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Baerbel82

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Insgesamt 975 Bewertungen
Bewertung vom 03.12.2015
Pretty Girls (eBook, ePUB)
Slaughter, Karin

Pretty Girls (eBook, ePUB)


sehr gut

Abgründe der menschlichen Seele

Atlanta, Georgia 1991: Die neunzehnjährige Julia Carroll verschwindet nach einem Kneipenbesuch spurlos. Ihre Leiche wird nie gefunden. Sie ist nicht die Erste. Der Täter hat es anscheinend auf junge Frauen abgesehen, die blond sind und blaue Augen haben.

Vierundzwanzig Jahre danach: Wir lernen die etwa vierzigjährige Claire Scott kennen. Sie ist seit achtzehn Jahren mit Paul verheiratet, als beide nach einem Restaurantbesuch überfallen werden. Paul wird dabei getötet.

Anschließend machen wir die Bekanntschaft von Lydia Delgado. Sie hat eine siebzehnjährige Tochter. Ihr Freund berichtet ihr von Pauls Tod. Offensichtlich hat Lydia ihn gekannt und nicht in bester Erinnerung: „Ich hoffe nur, er hat gelitten.“

Paul hatte also anscheinend auch eine dunkle Seite. Als Claire ein Video mit expliziten Gewalt- und bizarren Sex-Szenen auf Pauls Computer entdeckt, weiß sie bald nicht mehr, wer dieser Mann eigentlich war, mit dem sie ihr Leben geteilt hat. War Paul schon immer pervers?

Claire begibt sich auf eine gefährliche Suche nach der Wahrheit und gerät immer mehr in ein tödliches Netz aus Lügen, in das auch die Polizei verstrickt zu sein scheint. Während wir Lydias und Claires Geschichte folgen, werden immer wieder Tagebucheinträge eingestreut, die von Julias Vater geschrieben wurden, an seine wunderschönen Mädchen.

Karin Slaughter hat ihren neuen Thriller spannend in Szene gesetzt mit vielen falschen Fährten und unerwarteten Wendungen bis zum dramatischen Showdown. Aber es geht auch recht brutal zu. Sprachlich anspruchslos und auf primitive Weise unterhaltsam.

„Pretty Girls“ ist einer dieser typischen amerikanischen Standard-Thriller mit Schockeffekten. Das war mir oft „too much“. Ich habe es lieber, wenn ich meine Fantasie spielen lassen kann. Detaillierte Beschreibungen, wie der Täter seine Opfer foltert und quält, brauche ich nicht.

Fazit: Packend erzählter Psychothriller mit Happy End-Garantie.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.11.2015
Leiche an Bord (eBook, ePUB)
Börgdahl, Ole R.

Leiche an Bord (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Unfall oder Mord?

„Leiche an Bord“ ist bereits der fünfte Fall für den Hamburger Kriminaloberkommissar Kurt Bruckner und den ehemaligen FBI-Profiler Tillman Halls. Dennoch handelt es sich um eine eigenständige, in sich abgeschlossene Geschichte, die ohne Vorkenntnisse lesbar ist. Hauptschauplätze sind Hamburg, Sassnitz und Bozen. Worum geht es?
Als Bruckner seinem Freund Halls von einem Cold Case erzählt, den er für Fallanalysen bei Profiler-Schulungen verwendet, kommen Halls Zweifel: Handelt es sich bei dem angeblichen Unfalltod eines Hamburger Bauingenieurs womöglich um Mord? Heiko Vogt war vor anderthalb Jahren tot auf einer Fähre nach Schweden gefunden worden.
Bruckner und Halls beginnen, erneut zu ermitteln. Es mangelt an verwertbaren Spuren, jedoch nicht an Verdächtigen: Tobias Glander und Harald Borowsky. Heiko hatte seinem Cousin Tobias die Freundin ausgespannt und seinen Kollegen Borowsky, der Vorteilsnahme bezichtigt. Beide hätten also ein Motiv, sich an Heiko zu rächen…
Erzählt wird die Geschichte wieder in der Ich-Perspektive aus Sicht von Tillman Halls. Der Kommissar und der Profiler stoßen bei ihren Ermittlungen im Umfeld des Toten auf ein Geflecht aus Lügen und Schweigen. Nichts ist wie es scheint. Niemand ist, wer er zu sein scheint.
Das Zusammenspiel zwischen Bruckner und Halls gefällt mir. Ole R. Börgdahls Schreibe ist lebendig und die Geschichte glaubwürdig. Den Spannungsaufbau finde ich äußerst gelungen, die Dialoge sind authentisch, insbesondere die Duelle zwischen dem Ermittler-Duo und den Verdächtigen.
„Leiche an Bord“ hat mich von der ersten Seite an gepackt. Falsche Fährten, überraschende Wendungen und ein fulminanter Showdown, das treibt den Leser voran und verhindert das Aufkommen jeglicher Form von Langeweile. Man darf also auf den nächsten Fall gespannt sein.

