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Dreieich

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Insgesamt 163 Bewertungen
Bewertung vom 21.03.2021
Die siebte Zeugin / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.1
Schwiecker, Florian;Tsokos, Michael

Die siebte Zeugin / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.1


sehr gut

Vielversprechende neue Justiz-Krimi-Reihe
An einem Sonntagmorgen verlässt der Verwaltungsbeamte Nikolas Nölting wie so oft zuvor das Haus um mit dem Fahrrad zur Bäckerei zu fahren. Er winkt noch seiner Tochter und schwingt sich aufs Fahrrad um wenige Minuten später in der Bäckerei plötzlich um sich zu schießen, scheinbar ohne jegliches Motiv. Ein Mensch ist sofort tot, zwei verletzt und Nölting lässt sich widerstandslos festnehmen. Zu seiner Tat schweigt er hartnäckig, auch seinem Strafverteidiger Rocco Eberhardt gegenüber, der an dem Fall schier verzweifelt. Aber er erhält Hilfe von dem Rechtsmediziner Dr. Justus Jarmer und von seinem Freund Tobias Baumann, einem Privatdetektiv.

Florian Schwiecker und Michael Tsokos legen mit diesem besonders authentischen Justiz-Krimi ihren ersten Fall für den Strafverteidiger Rocco Eberhardt und den Rechtsmediziner Dr. Justus Jarmer vor. Beide wissen genau worüber sie schreiben, denn Schwiecker ist selbst Strafverteidiger und Tsokos leitet das Institut für Rechtsmedizin an der Charité. Dementsprechend erscheint ihr erster gemeinsamer Fall außerordentlich realistisch und könnte durchaus jederzeit so passieren, was wirklich erschreckend ist. Mit wachsender Spannung verfolgt man als Leser den Prozess und ebenso Rocco Eberhardt bei seiner Suche nach dem Motiv. Je weiter der Prozess fortschreitet, erscheint der zuvor klare Fall in einem gänzlich anderen Licht, in dem die beiden letzten Zeugen die Wende bringen.
Kurze Kapitel mit wechselnden Schauplätzen sorgen für Spannung und ein ansteigendes Lesetempo. Glaubwürdige Charaktere und die Insider-Einblicke in die deutsche Justiz zusammen mit der realistischen Story machen für mich den besonderen Reiz dieses Debüts des Expertenduos aus. Ich hätte mir allerdings gewünscht, dass der Anteil des Rechtsmediziners Dr. Jarmer an dem Fall größer gewesen wäre, aber das kann in der Fortsetzung ja noch kommen. Ich bin schon jetzt gespannt darauf.

Der spannende Justiz-Krimi aus der Feder von Schwiecker und Tsokos, der einen Blick hinter die Kulissen des deutschen Justiz gewährt hat mich von der ersten Seite an gefesselt und ich empfehle ihn gerne weiter.

Bewertung vom 20.03.2021
Der andere Sohn / Karlstad-Krimi Bd.1
Mohlin, Peter;Nyström, Peter

Der andere Sohn / Karlstad-Krimi Bd.1


ausgezeichnet

FBI-Agent ermittelt in der schwedischen Provinz
Der amerikanische FBI-Agent John Adderley muss nach einem missglückten Undercover-Einsatz ins Zeugenschutzprogramm. Er will unbedingt zurück nach Schweden, dem Land seiner Kindheit. In seiner Heimatstadt Karlstad wird gerade ein Cold Case neu aufgerollt. Vor 10 Jahren verschwand dort Emelie, die reiche Erbin eines Textilkonzerns spurlos. Ihre Leiche wurde nie gefunden. Der einzige Verdächtige damals wie heute ist Johns Halbbruder Billy, der jedoch seine Unschuld beteuert. John wird Teil des Ermittlerteams um die Wahrheit herauszufinden, da die Polizei bisher sehr einseitig ermittelt hat und keinen anderen Täter in Betracht zieht. Seine schwedischen Kollegen sind von seinen ungewöhnlichen Methoden nicht gerade begeistert, aber mit seiner FBI-Erfahrung legt er schon bald entscheidende Ergebnisse vor und bringt damit nicht nur sich selbst in tödliche Gefahr.

