Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
PMelittaM
Wohnort: 
Köln

Bewertungen

Insgesamt 482 Bewertungen
Bewertung vom 18.05.2024
Das unendliche Lied / Doctor Who - Der zehnte Doktor Bd.4 (eBook, PDF)
Abadzis, Nick

Das unendliche Lied / Doctor Who - Der zehnte Doktor Bd.4 (eBook, PDF)


sehr gut

Der Band enthält drei sehr unterschiedliche Geschichten. Zunächst sind der zehnte Doctor und Gabby auf einem Planeten, auf dem Musik eine große Rolle spielt, aber auch zu einer großen Gefahr wird. Danach hat Gabbys Freundin Cindy eine unheimliche Begegnung, die in engem Zusammenhang mit dem vorherigen Band steht, und trifft auf einen alten Bekannten aus dem Doctor-Who-Universum, und in der letzte Geschichte lernt man einen besonderen Urzeitmenschen kennen.

Die Geschichten haben interessante Themen und vor allem die erste ist sehr phantasievoll, konnten mich aber, bis auf die dritte, nicht ganz so fesseln wie viele andere. Die dritte Geschichte bringt einen liebenswerten Co-Charakter mit, der sie besonders macht.

Dieser Band ist nicht mein Lieblingsband, jedoch punktet auch er mit viel Phantasie und interessanten Charakteren.

Bewertung vom 18.05.2024
Silberschweif
Amerein, R. M.

Silberschweif


ausgezeichnet

Die Arche „Exodus“ ist an ihrem geplanten Ziel angelangt, die letzte Schicht des Technikers Leo ist beendet. Doch bevor die Brückencrew aus dem Kryoschlaf geweckt werden kann, gibt es einen Alarm. Eine andere Arche, die Freedom, ist zerstört worden, das Ziel ist somit nicht sicher und die Schiffs-KI, ARAS, legt alle wieder schlafen.

Viele Jahre später wird Leo unsanft geweckt und sofort verhört, denn die „Exodus“ treibt in desolatem Zustand und ohne Treibstoff in Kollissionskurs auf einen in der Nähe gelegenen Planeten zu. Außerdem befindet sich in der Nähe eine weitere, sehr mitgenommene Arche. Was ist passiert? Könnte es sich um einen bewohnbaren Planeten handeln? Können die Menschen auf der „Exodus“ noch gerettet werden?

Wie man es von R. M. Amerein kennt, hat sie auch im Abschlussband ihrer Archenreihe den Fokus auf die Charaktere gelegt, natürlich ohne dabei die Handlung zu vernachlässigen. Neben Leos gibt es noch die Perspektive seiner Nichte, der Sanitäterin Iwalani, die nach dem Tod ihrer Eltern bei Leo aufgewachsen ist. Die beiden haben eine sehr innige Beziehung zueinander. So trifft es sie beide hart, als sie getrennt auf Erkundung gehen müssen. Leo wird an Bord der anderen Arche geschickt, um Informationen zu sammeln und eventuell noch Brauchbares zu finden. Iwalani wird mit anderen Experten auf den Planeten geschickt, um ihn zu erkunden. Und tatsächlich erweisen sich beide Erkundungen als sehr gefährlich.

Der Planet, auf den wir zusammen mit Iwalani gelangen, ist sehr interessant gestaltet. Der Autorin gelingt es auch hier wieder sehr gut, ihn mir anschaulich nahezubringen.

Mir gefällt es unglaublich gut, wie einfühlsam die Autorin erzählt. Sowohl die Gedanken und Gefühle Leos als auch die Iwalanis fühlen sich authentisch an, so dass ich emotional sehr schnell gepackt wurde. Schon alleine deshalb halte ich den Roman auch für Leser:innen geeignet, die sonst nicht unbedingt zum Science-Fiction-Genre greifen.

Die Archenreihe besteht aus vier Romanen, die alle unabhängig voneinander gelesen werden können, jedoch durchaus, wenn auch manchmal nur kleine, Verbindungen miteinander haben. Hier nun ist die Verbindung größer als bisher, wir erfahren nämlich auch die weitere Geschichte einer der anderen Archen. Mit diesem Band ist die Reihe perfekt beendet worden.

„Silberschweif“ ist der Abschlussband der Archenreihe und beendet die Reihe gelungen, die Antwort auf die Frage nach einem möglichen Überleben der Menschheit gefällt mir gut. Die Autorin erzählt einfühlsam, spannend und anschaulich. Ich empfehle die gesamte Reihe uneingeschränkt weiter, auch Leser:innen, die sonst nicht zum Genre greifen.