Fazit: Spannender Krimi mit innovativem Finale. Beste Unterhaltung!

Bewertung vom 18.11.2015
Das Grab im Schnee / Kommissar Breschnow Bd.2
Roters, Connie

Das Grab im Schnee / Kommissar Breschnow Bd.2


sehr gut

Schuld und Sühne

„Das Grab im Schnee“ ist nach „Tod in der Hasenheide“ der zweite Fall für Hauptkommissar Stefan Breschnow, Hobbydichter und Berufstrinker. Dennoch handelt es sich um eine eigenständige, in sich abgeschlossene Geschichte, die ohne Vorkenntnisse lesbar ist. Ort der Handlung ist erneut Berlin. Connie Roters hat der Geschichte einen gruseligen Prolog vorangestellt. Worum geht es?
Über das Wiedersehen mit Breschnow und Cosma Anderson habe ich mich sehr gefreut. Cosma arbeitet inzwischen beim TV, als Assistentin von Showmaster Karsten Movara. Ihre Freundin Nina, die als Assistentin für Peter Polen tätig ist, einem weiteren Showmaster, wird vermisst.
Movara scheint spezielle sexuelle Vorlieben zu haben und hat offenbar ein Auge auf Nina geworfen, obwohl er verheiratet und sie mit ihrem Chef Polen liiert ist. Nach einem unheimlichen Anruf Ninas bei ihren Eltern befürchtet die Polizei das Schlimmste. Ein tödlicher Wettlauf gegen die Zeit beginnt.
Verdächtigt Breschnow den Falschen? Movara kommt megaunsympathisch rüber, ein notorischer Fremdgänger, der nichts anbrennen lässt. Aber ist er deshalb auch ein Mörder? Je tiefer der Kommissar in diesen Fall eintaucht, umso mehr menschliche Abgründe tun sich auf…
Schuld und Sühne, Vergewaltigung und Selbstmord, Mord, Mordversuch und Entführung, das sind die Zutaten für Connie Roters neuen Kriminalroman. „Tod in der Hasenheide“ hatte ich mit Begeisterung verschlungen. „Das Grab im Schnee“ konnte mich nicht ganz so fesseln. Wie Vergewaltigung und Mord zusammenhängen, war mir bald klar. Der Täter kämpft mit den Dämonen seiner Vergangenheit: Eine alte, ungesühnte Schuld. Als Breschnow das erkennt, ist es fast zu spät.
„Das Grab im Schnee“ besticht durch eine authentische Atmosphäre und viel Lokalkolorit. In Kursivschrift sind geheimnisvolle Rückblenden in die Vergangenheit eingestreut. Alle Erzählstränge laufen am Ende zusammen und werden schlüssig aufgelöst. Grundsätzlich darf gesagt werden, dass „Das Grab im Schnee“ trotz seiner Vorhersehbarkeit ein durchwegs gelungenes Buch ist, das sich leicht und flüssig lesen lässt. Und so freue ich mich schon auf die Fortsetzung.

Fazit: Solide deutsche Krimikost, die für meinen Geschmack etwas spannender hätte sein können.

Bewertung vom 04.11.2015
Die stille Braut / Nola van Heerden & Renke Nordmann Bd.2
Wendelken, Barbara