Der skandinavische Kriminalroman „Der andere Sohn“ ist das Debüt des Autorenduos Mohlin und Nyström und gleichzeitig der fulminante Auftakt einer neuen Krimi-Reihe, die im schwedischen Karlstad verortet ist. Trotz der über 500 Seiten war die Handlung so spannend, dass ich das Buch kaum zur Seite legen konnte. Alle Charaktere waren sehr lebensnah gezeichnet und ich konnte sie mir sehr gut vorstellen und mich in sie hineinversetzen. Besonders John Adderley als ehemaliger FBI-Agent mit schwedischen Wurzeln hat mir als Ermittler sehr gut gefallen. Er ist ein vielschichtiger Charakter. Trotz der Gefahr, dass seine Verfolger ihn aufspüren, kehrt er zurück nach Schweden, um die Schuld gegenüber seiner Familie zu begleichen und herauszufinden, ob sein Halbbruder wirklich unschuldig ist. Mit seinen ungewöhnlichen Methoden eckt er natürlich bei seinen Kollegen an, kann aber schon bald Ergebnisse vorweisen. Außerdem leidet er seit seinem Undercovereinsatz unter Panikattacken, die ihn immer im ungünstigsten Augenblick heimsuchen. Die Angst von seinen Verfolgern aufgespürt zu werden ist immer präsent. Seine verwandtschaftliche Verbindung zu seiner Mutter und seinem Stiefbruder machen die Ermittlungen auch nicht einfacher. Das alles macht ihn zu einem ungewöhnlichen und vielschichtigem Ermittler, der mir mit der Zeit immer mehr ans Herz wuchs.

Die Erzählperspektive wechselt zwischen John und Heimer, dem Vater von Emelie. Mit John erleben wir den missglückten Undercovereinsatz und wie es zu seiner Rückkehr nach Schweden kam und folgen ihm dann bei seinen Ermittlungen. Durch Heimer bekommt man Einblicke in die Familienverhältnisse und wie die Eltern mit dem Verlust umgehen. In einem Rückblick erfahren wir auch aus Heimers Sicht was vor zehn Jahren geschah.

Der Wechsel zwischen den aktuellen Ermittlungen und den Einblicken in Emelies Familie und ihr früheres Leben sowie der Rückblick in die Vergangenheit sorgen für durchgängige Spannung und es ergibt sich dadurch Puzzleteil für Puzzleteil ein abgerundetes Bild des Falls. Der Fall findet am Ende eine überraschende Auflösung, mit der ich nicht gerechnet hatte. Trotzdem gibt es noch einen fiesen Cliffhänger, der eine Fortsetzung vorbereitet. Ich bin gespannt, ob John Adderley dann wieder in Karlstad ermittelt.

Für mich hat das Autorenduo ein fulminantes Debüt hingelegt, das mit einer spannenden und komplexen Handlung und einem außergewöhnlichen und vielschichtigen Ermittler besticht. Für durchgängige Spannung sorgt nicht nur der Cold Case sondern auch Johns persönliche Geschichte, die hoffentlich bald eine Fortsetzung erfährt. Von mir gibts eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 20.02.2021
Die Frau vom Strand
Johann, Petra

Die Frau vom Strand


ausgezeichnet

Spannend und unvorhersehbar
Rebeccas Leben ist perfekt. Sie wohnt mit ihrer Frau Lucy in einem schönen Haus in Rerik an der Ostseeküste. Lucy arbeitet in Hamburg, während Rebecca sich um die gemeinsame Tochter Greta kümmert. Auf einem ihrer Strandspaziergänge trifft sie Julia und freundet sich mit ihr an, froh endlich eine Freundin gefunden zu haben. Ein paar Tage später ist Julia jedoch spurlos verschwunden und Rebecca muss bei ihren Nachforschungen feststellen, dass Julia sie in vielem belogen hat und ihre Begegnung am Strand offenbar kein Zufall war. Doch warum hat Julia ihre Nähe gesucht? Kurz darauf wird Lucy tot am Fuße der Klippen gefunden. Hauptkommissarin Edda Timm beginnt mit ihrem Todesteam zu ermitteln. War es ein Unfall, Suizid oder doch Mord?

