Abgrund" habe ich in einem Rutsch durchgelesen. Wer einen spannenden, mit andeutungsweise beschriebener Gewalt durchtränkten Thriller lesen will, der ist hier genau richtig. Von mir bekommt das Buch eine Leseempfehlung.