Die stille Braut / Nola van Heerden & Renke Nordmann Bd.2


ausgezeichnet

Wenn niemand deine Schreie hört

„Die stille Braut“ ist nach „Das Dorf der Lügen“ der zweite Fall für die sympathische Oberkommissarin Nola van Heerden. Dennoch handelt es sich um eine eigenständige, in sich abgeschlossene Geschichte, die ohne Vorkenntnisse lesbar ist. Ort der Handlung ist erneut das kleine fiktive Dorf Martinsfehn in Ostfriesland. Barbara Wendelken hat der Geschichte einen gruseligen Prolog vorangestellt. Worum geht es?
Zwei Gemeindearbeiter finden eine tote Frau, liebevoll in Szene gesetzt und geschmückt wie eine Braut. Bald ist klar, dass es sich um die gehörlose Leona handelt, die vor vier Jahren spurlos verschwand. Wo war Leona die ganze Zeit? Wurde sie gefangen gehalten oder ist sie freiwillig verschwunden?
Es mangelt an verwertbaren Spuren, jedoch nicht an Verdächtigen. Auch Yasmina, die im Internat das Zimmer mit Leona geteilt hat, schweigt. Immer tiefer dringt Nola in ein Gespinst aus Lügen und stößt auf ein düsteres Geheimnis. Nichts ist wie es scheint, keiner so unschuldig, wie er tut. Da hat Renke Nordmann, der damals die Ermittlungen leitete, wohl gepatzt? Und eine der Hauptverdächtigen sorgt auch nicht dafür, dass sich seine Lage entspannt…
„Die stille Braut“ besticht durch eine authentische Atmosphäre und viel Lokalkolorit. Die Spannung zieht die Geschichte aus den auszulotenden Tiefen der handelnden Figuren und deren psychosozialen Verstrickungen.
Die Figurenzeichnung ist glaubhaft und durchdacht. Ob sich Nola und Renke auch privat wieder näher kommen? Jedenfalls knistert es gewaltig. Für künftige Geschichten ist hier also reichlich Potenzial vorhanden.

Fazit: Eine fesselnde und zugleich bedrückende Lektüre. Eine Geschichte mit falschen Fährten, überraschenden Wendungen und einem intensiven Spannungsbogen bis zum unerwarteten Ende.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.10.2015
Gun Street Girl / Sean Duffy Bd.4
McKinty, Adrian

Gun Street Girl / Sean Duffy Bd.4


ausgezeichnet

Das irische Problem

Belfast, 1985. An einem Strand bei Derry an der wilden Nordküste Irlands versuchen Waffenschmuggler aus den USA ihre Ware an Land zu bringen. Doch die Polizei ist bereits vor Ort. Unter ihnen Detective Inspector Sean Duffy von der Carrickfergus RUC.
Als Duffy zuhause ankommt, wartet schon der nächste Einsatz auf ihn: Ein Doppelmord in Whitehead. Das wohlhabende Ehepaar Kelly wurde brutal ermordet. Ein Auftragsmord? Oder hat Sohn Michael seine Eltern auf dem Gewissen?
Kurz darauf wird auch Michael tot aufgefunden. Angeblich Selbstmord. In einem Abschiedsbrief gesteht er, seine Eltern umgebracht zu haben. Aber stimmt das auch? Oder musste Michael sterben, weil er zu viel wusste? Handelt es sich gar um eine Verschwörung?
Duffy reist nach Oxford und stößt auf ein düsteres Geheimnis - und auf eine Mauer des Schweigens. Eine Frage der Ehre.
„Gun Street Girl“, ist bereits der vierte Fall für den katholischen Bullen. Der prüfende Blick unter seinen BMW gehört noch immer zu Sean Duffys Ritual. Dennoch handelt es sich um eine eigenständige, in sich abgeschlossene Geschichte, die ohne Vorkenntnisse lesbar ist.
Erneut gibt Adrian McKinty bedrückende Einblicke in den Irland-Konflikt und setzt seine Duffy-Reihe kongenial fort. Die Stimmung bei Polizei und Bevölkerung wird glänzend eingefangen, der zeitgeschichtliche Hintergrund meisterhaft erzählt und gut erklärt. Schön finde ich auch, dass es wieder einen Soundtrack zum Roman gibt.
Der Titel „Gun Street Girl“, eigentlich ein Song von Tom Waits, ist äußerst treffend gewählt, bezieht er sich doch auf ein Mädchen, aus der „Gun Street“ (Kapitel 13, Seite 168), das im Roman eine wichtige Rolle spielt. Die gesamte Tragweite erschließt sich dem Leser allerdings erst ganz am Ende.
Getragen wird die Geschichte von ihrem Protagonisten. Einerseits das Herz am richtigen Fleck, andererseits nicht vor Gewalt zurückschreckend. Dabei versinkt Duffy immer wieder in einer Welt aus Sex and Drugs and Rock 'n' Roll. Nichts für zartbesaitete Gemüter, nichtsdestotrotz humorvoll geschrieben.
„Hallo, Duffy, Sie sind ja früh da.“
„Wollte den Wurm fangen, Sir.“
Und die Moral von der Geschicht‘? Genau wie im wirklichen Leben wird gemauschelt und vertuscht, werden faule Kompromisse geschlossen und die Ermittler von ganz oben zurückgepfiffen oder kaltgestellt.
„Einen Ami verhaften? Wie komme ich nur darauf? Ich war doch nichts weiter als ein begriffsstutziger Bulle, der für immer mit einem niedrigen Rang auf einem mittelmäßigen Revier in einer abgelegenen Stadt hocken würde.“

Fazit: Perfekte Mischung aus Dichtung und Wahrheit. Packend, brachial und genial!