Der Thriller von Petra Johann hat mich wirklich begeistert und auch überrascht. Ich hatte den Handlungsverlauf und die Auflösung ganz anders erwartet. Bereits nach den ersten paar Seiten war ich gefesselt und fand die sich komplex entwickelnde Handlung und die realistisch gezeichneten Charaktere äußerst spannend, besonders da einige sehr schwer zu durchschauen waren und es einige Verdächtige gab. Ich wollte unbedingt wissen, wer die Unbekannte vom Strand war und was sie von Rebecca wollte.
Der Reiz lag in den verschiedenen Erzählperspektiven. Der Anfang und das Ende ist aus Rebeccas Sicht erzählt und bietet einen direkten Einblick in ihre Gedanken und Gefühle. Im Mittelteil wechselt die Perspektive zu Edda Timm und den Ermittlungen zu Lucys Tod. Diese nehmen zwar viel Raum ein, sind aber sehr spannend, denn es gibt verschiedene Verdächtige, die alle etwas zu verbergen scheinen. Die Autorin legt immer wieder falsche Fährten und schaffte es mich mit dem Ende sprachlos zurückzulassen. Ein Blick in die menschlichen Abgründe ist garantiert. Für mich war das ein perfekter Psychothriller, der ohne großes Blutvergießen auskam und trotzdem spannend blieb bis zum Schluss.
Ich hoffe es gibt noch weitere Fälle für Edda Timm und ihr Todesteam. Ich würde sie auf jeden Fall gerne vor der stimmungsvollen Ostseekulisse wieder treffen.

Bewertung vom 02.02.2021
Der Mädchenwald (eBook, ePUB)
Lloyd, Sam

Der Mädchenwald (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Hänsel und Gretel im Mädchenwald
Die 13-Jährige Elissa wird während eines Schachturniers auf dem Parkplatz entführt. Als sie in einem dunklen Kellerverlies angekettet wieder zu sich kommt, scheint ihre Lage aussichtslos. Doch da entdeckt der 12-jährige Elijah ihr Verlies und beginnt sie zu besuchen. Elissa bittet ihn ihr bei der Flucht zu helfen, doch Elijah hat Angst, dass sein Leben aus den Fugen gerät, wenn die Wahrheit ans Licht kommt. Denn sie ist nicht das erste Mädchen, das ins Verlies gesperrt wurde.

In seinem düsteren Thriller „Der Mädchenwald“ hat Sam Lloyd ein überaus spannendes aber auch bedrückendes Entführungsszenario entworfen, dass mich schon nach kurzer Zeit packte und nicht mehr los ließ.
Die Handlung entfaltet sich in drei Handlungssträngen, die sich abwechseln: Elissas, Elijah und Maireads. Diese verschiedenen Perspektiven geben ein spannungsgeladenes Gesamtbild ab. Aus Elissas Sicht erlebt man die Entführung und ihre Gefangenschaft im Verlies hautnah mit. Sie ist ein starkes, kluges Mädchen und ihr analytisches Denken hilft ihr in ihrer schwierigen Lage. Elijah ist ein sehr schwer zu durchschauender Junge, der ein furchtbares Geheimnis hütet und Mairead, die ermittelnde Polizistin, setzt alles daran, um Elissa zu finden, obwohl sie selbst gerade in einer sehr schwierigen, persönlichen Lage ist. Die Wechsel in den jeweiligen Perspektiven sorgen für andauernde Spannung, so dass ich das Buch spätestens ab der Entführung nicht mehr beiseite legen konnte. Die Schilderungen ihrer Gefangenschaft sind allerdings sehr bedrückend und nur für starke Nerven geeignet. Der Schreibstil des Autors unterstreicht für mich sehr gut die unterschiedlichen Personen und ihre Lage, nüchtern was Elissa und Mairead betrifft und bildreich, wenn es um Elijah und den Mädchenwald geht. In die Handlung sind einige überraschende Wendungen eingebaut, die man nicht kommen sieht. Das Ende kommt dann völlig überraschend und hat mich atemlos zurückgelassen.

