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Gwynnys Lesezauber - Bloggerin & Lektorin
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Nüdlingen
Über mich: 
Buchverrückte mit der tiefen Leidenschaft für das geschriebene Wort. Ich lese nicht, ich tauche ein in fremde Welten, erlerne Magie und zähme Drachen! Ich lektoriere nicht, ich höre auf die Melodie eines Textes und fische die falschen Töne heraus.

Bewertungen

Insgesamt 117 Bewertungen
Bewertung vom 15.07.2021
Die Götter müssen sterben
Bendzko, Nora

Die Götter müssen sterben


ausgezeichnet

»Ich habe einige unheilbare Wunden und weiß, dass noch mehr folgen werden«, sagte sie. »Eine andere Frau würde eine ausgestreckte Hand nicht fortschlagen, nicht in einem fremden Land, wo sie sonst allein unter Feinden wäre. Aber ich weiß es besser, Areto. Zum Würgen und Schlagen bedarf es beider Hände. Es ist grausam, doch ehrlich. Wer dich dagegen füttert, braucht nur eine Hand und kann die andere hinter dem Rücken verbergen. Ich kann dir nicht trauen. Und du solltest es mir gleichtun.«
Aus Die Götter müssen sterben von Nora Bendzko

KURZMEINUNG
Brutal ehrliche Dark Fantasy, die auf vielen Ebenen emotional aufwühlt, begeistert und fasziniert.


SCHREIBSTIL & CHARAKTERE
Dieses Buch ist in sich so gewaltig, dass es eine kleine Weile brauchte, es zu verdauen. Normalerweise schreibe ich Rezensionen für Bücher, die mir außerordentlich gut gefallen haben, sofort. Doch in diesem Fall musste sich die Geschichte erst setzen und ihren Platz in meinen Gedanken und meinem Herzen finden.
Es ist auf so vielen Ebenen ein gelungenes Werk. Zwischen den Zeilen singt es, zeigt trotz der fantastischen Aspekte die brutale und groteske Ehrlichkeit – das dahinter der schillernden Sagen um die Griechen und ihre Götter.
Doch was mich so überzeugt hat, war die Unerbittlichkeit, mit der Nora Bendzko das Leben der Amazonen, das Leben aller in der damaligen Zeit, beschrieben hat. Weder waren die Kriegerinnen nur blutgierige und Männer fressende Furien – das kam nur manchmal ein wenig raus ^^ – noch trugen sie Blumen im Haar und lebten friedlich zusammen. Die Natürlichkeit, die hier mitschwingt, die Offenheit, die sie ihren Protagonist:innen schenkt, das alles fasziniert und fesselt. Es erschreckt jedoch auch, bringt zum Schlucken, zum Tränen wegblinzeln und vor allem dazu, die Gefühle der Charaktere in mir zum Klingen zu bringen bis sie der Geschichte antworten. Ein unbeschreibliches Lesegefühl!
Dahinter findet sich eine greifbare Atmosphäre – ich übertreibe nicht, wenn ich Euch sage, dass ich während so mancher Kampfhandlung das Blut auf meiner Zunge schmecken konnte. Nora Bendzko schreibt bildgewaltig. Ich hatte den Schlachtenlärm im Ohr, sah die Handlung vor meinem geistigen Auge und wurde mitten hineingezogen, in diesen Strudel aus Liebe, Hass, Verrat, Ehre, Verlust und Intrigen. Sehr zugesagt hat mir ihre Interpretation der Götter – so stelle ich sie mir auch immer vor. ^^
Dennoch möchte ich das Buch nicht verfilmt wissen, denn ich glaube nicht daran, dass man dieser Umgebung gerecht werden könnte. Es lebt definitiv von der eigenen Vorstellungskraft.

MEIN FAZIT
Bild- und emotionsgewaltige, düstere Fantastik, die von ihrer brutalen Ehrlichkeit und ihrer greifbaren und authentischen Atmosphäre lebt. Episch!

