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Benutzername: 
Magda
Wohnort: 
Köln

Bewertungen

Insgesamt 239 Bewertungen
Bewertung vom 06.07.2024
Die einsame Buchhändlerin von Tokio
Hanada, Nanako

Die einsame Buchhändlerin von Tokio


sehr gut

Nachdem mir „Frau Komachi empfiehlt ein Buch“ sehr gut gefallen hat, habe ich mich darauf gefreut, „Die einsame Buchhändlerin von Tokio“ zu lesen. In beiden Büchern geht es um eine Buchhändlerin bzw. Bibliothekarin, die Bücher empfiehlt. Der Unterschied ist, dass Frau Komachi in den einzelnen Geschichten nur am Rande auftaucht, während die Autorin Nanako im Mittelpunkt ihres Buches steht.
Nanako, Anfang 30, trennt sich von ihrem Mann, in der ersten Zeit nach der Trennung fühlt sie sich einsam und verloren. Sie hat keine Freunde und die Arbeit bei einer großen Buchhandlungskette macht ihr keinen Spaß. Da stößt sie auf die App ThirtyMinutes, keine gewöhnliche Dating-App, sondern eine App, um seinen Bekanntenkreis zu erweitern. Man meldet sich zu einem „Talk“ oder stellt selber einen ein mit Angabe von Ort und Zeitpunkt des Treffens.
Die ersten Männer, die sie kennenlernt, sind eher an einem One Night Stand als an einer neuen Bekanntschaft interessiert. Je mehr Menschen sie trifft, desto mehr Selbstvertrauen gewinnt sie. Bald wird das Empfehlen von Büchern zu ihrem Markenzeichen. Sie bekommt viele gute Rezensionen und steigt in die Top Ten des Rankings in der App auf.
Doch irgendwann reicht es ihr, sie hat viele interessante Menschen kennenlernt, gute und weniger gute Erfahrungen gemacht, sie löscht die App und konzentriert sich darauf, einen neuen Job in der Buchbranche zu finden.
Nanako empfiehlt fast ausschließlich japanische Literatur und nur wenige Werke ausländischer Autoren wie „Bonjour Tristesse“ von Françoise Sagan oder „Unterwegs“ von Jack Kerouac.
Der Großteil des Buches besteht aus den Verabredungen über ThirtyMinutes, die Begegnungen sind amüsant und unterhaltsam beschrieben. Der Einfluss, den Nanakos neue Bekanntschaften, auf ihr Leben und ihr Selbstvertrauen haben, ist bemerkenswert und sicherlich nachahmenswert für alle, die ihr Leben ereignisreicher und spannender gestalten wollen. Die Sprecherin Melanie Fouché hat eine angenehme Vorlesestimme, die ich gerne gehört habe. Der autofiktionale Roman hat mir gut gefallen und ich empfehle ihn gern weiter, vor allem an die, die sich für Japans Kultur und japanische Literatur interessieren.

Bewertung vom 04.07.2024
Gefährliches Komplott
Baldacci, David

Gefährliches Komplott


sehr gut

Gefährliches Komplott ist der erste Roman, den ich von dem Autor gelesen habe. Ein rasanter Actionthriller, bei dem die Spannungskurve allerdings recht flach verläuft.
Mickey Gibson arbeitet für ProEye, eine Firma, die verstecke Vermögenswerte digital aufspürt. Den Job macht sie, seit sie alleinerziehend ist, davor war sie Polizistin.
Als sie eines Morgens von einer ihr unbekannten Frau angerufen und beauftragt wird, eine Villa, die in der Nähe ihres Wohnorts liegt, auf ihren Wert hin zu begutachten, nimmt sie den Auftrag trotz komischen Bauchgefühls an.
In der Villa findet sie die Leiche eines Mannes. Sie ruft die Polizei, die sich über Gibsons Anwesenheit in der Villa sehr wundert. Zunächst einmal gilt sie als Verdächtige. Schon bald nimmt die Unbekannte wieder Kontakt zu ihr auf. Anfänglich ist Gibson sehr misstrauisch, doch bald hilft sie dabei, die Identität des ermordeten Mannes aufzudecken, wobei sie sowohl mit der Polizei als auch mit der mysteriösen Anruferin zusammenarbeitet.
Als die Vergangenheit des Toten bekannt wird, wird die Suche nach seinem Mörder durch die Suche nach den beträchtlichen Vermögenswerten ausgeweitet, die er versteckt hatte.
Es geht um Mafia-Aktivitäten, Wirtschaftskriminalität, Bitcoins, Prostitution, Pädophilie. Am Ende kommt es zum großen Finale wie in einem Actionfilm. Baldaccis Schreibstil mag ich sehr, er versteht es, subtil Spannung aufzubauen und schafft interessante Charaktere. Liebhaber*Innen actionreicher Thriller werden das Buch lieben.