Mit „Der Mädchenwald“ ist Sam Lloyd ein absolut spannender, atmosphärischer Thriller mit einer gut durchdachten und wendungsreichen Handlung gelungen. Selten habe ich mit Protagonisten so mitgefiebert und mitgelitten wie hier. Ich werde mir den Autor merken und bin schon gespannt auf weitere Bücher von ihm.

Bewertung vom 18.01.2021
Leichenblume / Heloise Kaldan Bd.1
Hancock, Anne Mette

Leichenblume / Heloise Kaldan Bd.1


ausgezeichnet

Herausragendes, fesselndes Krimidebüt aus Dänemark
Anne Mette Hancock ist mit „Leichenblume“ ein großartiges Krimidebüt gelungen, das gleichzeitig auch Auftakt einer neuen Reihe ist.
Die Kopenhagener Investigativ-Journalistin Heloise Kaldan erhält einen mysteriösen Brief von einer gesuchten Mörderin. Er enthält persönliche Dinge über Heloise, die eigentlich niemand wissen kann. Die Absenderin beging vor einigen Jahren einen grausamen Mord an einem prominenten Anwalt und verschwand spurlos. Woher hat sie die Informationen über Heloise und was will sie von ihr? Heloise beginnt auf eigene Faust zu recherchieren und begibt sich dabei in große Gefahr. Gleichzeitig erhält auch Kommissar Erik Schäfer einen neuen Hinweis auf die Gesuchte und rollt seinen alten Fall neu auf. Doch alle Spuren scheinen zu Heloise zu führen.

Hancocks Debüt hat alles, was einen guten skandinavischen Krimi ausmacht: eine spannende, wendungsreiche Handlung, kantige Charaktere und gesellschaftskritische Bezüge.
Das Buch ist sehr spannend geschrieben und fesselte mich von der ersten Seite. Für Tempo sorgen kurze Kapitel und eine straffe Handlung ohne überflüssige Beschreibungen oder Nebenschauplätze. Die Hauptcharaktere sind gut gewählt. Zum einen die sympathische Journalistin Heloise, die mit viel Engagement und Herzblut an ihre Arbeit herangeht, aber auch dunkle Flecken in ihrer Vergangenheit hat. Und zum anderen der kauzige und aufbrausende Kommissar Erik Schäfer, der das Herz auch auf dem rechten Fleck hat. Diese Ermittlerkombi hat mir sehr gut gefallen. Die wechselnden Perspektiven sorgen dafür, dass man Einblicke in die polizeilichen Ermittlungen, aber auch in Heloises Recherchen und die Täterin Anna Kiel bekommt. Erst kurz vor dem Ende erfahren wir die Hintergründe ihrer schrecklichen Bluttat. Die menschlichen Abgründe die sich auftun sind kaum zu begreifen und der Wunsch nach Rache nachvollziehbar. Das überraschende (aber auch glaubwürdige) Ende hat mich noch einige Zeit verfolgt.

Anne Mette Hancocks Krimidebüt hat zu Recht den dänischen Krimipreis erhalten und braucht sich vor anderen bekannten, skandinavischen Autoren nicht zu verstecken. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung „Narbenherz“, die im Sommer erscheinen wird.

