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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Gurke
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 162 Bewertungen
Bewertung vom 21.11.2013
Vier Pfoten und das Weihnachtsglück
Schier, Petra

Vier Pfoten und das Weihnachtsglück


sehr gut

Ho ho ho, hier kommt die Liebe deines Lebens

Es gibt die Dinge, die kann man nicht kaufen. Für alles andere gibt es den Weihnachtsmann und genau an den schreibt die 18-Jährige Sophie Lamberti im Vollrausch einen Wunschzettel mit der Bitte in genau zehn Jahren ihr den perfekten Mann samt Hund an die Seite zu stellen.
Nun ist Sophie 28 Jahre alt, gut gebuchte Fotografin, und weit weg mit ihren Gedanken von dem Mann, der Kinderaugen zum Strahlen bringt.
Santa Claus hat den unglücklichen Single allerdings nicht vergessen und sogar schon einen potentiellen Kandidaten im Blick: Carsten, Journalist und neuerdings unfreiwilliges Herrschen von Hundedame Lulu – blöd ist nur, dass das erste Treffen der beiden beinahe in Mord und Totschlag endet. Mit der Devise „Gegensätze ziehen sich an“ schickt er seine beste Elfe als tierischen Vermittler zu Lulu auf die Erde und hofft, dass Amors Pfeile treffen, wenn da nicht Carstens Geheimnis die besinnliche Stimmung im entscheidenden Moment zum Kippen bringt und damit das ganze himmlische Projekt.

Petra Schiers lauschige Winterromane mit fellschnäuziger Unterstützung sind mir zu einer lieb gewonnen Tradition geworden, die immer beschaulich auf das Familienfest einstimmen und mich ein Stück ausgeglichener in das Einkaufsgetümmel schauen lassen.
„Vier Pfoten und das Weihnachtsglück“ bleibt dem gewohnten Stil der Autorin treu, indem sie zwei Streithähne von der Leine lässt und mit einer gehörigen Portion Kerzenschein-Romantik langsam die Wogen glättet. Sophie und Carsten sind besonders kratzbürstige Vertreter ihrer Gattung, bei deren Disputen mir schon beim Lesen die Puste ausging. Zum Ausgleich kommt aber auch in regelmäßigen Abständen die Cockerhündin Lulu zu Wort, die mir besonders durch ihre Vernarrtheit in die Spielsachen „Püppi“ und „Kraki“ ans Herz gewachsen ist und mal lieb, wild oder eingeschnappt genau weiß, wie sie mit den Menschen umzugehen hat.

Der Hintergrund mit der zum Spenden animierenden Fotostory einer Sozialstation hat der Liebesgeschichte eine geerdete Basis verliehen, was bei mir aber ein wenig die Adventsstimmung gedrückt hat und ich mir mehr Besuche bei Sophies Schwester Tessa bei Kaffee und Kuchen während dichten Schneetreibens gewünscht hätte, um vollends den 24.12. herbeizusehnen.

Santa zückt unterdessen schon wieder sein Smartphone, was ihm Petra Schier netterweise als technische Stütze mit auf dem Weg gegeben hat, um uns für das nächste Jahr erneut von seinem harten, aber immer herzerweichendem Job zu berichten. :-)

Bewertung vom 15.11.2013
Leuchte
Bruske, Tanja

Leuchte


sehr gut

Lisa will nach der historischen Stadtführung, die sie in Marköbel in zeitgemäßer Tracht absolviert hat um den Touristen ein besseres Gespür für das Erzählte zu geben, nur noch nach Hause. Kurzerhand setzt sie sich in dieser Aufmachung in ihre alte Klapperkiste und düst durch den Wald, bis ihre Fahrt durch einen Aufprall an einem Baum jäh endet.
Unverletzt, aber ein bisschen eingeschüchtert von der Dunkelheit, nimmt die junge Frau eine Abkürzung durch den dichten Wald. Durch den plötzlich aufziehenden Nebel stürzt Lisa und starrt danach ungläubig in die aufgerissenen Augen einer Frauenleiche.
Viel Zeit zum Nachdenken bleibt ihr nicht, denn der Mörder ist noch am Tatort und will die unliebsame Zeugin aus dem Weg räumen.
Als sie wieder zu Bewusstsein kommt, liegt sie in einer spartanisch eingerichteten Hütte – im Jahr 1792.

