Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Schnuck55

Bewertungen

Insgesamt 99 Bewertungen
Bewertung vom 06.01.2022
Fanny und die Liebe
Ohlsson, Sara

Fanny und die Liebe


ausgezeichnet

Kinderalltag für Leseanfänger
Fanny lernt in der Schule gerade die Buchstaben und Kunst. Ihre Freundin Ester widmet ihr ein Kunstwerk. Sie möchte, dass Fanny in sie verliebt ist. Fanny weiß darauf erstmal nichts zu sagen, so dass Ester sich zurückzieht. Doch das macht Fanny traurig. Gespräche mit ihrer alleinerziehenden Mutter und ihrer Oma bringen sie auf eine gute Idee, wie sie sich mit der Freundin wieder versöhnen kann.

Das Cover zeigt Fanny und Ester wie sie zusammen spielen, bevor Ester den Wunsch hegt, Fanny möge in sie verliebt sein. Hier geht es aber nicht um eine erste gleichgeschlechtliche Liebe, mit der Fanny nicht umgehen kann. Die Inhaltsbeschreibung ist da etwas irreführend. Es ist viel mehr überhaupt ein Ausloten der Gefühle gegenüber nahestehenden Personen. Im Großen und Ganzen handelt die Geschichte von Fannys Alltag mit ihrer Oma, ihrer alleinerziehenden Mutter und eben ihrer Schulfreundin Ester, aber auch viele andere Themen werden kurz angerissen: Aufräumen, Schule, Kunst, was, wenn Oma wegziehen würde, leben mit einer alleinerziehenden, berufstätigen Mutter etc.

Fanny erzählt ihren Alltag in einer sehr einfachen, kindlichen Sprache, bleibt - wie Kinder eben sind - nicht immer beim Thema, sondern kommt von einem zum anderen, bis sie eine Idee hat, wie sie Ester zurückgewinnen kann. Auch wenn die Sprache sehr einfach ist, ist es doch schon ordentlich viel Text, der sich eher für gut geübte Leseanfänger eignet. Kurze Kapitel sorgen dafür, dass die Kinder beim Lesen Pausen einlegen können.

Meiner siebenjährigen Enkelin hat vor allem Fanny mit ihren guten Ideen gefallen, so dass wir uns noch den ersten Band der Reihe besorgt haben.

Bewertung vom 06.01.2022
Ein Leben für die Freiheit der Frauen / Die Hafenärztin Bd.1
Engel, Henrike

Ein Leben für die Freiheit der Frauen / Die Hafenärztin Bd.1


ausgezeichnet

Historie und Kriminalistik in einem
Dieser (Kriminal-) Roman spielt im Jahr 1910 im Hamburg der Kaiserzeit. Anne Fitzpatrick, eine der ersten studierten Medizinerinnen Deutschlands, kehrt aus England nach Hamburg zurück. Die ist Mitglied der Frauenbewegung und kämpft für ein freies Leben ohne Unterdrückung und Armut. Sie eröffnet nach wenigen Monaten im Hafen "das grüne Haus", eine Anlaufstelle für geschundene, bedürftige Frauen, die Hilfe suchen.

Helene Curtius, eine wohlbehütete Pastorentochter, möchte nicht als Heimchen am Herd enden, sondern ein selbst bestimmtes Leben führen, sich engagieren. Ihr Weg führt sie in den Hafen, um ein Bild von der Arbeit der Frauenrechtlerinnen zu bekommen. Dabei entdeckt sie im Hafenbecken eine grausam zugerichtete Frauenleiche.

Der wortkarge Kommissar Berthold Rheydt, der selbst eine Tragödie in seiner Familie verarbeiten muss, bekommt den Fall übertragen. Zusammen mit Anne und Helene trägt er Puzzleteil für Puzzleteil zusammen. Damit begeben sich die drei selbst in große Gefahr.

Die Autorin erzählt in flüssigem Schreibstil bildhaft und sehr detailliert über die Frauenrechtlerin Anne, ihre Bekannte Helene und Kommissar Rheydt und ihre Zeit. Frauen waren damals minderwertige Lebewesen, es herrschte Armut, Mangel, Not. Die Oberschicht hatte kein Interesse an diesen Menschen, solange sie sie ausbeuten konnte. Vor dieser Kulisse lief die Geschichte wie ein Film vor meinem inneren Auge ab. Ich fühlte mich sofort mitten im Geschehen dabei. Die Charaktere der Protagonisten sind sehr gut zu tage getreten. Bis zum Schluss hält die Spannung an. Obwohl ich sonst kein Krimi-Fan bin, habe ich das Buch vollkommen gefesselt und fast in einem Rutsch gelesen. Jetzt freue ich mich auf Band 2 der Hafenärztin, der im Juni 2022 erscheinen wird. Das Cover mit dem Golddruck ist übrigens sehr edel. Ganz dicke Empfehlung!