Bewertung vom 30.12.2020
Die Stimme
Tremayne, S. K.

Die Stimme


ausgezeichnet

Raffiniert-gruseliger Psychothriller mit aktueller Thematik
Jo Ferguson ist gerade geschieden und aufgrund finanzieller Probleme froh bei ihrer besten Freundin Tabitha untergekommen zu sein, die selbst selten zu Hause ist. Ihre Luxuswohnung in einem noblen Stadtteil von London ist mit einem umfassenden Smart Home System ausgestattet, dass von der digitalen Sprachassistentin Electra gesteuert wird. Doch schon bald nach ihrem Einzug häufen sich unerklärliche Vorkommnisse, die im Verlauf der Handlung immer weiter eskalieren und Jo an den Rand der Verzweiflung bringen. Sie muss immer wieder an ihren Vater denken, der unter Schizophrenie litt und sich das Leben nahm. Bildet sie sich alles nur ein und wird wie er oder trachtet ihr jemand nach dem Leben?

Ich hatte vorher bereits zwei Bücher von S.K.Tremayne gelesen, die schon ziemlich gut waren, aber meiner Meinung nach ist dieses hier sein Bestes. Es war für mich ein Highlight am Ende des Jahres.

Der Autor hat ein sehr aktuelles Thema in seinem Psychothriller aufgegriffen und dabei mögliche Gefahren der digitalen Technisierung glaubhaft aufgezeigt. Die Spannung stellte sich bei mir schon auf den ersten Seiten ein, blieb konstant hoch und stieg nochmals an zum nervenzerfetzenden Showdown. Es gab einige Verdächtige, aber bis zum Schluss blieb für mich unklar, wer hinter allem steckte, so dass die Auflösung wirklich überraschend war. Ich konnte mich sehr gut in Jo hineinversetzen und habe regelrecht mit ihr mitgelitten. Wie Jo war ich hin- und hergerissen, ob alles real ist oder sie sich alles nur einbildet, weil sie die Krankheit ihres Vaters geerbt hat. Auch die Schilderungen des eisigen Londoner Winters mit Schneesturm trugen für mich zur düsteren und beklemmenden Grundstimmung bei. Auf jeden Fall gab es einige Gänsehaut- und Gruselmomente.

Von mir gibt es für diesen aktuellen, sehr spannenden und beklemmenden Psychothriller eine absolute Leseempfehlung und verdiente 5 Sterne!

Bewertung vom 20.12.2020
QualityLand 2.0 / QualityLand Bd.2
Kling, Marc-Uwe

QualityLand 2.0 / QualityLand Bd.2


sehr gut

Gelungene Fortsetzung
Drei Jahre nach dem Erscheinen von QualityLand gibt es endlich eine Fortsetzung, die nahtlos an die Geschehnisse im ersten Band anschließt. Zum besseren Verständnis der Personen und der komplexen Handlung ist es ist allerdings ratsam den ersten Teil vorher zu lesen.

Marc-Uwe Kling führt uns mit seiner dystopischen Erzählung wieder zurück in die Zukunft, ins beste aller möglichen Länder, in dem wieder einiges los ist.
Kiki Unbekannt steht diesmal im Mittelpunkt. Sie ist auf der Suche nach ihren Eltern, wobei ihr jedoch ein mysteriöser Killer-Androide auf den Fersen ist. Peter Arbeitsloser darf endlich als Maschinentherapeut arbeiten und schlägt sich jetzt mit den Beziehungsproblemen von Haushaltsgeräten herum. Außerdem sucht ausgerechnet Henryk Ingenieur seine Freundschaft. Dieser will als reichster Mann der Welt (Billionär) nun auch noch Präsident werden, mit Peter als Berater an seiner Seite. Martin Vorstand erlebt seinen beispiellosen sozialen Abstieg. Und Aisha Ärztin versucht herauszufinden, warum die Verteidigungsalgorithmen den Dritten Weltkrieg ausgelöst haben und was eigentlich aus John of Us wurde.