Bewertung vom 02.07.2024
Man sieht sich
Karnick, Julia

Man sieht sich


ausgezeichnet

Der Roman spielt im Zeitraum von dreißig Jahren, von den 1990ern bis in die Gegenwart. Es geht um Frie und Robert, die sich seit ihrer gemeinsamen Schulzeit kennen und mögen. Es soll jedoch dreißig Jahre dauern, bis sie ein Liebespaar werden - Harry und Sally lassen grüßen :-;
Ende der 1980er in einer westdeutschen Kleinstadt: Robert ist in der Schule der Neue, Friederika kümmert sich um ihn, er wird Teil ihrer Clique. Er verliebt sich in sie, sie merkt es nicht. Nach dem Abitur geht Frie für ein Jahr nach Australien, Robert macht Zivildienst in Hamburg und versucht, Frie zu vergessen, was ihm auch gut gelingt. Als Frie ihn nach ihrem Auslandsaufenthalt wiedersieht, wäre sie an einer Beziehung interessiert, diesmal will Robert aber nicht.
Frie studiert Jura in Hamburg, Robert Musik in Dresden. Sie bekommt ein Kind, er führt ein Leben als Mitglied einer recht erfolgreichen Band.
Eine große Rolle in Roberts Leben spielt Herr Selk, ein pensionierter Generalmajor, den Robert als Zivildienstleistender kennengelernt hatte. Auch nach seinem Umzug nach Dresden besucht er Herrn Selk regemäßig in Hamburg. Die beiden freunden sich an und frönen gemeinsam Herrn Selks Leidenschaft, dem Roulette-Spiel, wobei Herrn Selks Spieleinsatz niemals mehr als zweihundert Euro beträgt.
Beim 30jährigen Abiturtreffen sehen Frie und Robert sich wieder.
„Wir verpassen immer den richtigen Zeitpunkt, sagte er. Wer weiß, sagte Frie, wenn wir fünfzig sind und alt und grau und immer noch beide allein, vielleicht ja dann.“
Eine Geschichte, wie das Leben sie schreibt. Robert mochte ich sehr, ich habe mich so für ihn gefreut, als seine Geldsorgen ein Ende hatten. Ein paar Längen gab es, einiges, insbesondere aus Fries Leben, war sehr ausführlich geschildert. Das Ende hat mir sehr gut gefallen, von mir eine Leseempfehlung vor allem für die, die eine nostalgische Reise in die 1990er und 2000er machen möchten. Hilfreich ist dabei die Tracklist hinten im Buch, die mich in meine Jugend versetzt hat.

Bewertung vom 01.07.2024
Lebensmitteallergie
Riedel, Susanne M.

