Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Jazz

Bewertungen

Insgesamt 647 Bewertungen
Bewertung vom 30.04.2024
Heinz Labensky - und seine Sicht auf die Dinge
Tsokos, Anja;Tsokos, Michael

Heinz Labensky - und seine Sicht auf die Dinge


weniger gut

Inhaltlich geht es sehr viel um die DDR. Ich bin lange nach der Wiedervereinigung im Westen geboren und habe mich nie für die Geschichte der DDR oder die Trennungsgeschichte sonderlich interessiert.

Heinz ist ein alter Mann, klassisch unsympathisch dargestellt mit Marotten, die man amüsant finden soll. Das hat aber nicht meinen Humor getroffen. Die komplizierten Fahrten und Tickets er Deutschen Bahn dagegen sind sehr authentisch dargestellt. Ansonsten zeichnet sich der Roman dadurch aus, dass Heinz den Roman durch Flashbacks hat und seine ganze Geschichte erzählt, während er auf der Busfahrt ist und zu Rita, seiner großen Jugendliebe, nach Berlin fährt, weil er einen Brief erhalten hat... Die Liebesgeschichte zwischen Heinz und Rita wird ausführlich erzählt, wobei auch die gesamte Geschichte der DDR mit RAF und co. eingepackt wird. Es hilft also, wenn man genauso begeistert und fasziniert von der Geschichte der DDR wie das Autorenpaar ist. Ich fand es eher konfus und wenig humorvoll. Ich schätze, ich bin einfach das falsche Publikum und zu jung.

Bewertung vom 29.04.2024
Wären wir Vögel am Himmel
Litteken, Erin

Wären wir Vögel am Himmel


gut

Der Roman beginnt in der Ukraine im Jahr 1938. Lilija, eine Teenagerin und Waise wird von ihrem Onkel und ihrer Tante aufgenommen und zählt zur Familie. Eines Tages soll sie mit ihrer besten Freundin Nina und einem weiteren Jungen aus ihrem neuen Umkreis in den Zug nach Deutschland steigen, um dort als Ostarbeiter in einer Fabrik zu arbeiten... Als die ganze Lage auch für ihren Onkel und ihre Tante immer brisanter wird, brechen sie auf, um die Familie wieder zusammenzuführen...

Trotz des schweren Themas ist der Roman leicht zu lesen. Erschreckende Tatsachen werden abgehandelt und aufgedeckt. Sehr erschütternd, wenn man bedenkt, dass Litteken hier die Erinnerungen ihrer Vorfahren eingebaut hat. An viele Details hätte ich nie gedacht und so detailliert war der Geschichtsunterricht bei mir nie besprochen worden. Gegen Ende gab es für mich allerdings zu viele Zufälle und Happy Ends, sodass dem Roman für mich viel Glaubwürdigkeit, Dramatik, Zerriss und Tragik gestohlen wurde. Daher wirkte der Roman tatsächlich wenig in mir nach. Er rührte mich nicht zu Tränen oder war emotionsgeladen. In meinen Augen hatte der Roman definitiv in den ersten zwei Dritteln Potenzial, aber letztlich kann es nicht mit der realen Katastrophe und den wahren Ausmaßen gleichgesetzt werden.

Bewertung vom 28.04.2024
Der Wind kennt meinen Namen
Allende, Isabel

Der Wind kennt meinen Namen


gut

Das war mein erster Allende und ich bin tatsächlich enttäuscht. Ich hatte einen emotionsgeladenen Roman erwartet, der einen zu Tränen rührt, dabei tiefsinnig ist und lange im Kopf bleibt. Allerdings fand ich ihn mitunter zäh und langweilig. Hier fehlten absolut die Emotionen und die Spannung. Dabei hat sich beides so sehr bei den Themen geboten.

Ich hatte unter dem Klappentext erwartet, dass Samuels Geschichte sich mit der Geschichte um Anita erzählerisch abwechselt. Dabei der Handlungsstrang um Samuel sich ausschließlich um den zweiten Weltkrieg und seiner Flucht und seiner eventuellen Wiedervereinigung mit einem Teil seiner Familie handeln wird und Anitas einfach in der aktuelleren Zeit spielen wird, mit einer ähnlichen Handlung, um die Parallelen zu verdeutlichen, dass in beiden Geschichten insbesondere die Kinder immer die Leidtragenden sind.

