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Marie aus E.

Bewertungen

Insgesamt 864 Bewertungen
Bewertung vom 29.10.2024
Everything We Never Said - Liebe lässt uns böse Dinge tun
Harlow, Sloan

Everything We Never Said - Liebe lässt uns böse Dinge tun


sehr gut

Vorab: Das Buch enthält eine Triggerwarnung, allerdings ist diese so winzig geschrieben, dass man sie leicht übersieht. Am Buchende dann zu entdecken und mit dem Hinweis auf Spoiler, falls man sie liest. Gut fand ich die Hilfeseiten und Nummern zum Thema.

Aber nun zum Buch.
Ella hat jegliche Lebensfreude verloren, seit sie ihre beste Freundin Haley bei einem Unfall verloren hat. Emma ist schuld daran und jetzt hat sie sich auch noch in Sawyer verliebt, ausgerechnet, denn er war der Freund ihrer Freundin.
Sawyer verhält sich noch dazu oft merkwürdig und als Ella das Tagebuch ihrer toten Freundin findet, entdeckt sie eine schreckliche Wahrheit.

Uff. Ganz schön viel, was das Buch da auffährt.
Ich wurde auch ziemlich überrumpelt, weil ich bei einem Buch empfohlen ab 14 Jahren nicht so heftige Themen erwartet habe. Das ist auch mein Kritikpunkt an dem Buch, trotz dunklem Einband war es mir thematisch für die empfohlene Altersgruppe zu heftig. Aber vielleicht bin ich da zarter besaitet als die heutigen Teenies.

Ansonsten ist es gut gemacht. Die Mischung aus düsterer Lovestory und dem dunklen Geheimnis in Hayleys Tagebuch macht es spannend und beklemmend und gleichzeitig hofft man auf das Liebesglück.

Es ist trotzdem ziemlich vorhersehbar, allerdings gab es am Ende noch einen für mich unerwarteten Twist, das war fein.

Auch wenn ich es stellenweise unplausibel fand, insgesamt war es ein spannendes Buch und mit vielen Alltagsszenen aus dem Leben von Ella konnte man sich ihr richtig nahe fühlen.

Bewertung vom 24.10.2024
Ex-Wife
Parrott, Ursula

Ex-Wife


sehr gut

Es geht um Patricia, die als junge Frau in ihren Zwanzigern von ihrem Mann verlassen wird. In den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts.
Beworben wurde das Buch mit Parallelen zu "Sex and the city" - das passt vermeintlich nicht wirklich und doch wieder gut.

Den Schreibstil fand ich erstaunlich: so gar kein bisschen sperrig, gut und leicht lesbar, gar nicht antiquiert wie von mir befürchtet.

Das Vorwort zum Buch sollte keinesfalls überblättert werden, es hat mir sehr geholfen, die Autorin in Kontext der damaligen Zeit einzuordnen und auch ein stückweit wütend gemacht.

Aber zurück zum Buch.
Patricia ist eine selbständige junge Frau, die ihren Lebensunterhalt selbst verdient und im New York der 20er Jahre ins Nachtleben eintaucht und Beziehungen nach Lust und Laune pflegt. Wirklich? Ja, aber glücklich ist sie dabei nicht und sie definiert sich trotz allem über die Männer und würde - sofern möglich - das Leben als Ehefrau der Unabhängigkeit jederzeit vorziehen.

Ich fand das Buch thematisch spannend, auch nachdenklich machend und deutlich weniger feministisch, streng genommen gar nicht feministisch. Eine interessante Zeitreise in eine mir völlig unbekannte Welt. Auf jeden Fall lesenswert.

Bewertung vom 21.10.2024
L wie Lafer
Lafer, Johann

L wie Lafer


sehr gut

Das Buch ist ein echter Wälzer. Schwer ist kein Ausdruck, versehentlich auf den Fuß fallen sollte es einem nicht.
Ich finde es schon optisch sehr gelungen, eine edle, schlichte Aufmachung, die neugierig auf den Inhalt macht.

100 Lieblingsgerichte, das ist eine Hausnummer.
Ich war überrascht, wie vielfältig die Auswahl ist.
Es finden sich bekannte Klassiker wie Gulasch, Martinsgans und rheinischer Sauerbraten genauso wie eine kulinarische Reise um die Welt mit Pad Thai aus Thailand, vietnamesische Reisröllchen und Ceviche aus Südamerika.

Es gibt Fisch, Fleisch, Süßes, Vegetarisches, kleine Gerichte und Suppen.
Immer jeweils auf mindestens einer Doppelseite mit schönem Foto und dem Rezept.
Manche Rezepte auch mit einer ausführlichen Bild für Bild Anleitung.