Grundlage von Tanja Bruskes Mystery-Krimi „Leuchte“ ist eine Legende aus Hessen, die über viele Jahrzehnte in den Dörfern umhergeisterte und mich gut unterhalten hat, da ich sehr empfänglich für jede Art von Gruselgeschichten bin, deren Wahrheitsgehalt zwar durchaus anzuzweifeln, aber auch nicht komplett auszuschließen ist.

Die Authentizität mit der die Autorin alte medizinische Untersuchungen beschrieben hat und der Aberglaube einiger Dörflerinnen, die bei Fieber lieber einen Bindfaden an einen Holunderstrauch binden, statt unbekannte Medikamenten einzunehmen, haben mich sofort mit der Protagonistin durch den Zeittunnel treten lassen. Auch die obligatorische Folterszene bei solch einer historischen Erzählung mit dem effektvollen Ausruf „Hört das Blutgericht“ vom Büttel war gelungen, obwohl die Protagonistin sehr zart besaitet war und in den schauderhaften Momenten geflohen ist.
Insgesamt war mir Lisa, die sich relativ sorglos, enthemmt und sogar interessiert in die getauschte Epoche stürzte, zu sarkastisch und einige Dialoge durch ihre Art nicht mehr so leicht und frisch. Das Ende ist für uns Leser prima zu akzeptieren, wenngleich andere (romantische) Möglichkeiten auch ihren Reiz, aber sicherlich das Seitenpensum gesprengt hätten.

Für Touristen der Hanauer Region ist dieses Buch eine schöne Möglichkeit viele Information über das Urlaubsziel vorab zu erfahren, anschließend den Schauplatz zu erkunden und vielleicht ein freches Leuchten im Wald aufzuspüren, welches eine Aufgabe z.B. die Aufklärung eines Mordes für denjenigen bereithält. Beim Lesen besteht die Gefahr nicht und deshalb wäre dies meine erste Wahl. :-)

Bewertung vom 11.11.2013
Die rote Pyramide / Kane-Chroniken Bd.1
Riordan, Rick

Die rote Pyramide / Kane-Chroniken Bd.1


ausgezeichnet

Sahad – Öffne dich (und tauche ein in das Alte Ägypten)

Die Familie Kane ist eine etwas ungewöhnliche Familie, denn nach einem tragischen Unfall von Mutter Ruby wurden die Geschwister Sadie (12) und Carter (14) voneinander getrennt. Die Großeltern hegen gegen ihren Schwiegersohn Julius einen immensen Groll, da sie ihn für den Tod der eigenen Tochter verantwortlich machen und einen Sorgerechtsstreit um die geliebte Enkelin, die Ruby wie aus dem Gesicht geschnitten aussieht, anzettelten und auch gewinnen – Sadie darf ihren Vater nur zwei Mal im Jahr sehen und damit auch ihren Bruder.
Am Weihnachtsfest ist es dann soweit und als Sadie erfährt, dass sie von ihrem Vater, der Ägyptologe mit Leib und Seele ist, in das Britische Museum geschleift wird, sinkt ihre Laune in den Keller. Als er von den Geschwistern aber verlangt die Sicherheitsleute in ihren Büros einzusperren, wird Sadie neugierig und die darauf folgende Explosion des Rosettastein (ein Artefakt von unschätzbaren Wert), die ihren Vater verschluckt und fünf bedeutende Götter freisetzt, verspricht doch noch spannende Feiertage und möglicherweise ein Ende der Welt, wie wir sie kennen.

Als Riordan Neuling war ich erstaunt über den brillanten Schreibstil, der wirklich ein Genuss war. Er zeichnet sich dadurch aus, dass die Kapitel abwechselnd von den beiden Protagonistin erzählt werden, indem sie ihre Erlebnisse auf ein Tonband sprechen und in manchen Situationen von flapsigen Bemerkungen des anderen in eckigen Klammern aufgelockert werden, die neckend und liebevoll die neu gewonnene Nähe erkennen lassen.