Bewertung vom 14.05.2024
Die Bastion des Wahnsinns (eBook, ePUB)
Lange, Matthias

Die Bastion des Wahnsinns (eBook, ePUB)


sehr gut

Der Angriff der Gestaltwandler auf Alberdon ist abgewehrt, hat aber einige Schäden hinterlassen, auch solche persönlicher Natur. Diese betreffen insbesondere die Inquisitorin Roslyn. Es gibt aber auch neue Hinweise auf Elmund Rubilon, die nicht nur die Protagonist:innen zu ihm führen, sondern auch die Gegenspielerin Sirala.

Es passiert enorm viel in diesem Band, auch wieder viel Unerwartetes. Der dritte Band der Chroniken der Drachenreiterin führt die beiden Handlungsstränge der ersten beiden Bände und deren Protagonist:innen endgültig zusammen. Außerdem gibt es einige neue Erkenntnisse, es tun sich aber auch weitere Fragen auf.

Die Charaktere haben mit allerhand Problemen zu kämpfen, müssen Entscheidungen fällen, haben Dinge aufzuarbeiten und müssen sich über sich selbst klarer werden. Ein interessanter neuer Charakter kommt hinzu, der Arzt Doktor Ziekwa, Arzt aus Alberdon, den Roslyn seit ihrer Kindheit schätzte und vertraute. Auch Elmund Rubilon ist interessant, von ihm findet sich zudem zu Beginn eine sehr gelungene Zeichnung.

Matthias Lange erzählt weiterhin eine spannende Geschichte, die immer wieder überrascht und gut unterhält. Ich habe tatsächlich nur eine vage Vorstellung, wohin die Reise noch gehen könnte, es bleibt also spannend.

Band 3 der Reihe hat mich erneut gut unterhalten und wieder einige Überraschungen parat. Ich bin sehr gespannt auf die Fortsetzung und vergebe eine Leseempfehlung für die gesamte Reihe, die man unbedingt der Reihenfolge nach lesen sollte.

Bewertung vom 10.05.2024
Die Quellen der Ewigkeit / Doctor Who - Der zehnte Doktor Bd.3 (eBook, PDF)
Abadzis, Nick

Die Quellen der Ewigkeit / Doctor Who - Der zehnte Doktor Bd.3 (eBook, PDF)


sehr gut

Im Waschsalon der TARDIS trifft die aktuelle Begleiterin des Doctors, Gabby Gonzalez, in der Kurzgeschichte „Waschmaschine des Todes“ wieder einmal auf ein Waschmaschinenmonster, während sie in der Titelstory mit dem Doctor nach New York reist, wo ihre Freundin Cindy schon ziemlich sauer auf eine Nachricht von ihr wartet, und es sich dann auch nicht nehmen lässt, an Gabbys Seite zu bleiben. Leider muss sie dadurch auch das nächste sehr gefährliche Abenteuer miterleben, das recht harmlos auf einer Auktion beginnt.

Dort gibt es auch ein Artefakt, das den Doctor interessiert, das ihm aber jemand anderes vor der Nase wegschnappt. Auf der Suche danach trifft er nicht nur auf eine alternde Filmdiva, sondern auch auf eine Art Sekte, deren Mitglieder auf die „Entrückung“ hoffen. Und am Ende womöglich sogar auf einen Gott, den er von der Zerstörung der Welten abbringen muss. Ich persönlich fand die Geschichte richtig gut, bis der Gott erschienen ist, der für mich eher ein nerviger Gegner ist, weswegen mich die Geschichte nicht ganz so abgeholt hat, wie erhofft. Dafür war die Kurzgeschichte herrlich witzig.

Band 3 der Comicreihe um den zehnten Doctor ist zunächst mit der Kurzgeschichte humorvoll, wird dann mit der Titelgeschichte aber brandgefährlich und ziemlich spannend. Am Ende scheint es zudem nicht die letzte Begegnung mit diesem speziellen Gott gewesen zu sein.

Bewertung vom 08.05.2024
Die Stimme der Kraken
Nayler, Ray

Die Stimme der Kraken


sehr gut

Die Wissenschaftlerin Dr. Ha Nguyen reist auf die Insel Con Dao, um dort besondere Kraken zu erforschen. Mit auf Con Dao ist Evrim, der weltweit einzige Androide mit Bewusstsein, und Altantsetseg, die für die Sicherheit verantwortlich ist. Bald schon gelingt es, mit den Kraken in Kontakt zu kommen und erstaunliche Erkenntnisse zu erhalten.