Die Fotos sind sehr ansprechend - mein Highlight ist die Gemüsesülze, diese ist schon fast, ach was sage ich, nicht nur fast, sie ist ein Gesamtkunstwerk.
Auch wenn ich das Glibbrige nicht essen möchte, optisch so, so hübsch!

Mir gefällt auch, dass die Rezepte so unterschiedlich sind, auch hinsichtlich des Aufwands und der Zutaten. Es gibt die Rucki-Zucki Tomatensuppe genauso wie die aufwändigere klare Ochsenschwanzsuppe oder Pilzmaultaschen im Kartoffelsud.

Für absolute Koch-Anfängerinnen und Anfänger würde ich das Buch eher nicht empfehlen (auch wenn man anhand der Rezepte gut nachkochen kann), aber nach dem ersten Grundkochbuch kann man hier gut aufbauen.

Warum hat es nicht ganz zu fünf Sternen gereicht? Tatsächlich ist es mir insgesamt etwas zu Meeresfruchtlastig und die Anzahl der "Muss ich unbedingt-nachkochen-Rezepte" bleibt trotz sehr positivem Eindruck überschaubar.

Bewertung vom 20.10.2024
Kleine Monster
Lind, Jessica

Kleine Monster


gut

Das Buch beginnt noch, wie im Klappentext angegeben: Pia und Jakob, die Eltern des siebenjährigen Luca, wurden in die Schule geordert.
Es gab einen Vorfall (der auch später nicht konkretisiert wird).

Während Jakob schnell wieder zur familiären Tagesordnung übergeht, wachsen in Pia immer mehr Zweifel. Ist Luca wirklich der unschuldige, brave Junge?

Dann wechselt die Handlung zu Pias Kindheit und einem Kindheitstrauma. Die Beziehung zu Eltern und Geschwistern - um dann wiederum zu Jakobs Familie zu springen, zurück zu Luca und wieder weiter tief in Pias Kindheit.

Es lässt ein Gefühl von unguter Spannung im Sinne von "Was wird noch Schreckliches passieren und was geschah Furchtbares" immer weiter gären.
Um mich dann mit einem schalen Gefühl von "Hm. So endet die Geschichte also" zurückzulassen.
Ich habe mir hier mehr erwartet.

Bewertung vom 19.10.2024
Die Mitford Schwestern / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.6
Benedict, Marie

Die Mitford Schwestern / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.6


sehr gut

Die Mitford-Schwestern, nach der Lektüre kann ich es kaum glauben, dass ich von der Familie Mitford bislang nichts gehört habe.
Vom Bekanntheitsgrad sind sie in Großbritannien so groß wie bei uns in Deutschland die Familie Mann, habe ich anderswo gelesen.
Sechst Töchter, ein Sohn, verwandt mit der Frau von Churchill und auch ansonsten Upper Class, wenn auch zunehmend wirtschaftlich gebeutelt.
Die Bandbreite unter den Geschwistern ist groß: Die eine Schwester in einer wahnhaften Hitler-Verehrung in seinem nahen Dunstkreis (Hitler-Groupie habe ich auch als Begriff gelesen, das trifft es gut), die andere Schwester Kommunistin und dann auch noch die kühle und berechnende Faschistin Diana, die mit dem Guinness-Erben verheiratet war und ihn verlässt, um die Geliebte des britischen Faschistenführes Mosleys zu werden.
Ein Schaulaufen der großen Namen. Und gefährlicher Entwicklungen.

Das Buch rückt drei der Schwestern in den Fokus: Diana, Unitiy und Nancy.
Im Gegensatz zum Klappentext, der Nancy als Mittelpunkt des Romans nennt, sehe ich hier das Hauptaugenmerk auf Diana und Unitiy gelegt.

Das Buch beginnt 1932 und endet 1941 - also noch vor Kriegsende und ist nur ein kleiner Ausschnitt aus dem Leben der Schwestern.
Es liest sich wunderbar leicht dahin. Zum einen, weil es in sehr kurze Kapitel gegliedert ist, so dass ich immer geschwind noch eines angehängt habe, obwohl ich das Buch doch weglegen wollte. Außerdem ist es ein historischer Roman, aber durchaus mit Anklängen zur Klatschpresse. Kein Wunder, bei dem Leben der Schwestern, das so jenseits all meiner Vorstellungen von Realität war. Ich meine den Klatschpressenanklang auch nicht abwertend und negativ, es liest sich einfach schön.

Dabei ist es spannend und gibt Einblicke in eine mir bislang nicht bekannte Welt. Faschismus und England hatte ich bislang nicht zusammengebracht und die Beziehungen der Promi-Schwestern zu Hitler und Deutschland fand ich auch sehr interessant.