Lebensmitteallergie


ausgezeichnet

Humorvolle Kurzgeschichten aus dem Leben einer Frau in der Mitte des Lebens
Die Autorin erzählt mit einem Augenzwinkern Anekdoten aus dem Leben einer Mutter von zwei Teenager-Söhnen.
„Die Zeit zwischen 99 Luftballons und Q10-Antifaltencreme ist irgendwie kürzer als erwartet. Zack, zieht unser großer Sohn aus und zack, ist der Kleine auch 1,90 Meter und hat sein Abi in der Tasche.“
Besonders gut haben mir die Geschichten gefallen, in denen es um Gespräche zwischen Mutter und Söhnen ging, einige sind noch aus der Zeit, als die Kinder noch klein waren. So im Religionsunterricht beim Thema Zehn Gebote, bei der zwei Gebote vermischt und zu „Du sollst deine Eltern nicht töten!“ werden.
Frau Riedel amüsiert sich über die alterstypische Schusseligkeit, als sie versucht, mit ihrer BVG-Karte zu bezahlen, um diese dann unauffällig gegen die EC-Karte auszutauschen „Komisch, jetzt geht’s plötzlich.“
Unvergessen die Sprüche aus unserer Jugend: Bis du heiratest, ist es wieder gut, Ein Indianer kennt keinen Schmerz, Übermut tut selten gut, Wer nicht hören will, muss fühlen.
Besonders laut gelacht habe ich bei der Beschreibung der Vorbereitung auf die Darmspiegelung, das Getränk, das man im Vorfeld trinken muss, beschreibt sie als „Flüssigwaschmittel, das nach einer Mischung aus Red Bull und Haribo Color-Rado schmeckt“, was den Geschmack meiner Meinung nach perfekt wiedergibt!
Die Unterschiede in der Kommunikation zwischen Jung und Alt sind Teil einer weiteren Geschichte. Wir haben noch telefoniert, die Jugendlichen von heute kommunizieren über WhatsApp.
Sehr schön finde ich die Idee, schöne Momente zu sammeln und aufzuschreiben.
Ich habe mich oft wiedererkannt und viel gelacht. Das Buch habe ich sehr gern gelesen und empfehle es gern vor allem an Frauen weiter, die wie die Autorin und ich in der Mitte des Lebens stehen.

Bewertung vom 28.06.2024
Gussie
Wortberg, Christoph

Gussie


ausgezeichnet

Das Cover und die Gesamtaufmachung des relativ schmalen Buches finde ich sehr gelungen. Auch der Inhalt konnte mich überzeugen.
Es geht um Auguste, die zweite Frau des ersten Bundeskanzlers der BRD, Konrad Adenauer. Gussie und Konrad heiraten 1919, Konrad Adenauer ist Witwer mit drei Kindern und fast zwanzig Jahre älter als Gussie. Er ist mit ihrem Vater Ferdinand Zinsser, Professor der Dermatologie, gut befreundet.
Um Konrad heiraten zu können, muss Gussie zum katholischen Glauben konvertieren, womit sie im Gegensatz zu ihrer Mutter und dem Pfarrer jedoch keinelei Probleme hat.
Gussie bekommt fünf Kinder, ihr Erstgeborener Ferdinand lebt nur wenige Tage, die Trauer um ihn begleitet sie ihr Leben lang.
Als Frau des Oberbürgermeisters von Köln übernimmt sie diverse Aufgaben, ist Bezirksvorsitzende des Katholischen Deutschen Frauenbunds, engagiert sich in der Katholischen Vereinigung für Kinder und Jugendliche und sitzt im geschäftsführenden Arbeitsausschuss des Frauenbeirats der Zentrumspartei.
1933: Nach der Machtübernahme der Nazis wird Adenauer seiner Ämter enthoben und von der Gestapo verhört. Rechtzeitig verlässt er Köln und zieht mit seiner Familie nach Rhöndorf.
Den Tag ihrer Silberhochzeit, im September 1944, verbringt Gussie im Gefängnis. Sie wird von der Gestapo verhört und soll den Aufenthaltsort ihres Mannes preisgeben, der nach einem gescheiterten Attentat auf Hitler untergetaucht ist. Als ihr gedroht wird, dass ihre Töchter verhaftet werden, wenn sie nicht kooperiert, verrät sie Konrads Versteck. Daraufhin wird sie inhaftiert. Voller Gewissensbisse versucht sie, sich in ihrer Zelle umzubringen.
Der Roman ist in Kapitel aufgeteilt, die abwechselnd 1948 spielen und in den Jahren ab 1915. Gussie liegt im Sterben und lässt ihr Leben Revue passieren. Am Anfang eines jeden Kapitels steht ein Zitat aus Gussies Briefen an ihren Vater oder seinen Briefen an sie. Der poetische Schreibstil gefällt mir sehr, er ist unheimlich berührend, einige Stellen haben mich zu Tränen gerührt. Es ist kein Liebesroman, die Beziehung zwischen Konrad und Gussie wird als eine Beziehung auf Augenhöhe beschrieben, die von gegenseitigem Respekt und Zuneigung geprägt war. Die Romanbiografie dieser bewundernswerten und klugen Frau hat mir sehr gut gefallen, und ich empfehle sie sehr gern weiter an Leser*Innen von historischen Romanen und Romanbiografien.