Der Hacker Rustem erhält einen schwierigen Auftrag, der sogar ihn, der als der beste gilt, an seine Grenzen bringt. Und ihn womöglich das Leben kosten könnte.

Der Japaner Eiko wurde entführt und schuftet nun mit anderen Sklaven auf dem ansonsten automatisierten Fischfang- und Verarbeitungsschiff Sea Wolf.

Drei Erzählperspektiven, von denen lange nicht klar ist, ob und wie sie zueinandergehören. Jede der drei ist spannend und könnte auch eine eigene Geschichte erzählen. Eine Geschichte übrigens, die in der Zukunft angesiedelt ist, vieles läuft mittlerweile automatisiert durch KI, die Meere sind endgültig überfischt, Menschen oft billiger als Roboter, jedenfalls dann, wenn man sie als Sklaven einsetzen kann; doch eine KI, die nahezu menschlich ist, wie Evrim, halten viele immer noch für sehr gefährlich.

Und neben alldem, was das menschliche Leben betrifft, wird anscheinend eine Tierart entdeckt, die dem Menschen zwar sehr fremd ist, ihm aber womöglich an Intelligenz ebenbürtig sein könnte. Natürlich weckt das sofort Begehrlichkeiten, der Archipel rund um Con Dao wird von einem Konzern aufgekauft und abgeschottet. Altantsetseg ist vor allem deswegen mit dabei, um Angriffe jeglicher Art von außen abzuwehren.

Die einzelnen Kapitel werden jeweils durch Zitate aus Büchern von Dr. Ha Nguyen und Dr. Arnkatia Minervudóttir-Chan eingeleitet. Letztere tritt erst spät im Roman in Aktion, vorher wird lediglich durch Ha und Evrim über sie gesprochen. Dennoch ist sie wichtig für das Geschehen.

Die Zitate sind jeweils passend für die Ereignisse der jeweiligen Kapitel und betonen den wissenschaftlichen Charakter des Romans. Denn dieser ist nicht nur Thriller, sondern eher Science Fiction, und die Wissenschaft in Bezug auf KI, auf Forschung, auf Kommunikation, auf Kraken und auf die Frage nach dem „Was bin ich“, ein wichtiges Element. Dadurch ist der Roman nicht immer einfach zu lesen, man sollte sich aber unbedingt darauf einlassen. Tatsächlich hatte ich auch zunächst einen etwas anderen Roman erwartet.

Die Charaktere blieben mir relativ fremd, wir erleben sie im Grunde auch nur in einem speziellen Ausschnitt ihres Seins. Interessanterweise kam mir Evrim am nächsten. Sehr interessant sind auch die Kraken, und meiner Meinung nach gar nicht so unrealistisch. Die Ereignisse sind stellenweise sehr brutal, das Ende macht aber für mich einiges wett, ich mag es sehr.

„Die Stimme der Kraken“ ist auf gewisse Weise wissenschaftlicher als erwartet, aber auch sehr spannend. Erst nach und nach erkennt man, wohin der Roman führt, das Ende empfinde ich als besonders gelungen. Man sollte sich unbedingt auf die Geschichte einlassen, sie lohnt sich.

Bewertung vom 07.05.2024
Die letzte Schuld / Ein Fall für Emil Graf Bd.2
Rehn, Heidi

Die letzte Schuld / Ein Fall für Emil Graf Bd.2


sehr gut

München, April 1946: Ausgerechnet bei der Leiche einer Frau treffen der Kriminalkommissar Emil Graf und die Fotoreporterin Billa Löwenfeld wieder aufeinander. Nach dem sie sich vor einigen Monaten näher gekommen waren, ist Billa überraschend in die USA zurückgekehrt und erst seit kurzem wieder in München. Wieder ist es ein Mord, der die beiden zusammenbringt. „Die letzte Schuld“ ist die Fortsetzung von „Das doppelte Gesicht“.