Damit gibt es viele parallele Handlungsstränge, die Kling jedoch mit fortschreitender Handlung geschickt zu verweben versteht. Manches Mal verzettelt er sich allerdings zu sehr in Nebenhandlungen. Ich mag Klings Humor und so hat mich auch die Fortsetzung immer wieder zum Lachen gebracht. Auch diesmal gibt es wieder witzige „Werbeunterbrechungen“ zwischen den Kapiteln und Pink, Mickey, Carrie, Romeo und die E-Poetin Kalliope 7.3 sind wieder mit von der Partie. Ich werde mir auf jeden Fall noch das Hörbuch zulegen, da hier der Humor noch besser rüberkommt.

QualityLand 2.0 ist eine gelungene Fortsetzung mit einigen Wendungen und einer Überraschung am Ende. Ich fühlte mich wieder bestens unterhalten. Allerdings fand ich es etwas schwächer als der erste Teil, da ich die Handlung an manchen Stellen etwas zäh empfand. Wer Marc-Uwe Klings Humor mag, wird auch die Fortsetzung lieben. So wie es aussieht wird es auch noch einen 3. Teil geben, auf den ich schon sehr gespannt bin. Von mir gibt es daher 4 Sterne.

Bewertung vom 16.11.2020
Wer auf dich wartet / DCI Jonah Sheens Bd.2
Lodge, Gytha

Wer auf dich wartet / DCI Jonah Sheens Bd.2


sehr gut

Eine verhängnisvolle Affäre
„Wer auf dich wartet“ ist der zweite spannende Fall für DCI Jonah Sheens und sein bewährtes Team von der Kriminalpolizei Southampton. Für das Verständnis der Handlung ist die Kenntnis des ersten Bandes keine Voraussetzung, da das Privatleben der Ermittler nur eine untergeordnete Rolle spielt.

Unidozent Aidan will spätabends mit seiner Freundin skypen, doch anstelle von Zoe sieht er nur einen unheimlichen Schatten und hört Kampfgeräusche. Er ringt lange mit sich, bis er schließlich anonym die Polizei informiert. Sheens und sein Team finden in der Wohnung nur noch die Leiche der jungen Künstlerin. Warum hat Aidan so lange gezögert und seinen Namen verschwiegen? Was hat er zu verbergen?

Der erste Fall von DCI Sheens hatte mir bereits gut gefallen und ich freute mich auf den neuen Fall des Teams, der sich auch diesmal wieder flüssig lesen lies. Bereits mit dem Prolog, der den Mord vor laufender Kamera beschreibt, wurde Spannung aufgebaut. Gytha Lodge hat wieder einen eher ruhigeren britischen Krimi vorgelegt, in dem sie abermals tief in die Hintergründe der einzelnen Verdächtigen aus dem Umkreis des Opfers eintaucht und dabei so manches Geheimnis zutage fördert. Dabei stellt sie das Opfer, die junge Künstlerin Zoe in den Mittelpunkt, die eine verhängnisvolle Affäre mit dem verheirateten Unidozenten Aidan hatte. In Rückblicken, die zwanzig Monate vor dem Mord einsetzen, taucht man tief in Zoes Leben ein und erfährt, wie sie den charismatischen Aidan kennenlernt und welche verhängnisvolle Wendung ihr Leben damit nimmt. Ich fand es gut, dass diesmal das Opfer im Mittelpunkt stand und erst an zweiter Stelle die Ermittlungen. Die Mischung aus der laufenden Polizeiermittlung und den Rückblicken in Zoes Vergangenheit und die ihrer Freunde fand ich sehr spannend und gut gelungen. Die Autorin präsentiert im Handlungsverlauf zahlreiche Verdächtige aus dem Umfeld des Opfers, die durch die Ermittlungen von Sheens Team in den Fokus gelangen und einige dunkle Geheimnisse und Abhängigkeiten zu Tage fördern. Es gibt jedoch einige überraschende Wendungen, so dass ich bis kurz vor dem Ende nicht sicher war, wer nun der Täter ist. Auf den letzten Seiten wird es dann nochmal sehr spannend, die Auflösung war für mich schlüssig und glaubhaft.