Bewertung vom 26.06.2024
Don't kiss Tommy. Eine Liebe in der Stunde Null
Graw, Theresia

Don't kiss Tommy. Eine Liebe in der Stunde Null


ausgezeichnet

Sehr gern habe ich Die Gutsherrin-Saga der Autorin gelesen. Diese spielt auch während und nach dem 2. Weltkrieg. Auch ihr neuer Roman konnte mich sehr begeistern.
Bad Oeynhausen, Mai 1945, die Stunde Null: Der Krieg ist endlich zu Ende, Deutschland hat kapituliert. Großbritannien, Frankreich, USA und Russland teilen das Land in Besatzungszonen auf.
Anne und Rosalie waren früher beste Freundinnen, doch seit einem Vorfall einige Jahre zuvor haben sie sich nicht wiedergesehen. Annes Vater, ihr Bruder und ihr Verlobter sind gefallen, Rosalies Mutter und Bruder kamen kurz vor Kriegsende bei einem Bombenanschlag auf die Weserhütte ums Leben.
Da Bad Oeynhausen den Krieg unbeschadet überstanden hat, wird es zum Standort für das Hauptquartier der britischen Armee. Um das Kurzentrum, in dessen Mitte das Hotel Margarethenhof liegt, das Annes Eltern gehört hatte, wird ein hoher Stacheldraht gezogen, alle Häuser werden konfisziert, es entsteht eine Sperrzone. Die Einwohner Bad Oeynhausens müssen in eine Barackenstadt ziehen, die am Stadtrand errichtet wird.
Rosalie kommt auf einem Bauernhof unter, Anne zieht mit ihrer Mutter, Schwester, Schwager und deren drei Kindern in eine Baracke. Beide finden Arbeit bei den Besatzern, Rosalie als Bedienung und Anne als Übersetzerin. Beide verlieben sich in einen „Tommy“, Rosalie träumt davon, nach England zu ziehen, während es Annes großer Traum ist, den Hotelbetrieb wiederaufzunehmen.
Eins der Themen im Roman ist die Entnazifizierung. In der Barackenstadt entsteht eine Untergrundorganisation gebildet, die Anschläge und Attentate gegen die Besatzer plant. S. 397: „Auch mit dem Untergang des Dritten Reiches, mit der Kapitulation und der vorübergehenden Machtübernahme der Alliierten Militärregierung in Deutschland war Frieden keine dauerhafte Gewissheit. Nicht die Besatzer sind der größte Feind, sondern die alten Nazis, die alles daransetzen, das Land zurück in seine schwärzeste Zeit zu stoßen.“
Beim Lesen ist mir erneut bewusstgeworden, wie furchtbar schlecht es den Menschen in den Nachkriegsjahren ergangen ist. Die schlechte Ernte nach dem Dürresommer war nicht das einzige Unglück, mit dem die Menschen zu kämpfen hatten. Im Jahrhundertwinter 1945/46 gab es keine Heizmaterialien, viele Menschen sind erfroren. Danach gab es eine Hochwasserkatastrophe, und eines Nachts brannte die Kirche in der Sperrzone, die Feuerwehrwagen kamen nicht durch die Stacheldrahtabsperrung.
Auch wenn ich schon viele historische Romane gelesen habe, die in der Nachkriegszeit spielen, so habe ich doch wieder viel Neues gelernt. Über die Rolle Bad Oeynhausens und die Arbeit der Alliierten in Deutschland habe ich dank der hervorragenden Recherche der Autorin sehr viel erfahren. Der Schreibstil ist authentisch und emotional, wie ich ihn in der Ostpreußen-Trilogie schon kennen- und lieben gelernt habe. Trotz der 520 Seiten habe ich den Roman an wenigen Tagen verschlungen und empfehle ihn sehr gern weiter.