Und wieder verpackt Heidi Rehn den Mordfall in den historischen Hintergrund. Billa recherchiert zum Thema Entnazifizierung, das gerade in der amerikanischen Besatzungszone hochaktuell ist, denn jede:r muss dafür einen ausführlichen Fragebogen ausfüllen. Aber auch andere Themen jener Zeit fließen in das Geschehen ein, so gehört ein Charakter zu den Momument Men, das Haus der Kunst spielt eine wichtige Rolle, und auch die Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse werden thematisiert. Aber auch das alltägliche Leben, die Trümmer an jeder Straßenecke, der Hunger, der viele bei den kärglichen Essenszuteilungen plagt, sowie die gesellschaftlichen Problematiken fließt mit ein. Letzteres betrifft auch Billa, die als Jüdin mit ihrer Mutter 1938 gerade noch in die USA ausreisen konnte. Allerdings ist gerade die Vielfältigkeit des historischen Hintergrunds auf den Mordfall bezogen leider etwas zu viel.

Die tote Frau kann schnell identifiziert werden, es handelt sich um Gundl Niedermeier, die in einer sogenannten Reichskleinsiedlung wohnte, ihr Mann war Blockwart, sie Vorsitzende der Frauenschaft. Gundl war in ihrem Umfeld nicht gerade beliebt, ein Grund sie grausam zu töten, lässt sich zunächst aber nicht ausmachen. Die Mordermittlung gestaltet sich daher nicht so einfach. Billa bekommt zwar den ein oder anderen Tipp, doch ob und wie das mit dem Mord zusammenhängen könnte, bleibt lange unklar. Die Auflösung am Ende ist okay, aber, wie schon im Vorgängerband, bin ich nicht so ganz zufrieden damit.

Die Charaktere haben ihre, oft der Zeit geschuldeten, Probleme, ich konnte sie mir alle gut vorstellen. Auch hier ist der historische Hintergrund gut eingepasst. Das macht den Roman insgesamt sehr atmosphärisch.

Offenbar ist mit diesem Band die Reihe bereits wieder zu Ende, jedenfalls ist bisher kein dritter Band erschienen. Für mich ist das okay, ich kann die Charaktere hier gut ihrem weiteren Schicksal überlassen.

Der Roman punktet im wesentlichen mit seinem historischen Hintergrund, man erfährt viel über jene Zeit kurz nach Ende des zweiten Weltkrieges. Dieser macht den Roman zwar sehr atmosphärisch, für den Mordfall, der daneben fast nebensächlich erscheint, ist er in seiner Vielfalt aber fast etwas zu viel.

Bewertung vom 05.05.2024
Mr. Parnassus' Heim für magisch Begabte (eBook, ePUB)
Klune, T. J.

Mr. Parnassus' Heim für magisch Begabte (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Linus Baker ist Sachbearbeiter bei der Behörde für die Betreuung Magischer Minderjähriger. Sein Leben ist ein tägliches Einerlei, doch seinen Job nimmt er ernst, achtet Paragraphen und Verordnungen. Eines Tages wird er überraschend zum Allerhöchsten Management bestellt, welches eine besondere Aufgabe für ihn hat. Er soll das Waisenhaus von Arthur Parnassus, auf der Insel Marsyas gelegen, überprüfen. Die Zöglinge dort sind besonders, einer davon könnte sogar der Antichrist sein.

Ich mochte die Geschichte von Anfang an, fühlte mich an diverse britische Autoren wie Terry Pratchett und Douglas Adams erinnert, und daher direkt wohl, auch wenn T. J. Klune kein Brite ist. Auch Linus war mir schnell sympathisch. Doch erst auf Marsyas entfaltet sich die Geschichte wirklich. Arthur Parnassus und Zoe Chapelwhite, die eine besondere Verbindung zur Insel hat und Arthur unterstützt, aber vor allem die Kinder wuchsen mir sehr ans Herz. Sie sind tatsächlich besonders, aber auf eine sehr liebenswerte Art. Auch Luzifer, Lucy genannt, ist in erster Linie ein fast normales sechsjähriges, von Albträumen geplagtes, Kind mit ganz eigenen Ängsten und Wünschen.

Es ist wunderbar mit anzusehen, wie Linus sich verändert, entwickelt, und man selbst fühlt das zusammen mit ihm. Nach und nach stellt sich auch immer mehr heraus, wie die Magischen ausgegrenzt und behandelt werden, weil sie anders sind und man sie fürchtet, ohne sie zu kennen. Das fühlt sich sehr aktuell an, und bringt sicher jeden zum Nachdenken. Natürlich kann es beängstigend sein, wenn Kinder oder auch Erwachsene bestimmte Fähigkeiten haben, die unter Umständen gefährlich werden könnten, doch sicher gibt es bessere Mittel als Ausgrenzung, um damit umzugehen, oder?