Obwohl annähernd hundert Jahre her, hat das Buch auch eine erschreckende Aktualität.

Mir hat es sehr gut gefallen, es sind nur keine fünf Sterne geworden, weil ich einen Anhang zur Einordnung der Fakten und der schriftstellerischen Freiheit im Hinblick auf eine gut erzählte Geschichte vermisst habe.

Bewertung vom 17.10.2024
Lauter als das Meeresrauschen
Voß, Nina

Lauter als das Meeresrauschen


gut

Bei dem Buch hat mich das Cover begeistert und der Klappentext klang auch so gut: Neuseeland, Whalewatching, Meeresbiologie und dicke Gefühle. Ja! So meine Vorstellung.

Es geht um Emmi, die vor eineinhalb Jahren einen Unfall hatte und gedanklich noch immer tief in der Vergangenheit festsitzt.
Aber eine neue Umgebung, weit weg von den Erinnerungen und dann auch noch ihre geliebten Wale, die Chance auf einen Neuanfang nutzt sie. Und dann gibt es da auch noch Valentin, aus dem Emmi nicht schlau wird, bei dem Emmi aber immer ein Knistern verspürt.

Soweit, so fein. Das Unfalltrauma wird gleich eingangs noch mit einer Triggerwarnung versehen, die Content Note findet sich am Buchende und hat auch Hilfeseiten und Kontaktmöglichkeiten für Betroffene. Das fand ich gut gelöst.

Die Altersempfehlung liegt ab 16 Jahre - ich finde aber, das Buch eignet sich schon gut ab 14 Jahre. Es ist weder spicy, noch extrem verstörend (das gilt natürlich nur, falls man nicht von den Themen getriggert wird). Ich als Erwachsene fand es eher zäh und ohne große Höhepunkte, deshalb vermute ich, dass es älteren Leser*innen (und da zähle ich bei dem Buch auch schon ü16 dazu) wohl ähnlich gehen wird.

Es hat sich schön gelesen, aber der berühmte Funke ist einfach nicht übergesprungen. Es war für mich ohne nennenswerte Höhen und Tiefen, auch die besonderen Momente, im Schönen wie im Tragischen haben mich nicht so berührt wie erhofft.
Von der Landschaft Neuseelands habe ich mir auch etwas mehr erhofft, auch von der Meeresbiologie.

Nette Unterhaltung, leider nicht mehr.

Bewertung vom 15.10.2024
Mitternachtsschwimmer
Maguire, Roisin

Mitternachtsschwimmer


ausgezeichnet

Evan und seine Frau haben Eheprobleme, weil sie einen schlimmen Verlust zu verkraften haben. Eine temporäre räumliche Trennung erscheint eine gute Lösung und Evan zieht sich nach Ballybrady zurück. Das ist ein kleines irisches Dorf am Meer, dort mietet Evan ein Cottage.
Seine Vermieterin ist seltsam - fast schon unfreundlich.

Aus der geplanten einen Woche Rückzug wird viel mehr, denn der Lockdown kommt und Evan kann nicht zurück.
Er lernt die Dorfbewohner kennen...und Grace...und Stück für Stück ändert sich die beklemmende Grundstimmung etwas. Bis es zum erneuten Drama kommt.

Hui, was für ein Buch. Ein wenig wie das Meer, das so eine große Rolle darin spielt. Erst ist es leise, plätschert ein wenig, aber sehr angenehm, kleine Wellen, aber man spürt, dass eine große Flut vorausging. Und dann kommen wieder stürmischere Zeiten, die Wellen formieren sich zu großen Sturmwellen.

Naja, das war jetzt vielleicht doch ein wenig dicke im Vergleich, aber ich mag das Buch sehr. Es zeigt Menschen, die vor Verzweiflung und Trauer verschlossen sind, aber eben auch, dass es trotzdem immer wieder auch Hoffnung gibt. Es wird nicht auf einmal alles wieder gut, das nicht, aber es gibt auch schöne Momente und eine Entwicklung zu helleren, sogar guten Tagen hin.

Das alles in einer schönen, zurückhaltenden Sprache, die die Stimmung gut widerspiegelt und Charakteren, die zwar borstig, aber liebenswert sind. Übrigens auch die Nebencharaktere, auch diese gefielen mir sehr gut.

Schön verpackt in einem edlen Design mit passendem Cover, für mich ein sehr gelungenes Buch.
Die perfekte Lektüre für einen herbstlichen Urlaub am Meer.