Bewertung vom 24.06.2024
Mittsommerlügen
Hedin, Malin

Mittsommerlügen


sehr gut

Ich lese sehr gern skandinavische Krimis, viele spielen in der Mittsommernacht. Mittsommer, der längste Tag des Jahres, wird in Schweden sehr groß gefeiert.
Mittsommer 1983: Das ganze Dorf feiert auf dem Berghof. Maria ist knapp 20, als sie zuletzt auf dem Fest gesehen wird. Sie hinterlässt die dreijährige Terese. Marias Eltern, Greta und Hasse, wohnen in direkter Nachbarschaft. Greta hatte kein gutes Verhältnis zu ihrer Tochter, und sie kümmert sich nur ungern um ihre kleine Enkelin. Auch wenn sie weiß, dass Maria es als alleinerziehende junge Mutter im Dorf nicht leicht hatte, glaubt sie nicht daran, dass sie ohne ihre kleine Tochter weggegangen ist. Sie sucht verzweifelt und unermüdlich nach ihr.
Wir lernen auch die anderen Dorfbewohner recht gut kennen, die an der Mittsommerfeier teilnehmen. Der Schürzenjäger Göran mit seiner Frau Thorhild, Nettan und Rolf, Ingegard und Ernst, Kjell und Sylvia. Sylvia ist relativ neu im Dorf. Seit etwa einem Jahr ist sie mit Kjell zusammen. Sie ist eng mit Maria befreundet und kümmert sich hingebungsvoller um Therese als ihre Mutter es jemals getan hatte.
1998: Terese wird bald 18, sie ist bei Pflegefamilien aufgewachsen, der Kontakt zu den Großeltern war minimal. Als sie in das Haus zurückkehrt, in dem sie mit ihrer Mutter zusammengelebt hat, macht sie eine Entdeckung, die dazu führt, dass die Ermittlungen zum „Waldmord“ wiederaufgenommen werden.
Mir hat der Krimi trotz einiger Längen gut gefallen. Wer Maria auf dem Gewissen hat, war mir relativ schnell klar, trotzdem war es spannend zu erfahren, warum und wie die junge Frau ermordet worden ist. Ein atmosphärischer Kriminalroman, der mich in ein Dorf inmitten der schwedischen Wälder versetzt hat. Leseempfehlung für alle, die gern Krimis lesen, in denen es nicht allzu blutig und grausam zugeht.