Ein weiteres Schmankerl ist der dichte Handlungsverlauf, der durch die rasante Entwicklung der magischen Kane-Nachkommen immer mehr gesteigert wird und selbst Anubis im Totenreich ins Schwitzen bringt. Die pfiffige und gleichzeitig kindgerechte Einarbeitung der ägyptischen Weltanschauung verdient alleine schon die Höchstpunktzahl, aber eingebettet in die geniale Idee einer Wiederbelebung der Gottheiten in menschliche Gefilde sprengt es die Wertungsskala für mein Empfinden und lässt auch die Tempelanlagen erzittern. Deutlicher kann ich meine Begeisterung nicht in Worte fassen!

Wenn Zeitreisen möglich wären, würde ich entweder in das Mittelalter oder nach Ägypten zu den Zeiten der stattlichen Pharaonen reisen wollen, da mich die Macht vom Nil schon immer sehr fasziniert hat und diese Kultur einmalig ist. Da dies allerdings nur ein Wunschtraum bleiben wird, muss ich mich eben auf literarische Reisen in das Land der Pyramiden machen und genau diese Möglichkeit hat uns Rick Riordan mit „Die Kane-Chroniken“ gegeben.
Der zweite Band „Der Feuerthron“ ist im März 2013 erschienen und Band 3 „Der Schatten der Schlange“ folgt pünktlich zu Weihnachten am 20.12.2013 – beide stehen definitiv auf meiner Wunschliste und nun Ha-wi – Schlagt zu (das Buch). ;-)

Bewertung vom 06.11.2013
Bitterer Nachgeschmack

Bitterer Nachgeschmack


ausgezeichnet

“Wenn man aus einem Roman eine Kurzgeschichte machten könnte, ist er überflüssig."

An diese Weisheit von Ernest Hemingway haben wohl auch die Autoren und Autorinnen von „Bitterer Nachgeschmack“ gedacht, als sie die Idee zu einem Sammelwerk von komprimierten Erzählungen über Giftmorde und dessen Täter/innen ins Leben riefen – schließlich liegt auch manchmal in der Kürze die Würze.

Herausgekommen ist dabei eine toxische Mischung von insgesamt dreizehn Stories, die im Durchschnitt einen Umfang von dreißig Seiten betragen und so wunderbar mal zwischendurch geschmökert werden können. Ich würde auch unbedingt empfehlen diese Erzählungen nicht ohne Pause hintereinander zu lesen, da sie dadurch an Intensität verlieren. Besonders der Einsatz des Frauengifts Arsenik wiederholt sich in den historischen Rubriken, wodurch sich vielleicht der wohlig-dämonische Schauer beim Lesen der heimtückischen Ingrediens durch zu schnellen Verzehr der giftigen Handlungen verziehen könnte.

Natürlich kommen aber auch noch andere Zutaten aus Teufels Küche zum Einsatz, die genauso wirksam wie überraschend sind und die unterschiedlichen Zeitebenen sorgen zusätzlich für Abwechslung. Man sollte nämlich nicht von dem mittelalterlich anmutendem Cover darauf schließen, dass nur eine Epoche zum Schauplatz wird, schließlich gibt es auch in der Gegenwart die ein oder andere neidische Person, die nur auf eine günstige Möglichkeit wartet, um unbemerkt zum Mörder zu werden.
Petra Gabriel hat sogar ein sehr futuristisches Bild gezeichnet, die regelrecht aus dem Band mit dystopischen Elementen hervorsticht, obwohl ihr „Gift der Feen“ nicht mein Favorit ist. Am besten unterhalten gefühlt, habe ich mich von Susan Hastings „Paradies Nr. 13“, die auf sehr perfide Art und Weise die Laubenidylle zum Einstürzen bringt. Gefloppt hat dafür für meinen Geschmack leider der Beitrag von dem Schriftsteller Armin Öhri, der nicht nur sprachlich, sondern auch inhaltlich irgendwie zu speziell war.