Bewertung vom 13.10.2024
Geile Zeit
Seydack, Niclas

Geile Zeit


weniger gut

Ein Buch über die Millennials, eine Ode an die 2000er? Wie fein, ich freute mich.
Bei mir lief im Kopf gleich der Vergleich zu "Generation Golf" - ich erhoffte mir ein ähnliches Lesevergnügen.

Überzeugt hat mich "Geile Zeit" leider nicht, auch wenn ich seitdem den Juli-Ohrwurm im Kopf habe (das wiederum ist eigentlich sehr schön).

Zeitweise war es witzig, ja, gerade der Start. Eine schöne Zeitreise in längst vergangene Zeiten, die aber prägend war, wenn man da jung war.
Jetzt ist es also soweit, dass auch die Millennials schon wehmütig in Erinnerungen schwelgen.

Leider driftet es dann aber oft ab in ein Jammern und "wie arm wir doch dran sind-Klagen". Nach der zigsten Wiederholung von der Prägung durch 9/11 war ich dann schon fast genervt.

Mein Fazit: nicht so witzig wie gedacht, andererseits aber auch zu einfach im Klagen und in der Darstellung der Generation, mir hat da die Balance gefehlt.

Bewertung vom 10.10.2024
Signum / Stormland Bd.2
Lindqvist, John Ajvide

Signum / Stormland Bd.2


sehr gut

Teil zwei setzt nahtlos am Vorgängerband Refugium an und man sollte unbedingt chronologisch lesen, einen Quereinstieg kann ich hier nicht empfehlen.

Die Charaktere kennt man schon und es ist spannend zu verfolgen, was sich in den doch nicht gewöhnlichen Beziehungen tut. Allen voraus natürlich zwischen Kim und Julia, aber auch die von Nebenfiguren.

Es bleibt extrem brutal, diesmal hat es mich aber nicht so mitgenommen wie im Vorgängerband, weil die Qualen eines Kindes nicht im Vordergrund standen. Ich bin durch unzählige Skandi-Thriller wohl schon etwas abgestumpft.

Neben dem Kidnapping des Peinigers geht die Story noch um die rechtsextreme Szene in Schweden. Den Strang fand ich eher 0815 und nicht wirklich spannend. Die Beziehungsgeflechte und der Strang um das Kidnapping haben das aber wieder wettgemacht.

Mein Fazit: nicht ganz so überzeugend wie der erste Teil, aber immer noch sehr gut. 4,5 Sterne.

Bewertung vom 03.10.2024
Okaye Tage
Mustard, Jenny

Okaye Tage


sehr gut

Ich mochte den Titel ja sofort. Endlich mal kein Titel, der sich vor lauter Superlativen überbietet, nein, okaye Tage.

Mein Lieblingssatz gleich vorneweg:
"Aber selbst wenn es uns jetzt mies geht, verbringe ich lieber noch zwei miese Tage mit dir als zwei okaye Tage ohne Dich."

Es geht um Sam und Luc. Beide Endzwanziger, sie gebürtige Schwedin und für ein Praktikum in einer hippen Werbeagentur in London. Er Brite, eigentlich aus der Umweltbranche, aber mangels Job Interimsverkäufer.

Die Beiden verlieben sich heftig und der atemlosen Lovestory steht das Verfallsdatum (=Sams Praktikumsende und Rückkehr nach Schweden) immer ins Gesicht geschrieben. Wahrscheinlich deshalb ist die Beziehung auch anstrengend, man muss das hier und jetzt auskosten, jede Minute nutzen.
Dabei sind Sam und Luc so unterschiedlich - und je nach Buchfortschritt war ich mal mehr bei Sam und dann wieder mehr bei Luc.

Ich mag das Buch, weil es aus beiden Perspektiven erzählt wird.
Und weil es so viele aktuelle Themen anreißt.
Kann ich beruflich integer sein, meine Vorstellungen von einer besseren Welt leben oder muss ich irgendwann mal auf materielle Sicherheit gehen? Vegan oder Fleisch? Rauchen oder nicht? Kinder ja oder nein?

Große Liebe oder passt es einfach nicht? Oder nur gerade nicht? Teures Leben in der Großstadt, Drogen, Alkohol, jung und unbekümmert sein.

Gut fand ich auch die gendergerechte Sprache und die Selbstverständlichkeit von Liebesbeziehungen egal welchen Geschlechts. Nicht als Punkt einer Agenda, denn man gewollt abhaken muss (kommt mir bei manchen Büchern aktuell etwas zu gewollt vor), sondern halt einfach ein Freundeskreis.

Ein Buch für eine ganz bestimmte Lebensepoche, leicht und doch nicht seicht und ohne Zuckerguß-Schönverfärberei.