Bewertung vom 20.11.2021
Die Blankenburgs / Die Porzellan-Dynastie Bd.1
Berg, Eric

Die Blankenburgs / Die Porzellan-Dynastie Bd.1


gut

Viel Politik, wenig Manufaktur
Sechs Jahre lang dürfen wir die Familie Blankenburg durch die schwärzeste Zeit der deutschen Geschichte begleiten. Die Familie und die 150-jährige Manufaktur mit ihrer Porzellanherstellung spielen eigentlich eine untergeordnete Rolle, im Vordergrund steht die schwierige Zeit, in der sich die Nationalsozialisten etablieren und immer mehr Macht ausüben.

Durch den Selbstmord des Patriarchen Adalmar Blankenburg und seines Schwiegersohnes Richard Dobel am am Schwarzen Freitag 1929 erhalten die Töchter Elise und Ophelie die Macht über die Firma. Beide gönnen sich nichts und spielen ihre Trümpfe aus. Als Tankred, der uneheliche Sohn ihres Bruders Otto, auftaucht und der verschollene Bruder Wido mit seiner Familie aus China zurückkehrt, nimmt das Schicksal seinen Lauf und schlägt hart und unerbittlich zu. Zum Glück gibt es das noch Tante Arabella.

Die wenig sympathischen Charaktere sind gut ausgearbeitet und man erfährt sehr viele Hintergründe der deutschen Geschichte. Durch die vielen Zeitsprünge und die langen Kapitel ist konzentriertes Lesen nötig. Das Buch liest sich trotzdem gut, hat aber mit der angekündigten und erwarteten Familiengeschichte wenig gemein. Das enttäuscht! Hilfreich waren die Familienstammbäume am Anfang der Geschichte. Das Cover wirkt edel und zeigt wahrscheinlich Elise und das Familienzeichen der Manufaktur, die "Karolinenblume".

Da ich wissen möchte, wie es mit den Blankenburgs/Löwenkinds weitergeht, würde ich trotz aller Kritik auch die Fortsetzung des Romans lesen.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.11.2021
Die Übersetzerin
Lecoat, Jenny

Die Übersetzerin


sehr gut

Liebe und Freundschaft in Kriegszeiten
Die junge Jüdin Hedy flüchtet 1940 vor den Nazis aus Wien und findet auf der Kanalinsel Jersey einen Job als Hauslehrerin. Als die Familie die Insel verlässt, bleibt sie zurück und kämpft ums Überleben. Ausgerechnet bei der Deutschen Wehrmacht, die die Insel besetzt, findet sie trotz ihrer Herkunft Arbeit als Übersetzerin.

Kurt Neumann ist Leutnant bei den Besatzern, agiert aber, wie viele Soldaten nicht aus Überzeugung sondern gezwungenermaßen. Er verliebt sich in Hedy, ohne ihre Religionszugehörigkeit zu kennen. Als Hedy unterschlagene Benzingutscheine verliert, nimmt er die Schuld auf sich. Doch die Besatzer haben Hedy im Visier, sie muss untertauchen.

Das Cover ist etwas blass, Ton in Ton gehalten. Es zeigt den kopflosen Körper einer Frau, die Papiere in den Händen hält. Als Kaufanreiz würde ich es nicht sehen. Jedoch beschreibt die Autorin recht eindrucksvoll und fesselnd die Situationen von Angst, Hunger, Sorgen, Verfolgung, Hass, Verzweiflung und Intrigen während der langjährigen Besatzungszeit, aber sie schreibt auch von Liebe und wahrer Freundschaft.

Man leidet mit den Inselbewohnern, ob der gefühlten Ohnmacht den Besatzern gegenüber, die ihre ganze Härte ausspielen. Die Personen bleiben mir jedoch teilweise zu blass und distanziert.

Bewertung vom 20.11.2021
Die Ullsteinfrauen und das Haus der Bücher
Rygiert, Beate

Die Ullsteinfrauen und das Haus der Bücher


ausgezeichnet

Frauen im Wandel
Die engagierte, geschiedene Journalistin Rosalie Gräfenberg, deren Freundin Vicky Baum als Verlagsredakteurin beim bekannten Ullstein-Verlag in Berlin arbeitet, lernt auf einer Abendveranstaltung den verwitweten Generaldirektor Franz Ullstein kennen. Der verliebst sich sofort in die hübsche junge Dame und macht ihr bald darauf einen Heiratsantrag. Seiner Familie gefällt das gar nicht. Mit unlauteren Mitteln versuchen sie die beiden zu entzweien. Doch Vicky und ihre Gehilfin Lilli stehen fest zu Rosalie. Können sie die Herausforderung bewältigen?