Das Künstlerehepaar unter dem Pseudonym Iny Lorentz hat zusammen mit der Herausgeberin Claudia Senghaas von dem Gmeiner Verlag viele fantastische Autoren zur Mitarbeit überreden können, die „Bitterer Nachgeschmack“ zu einem tollen Gesamtkunstwerk strahlen lassen. Es muss also nicht immer ein 400 Seiten starker Epos ein, um uns Leser mitzureißen – die Kunst ist sich kurz zu fassen und dennoch mit einem dichten Spannungsbogen und Kreativität begeistern zu können. Dafür gibt es von mir fünf bittersüße Sterne und eine Leseempfehlung mit dem Rat bei der nächsten Mahlzeit sehr genau auf die Butter, die Suppe und andere Lebensmittel zu achten, denn sie könnten hinterhältig vergiftet worden sein! ;-)

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.11.2013
Macht
Weiss, David G. L.

Macht


sehr gut

Die Ethnologin Josephine ist genervt von dem Wust an unnötigen E-mails in ihrem Postfach und den vielen Studenten aus besserem Hause, die mit ihren Sorgen und vermeintlichen Nöten ihre Sprechzeit belagern. Eine Nachricht von dem Pfarrer Gabriel aus Österreich lässt sie dann aber doch aufhorchen, denn er ist ihr bester Freund und zugleich letzte Verbindung in ihre Heimat, der sie den Rücken gekehrt hat. Er berichtet von seltsamen Leuchtbildern am Grabstein des durch eigene Hand jung gestorbenen Philosophen Otto Weininger und ungewöhnlichen Opfergaben auf dem Friedhof in Form von Totenkopfringen. Stellen die seltsamen Schmuckstücke eine Verbindung zu der SS dar, einem anderen geheimen Verbund oder sind sie nur aus jugendlichem Leichtsinn dort gelandet? Als kurz darauf Gabriels Leiche entdeckt wird, weiß Josi, dass sie besser schon früher die Recherche aufgenommen hätte..

Wer die Möglichkeit hat in den Prolog von „Macht“ zu schnuppern, sollte sich die Gelegenheit auf keinen Fall entgehen lassen, denn der Einstieg in das Buch mit der Erkundung des ehemaligen Fahrerbunkers in Berlin ist wirklich gigantisch, sehr kraftvoll und stimmt hervorragend auf den Thriller ein, der eine sehr gelungene Mischung aus historisch wichtigen Stützpfeilern und Hetzjagd der Gegenwart darstellt. Aber auch der weitere Verlauf muss sich nicht dahinter verstecken, denn schon bald erfahren wir Leser eine Menge über bekannte und auch eher ungewöhnliche Verschwörungstheorien, die mich sofort fesseln konnten und zu eigenen Nachforschungen annimierten.
Der Vergleich zu dem legendären Dan Brown liegt deshalb nahe und hat sich spätestens nach der Hälfte der Lektüre für mich gezeigt, da viele actionreiche Wendungen und düstere Gestalten für reichlich Adrenalin beim Schmökern sorgen. Eine 1+ mit Sternchen bekommt der Schreibstil von mir verliehen für sehr schön ausgeklügelte Sätze, kluge Dialoge und insgesamt ein hohes Niveau für dieses Genre, was allerdings auch zur Folge hatte, dass man teilweise sehr konzentriert lesen muss, um nicht den Anschluss zu verpassen. Besonders im letzten Drittel hatte ich persönlich damit auch so meine Probleme, weil ich gerne abends im Bett lese und dann einfach zu viel Wissen und Hinweise auf mein dämmerndes Ich ein gesprudelt sind.
Das Finale war dann ein wenig zu fad, um mit dem beachtlichen Rest des Thrillers mitzuhalten, was den Punktabzug erklärt. Dennoch hat der Plot ein gutes Potenzial um verfilmt zu werden und auch auf der Leinwand die Spannung prima zu projizieren.

Abschließend kann ich sagen, dass ich „Macht“ zu einem späteren Zeitpunkt wahrscheinlich noch einmal lesen werde, damit ich das dichte Netz an Informationen mit noch mehr Lesevergnügen beschreiten und noch die letzten düsteren Winkel beleuchten kann – außerdem ist eine Fortsetzung geplant für die vermutlich aufgefrischte Kenntnisse ganz hilfreich wären, wie ich den Autor kennen bzw. lesen gelernt habe. ;-)