Allerdings geht es in Samuels Geschichte nur kurz um den zweiten Weltkrieg und anschließend um seine gesamte Biografie. Parallel wird dann noch Anitas Geschichte erzählt und dazu noch eine weitere Person, wobei sie irritierenderweise nicht im Klappentext vorkommt. Die Geschichten werden schließlich alle miteinander am Ende verwoben, aber das war für mich mehr wie eine Abhandlung als eine emotionale Geschichte.

Dabei werden manche Szenen sehr ausufernd und detailreich erzählt und anderen Springen um mehrere Jahre. Es gibt zudem viele Charaktere, sodass man sehr konzentriert lesen muss, um alle im Kopf zu behalten. Die Hellseherei von zwei Charakteren hat mir den Roman etwas zerstört. Die Abschnitte von Anita wirkten auf mich daher wenig interessant und insbesondere konfus, wobei gegen Ende klar wurde, warum das so ist. Abschließend kann ich sagen, dass man es lesen kann, aber nicht unbedingt muss.

Bewertung vom 25.04.2024
Und alle so still
Fallwickl, Mareike

Und alle so still


sehr gut

Das Buch ist leider sehr einseitig geschrieben. Die drei Protagonisten lernen sich alle langsam durch das Buch hinweg, trotz ihrer großen Differenzen, ihren verschiedenen Hintergründen, Altern und Lebenslagen, kennen. Die Charaktere waren mir nicht durchweg realistisch gezeichnet. Insbesondere mit Elin und Nuri hatte ich mitunter Probleme. Ruth dagegen ist sehr tiefsinnig, realistisch und es ist sehr tragisch, dass sie erst im hohen Alter ihre Lage realisiert und kritisch zurückblickt. Lange nachdem es schon zu spät ist. Elin ist als Influencerin eher unrealistisch dargestellt. Sie tut sich plötzlich mit Arzthelferinnen zusammen und protestiert für die Frauenbewegung, wenn sie parallel ganz andere Probleme als die Unterbezahlung der Pflegekräfte hat. Wenn noch stärker zum Ausdruck gekommen wäre, dass es um generell alle Frauen, ganz gleich des Berufs und co. geht, dann hätte ich das noch verstanden und nachvollziehen können, aber so war ich eher irritiert. Die Idee ist nämlich gut. In Nuris Geschichte konnte ich viel Wahrheit entdecken. Die stumme Mutter, die die Sprache nie gelernt hat und ihrem Kind daher nie eine Chance geboten hat, es in Deutschland zu schaffen. er ist somit für ein ähnlich miserables Leben prädestiniert. Und er erkennt es und schämt sich für sie. In Großen und Ganzen war mein Problem allerdings, dass die ganze Protestbewegung nur auf eine Stadt reduziert wurde und darin bestand auf der Straße zu sitzen und Wege zu blockieren. Das hat schon bei der letzten Generation nicht funktioniert. Daher hatte ich mir hier mehr erwartet. Dennoch gut geschrieben. Die Stimmen sind angenehm zu hören.

Bewertung vom 21.04.2024
Die Kunst der reduzierten Farbpalette
Soan, Hazel

Die Kunst der reduzierten Farbpalette


ausgezeichnet

Im Kunstunterricht hat meine Lehrerin kritisiert, dass ich alle Farben miteinander verwende und ich mich besser auf einzelne, wenige Farben fokussiere soll, damit das Bild harmonischer wirkt. Ich habe ihre Argumentation nicht nachvollziehen können und nur widerwillig eingewilligt, um eine gute Note zu erhalten.

Dieses Buch hat es mir nun Schritt für Schritt einleuchtend erklärt. Es besticht mit vielen Bildern, die groß- und kleinflächig vorhanden sind, um es visuell zu festigen. Die Wirkung von Farben und verschiedenen Farbpaletten wird ausführlich erklärt.

Empfehlenswert für alle, die gern ihr Handwerk oder ihr Hobby verbessern und professionalisieren wollen.