Drei selbstbewusste Frauen, die sich in einer Männerwelt gegen die Widerstände aus Familie und Firma behaupten müssen... Der Roman hält, was die Leseprobe versprochen hat. Er ist informativ, unterhaltsam, gefühlvoll und fesselnd. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Der Schreibstil ist anschaulich und fließend, man meint mitten im Geschehen dabei zu sein. Ein echt toller Frauenroman. Wünschenswert wäre eine Familienübersicht oder ein Stammbaum gewesen, um sich in der großen Ullstein-Verwandtschaft zurechtzufinden. Hervorzuheben ist jedoch das mit Goldprägung veredelte Cover, das richtig gut den Lebensstil der Goldenen Zwanziger widerspiegelt. Absolut empfehlenswert!

Bewertung vom 20.11.2021
Die Teehändlerin / Die Ronnefeldt-Saga Bd.1
Popp, Susanne

Die Teehändlerin / Die Ronnefeldt-Saga Bd.1


ausgezeichnet

Spannend und unterhaltsam
Wir befinden uns in Frankfurt am Main während der Biedermeierzeit. Tobias Ronnefeldt hat einen Handel mit Tee und anderen Kolonialwaren aufgebaut. Seine Frau Friederike erwartet das 5. Kind. Trotzdem bricht Tobias zu einer monatelangen Expedition nach China auf und stellt deswegen einen neuen Prokuristen für die Geschäftsführung ein. Doch kann man ihm trauen?

Die Geschichte der Familie Ronnefeldt kommt sehr authentisch rüber, man fühlt sich mitgenommen in die damalige Zeit und ihre Orte. Friederike wird durch die Chinareise ihres Mannes vom "Hausmütterchen" zu einer ernst zu nehmenden Geschäftsfrau, obwohl sie gegen manchen Widerstand ankämpfen muss. Alle Handlungen können gut nachvollzogen werden. Die Geschichte liest sich flott, ist spannend und unterhaltsam. Das Cover, eine junge Frau, die nachdenklich auf die Gassen Frankfurts blickt, passt gut zum Inhalt. Der Roman war genau meins. Daumen hoch!

Bewertung vom 12.10.2021
Wellenflug
Neumann, Constanze

Wellenflug


sehr gut

Die Höhen und Tiefen des Lebens
Anna, der Tochter einer Tuchhändlerfamilie, wurde schon in jungen Jahren suggeriert, dass aus ihr mal was Besseres wird. Sie heiratet in die reiche, angesehene Familie Reichenbach ein, bekommt viele Kinder und kümmert sich um Familie und gesellschaftliche Verpflichtungen. Der ältere Sohn Heinrich, in den viel Hoffnung gesetzt wurde, wird zum schwarzen Schaf der Familie. Er kümmert sich nicht um Konventionen. Seine Frauengeschichten und die Spielsucht treiben ihn ins Verderben, bis er Marie kennenlernt, ein junges Mädchen, dass als Gardrobiere im Varieté arbeitet. Sie stammt aus einem armen, kinderreichen Haus vom Lande. Marie gibt Heinrich Stabilität, Halt und Stärke. In der Familie kommt diese Verbindung nicht gut an und man versucht alles, die Liebe zu entzweien.

Die Autorin hat es mit Bravour geschafft, ihre persönliche, bewegende Familienchronik in einem fesselnden, lesenswerten Roman zu verarbeiten. Fast 100 Jahre Zeitgeschichte wurden geschickt mit den gesellschaftlichen Konventionen der damaligen Zeit verknüpft. Die Charaktere sind gut und detailliert beschrieben, die Handlungen nachvollziehbar. Es wird nichts beschönigt.
Das ausdrucksstarke Gesicht der jungen Frau auf dem Cover zieht einen magisch in den Bann. Ein sehr gelungenes Titelbild. Insgesamt empfehlenswert.

Bewertung vom 12.10.2021
Das Haus der Düfte
Lambert, Pauline

Das Haus der Düfte


sehr gut

Träume werden wahr, solange man daran glaubt
Schon als Kind träumt Anouk davon, eigene Düfte zu kreieren. Wann immer und wo sie kann, versucht sie Parfüms in den Pariser Geschäften zu testen und mit ihrer Nase zu analysieren. Sie arbeitet jedoch weiterhin in der Apotheke ihrer Mutter, da sie keine Chance bekommt, ihr Können zu beweisen.
Zufällig lernt sie Stephane Girard kennen, den Sprössling einer großen Parfümeur-Dynastie aus Grasse, die von seinen Großeltern Florance und Horace gegründet wurde. Er erkennt ihr Talent und bietet ihr an, das Handwerk von Grund auf zu erlernen. Anouk ergreift die Chance und wird von der Familie Girard aufgenommen. Außer dem Parfümeurwissen lernt sie aber auch Neid, Missgunst und Intrigen kennen. Die Familiengeschichte der Girards birgt einige Geheimnisse, die auch Anouks Vergangenheit und Zukunft betreffen.

