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Benutzername: 
Fredhel
Wohnort: 
Deutschland

Bewertungen

Insgesamt 1275 Bewertungen
Bewertung vom 13.03.2021
Nordwesttod / Soko St. Peter-Ording Bd.1
Jensen, Svea

Nordwesttod / Soko St. Peter-Ording Bd.1


sehr gut

In St. Peter-Ording kehrt eine junge Frau nicht aus dem Urlaub zurück. Sie ist sehr engagiert im Umweltschutz, was mit den Interessen ihrer Adoptivfamilie kollidiert, die als erfolgreiche Hoteliers nur nach Profit und Expansion streben. 
Die Kommissarin Anna Wagner und der Dienststellenleiter Hendrik Norberg sind beide neu bei der Schutzpolizei im Ort. Sie müssen sich erst im Kollegenteam zurechtfinden und auch ausloten, wie ihre Zusammenarbeit aussehen kann. Beide tragen ihre privaten Probleme noch mit sich, doch dienstlich harmonieren die zwei schon recht gut. Sie ziehen an einem Strang, um der blasierten Familie der Vermissten auf den Zahn zu fühlen und können auch mit viel Fingerspitzengefühl die verschlossenen Aktivisten der Umweltschützer befragen.
"Nordwesttod" bietet einiges an Küstenflair. Die Charaktere sind interessant und stimmig, wenn auch zeitweise etwas sehr klischeehaft. Die Handlung ist in sich schlüssig und nachvollziehbar.
Deswegen gebe ich diesem unaufgeregten Regionalkrimi gerne 4 Lesesterne.

Bewertung vom 13.03.2021
Die Toten auf Helgoland
Johannsen, Anna

Die Toten auf Helgoland


ausgezeichnet

Auf Helgoland werden ein verdeckter Ermittler und seine Lebensgefährtin tot aufgefunden. Alles deutet auf erweiterten Suizid hin, denn der Mann war schon lange von seiner Undercover-Mission abgezogen und in den Innendienst versetzt worden. Zum einen, weil die Gefahr seiner Enttarnung bestand, zum anderen, weil er augenscheinlich unter Verfolgungswahn litt und Maulwürfe bis in die höchsten Etagen des Polizeiapparates vermutete. Doch nun ist er tot und Lena Lorenzen soll herausfinden, ob nicht mehr hinter dem angeblichen Selbstmord steckt.

Eigentlich habe ich mit einem stimmungsvollen, gemächlichen Regionalkrimi gerechnet. Tatsächlich fängt die Story auch ziemlich in diesem Tempo an, indem man etwas mit den Örtlichkeiten und ein paar wortkargen, bärbeißigen Friesen bekannt gemacht wird. Doch ganz allmählich verdichtet sich die Handlung, nachdem deutlich wird, dass es sich hier um gut organisierten Rauschgiftschmuggel handelt.

Lena Lorenzen ist eine Ermittlerin ganz nach meinem Geschmack: unerschrocken, intelligent, unprätentiös und ein echter Teamplayer. Sie hat ein gutes Team und die Polizeiarbeit wird sehr spannend erzählt.

Hier in diesem Buch gefällt mir alles, sowohl das Setting als auch die Handlung. Das Erzähltempo ist gleichbleibend ruhig bis auf ein paar wenige Actionszenen. Die wahre Spannung entwickelt sich durch die intelligente Spurensuche und die geschickten Befragungen.

Auch einem Quereinsteiger in die Inselkommissarin-Reihe fällt es nicht schwer, sich in dem Buch zurechtzufinden. Und wie schon gesagt: Es ist mehr als nur ein Regionalkrimi.

Bewertung vom 10.03.2021
Der Therapeut (MP3-Download)
Ernst, Matthias

Der Therapeut (MP3-Download)


sehr gut

Vier beste Freunde aus Studienzeiten vereint ein dunkles Geheimnis, das ihnen nun ihre glänzenden Karrieren verderben könnte, vor allem als der Labilste unter ihnen droht, unter der Schuld einzuknicken. Kurzerhand wird er von den anderen umgebracht. Die Tat wird als Selbstmord getarnt. Der Therapeut des Opfers, John Burgess, soll als Bauernopfer herhalten. Man will ihm einen schwerwiegenden Behandlungsfehler unterjubeln. Doch es existieren Aufzeichnungen, die wie bei einer Schnitzeljagd gefunden werden müssen und die Burgess vor dem endgültigen Ruin retten können. Schon bald entwickelt sich dessen Leben zu einem Albtraum: die berufliche Reputation zerstört, die Wohnung abgefackelt, die Tochter verschwunden.