Mir gefällt auch der Erzählstil und die Bilder, die Klune hervorruft wie z. B. „Sein Gehirn war zu der Erkenntnis gelangt, dass momentan eine technische Störung vorlag, und strahlte nur noch ein verpixeltes Testbild aus“ (Seite 44). Wie oben schon erwähnt, fühlte ich mich an andere Autoren erinnert, was vor allem auch daran liegt, dass T. J. Klune viel Humor einfließen lässt, Humor, der sich wunderbar in die Geschichte einfügt, und, trotz des eigentlich ernsten Themas, den Roman sehr unterhaltsam macht, ich hatte sehr viel Spaß beim Lesen. Apropos, „wunderbar“ ist ein Wort, das ich hier am liebsten dauernd benutzen würde, denn so fühlte sich der Roman für mich von vorne bis hinten an. Am liebsten würde ich jetzt selbst nach Marsyas reisen und alle dort besuchen.

Was für ein wunderbarer Roman, herzerwärmend, unterhaltsam, mit einer schönen Botschaft und wunderbaren Charakteren. T. J. Klune hat sich in die Riege meiner Lieblingsautor:innen eingereiht. Unbedingt lesenswert!

Bewertung vom 04.05.2024
Die drei Sonnen / Trisolaris-Trilogie Bd.1
Liu, Cixin

Die drei Sonnen / Trisolaris-Trilogie Bd.1


sehr gut

1967: In China tobt die Kulturrevolution. Die Astrophysikerin Ye Wenjie muss zusehen, wie ihr Vater, Professor Ye Zhetai während einer sogenannten Kampf- und Kritiksitzung erschlagen wird. Ye Wenjie landet schließlich in der Militärbasis „Rotes Ufer“, wo Signale ins All geschickt werden in der Hoffnung auf eine Antwort.

40 Jahre später erlebt der Wissenschaftler Wang Miao Unerklärliches, etwas will ihn davon abhalten, seine Forschungen im Bereich der Nanomaterialien weiterzuführen. Zur selben Zeit entdeckt er auch das VR-Computerspiel „Three Bodies“, in dem man versuchen soll eine Welt mit drei Sonnen zu stabilisieren.

Der Roman des chinesischen Autors erschien im Original 2006, also kurz vor der Zeit, in der der Hauptteil seines Romans spielt. Er verlangt den Leser:innen einiges ab, denn er ist sehr wissenschaftlich und dadurch nicht immer leicht zu lesen. Auf manches wird direkt im Text näher eingegangen, anderes im Anhang genauer erklärt, das betrifft auch den historischen chinesischen Hintergrund, so dass man direkt im Buch viel zusätzliches Wissen erhalten kann.

Schwierigkeiten könnten auch die verschiedenen Erzählebenen machen, allerdings habe ich mich jeweils gut zurechtgefunden und wusste immer wo bzw. wann ich gerade war. Neben den verschiedenen Zeitebenen gibt es neben der realen Welt und der des Spiels später noch eine weitere örtliche Ebene.

Man muss sich auch davon lösen, dass einen viel Action und damit einhergehende Spannung erwartet. Spannend ist der Roman schon, aber eben weniger durch Action sondern wegen der Fragen, die sich ergeben, wie kommen z. B. einige der Dinge, die Wang Miao in der realen Welt erlebt, zustande? Muss er sein wissenschaftliches Verständnis überdenken? Wer weiß mehr, und warum? Erst gegen Ende wird das meiste erklärt, und die Bedrohung greifbar. Diese wird in den beiden Folgebänden wohl im Mittelpunkt stehen, darauf bin ich schon gespannt.

Tatsächlich hatte ich etwas anderes erwartet, konnte mich aber schnell auch auf diese Geschichte einlassen. Auf gewisse Weise hat mich die Geschichte fasziniert, da sie durch ihren kulturellen Hintergrund für mich auch eine gewisse Exotik ausstrahlt.

Neben den schon erwähnten Anmerkungen im Anhang findet man dort auch etwas über Schreibweise und Aussprache der chinesischen Namen und Worte sowie ein lesenswertes Nachwort des Autors und zu Beginn des Buches ein Personenverzeichnis.

Der erste Band der Trisolaris-Trilogie ist sehr wissenschaftlich und dadurch nicht immer leicht zu lesen. Es lohnt sich aber, sich darauf einzulassen, zumal es viele Erklärungen direkt im Buch gibt. Wer sich davon nicht abschrecken lässt, erhält einen interessanten und auch spannenden Roman, der die Grundlage für die beiden Nachfolgebände legt, auf die ich schon sehr gespannt bin.