Pauline Lambert entführt uns mit ihrem Roman ins Reich der Düfte. Der Roman erzählt in verschiedenen Zeitebenen die Geschichten von Anouk, Florence und Gilles, die sich alle drei der Parfümeurskunst widmen. Detailliert und lebhaft beschreibt die Autorin die Charaktere des Buches. Der Schreibstil ist flüssig und lässt einen nicht los. Beim Lesen kann man die Düfte förmlich riechen. Das hübsche, blumige Cover ist sehr gelungen und lädt zu gemütlichen Lesestunden ein.

Bewertung vom 12.10.2021
Der schwarze Winter
Lindemann, Clara

Der schwarze Winter


ausgezeichnet

Schlimme Zeiten
Der Roman spielt im Hungerwinter 1946/47. Die unterschiedlichen Schwestern Silke und Rosemarie sind nach der Flucht aus Danzig einquartiert auf einem Bauernhof, der außer Arbeit, Schikane und Hunger nichts zu bieten hat. Als der Bauer Rosemarie zu nahe kommt, wehrt diese sich mit Gewalt. Die Schwestern müssen abermals fliehen. Sie machen sich auf nach Hamburg. Der Schwarzmarkthändler Egon verspricht ihnen zu helfen, da es in der zerbombten Stadt auf normalem Wege weder Unterkunft noch Essensmarken gibt. Obwohl er sein Versprechen hält, ist das Leben schwer. Um zu überleben, bleibt ihnen nur Hans Meister, der Beziehungen hat und dem Silkes Wille imponiert. Er überlässt ihr die Geschäftsführung in einer Bar für englische Soldaten. Können Silke und Rosemarie Fuß fassen und sich gegen die Herrschaft der männlichen Konkurrenz durchsetzen?

Carla Lindemann hat geschickt deutsche Nachkriegsgeschichte in ihrem spannenden Roman verpackt. Der flüssige Schreibstil und die Einteilung der Kapitel überzeugen. Die Charaktere sind sehr gut nachvollziehbar, man kann sich gut in sie hineinfühlen. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, so gefesselt war ich von der Geschichte der Schwestern und dem zeitlichen Kontext. Das Cover ist perfekt auf die Geschichte abgestimmt. Es zeigt eine zerbombte Stadt und angedeutet eine Frau, die mit Stiefeln und Wollcape durch den Schnee stapft. Ein wirklich schönes, mitreißendes Buch, das ich wärmsten empfehle.

Bewertung vom 06.09.2021
Wildtriebe
Mank, Ute

Wildtriebe


ausgezeichnet

Mit den Traditionen brechen
Altbäuerin Lisbeth kannte nie etwas anderes als ihren Bethches-Hof, den sie in jungen Jahren übernehmen musste, weil ihre Brüder im Krieg gefallen waren. Es ist der größte und schönste Hof im Dorf, ihr ganzer Stolz.

Als Sohn Konrad mit Marlies einen junge, moderne Frau auf dem Hof bringt, die eigene Wünsche und Vorstellungen vom Leben hat, entsteht ein Generationenkonflikt. Marlies hat mit den Traditionen nichts am Hut. Klärende Gespräche gibt es nicht. Erst als Tochter bzw. Enkelin Joanna geboren wird, entsteht so etwas wie Familie. Als Joanna nach dem Abitur jedoch für ein Jahr als Entwicklungshelferin nach Afrika reist, sind beide Frauen enttäuscht und überdenken ihre Vergangenheit.

Erzählt wird die Zeitgeschichte mehrerer Jahrzehnte aus der Sicht von Lisbeth und Marlies. Die Ansichten der drei Männer auf dem Hof kommen fast gar nicht zur Sprache. Nüchtern und sachlich beschreibt Ute Rank das Leben in einem kleinen Dorf sowie den Wandel der Landwirtschaft mit all seinen Vor- und Nachteilen. Die unvollendeten halben Sätze irritieren etwas. Das Buch macht insgesamt nachdenklich, die einzelnen Charaktere sind nachvollziehbar.

Das Cover zeigt drei verschiedene, große Blütenköpfe, die wohl eine Assoziation auf die drei Frauen des Bethches-Hofes sein sollen. Auch wilde Triebe können demnach schöne Blüten tragen.