Die Handlung an sich ist spannend. Viele interessante Charaktere wirken mit, manche sind in meinen Augen allerdings nicht so ganz stimmig. John Burgess ist ziemlich unstrukturiert für einen Therapeuten, dabei wehleidig und migränegeplagt. Ein Lichtblick ist seine Tochter Poppy, die clever den Spuren der Aufzeichnungen folgt und im Wesentlichen zur Aufklärung beiträgt. Und dann gibt es noch Sir Hathaway, der wirkliche Sympathieträger im ganzen Buch, der zwar anfänglich nur durch seine Neurosen auffällt, aber dann zu wahrer menschlicher Größe heranwächst. 

Die geheimnisvollen Gegner verfügen über viel Einfluss. Der Roman lebt davon, wie sie trotzdem immer wieder ausgetrickst werden. Daraus resultiert ein spannendes Hin und Her, für das ich gerne überzeugte vier Lesesterne vergebe.

Bewertung vom 09.03.2021
All die dunklen Lügen / Ellery Hathaway Bd.2
Schaffhausen, Joanna

All die dunklen Lügen / Ellery Hathaway Bd.2


sehr gut

Der FBI-Agent Reed Markham hat die Erlaubnis, einen uralten Mordfall neu aufzurollen. Es geht um das Tötungsdelikt an seiner leiblichen Mutter, einer Kellnerin aus Las Vegas. Er selbst hatte eine unbeschwerte, glückliche Kindheit, weil ihn der Senator Markham adoptiert hat. Durch Zufall entdeckt Reed, dass der Senator auch sein leiblicher Vater ist, und nun hat er natürlich ein persönliches Interesse daran, wer damals seine Mutter brutal niederstach. Inoffiziell hilft ihm Ellery bei den Ermittlungen. Die junge Frau hatte Reed vor einigen Jahren aus der Gefangenschaft eines furchtbaren Serienkillers befreit. Seitdem wird die persönliche Beziehung zwischen den beiden immer enger, was aber aufgrund von Ellerys traumatischen Erlebnissen sehr kompliziert wird.

Die örtliche Polizei ist den beiden keine übermäßig große Hilfe, schon gar nicht, als eine neue DNA auftaucht. Überhaupt dreht sich viel in diesem Thriller um DNA, und gerade DNA sorgt schließlich für einige richtig gute Überraschungen.

Ich persönlich finde dieses Buch sehr spannend. Es ist zwar fast schon überdeutlich, dass es an allen Ecken und Enden nicht mit rechten Dingen zugeht, aber so richtig mag man sich nicht auf einen einzigen Verdächtigen festlegen. Vor allem Marks Vater, der Herr Senator, und seine Frau bringen viel Spannung ins Geschehen, denn sie kämpfen überzeugend um den Familienzusammenhalt.

Diesen Vater/Sohn-Konflikt finde ich etwas überspitzt dargestellt und auch den Charakter von Ellery fand ich nicht ganz rund, aber trotzdem hat es der Autor gut hinbekommen, das Scheinwerferlicht des Verdachtes reihum immer auf eine andere Person zu richten.

"All die dunklen Lügen" ist ein solider, empfehlenswerter amerikanischer Thriller mit überraschenden Wendungen. 

Bewertung vom 06.03.2021
Der Beginn / Die Meisterin Bd.1
Heitz, Markus

Der Beginn / Die Meisterin Bd.1


ausgezeichnet

Nachdem ich Band 2 aus der Trilogie "Die Meisterin" von Markus Heitz förmlich inhaliert habe, wollte ich durch Band 1, "Der Beginn", in die Ursprünge abtauchen. Auch hier gibt sich Geneves Mutter als allwissende Erzählerin, die Vergangenheit und Gegenwart kunstvoll miteinander verbindet und dabei ganz nebenbei historische Fakten zur Henkerszunft einfliessen lässt.

Die Vergangenheit zeigt auf, wie sich Geneve durch ihre Gutherzigkeit und Leichtgläubigkeit von einer Schattenhexe derart täuschen ließ, dass ein Spross der römischen Henkersfamilie Bugatti sein Leben verlor, und somit war der Grundstein für eine jahrhundertelange Fehde gelegt. Alessandro Bugatti hat nach all der Zeit eigentlich nur den Wunsch, das Vergangene zu vergessen. Auch Geneve will nichts lieber als das. So kommt es, dass beide gemeinsam den Mörder von Geneves Bruder suchen, um den Bugatti-Clan vom Tatverdacht zu befreien.

Es ist unglaublich, welch bösartige Kreaturen der Fantasie des Autors entspringen und in der Gegenwart ihr Unwesen treiben.

Ich sag nur: Gänsehautfeeling.