MEINE BEWERTUNG
Höchstwertung!
5/5 Goldene Zahnrädchen
©Teja Ciolczyk, 15.07.2021

Bewertung vom 20.05.2021
Die Erfindung von Alice im Wunderland
Hunt, Peter

Die Erfindung von Alice im Wunderland


ausgezeichnet

Und doch bedeuten Wörter, wie ihr wisst, mehr, als wir damit ausdrücken wollen, wenn wir sie verwenden: Ein ganzes Buch sollte also schon um einiges mehr bedeuten, als der Autor im Sinn hatte. – Charles Dodgson (Lewis Carroll) über Die Jagd nach dem Schnatz

Winston Churchills berühmter Ausspruch über Russland aus dem Jahr 1939 ließe sich auch auf die „Alice“-Bücher übertragen:
Sie sind „ein Rätsel, umgeben von einem Mysterium, das in einem Geheimnis steckt; aber vielleicht gibt es einen Schlüssel.“
– Aus Die Erfindung von Alice im Wunderland: Wie alles begann von Peter Hunt


Ein ebenso umfangreiches wie zum Nachdenken anregendes Werk – man sieht Alice mit anderen Augen.


DAS WERK ALS GANZES BETRACHTET
Durchgelesen habe ich dieses Wunderwerk der Annahmen, belegten Hintergründe und Rätsel um Alice sehr schnell. Doch es birgt so viele Details ins sich, dass ich oft noch geblättert habe. Ich bin durch die Seiten gesprungen und habe mich immer wieder gefragt, wie es wäre, Charles Dodgson einmal treffen und mit ihm sprechen zu dürfen.
So verweilte ich sehr lange zwischen diesen Zeilen. Denn es hat mir Spaß gemacht, Peter Hunts Ausführungen zu lesen. Sie sind bisweilen ein wenig kompliziert und verschachtelt geschrieben und die vielen Klammern mit wichtigen Fakten machen es nicht einfacher – aber das hat für mich nicht trüben können, welche Faszination das Buch auf mich ausgeübt hat.
Ich bin schon immer begeistert von Alice – sei es als Film, Buch, Konsolenspiel oder Nacherzählung. Und sicher sehe ich die Geschichte um das Mädchen herum nun mit anderen Augen. Aber mir wurde nicht der Zauber genommen, den diese Geschichte auf mich ausübt. Viel mehr bekam er nun die richtige Würze! Ich liebe Mehrdeutigkeit, Scharfsinn, Botschaften und gut getarnte Szenerien. Nun ist das Wunderland noch vielschichtiger für mich.
Es ist so interessant, zu erfahren, was Charles Dodgson zu einzelnen Figuren bewogen hat. Wie viel versteckte Realität durch die Seiten hüpft. Und es macht ihn nahbar, zu wissen, dass mehr seiner Emotionen in seine Werke hineingeflossen sind, als man bei einem Kinderbuch annehmen könnte.
Es kursieren ja die wildesten Gerüchte über Charles Dodgson und sein Alias Lewis Carroll – auch hier wird einiges klar und anderes gar nicht erst erwähnt. Geeignet, um die Gerüchteküche abkühlen zu lassen.
Gepaart mit vielen künstlerischen Eindrücken und enorm viel Wissen ist dieses Buch eine gelungene Komposition aus gestillter Neugier, neuen Perspektiven und genügend Raum, eigene Spekulationen zu betreiben.
Ein Buch zum Buch – und so viel mehr.
Ich verabschiede mich mit den Worten von Disneys Grinsekatze:
„So irre und so Geist gestört,
der Uhu schreit,
der Hirsch der röhrt ...
und der Momratz ist fort!"

©Teja Ciolczyk, 20.05.2021

Bewertung vom 19.05.2021
Die Totenbändiger. Staffel 1: Äquinoktium. Vollmondnächte
Erdmann, Nadine

Die Totenbändiger. Staffel 1: Äquinoktium. Vollmondnächte


ausgezeichnet

Eine Hörbuch-Rezension zu den ersten vier Bänden - spoilerfrei

Von Geistern, inneren Dämonen und gefährlichen Machenschaften …

KURZMEINUNG
Diese Story begeistert! Zwischen Düsternis, Grusel und Humor.