„Wer auf dich wartet“ ist ein eher ruhiger, unblutiger aber dennoch spannender Krimi, der zwei Menschen, die eine letztendlich verhängnisvolle Beziehung miteinander eingehen in den Mittelpunkt rückt. Gytha Lodge punktet auch diesmal wieder mit tiefgründigen Figuren, deren dunkelste Abgründe sie beleuchtet. Ich freue mich bereits auf den nächsten Fall von DCI Sheens und seinem Team.

Bewertung vom 18.10.2020
Rache, auf ewig / Grall und Wyler Bd.3
Schütz, Lars

Rache, auf ewig / Grall und Wyler Bd.3


sehr gut

Verstörende Rachemorde
Lars Schütz lässt in „Rache, auf ewig“ seine Profiler Jan Grall und Rabea Wyler bereits zum dritten Mal gemeinsam ermitteln. Der Fall schließt direkt an den zweiten Band „Rapunzel mein“ an, kann meines Erachtens aber auch unabhängig von der Reihe gelesen werden.
Jan und Rabea haben sich nach ihrer Suspendierung vom LKA gerade mit einem Büro für unabhängige psychologische Fallanalyse selbständig gemacht.
Dieses läuft jedoch noch nicht so recht, so dass sie froh sind, als das BKA sie als externe Ermittler zu einem äußerst grausamen und verstörenden Fall hinzuzieht.
Einer der reichsten Männer Deutschlands wurde auf unvorstellbar grausame Weise ermordet in einem Gewächshaus auf Sylt aufgefunden. An einen Bettrahmen gefesselt wurde er durch spitze Bambussprossen, die durch ihn hindurch wuchsen, qualvoll getötet.
Als Anita Ichigawa, eine Kollegin vom BKA und Freundin von Jan entführt wird, beginnt ein Spiel gegen die Zeit, denn der „Erlöser“ wie der Täter sich nennt, ruht nicht, bis seine Rache vollendet ist. Bald geschehen noch weitere verstörende Morde und Jan und Rabea müssen bis an ihre Grenzen gehen, um den Mörder zu stellen.

Auch dieser Thriller von Lars Schütz war wieder spannend von der ersten Seite des Prologs bis zum dramatischen Ende. Bereits nach dem Prolog auf Sylt mochte ich das Buch kaum zur Seite legen. Die kurzen Kapitel taten ihr übriges um das Lesetempo zu steigern, denn mit jedem Kapitel wechselt der Ort oder die Perspektive. Die beiden Ermittler kannte ich ja bereits aus den vorherigen Bänden. Sie sind beide vielschichtige Charaktere, die aber auch mit den Dämonen ihrer Vergangenheit kämpfen. Ihr Privatleben spielt natürlich eine Rolle, im Mittelpunkt bleibt jedoch die Mordermittlung. Es war sehr spannend den Ermittlungen zu folgen, bei denen die beiden Profiler sich wieder einmal in für sie brenzlige Situationen begeben. Der Showdown brachte noch eine Steigerung und überraschte mich mit der Entlarvung des Täters. Die Auflösung ging mir allerdings zu schnell und überstürzt, hier hätte ich mir mehr Zeit und Erklärungen gewünscht. Das Motiv war für mich auch nicht ganz logisch und etwas konstruiert. Deswegen hätte ich mir ein paar Kapitel mehr aus Tätersicht gewünscht um ihn noch besser verstehen zu können.