Bewertung vom 11.06.2024
Geparkt
Fröhlich, Susanne

Geparkt


gut

Die Reihe um Andrea Schnidt habe ich mit großer Begeisterung verfolgt. Sie begleitet mich seit vielen Jahren, beim Lesen habe ich mich immer köstlich amüsiert. Das neue Buch der Autorin kann da leider nicht mithalten.
Monika lernt den Investmentbanker Sven Bauer kennen. Er umgarnt sie nach allen Regeln der Kunst. Auf sein Drängen hin gibt sie ihren Job als Physiotherapeutin auf, zieht in sein schickes Frankfurter Apartment und gibt sich den ganzen Tag dem süßen Nichtstun hin.
Schließlich zieht sie in seine Finca nach Mallorca, wo Sven sie an den Wochenenden besucht. Nach einigen Monaten teilt er ihr per SMS mit, dass sie die Finca verlassen soll. Für Gespräche oder Aussprachen ist er nicht erreichbar.
Ihr erster Gedanke ist: Rache! Dabei hat von Anfang an alles darauf hingedeutet, dass Sven kein Mann fürs Leben ist.
Nach der Trennung findet Monika in kürzester Zeit zwei Freundinnen, die sie bei ihren Racheplänen unterstützen, wobei Sandra auch von einem Mann verlassen wurde, der sie auch noch um ihre Ersparnisse gebracht hatte.
Monikas Rache ist absolut unter der Gürtellinie, zumal Sven ihr nicht wirklich was angetan hatte. Es wird übrigens angedeutet, dass er sich getrennt hat, weil sie zugenommen hat ... Er lässt sie sogar noch einige Wochen in der Finca wohnen und seine Kreditkarte und sein Auto benutzen, was Monika bis zum Äußersten ausnutzt.
Monika fand ich unsympathisch und weltfremd. Wie kann man so naiv sein und seine Wohnung und seinen Job kündigen, um zu einem Mann zu ziehen, den man kaum kennt? Und das mit Mitte 30! Ihre Probleme waren selbstgemacht, so dass es ihr nicht geschadet hat, die Suppe auszulöffeln, die sie gekocht hatte.
Die einzigen sympathischen Charaktere in dem Buch sind Svens Eltern, die bodenständig und herzlich sind. Das großzügige und hilfsbereite Millionärspärchen Daggi und Günther kam mir zu märchenhaft vor, um wahr zu sein.
Der Schreibstil ist wie gewohnt flüssig und stellenweise blitzt der gewohnte Humor durch, doch leider konnte mich die Autorin mit diesem Buch nicht begeistern.

Bewertung vom 10.06.2024
Forgotten Garden (eBook, ePUB)
Gosling, Sharon

Forgotten Garden (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Forgotten Garden - ein schönes Wohlfühlbuch, das gute Laune macht und sich hervorragend als Urlaubslektüre eignet.
Luisa ist Gartenarchitektin. Sie hat ihren Mann Reuben während des Studiums kennengelernt. Der große Traum der beiden war es, einen Gemeinschaftsgarten zu gestalten. Nach Reubens Tod begräbt Luisa ihren Traum und arbeitet als Sekretärin für eine Landschaftsarchitektin. Als Reubens Patenonkel ihr ein Grundstück in West Cumbria im kleinen Küstenort Colleton zum Bewirtschaften anbietet, sagt sie nach anfänglichem Zögern zu. Eine Entscheidung, die ihr Leben umkrempeln wird.
Bei der Besichtigung des Grundstücks lernt sie Cas und Harper kennen, die gerade ein Boxstudio verlassen. Das Studio wird ehrenamtlich von Cas betrieben, er möchte damit die Jugendlichen von der Straße holen und ihnen eine sinnvolle Freizeitgestaltung anbieten.
Die 17jährige Harper ist eine der Jugendlichen, die dort gern ihre Zeit verbringen. Sie ersetzt ihrem 9jährigen Bruder Max Mutter und Vater. Max interessiert sich sehr für Pflanzen, er hat heimlich einen wunderschönen Garten angelegt.
Als Antagonist agiert Harpers krimineller Cousin, der alles tut, um Harper das Leben schwer zu machen. Der Gemeinschaftsgarten ist ihm ein Dorn im Auge.
Ich habe das Buch an zwei Tagen durchgelesen. Es war so schön mit zu verfolgen, wie Luisa beginnt, wieder einen Sinn im Leben zu sehen und nach zehn Jahren endlich bereit zu sein scheint, Reuben loszulassen und neues Glück zu finden. Den Gemeinschaftsgarten und Max‘ Garten hatte ich deutlich vor Augen: Die Pflanzen, Bäume, Blumen, Früchte und Gemüsesorten, die dort angepflanzt wurden, werden detailliert und liebevoll beschrieben. Von der 17jährigen Harper war ich sehr beeindruckt, sie hat sich nicht nur vorbildlich um ihren Bruder gekümmert, sondern war auch noch die treibende Kraft bei einem ökologischen Bewässerungsprojekt – und einen schrottreifen Wagen konnte sie auch noch wieder fahrtüchtig machen.
Von mir eine Leseempfehlung für alle, die gern Liebesromane lesen und auch für die, die sich für Gartengestaltung interessieren oder nach Ideen für ihren Garten suchen.