SCHREIBSTIL & CHARAKTERE
Zunächst zur Story, die mich wirklich begeistert hat! Nadine Erdmann hat eine Atmosphäre erschaffen, die eine Mischung aus Düsternis, Grauen, Grusel und Humor ausstrahlt. Dabei kann sie sich ebenso der persönlichen Tiefe ihrer Charaktere widmen wie den Ernst der Lage darstellen und die richtige Prise Witz in die Dialoge einfließen lassen.
Man fühlt sich trotz der Thematik im Alltag. Es sind neben der Herausforderung, in einer Welt voller Geister, dem lauernden Tod und in dem Dasein als Totenbändiger bestehen zu müssen, die normalen Probleme, die der Geschichte diese reale Lebendigkeit schenken.
Ich fühle mich wohl. Obwohl ich mich sehr häufig aufrege, wütend werde und mich richtig heftig grusle! Und zwar nicht nur vor den Gespenstern, Widergängern und anderen Kreaturen, die das Leben dort so anders machen. Es sind vielmehr die Schatten eines jeden Menschen, die Nadine Erdmann so gekonnt auf den Plan ruft. Es ist erschreckend, wie viel Wahrheit und Realität zwischen den Zeilen steckt.
In jedem Fall werde ich diese Reihe weiterhin verfolgen. Ich habe mich schon so an die Hunts gewöhnt, dass ich gar nicht anders kann. ;o)
Auch Günter Merlau verhilft dieser Geschichte zu ihrer Stimmung. Er färbt die einzelnen Charaktere gekonnt ein und zieht sprachlich das Tempo an, damit auch die notwendige Spannung aufkommt. Man erkennt bei ihm die einzelnen Leute wieder. Es ist, wie nach Hause zu kommen, wenn man den nächsten Band anspielt. Einzig die ab und an etwas seltsam gesetzte Betonung könnte ich bemängeln. Aber im Ganzen kann es die Freude an dem gut gelesenen Hörbuch nicht trüben – Günter Merlau macht einen tollen Job! Gerade bei so vielen verschiedenen Protagonisten ist es nicht einfach, eine so gute Leistung abzuliefern. Also, vielen Dank an dieser Stelle!

MEIN FAZIT
Eine sehr gelungene Reihe, die mich in ihren Bann gezogen hat. Ich freue mich schon auf die nachfolgenden Teile. Und jetzt versuche ich erst einmal, an die Printversion dieser Schätze zu gelangen. Die muss ich im Regal haben! ;o)

MEINE BEWERTUNG FÜR DIE STORY
Höchstwertung!
5 von 5 Goldenen Zahnrädchen
MEINE BEWERTUNG FÜR HÖRBUCH UND SPRECHER
5 von 5 Zahnrädchen
©Teja Ciolczyk, 19.05.2021

Bewertung vom 26.04.2021
Schöne neue Zauberwelt (eBook, ePUB)
Kempin, Stephanie

Schöne neue Zauberwelt (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

»Halt, halt, halt!«, unterbrach Kay sie. »Du redest nicht wie eine Katze. Katzen können nicht sprechen, das passt nicht, das ist total unkatzig!«
»Miau?«, machte Chleo.
Kay strich sich mit einer Hand durch die Haare, dem Wahnsinn mal wieder ein Stück näher.
Aus Magpie Lodge I: Schöne neue Zauberwelt von Stephanie Kempin


KURZMEINUNG
Wundervolle Fantasy zum Wohlfühlen und Schmunzeln. Humorvoll und authentisch.