Bewertung vom 21.04.2024
Wo die Asche blüht
Que Mai, Nguyen, Phan

Wo die Asche blüht


sehr gut

In "Wo die Asche blüht" geht es um zwei junge Schwestern, die 1969 in Vietnam einen Ausweg aus ihrer katastrophalen Lebenssituation suchen als ihre Freundin ihnen einen Job anbietet. Sie müssen nur Amerikaner in der Stadt bezirzen und verdienen so viel mehr als sie je auf der Reisplantage ihrer Eltern verdient hätten. 2016 sucht Phong, ein Halbschwarzer, nach seinem amerikanischen Vater, um ein Visum in die USA zu erhalten und so seiner Familie ein besseres Leben bieten zu können...

Es gibt ein paar vietnamesische Wörter, die ich nicht verstand. Das fand ich störend, kann aber verstehen, warum das so als Stilmittel eingesetzt wurde. Der Roman findet in mehreren Zeitebenen statt und wird aus verschiedenen, wechselnden Charakteren im Fokus erzählt.

Der Roman ist extrem spannend. Ich habe ihn innerhalb eines Wochenendes verschlungen. Man verliert sich in der Geschichte und versinkt mitten im Vietnamkrieg. Wer sich daher für Kriegsromane interessiert, empfehlenswert. Ich wusste bisher wenig über den Vietnamkrieg und kenne solche Romane nur bisher aus dem ersten und zweiten Weltkrieg, aber ich hatte keine Probleme der Handlung zu folgen. Absolute Empfehlung. Er öffnet einem die Augen zu Geschehnissen, Schattenseiten und Konsequenzen im Krieg, an die man selbst nie denken würden. Nur ein Detail im Ende fehlt mir leider in der Auflösung des brillanten Romans.

Bewertung vom 20.04.2024
Freunde lieben. Die Revolte in unseren engsten Beziehungen
Liebl, Ole

Freunde lieben. Die Revolte in unseren engsten Beziehungen


gut

Es wird im Sachbuch gegendert. Das empfinde ich als nervig. Es geht um offene Beziehungen. Liebl fasst viele pro-offene Beziehungen/Freundschaft+-Forschungen zusammen. Er legt eine interessante Sachlage vor. Er analysiert viele Songs, Filme und Serien beispielsweise. Man kann das Buch ganz gut nebenbei hören. Die Sprecherstimme ist sehr angenehm, wenn man sich Mühe gibt, das Gendern zu überhören. Es hilft eventuell, wenn man die ganzen Filme kennt. Auch gibt er einen Einblick in Gedichte und Geschichte. Sprachlich ist das Buch dabei sehr breit versiert: Von vulgär bis Fachsprache alles vertreten. Man erkennt stark, dass es von einem schwulen Atheisten geschrieben ist. Seine persönliche Meinung kommt stark zum Ausdruck. Als Frau konnte ich daher nicht all seine Ideen gutheißen. Dafür bin ich zu feministisch und denke eher an Frauen. In wissenschaftlichen Sachbüchern erwarte ich zudem keine eigene Meinung. Er hat mir zu oft seine eigene Meinung und seinen Charakter eingeschoben.

Bewertung vom 20.04.2024
Nachhaltig Kochen für draußen und unterwegs
Olvenmark, Hanna

Nachhaltig Kochen für draußen und unterwegs


ausgezeichnet

Mit Nachhaltig Kochen hat Olvenmark ein leichtes, dünnes Kochbuch für Outdoors herausgebracht. Dabei sollte man ans Campen oder Vespern denken. Die Einleitung beginnt sie mit der Ausrüstung und zwei Doppelseiten einer Jahreschallenge, die ich nicht benötige. Ich finde gerade beim Thema Nachhaltigkeit hätte sie sich das für ihren Blog, den sie sicherlich besitzt, aufsparen können. Da hätte ich lieber mehr Rezepte bekommen.

Die Rezepte sind durchweg gut durchmischt. Es gibt Pasta, Falafel, Kuchen und Snacks. Manche sind dabei zum vor Ort zubereiten und manche dagegen zum zu Hause backen und zum Mitnehmen. Kulinarisch ist sie dabei sehr vielfältig. Die ganze Breite ist sehr international. Man sollte daher geschmacklich einfach alles mögen. Asiatisch, Arabisch, mediterran..