Bewertung vom 04.06.2024
Bertha Benz und die Straße der Träume
Schwarz, Alexander

Bertha Benz und die Straße der Träume


ausgezeichnet

Ich lese sehr gern Romanbiografien und bin durch das Cover und den allseits bekannten Namen Benz auf das Buch aufmerksam geworden.
Pforzheim, 1863: Bertha ist eins von neun Kindern. Als sie sich in den jungen Ingenieur Carl Benz verliebt, sind ihre Eltern zunächst gegen eine Verbindung der beiden. Carl stammt aus einfachen Verhältnissen und ist das einzige Kind seiner Mutter, die früh verwitwet ist. Der Vater kennt ihn von Treffen bei der Eintracht, einem Verein, dem beide angehören. Er schätzt ihn durchaus, bezeichnet ihn aber als Luftikus mit verrückten Ideen, mit denen sich kein Geld verdienen lässt. „Das darf doch wohl nicht wahr sein, du kommst hier an mit einem Mann, der Einzelkind ist, fast keinen Groschen auf der Bank hat und auch noch katholisch ist!“ (S. 67). Doch immerhin hat Carl studiert und arbeitet als Ingenieur bei einer angesehenen Firma. Bertha setzt die Verlobung mit Carl durch, es dauert jedoch noch zwei Jahre, bis die beiden heiraten und sich in Mannheim niederlassen.
Carl tüftelt seit eh und je in jeder freien Minute an einem selbstfahrenden Wagen. Er gründet mehrere Firmen, in denen sich seine Geschäftspartner um den Verkauf und die Buchhaltung kümmern, er hat daran kein Interesse. Bertha unterstützt ihn, wann immer sie kann, und sie interessiert sich auch für die technischen Aspekte seiner Arbeit. Carl steckt sie mit seiner Begeisterung für einen selbstfahrenden Wagen an, der nicht nur Personen, sondern auch Waren transportieren kann. Bis dahin wurden längere Strecken ausschließlich mit der Eisenbahn oder Kutschen und Droschken zurückgelegt, die von Pferden gezogen wurden.
1888 ist es soweit, Bertha beschließt, Carls selbstfahrenden Wagen der Welt zu zeigen und in der Öffentlichkeit bekannt zu machen. Eines Morgens weckt sie ihre Söhne Eugen (15) und Richard (13) und geht mit ihnen auf die Reise von Mannheim nach Pforzheim. Für die 100 Kilometer brauchen sie den ganzen Tag, unterwegs müssen sie mehrmals in der Apotheke Ligroin kaufen und haben einige kleinere Pannen, die Bertha beherzt mit Hilfe ihrer Hutnadel und ihres Strumpfbandes behebt. Die Ketten werden vom Schmied gestrafft, die Bremsklötze mit einem Stück Leder belegt. Berthas Reise ging in die Geschichte ein, und sie hat ihr Ziel erreicht, Carls Erfindung bekannt zu machen. Da der Wagen sehr laut war und eine Dampfwolke aus Abgasen verursachte, hatten nicht nur die Menschen, die das unbekannte Gefährt zum ersten Mal sahen, große Angst. Es waren vor allem Tiere, die vor dem Wagen Reißaus nehmen wollten, Pferde scheuten, Kutscher schimpften und schwangen voller Wut die Peitsche in Berthas Richtung.
Doch es gab auch viele, die den Fortschritt begrüßten und großes Interesse für den Wagen zeigten. So schrieb ein Reporter einen langen Artikel über Bertha und Carls selbstfahrenden Wagen, was dazu führte, dass Berthas Rückreise viel erfreulicher ausfiel. Sie wurde kaum noch beschimpft, dafür von Bewunderern umringt.
Im Nachwort erfahren wir, welche Personen und Ereignisse fiktiv und welche faktisch sind. Der Autor hat Fiktion und Wahrheit wirklich meisterhaft verknüpft, so dass das Buch durchweg spannend war und auch Menschen wie ich, die keine Ahnung von Autos und Technik haben, alles gut verstehen können. Von mir eine Leseempfehlung für Leser*Innen, die sich für die Geschichte des Automobils interessieren und alle, die gern Romanbiografien lesen.