SCHREIBSTIL & CHARAKTERE
Zuerst muss ich hier betonen, wie wohl ich mich in dieser Geschichte gefühlt habe. Das Lesen war wie eine Tasse heiße Schokolade, ein amüsantes Gespräch mit einem lieben Freund.
Stephanie Kempin hat hier wundervolle Fantasy mit den realen Querelen des Lebens festgehalten. Man schmunzelt noch über die skurrilen Zustände in dieser Welt, da findet man sich auch schon selbst in Kays Problemen wieder. Alltagsprobleme meets Zauberkraft. Es ist diese erfrischende und aufrichtige Mischung, die das Buch so schön machen.
Kay ist alleinerziehend – mit einem magisch begabten Kind! Es ist so authentisch, wie sich Kayleigh gibt. Ich denke, ich wäre an ihrer Stelle ähnlich drauf. ^^ Das macht sie so sympathisch, ich kann mich mit ihr identifizieren.
Und mittendrin ist da dieser Magierhaufen. Eigenwillig und wunderlich sind sie allesamt. Doch genau das macht einen großen Teil des Witzes in dieser Geschichte aus. Ich finde, die Autorin hat hier einen sehr eleganten Spagat zwischen Authentizität und Fantasie geschaffen. Ich liebe diese kleine Welt, die ich viel zu schnell wieder verlassen musste.
Aus welchem Grund auch immer, habe ich das Lied der Grinse-Katze aus Disneys „Alice in Wonderland“ im Ohr: So irre, und so geistegestört ... ^^
Auch liest sich der Stil sehr flüssig und zügig. Ein rundum gelungenes Lesevergnügen!

MEIN FAZIT
Ein Buch zum Wohlfühlen und Schmunzeln! Ich freue mich sehr auf den zweiten Band!

©Teja Ciolczyk, 22.04.2021

Bewertung vom 08.04.2021
Magic Force. Verborgene Macht
White, Raywen

Magic Force. Verborgene Macht


sehr gut

»Nicht so verkrampft.« Er stellte sich hinter sie, stützte ihre Oberarme. »Stell dir vor, du bist Son Goku aus Dragon Ball und machst ein Kamehameha«, erklärte er leise und ließ seine Finger ihre Arme hinabgleiten.
Aus Magic Force: Verborgene Macht von Raywen White

KURZMEINUNG
Magie mal ganz anders! Mit kleinen Schwächen trifft eine tolle Atmosphäre auf ein gelungenes Setting.

SCHREIBSTIL & KLAPPENTEXT
Genial finde ich das Setting dieser Geschichte. Man fühlt sich ein wenig wie in einem der Navy Seal Filme. Allerdings besser, denn hier geht es um Magie! Ich finde diese Mischung richtig gelungen und es hat beim Lesen Spaß gemacht. Auch die Rolle, die von der Magie eingenommen wird, zeigt eine interessante Perspektive.
Wenn man ein wenig zwischen die Zeilen spitzt, merkt man, dass man dieses Bild der Magier auch auf reale Randgruppen anwenden kann. So zeigt sich hier ein durchaus kritischer Blick auf unser System, wenn man es zulässt.
Doch man kann sich auch wunderbar unterhalten lassen. Denn es liest sich leicht und ist einfach geschrieben. Nicht überkandidelt oder übertrieben. Der Spannungsbogen ist sehr ausgewogen und die Atmosphäre ist fast greifbar. Auch das Leben und wie es sich verändert hat, ist gut gezeichnet. Ich konnte mir vorstellen, wie es dort zugehen muss – und bin froh, wenn wir ohne diese Form der Magie bleiben. ^^
Die Charaktere kommen gut zur Geltung, man kann viele Beweggründe nachvollziehen und lernt sie im Verlauf der Geschichte kennen. Ich mag Eve in ihrer Art und die Entwicklung, die sie durchläuft.

Allerdings fand ich das Ende ein wenig zu zügig und einfach abgehandelt, wenn auch im Grunde passend. Das war für mich ein kleiner Wermutstropfen, der mir jedoch nicht das Vergnügen an der Geschichte nehmen konnte.

MEIN FAZIT
Magie mal anders! Ein gelungenes und sehr interessantes Setting trifft auf eine tolle Atmosphäre. Kleine Schwächen konnten das Gesamtvergnügen nicht wirklich trüben.

©Teja Ciolczyk, 23.03.2021