Bewertung vom 18.04.2024
The Happiness Blueprint
Zetterberg, Ally

The Happiness Blueprint


sehr gut

Klara soll den Job ihres Vaters übernehmen und hat da gar kein Interesse, aber auch keine Ausrede… Und ihr Vater hat Krebs und braucht sie daher unbedingt. Ihre Mutter hat sich scheiden lassen und das Land verlassen, ihre Schwester hat ein Leben mit Mann und Kind aufgebaut… So bleibt ihr nichts anderes übrig, als in ihre Heimat zurückzukehren.

Alex kommt nicht über den Verlust seines Bruders hinweg und geht in Therapie. Dort baut er schrittweise wieder auf und bewirbt sich auf eine Stelle, die Klara aufgibt…

Der Roman ist humorvoll, hat allerdings auch seine Längen und wirkt zeitweise etwas zäh, insbesondere am Anfang, denn bis sich die beiden kennenlernen, vergeht ein Drittel des Werks.

Ich habe mir das Hörbuch angehört und fand es etwas irritierend und war überrascht, dass sich die Erzähler mitten in den Kapiteln abwechselten. Ich weiß nicht, ob das auch in der gedruckten Version so ist. Es hat mich jedoch nicht gestört.

Außerdem finde ich den Mann absolut fehlbesetzt. Ich konnte mich beim Hören absolut nicht fallen lassen, denn er mimt einen 29-Jährigen und hatte hierfür aber eine viel zu reife Stimme. Als ich den mir unbekannten Sprecher recherchierte, fand ich heraus, dass er 72 geboren ist. Bei der etwa gleichaltrigen Frau habe ich das nicht so heraushören können. Bei ihr fand ich das daher nicht störend, sondern ganz passend.

Ansonsten ist es eine ganz süße Liebesgeschichte, die sich langsam anbandelt. Voller Dramen, Emotionen und Missverständnissen. Man sollte viel Idylle und daher Zufällen zugeneigt sein.
Klara und Alex haben mich ein bisschen an Ross und Rachel erinnert, allen voran das große Finale.

Bewertung vom 14.04.2024
Funny Story
Henry, Emily

Funny Story


sehr gut

Emily Henry produziert derzeit am fließenden Laufband und man genießt es nur als Leserin! Sie schreibt ihre Geschichten immer besonders und packt dabei stets Humor ein, bei dem man laut auflachen muss. Keine ihrer Geschichten gleicht einer anderen. Sowohl inhaltlich als auch bei den Charakteren kommt ihr großer Erfindergeist und ihr Ideenreichtum sehr zur Geltung.

Daphne, frisch von ihrem Verlobten für seine platonische beste Freundin aus seiner Kindheit an seinem Junggesellenabschied verlassen, zieht aus Mangel an Motivation und Kraft zu Miles, dem Ex-Freund der genannten platonischen Freundin, da dort nun ein Zimmer frei wird. Beide suhlen sich in Trauer um ihre ehemaligen Partner. Miles mit klassischen Frauenfilmen und eigenwilliger Musik, Daphne dagegen schließt ihr Herz komplett weg. So gehen sie sich in der Zweck-WG aus dem Weg, bis nach einigen Wochen eine Sendung in der Post beide herunterzieht, sie sich gemeinsam den Abend lang volllaufen lassen, sich kennenlernen und den klassischen Racheplan schmieden und eine Fake-Beziehung beginnen. Der Trope ist nicht neu, aber wirklich gut durcharbeitet. Daphne und Miles kommen dabei nicht nur durch ihre hinterhältigen, integritätslosen Ex-Partner als starke Charaktere durch, sondern auch mit ihren Familienproblemen. Die Geschichte war rundum plausibel und realistisch. In einer Szene, recht spät, finde ich jedoch, hat Miles Daphnes Verletztheit durch jemand anderen, sehr zu seinem eigenen Gunsten ausgenutzt. Das hat mir nicht gefallen.

Für alle Fans von Emily Henry ein Muss!