Bewertung vom 26.10.2015
Das Todes-Memorandum (eBook, ePUB)
Boydak, Turhan

Das Todes-Memorandum (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Manchmal muss man etwas Schlimmes tun, um Gutes zu bewirken

„Die Janus-Protokolle“ hatte ich mit Begeisterung verschlungen. Und so war ich sehr gespannt auf „Das Todes-Memorandum“, das zweite Buch, in dem der New Yorker Journalist Jason Bradley die Hauptrolle spielt. Worum geht es?
Der neue Thriller von Turhan Boydak thematisiert den Hunger in der Welt, insbesondere in Afrika. Aber es geht auch um Globalisierung, Gier nach Geld und Profitmaximierung um jeden Preis. Der Autor kommt gleich zur Sache: Ein Mann liegt im Sterben, in einem gläsernen Kubus in einer verlassenen Halle. Nach dem Warum muss er nicht fragen. Denn er weiß es nur zu gut. Und er weiß, es wird ein qualvoller Tod. Wer ist der Mann und wie konnte er überhaupt in diese Situation gelangen?
New York, am Vortag: Conor Gleeson, Chef der Gleeson Transnational, einem großen Agrarkonzern, wird entführt. Danach gibt es ein Wiedersehen mit Jason Bradley. Er bekommt den Pulitzer-Preis verliehen. Doch dann wird sein Freund Michael Robards ebenfalls entführt und dessen Frau Kate mit einer gigantischen Lösegeldforderung konfrontiert. Gibt es eine Verbindung zum Fall Gleeson? Und wer verbirgt sich hinter dem geheimnisvollen Auftraggeber der Entführungen? Wo liegt sein Motiv?
Fieberhaft versucht Jason, zusammen mit seiner guten Freundin und Hackerin Helen Miller, den Aufenthaltsort seines Freundes ausfindig zu machen. Unerwartete Unterstützung bekommen beide von einem Unbekannten, der sich Miguel Cardoso nennt. Wer ist dieser Mann wirklich? Bei ihren Nachforschungen geraten Jason und Helen bald ins Visier der Entführer. Ein tödlicher Wettlauf gegen die Zeit beginnt…
Gekonnt springt Turhan Boydak durch Zeit und Raum. Mehrere Handlungsstränge und ein Heer von Protagonisten gilt es zu verfolgen. New York, Rom, Istanbul, Chicago und Kuba, das sind die Schauplätze dieses actionreichen und hochspannenden Thrillers.
Erneut ist dem Autor ein gut recherchiertes Buch, mit einem ganz intensiven Spannungsbogen und einem überraschenden Finale gelungen. Geheimdienstliche Aktivitäten sind im Spiel. Es handelt sich um eine fiktive Geschichte, die auf Tatsachen beruht, aber auch Verschwörungstheorien enthält. Nichts ist wie es scheint, niemand ist, wer er zu sein scheint. Wer ist Täter, wer ist Opfer? Wer wird verlieren, wer wird gewinnen? Und um welchen Preis?
»Überleg doch mal. Wenn du in den Nachrichten von einem Flugzeugabsturz hörst, sind alle ein paar Tage lang schwer betroffen. Immerhin sind hundert, vielleicht auch zwei- oder dreihundert Menschen auf einen Schlag gestorben. Aber an Hunger sterben jeden Tag Zehntausende. Rechne mal nach, wie viele Flugzeuge diese Menschen füllen könnten. Unternehmen die Menschen etwas dagegen? Nein. Sie spenden vielleicht einmal im Jahr etwas. Meistens zu Weihnachten, wenn irgendein paar alternde Musiker eine Charity-CD herausbringen. Aber das war`s dann auch schon. «

Fazit: Eine hochkomplexe Geschichte erzählt in perfektem Tempo und mit stetig steigender Spannung bis zum unerwarteten Ende. Plausibel und beklemmend!