Trotzdem ist es ein spannender Thriller, den ich geradezu verschlungen habe, auch wenn das Ende etwas überstürzt erzählt wurde. Die äußerst phantasievollen, verstörenden Mordmethoden, die auch detailliert und blutig beschrieben werden, setzen allerdings starke Nerven voraus. Allen, die blutige, spannende und temporeiche Thriller lieben, kann ich „Rache auf ewig“ nur wärmsten empfehlen. Ich hoffe, es gibt eine Fortsetzung...

Bewertung vom 12.10.2020
Der falsche Preuße / Offizier Gryszinski Bd.1
Seeburg, Uta

Der falsche Preuße / Offizier Gryszinski Bd.1


ausgezeichnet

Großartiger historischer Kriminalroman
Mit „Der falsche Preuße“ ist Uta Seeburg ein großartiges Debüt und gleichzeitig ein grandioser Auftakt zu einer neuen Krimireihe um den preußischen Hauptmann Wilhelm Freiherr von Gryszinski, als Sonderermittler der Königlich Bayrische Polizeidirektion gelungen.
Die Autorin entführt uns ins München zur Zeit der Jahrhundertwende, in das die Elektrizität gerade Einzug hält und die ersten Automobile durch die Stadt fahren.
Gryszinski ist mit seiner Familie nach München gezogen, um den dortigen Beamten die neuesten kriminalistischen Errungenschaften näherzubringen, die er bei Hans Groß, dem ersten richtigen Kriminalisten kennengelernt hat. Als ein Bierbeschauer tot in einer Parkanlage aufgefunden wird, gehüllt in einen kostbaren Federumhang und daneben der Abdruck eines Elefantenfußes ist sein ganzes kriminalistisches Wissen gefragt und sein Tatortkoffer kommt endlich zum ersten Einsatz. Er muss jedoch nicht nur einen Mörder finden, sondern bekommt es auch noch mit Hochverrat zu tun, was ihn vor die unangenehme Wahl stellt, entweder seine Ehre als bayrischer Beamter oder die als preußischer Offizier zu verletzen.

Der Erzählstil von Uta Seeburg hat mir sehr gut gefallen, da sie die Sprache der damaligen Zeit angepasst hat, es sich aber trotzdem angenehm und flüssig lesen lässt. Die Beschreibungen der damaligen Zeit ist sehr bilderreich und detailliert, so dass man alles sehr gut vor Augen hat. Ebenso erhält man einen Einblick in die gesellschaftlichen Unterschiede zwischen Bayern und Preußen. Die Mordermittlung von Gryszinski fand ich spannend und interessant zu verfolgen, da hier die Anfänge der Kriminalistik beleuchtet werden. Jedem Kapitel war ein Auszug aus Hans Groß Handbuch für Untersuchungsrichter, Polizeibeamte und Gendarmen vorangestellt, der immer einen Bezug zur Handlung hatte. Der Mordfall konnte mich von der ersten Seite an fesseln, bot einige Wendungen und ein überraschendes Ende.

Die Hauptcharaktere fand ich ausnahmslos sympathisch. Gryszinski ist ein guter Ermittler und Familienmensch, der das Herz am richtigen Fleck hat und gutem Essen nicht abgeneigt ist. Seine Frau Sophie, die sehr belesen ist, hat selbst beim Kochen noch ein Buch in der Hand. Seine beiden Kollegen Voglmaier genannt Spatzl und der Schwabe Eberle, sowie die Haushälterin Frau Brunner, die sich so herrlich anschleichen kann, brachten mich oft zum schmunzeln. Alles sehr liebenswerte Charaktere, die die Handlung abrunden und bereichern.

Hervorzuheben ist noch das außergewöhnliche schöne Cover, dass ein männliches Profil als Scherenschnitt zeigt, in das eine historische Ansicht von München eingebettet ist.

Uta Seeburg hat einen rundum gelungenen historischen Krimi vorgelegt. Äußerst spannend und mit einer Prise Humor, spiegelt er die damalige Zeit lebendig wieder und sorgt so für beste Unterhaltung. Ich freue mich jetzt schon auf eine Fortsetzung.