Bewertung vom 30.10.2013
Ziemlich beste Freundinnen
Ruppert, Astrid

Ziemlich beste Freundinnen


gut

Konstanze Keller-Stein steht kurz vor dem Lagerkoller, denn seit ihrem Treppensturz mit einhergehendem komplizierten Beinbruch steht die Welt der ehrgeizigen Kardiologin zwangsweise still. Ausgerechnet jetzt wo die Wahl zum neuen Chefarzt auf Hochtouren läuft, auf dessen Stelle sich auch ihr Mann Philipp beworben hat, wird der zweifachen Mutter eine Kur im idyllischen Hessen verordnet – weit weg von Zuhause. Wie wird ihre chaotische Rasselbande den Alltag ohne strikte Planung und ihre feste Hand bewältigen und wie soll Konstanze sich entspannen, wenn durch eine technische Fehlbuchung kein Einzelzimmer verfügbar ist und sie notgedrungen mit der Geringverdienerin und verhinderten Kosmetikerin Jacqueline auf engstem Raum leben muss, die komplett andere Werte als sie selbst vertritt?

„Wow“, sagte Jacqueline. „Jedes Kind ein eigenes iPhone.. Na, bei mir hat jedes Kind einen eigenen Vater.“ (S.224)

Nach Astrid Rupperts Roman „Wenn nicht jetzt, wann dann?“, der mich sehr begeistern konnte, wartete ich schon gespannt auf die Erscheinung von „Ziemlich beste Freundinnen“, mit der Hoffnung, dass die Autorin wieder eine Art Überraschungserfolg schaffen würde, der aber dieses Mal leider ein wenig ausblieb.

Es gab durchaus einige Szenen, die humorvoll waren und mit der Mischung aus Reha-Alltag und zwischenmenschlichen Aneckungen einen charmanten Reiz hatten, doch insgesamt plätscherte die Handlung etwas schwunglos dahin, was aber nicht an den Krücken der Hauptperson lag. Unterbrochen wurde das Erzählte immer wieder von diversen Schlagabtäuschen der Protagonistinnen, die lautstark ihre eigene Wünsche und Hoffnungen verteidigten, schmollten und danach wieder freundschaftlich dem Schnaps zusprachen. Mit beiden Extremen konnte ich mich nicht identifizieren und die Wechsel von himmelhochjauchzender Harmonie zu zickigem Streit waren schlichtweg für mich zu pubertär, wobei ich sowieso kein Fan der überspitzen Dialoge bin.

Nichtsdestotrotz hat sich dieses Frauenbuch wieder angenehm flüssig lesen lassen, was dem geradlinigen und trotzdem behaglichen Schreibstil zu schulden ist und an einigen Punkten regten mich „Konnis“ und „Jackis“ Dispute sogar zum Nachdenken an, obwohl mich diese spezielle Freundschaft nicht so berührt hat und das Ende mich sogar etwas langweilte. Als Aufmunterung für Bekannte, die lustlos auf Kur fahren müssen, hat das merkwürdige Duo aber bestimmt einen heilenden Effekt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.10.2013
Tanz der Zitronen
Joens, Nicole

Tanz der Zitronen


gut

„GEZ – dafür zahl' ich nicht“

Das war jahrelang die Parole von einem unzufriedenen und meist jungen Publikum, welches sich mit dem Fernsehprogramm von ARD und ZDF so gar nicht identifizieren konnte. Die Sonntagsfilme habe ich selbst (Jahrgang 1989) gar nicht erst für einen gemütlichen Ausklang vom Wochenende in Erwägung gezogen, weil diese eintönig und häufig mit den selben Schauspieler/innen besetzt wurden, sodass ein Krimi oder Drama schon auf dem ersten Blick der gleiche Einheitsquark war und damit frei von jeglicher kreativen Inspiration und schlichtweg uncool. Bei den zahlreichen Ärzteserien und Seifenopern hatte man irgendwann auch das Gefühl, die Handlung weit voraus schon zu kennen und sich nur berieseln zu lassen, weil die Charaktere viel zu flach gezeichnet wurden und die Umsetzung ohne künstlerische Qualität gedreht wurde. Doch wozu dient dann eine Zwangsabgabe, wenn die Mattscheibe nicht zwangsweise einen neuen Glanz erhält? Wo bleibt mein Rundfunkbeitrag?