Bewertung vom 03.05.2024
Neue Traditionen (eBook, ePUB)
Huber, Patrick

Neue Traditionen (eBook, ePUB)


sehr gut

Eine Delegation des Königreiches unter dem Berg ist zu Besuch in Sokoku. Nakamura Kuri, die Tochter eines Vertrauten des Tenno, ist fasziniert von der Fremdartigkeit der Besucher, vor allem, als sie feststellt, dass bei ihnen die Stellung der Frau ganz anders ist, als sie es bisher kannte. Ingrid, eine der Runenkriegerinnen nimmt sie unter ihre Fittiche, was Kuris Vater gar nicht gefällt.

Nicht nur die Besucher:innen sind fremdartig, auch ihre Werte und Traditionen, etwas, das man auch aus der realen Welt kennt. Doch das muss nicht schlecht sein, und man kann auch voneinander lernen. Das zeigt diese Geschichte sehr gut, und auch, wenn es nicht jedem gefällt, kann es ein Schritt in eine gemeinsame Zukunft bedeuten.

Der 24. Band der Kurzgeschichtenreihe um die Runenkrieger ist der bisher letzte, ich hoffe aber, dass das nicht so bleiben wird, denn auch seine Geschichte lässt Fragen offen, die eine Fortführung wünschenswert machen. Das gefällt mir an den Geschichten dieser Reihe sowieso sehr gut, dass sie miteinander verbunden sind, und immer wieder einmal auf frühere Bände und schon bekannte Charaktere verwiesen wird.

Die Geschichten dieser Reihe sind zwar kurz, aber immer lesenswert, so dass ich die ganze Reihe auch weiterhin sehr empfehlen kann.

Bewertung vom 28.04.2024
Notizen zu einer Hinrichtung
Kukafka, Danya

Notizen zu einer Hinrichtung


ausgezeichnet

Ansel Packer steht kurz vor seiner Hinrichtung. Der Roman erzählt auf mehreren Ebenen, was bis dahin in ihm vorgeht sowie über sein bisheriges Leben.

Ich finde die Form, in der von Ansel erzählt wird, sehr interessant und auch fesselnd. Seine eigenen Gedanken erfahren wir in einem Countdown bis zur Hinrichtung in der zweiten Person Singular, also in Du-Form. Das ist eine ungewöhnliche und eher selten gebrauchte Form der Erzählung, passt hier aber sehr gut, und führt einen tief in Ansels Gedankenwelt.

Die andere Ebene ist auch eine zeitliche, auch sie führt durch Ansels Leben und zwar bis zu seiner Verhaftung, aber nicht aus seiner Perspektive, sondern aus der dreier Frauen. Es beginnt mit seiner Geburt 1973 aus Sicht seiner Mutter, und hier sieht man schon, dass sein Leben nicht einfach werden wird, und auch seine Besonderheiten werden hier schon geboren. Die Perspektiven der Frauen wechseln sich untereinander ab und mit der Ansels. So erfährt man nach und nach, über die Jahre bzw. über die wenigen Stunden, die Ansel noch hat, was genau passiert ist. Manches bleibt zunächst offen, erst später wird klar, was geschehen ist, so dass eine ganz eigene Spannung entsteht.

Ich bin zwar weder den Frauen, über deren eigenes Leben man auch viel erfährt, noch Ansel wirklich nahe gekommen, konnte mich aber dennoch gut in das Geschehen versetzen. Erschütternd ist immer wieder, dass sich Ansels Leben vielleicht auch anders hätte entwickeln können, ausschlaggebende Ereignisse kann man gut wahrnehmen, aber auch der Gedanke, was vielleicht sonst anderes geschehen wäre, bleibt im Kopf.

Was mir besonders gut gefallen hat ist, dass die letzten Worte des Romans den Opfern gehören und zwar auf ganz besondere Weise.

Für mich ist dieser Roman besonders, nicht nur, weil er ein vielleicht schon von Anfang an zum Scheitern verurteiltes Leben erzählt, sondern auch, weil er, wenn auch hintergründig, sich mit dem Thema Hinrichtung auseinandersetzt bzw. einen darüber zum Nachdenken bringen kann.

Mich hat der Roman sehr gepackt, aber auch betroffen gemacht und zum Nachdenken gebracht. Ansel Packer und sein Leben wird wohl noch eine Weile in meinem Kopf bleiben. Ebenso wie die Autorin, von der ich jetzt noch mehr lesen möchte.