Neben den charmanten Hauptcharakteren hat mir der Exorzist aus Rom sehr gut gefallen, der zwar überaus mächtig, aber auch von seiner Sache viel zu sehr überzeugt ist. Er spielt nicht mit offenen Karten und soll dafür noch einen gerechten Dämpfer bekommen.

Markus Heitz ist ein Meister der Cliffhanger. An den spannendsten Stellen wechselt er in eine andere Zeitebene, aber dort landet er auch wieder in einer aufregenden Szene, sodass man als Leser das Buch fast nicht aus der Hand legen kann.

Jetzt bin ich gespannt auf den letzten Band der Trilogie, den ich mir nicht entgehen lasse.

Bewertung vom 05.03.2021
Limoncellolügen
Grägel, Gudrun

Limoncellolügen


sehr gut

An den schönen Gardasee schickt Gudrun Grägel ihre Leser zusammen mit der begnadeten Köchin Doro, die ihrer Freundin zur Hilfe eilen muss, weil in der Familienpension in Limone der Hauptkoch wegen Armbruchs ausfällt. Sie wuppt den Laden mit leichter Hand, auch nachdem es einige Aufregung um eine Leiche im Swimmingpool gibt, kurze Zeit später der Hilfskoch spurlos verschwindet und auch die schwangere Tochter des Hauses das Weite sucht.

Von der Atmosphäre her ist der Krimi einfach schön, sommerlich leicht und sehr italienisch. Es gibt geheimnisvolle Männer in schwarzen Limousinen, die bedrohlich wirken, aber auch eine sehr temperamentvolle Diva, die mal in ihre Schranken gewiesen werden muss. Das Familienoberhaupt entspricht voll dem Klischee als strenger und uneinsichtiger Vater, der noch nicht recht in der heutigen Zeit angekommen ist und der seine Tochter eher als Investitionsobjekt statt als selbstständige junge Frau ansieht.

Sehr schön ist es, wenn man nach der Lektüre auf die ganzen köstlichen Rezepte stößt, die Doro täglich in der Küche wie mit Links zubereitet hat.

Doro ist eigentlich ein ganz nette Mädel, aber sie hätte bei mir einen besseren Eindruck hinterlassen, wenn man nicht ständig ihren oberflächlichen, manchmal sogar leicht dümmlichen Gedankengängen ausgesetzt wäre. Immerhin kann sie mit ihrer couragierten Art hinter all die Geheimnisse kommen, ja sogar positiv auf den Familienfrieden der Hotelbesitzer einwirken, aber dennoch sorgt sie bei mir für einen leichten Punkteabzug.

Bewertung vom 05.03.2021
Ich dachte schon, du fragst mich nie
Engelmann, Gabriella

Ich dachte schon, du fragst mich nie


ausgezeichnet

Nur eine minutenlange Begegnung auf Mallorca reicht aus für einen coup de foudre zwischen Sophie und Marc. Wie es der Zufall will, führt Fortuna die beiden in Hamburg erneut zusammen, sodass sie sich kennenlernen können. Marc ist nämlich ein hervorragender Koch und Sophies Tochter Liv hat einen mörderischen Engpass in ihrem frisch eröffneten Restaurant. Marc hilft gekonnt aus und so hat das Schicksal Gelegenheit, die beiden Liebenden zusammen zu führen. Es ist eine herzerwärmende Liebesgeschichte, die nicht nur mit durchweg sympathischen Akteuren glänzt, sondern auch zwischen den schönsten Plätzen Mallorcas und Hamburgs hin und her springt.

Gabriella Engelmann lässt ihre Leser den Alltag vergessen. Sie lenkt aber auch den Blick auf nachhaltige Küche, was mir in der heutigen Zeit ein wichtiger Punkt ist. Der Autorin gelingt das mit Leichtigkeit und ohne erhobenen Zeigefinger.

Der muntere Erzählstil trägt dazu bei, dass man sich von der ersten Seite an in der quirligen Familie Hartmann wohlfühlen kann.

Bewertung vom 28.02.2021
Die Mauern von Porto
Lima, Mario

Die Mauern von Porto


sehr gut

Hier dieser Krimi ist anders aufgebaut als normalerweise. Man kennt den Täter, der vor vielen, vielen Jahren zwei Frauen getötet und in einem verlassenen Haus in der historischen Altstadt von Porto eingemauert hat und der auch nicht vor weiteren Gewalttaten zurückschreckt, um sein ehrbares Ansehen zu schützen.

Die Spannung liegt darin, wie es dem Team rund um Inspektor Fonseca gelingt, diesen respektablen Mann, Vorsitzender einer sozialen Einrichtung, zu demaskieren und zu überführen. Die Schwierigkeit liegt vor allem im portugiesischen Rechtssystem, das Mord nach schon nur 15 Jahren verjähren lässt.

Fonsecas Truppe ist um Tété erweitert worden, eine Polizistin aus Lissabon mit angolanischen Wurzeln, die es nicht mehr ertragen konnte, sich an der allgegenwärtigen Korruption die Zähne auszubeißen und lieber in der Provinz an der Basis ermitteln will. Sie bringt frischen Wind und eine andere Denkweise mit ins Team und trägt wesentlich zum Aufklärungserfolg bei.

Das zauberhafte Flair der alten Hafenstadt kommt voll zur Geltung. Wer Porto kennt, wird sich besonders bei den Teamtreffen in den Restaurants an die dortige Atmosphäre erinnern.

An die Vorgehensweise des Autors, den Mörder direkt als Täter einzuführen, muss man sich erst gewöhnen. Dadurch schreitet die Handlung gemächlich voran, Actionszenen sucht man hier vergebens. Das Augenmerk liegt eher auf den Menschen und ihren Schicksalen. Hier vor allem auf Marcia, der tablettenabhängigen Nichte des Mörders, die um ihr Leben fürchten muss, weil sie zu viel weiß.

Mir hat das Buch gut gefallen und ich werde gerne weitere Romane mit Fonseca lesen. 

Bewertung vom 28.02.2021
Söder
Clauß, Anna

Söder


sehr gut

Als Hauptkritikpunkt möchte ich anmerken, dass eine Biografie für mich etwas anderes bedeutet als das hier vorliegende Buch. Äußerst oberflächlich werden die Lebenseckdaten von Markus Söder gestreift und mit einigen seiner Vorlieben und Charaktereigenschaften garniert. Insgesamt wird vielmehr die unermüdliche, filigrane Taktik eines erfolgreichen Politikers ausgeleuchtet, der fast immer ein sicheres Gespür für den richtigen Ort und das richtige Handeln hat, um sich gekonnt in Szene zu setzen. Wenn er einmal daneben greift, dann lernt er schneller daraus als eine KI.

Die Autorin gehört erwiesenermaßen nicht zum Söderfanclub. Das merkt man an ihren wohlplatzierten Spitzen. Noch häufiger jedoch schimmert die Anerkennung für seine Leistungen durch, für seine Erfolge beruhend auf Beharrlichkeit und außerordentlichem Fleiß.

Ich habe mich für 4 Lesesterne entschieden, weil der Unterhaltungswert groß ist. Anna Clauß macht aus drögen Fakten einen leicht verständlichen Roman. Leider ist es irgendwie ein Buch zwischen den Genres: keine richtige Biografie, keine politischen Abhandlung, kein Unterhaltungsroman, sondern von allem etwas.

Bewertung vom 26.02.2021
Gespenster
Alderton, Dolly

Gespenster


ausgezeichnet

In erster Linie handelt dieser unterhaltsame Roman von den Schwierigkeiten einer Singlefrau jenseits der 30 einen Partner zu finden, nachdem der Freundeskreis sich schon längst nach und nach in Paarbeziehungen gewandelt hat. Mangels anderer Gelegenheiten lädt sie sich, wie so viele Frauen ihrer Generation, zu diesem Zweck die passende App auf ihr Handy und schon tut sich ihr eine endlose Galerie frauensuchender Männer auf, denen sie größtenteils nichts abgewinnen kann. Bis auf Max, mit dem sie eine tiefe, leidenschaftliche Beziehung eingeht, bis er plötzlich von einem Tag auf den anderen nicht mehr auf ihre Mails und SMS reagiert. Ohne ein Wort der Erklärung im Nichts verschwunden. Ghosting nennt man dieses Phänomen feiger Menschen, die sich einer klärenden Aussprache nicht stellen wollen. Nina leidet, ihre beste Freundin macht die gleichen Erfahrungen. Beide finden einen Weg, mit der Situation umzugehen.
Aber dieser Roman ist mehr als eine Momentaufnahme moderner Partnersuche. Er zeigt auch, wie sich Freundschaften aus der Jugend verändern und vor allem den Wandel in der Eltern-Kind-Beziehung, in der irgendwann ein Wendepunkt eintritt, an dem das Kind die Verantwortung für das Leben der Eltern übernimmt.
All das können wir durch die Augen von Nina miterleben. Intelligent und selbstbewußt wie sie ist, muss sie doch emotional einen Tiefschlag nach dem anderen einstecken. Doch man kann sagen, sie wächst mit ihren Aufgaben.
Die Autorin leuchtet Ninas Leben mit gleichviel Humor wie auch Einfühlungsvermögen aus, sodass man als Leser das Gefühl hat, mit zu ihrem Freundeskreis zu gehören. "Gespenster" ist ein wundervoll leichter Frauenroman, dessen Tiefe man nicht unterschätzen sollte.