Umso neugieriger war ich, als ich die Möglichkeit bekam durch Nicole Joens einmal hinter die Kulissen der großen Deutschen TV-Fabrik zu schauen – ungeschönt und in all ihrer Hässlichkeit. Nachdem die Autorin nämlich ihre Ausbildung in den USA abgeschlossen hat, war sie selbst zwei Jahrzehnte als freie Drehbuchautorin für die Fernsehriesen in München unterwegs, was aber urplötzlich einen tiefen Riss bekam, als sie für einen Vierteiler vor Gericht gezerrt wurde, da sie an ihrem eigenen Konzept festhalten wollte – ein Unding im politisch geprägten Korruptionsdschungel.
An dieser Stelle muss man ihr auch einfach für den Mut danken, sich trotz aller Widrigkeiten nicht zu verkriechen, sondern wie ein Phönix aus der Asche zu steigen und die Verantwortlichen in den Fokus zu rücken.
Es dauert auch nicht lange, um vollkommen desillusioniert zu werden, was ein faires Miteinander in diesem Berufsbild angeht. Da werden Freunde zu Feinden und Verträge an denjenigen verteilt, der sich am besten verstellen und bestechen kann. Natürlich herrscht in der freien Marktwirtschaft ein rauer Ton, doch die Ausmaße, die von Nicole Joens beschrieben werden, gehen weit über mein Verständnis von Fleiß und Gerechtigkeit hinaus. Die Kreativen werden möglichst klein gehalten und um ihren verdienten Lohn gebracht, um dann auf der anderen Seite das Geld (UNSER Geld!) in Massen in zum Scheitern verurteilte Projekte fließen zu lassen. Es ist wirklich erschreckend und lässt uns beim Lesen nur beschämt mit dem Kopf schütteln, weil so viel vertuscht wird und kaum die Chance besteht eine ehrliche Antwort auf kritische Fragen zu erhalten.

Inhaltlich beschränkt sich die Autorin allerdings nicht nur auf diesen Schwerpunkt, sondern liefert einen bunten Mix aus Eckdaten ihrer ganzen Lebensgeschichte ab, was mich leider immer wieder zu Pausen gezwungen hat, weil die Sprünge für mein Empfinden zu ruckartig waren und dadurch ein stetiger roter Faden in der Erzählung fehlte, was für ein Sachbuch aber eigentlich Voraussetzung sein sollte und mir vom Stil gar nicht gefiel.
Einige Szenen, wie eine gedankliche Therapiestunde von ARD und ZDF (in drei Kapiteln) waren für mich auch unnötig und haben von dem Wesentlichen abgelenkt, obwohl man einen kreativen und gekränkten Kopf vielleicht auch nicht in die starren Formen eines nüchtern erzählten Berichts zwängen sollte, denn dafür waren einige Passagen eindeutig zu emotional.

Der Vierteiler „Herzblutlinde“ klingt nichtsdestotrotz (in der Urfassung) vielversprechend und ich hoffe, dass er schon bald verfilmt wird, denn intelligentes Fernsehen kommt in der Gegenwart leider viel zu kurz. „Tanz der Zitronen“ sollte deshalb die größte mögliche Aufmerksamkeit bekommen, damit die Verschwendung ein Ende hat und endlich wieder gutes Fernsehen im Rundfunk laufen kann – nicht nur für Senioren, denn wir sind die Zuschauer von morgen bzw. eigentlich schon von heute, das haben die ARD und das ZDF nur noch nicht begriffen!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.10.2013
Die Verschworenen / Eleria Trilogie Bd.2
Poznanski, Ursula

Die Verschworenen / Eleria Trilogie Bd.2


ausgezeichnet

Die Verratenen des Trilogie-Auftakts haben bei Quirin – dem Bewahrer und Hüter der Stadt unter der Stadt – Zuflucht gefunden und werden mit freundlicher Genehmigung von Fürst Vilem und seinem möglichen Nachfolger Sandor geschützt, wenngleich ihr Clan der Schwardornen verstärkt mit Angriffen von Feindclans zu kämpfen hat, die durchaus mit den versteckten Wundermenschen zusammenhängen könnten und es somit für die fünf Freunde unmöglich macht an der Oberfläche die Sonne zu genießen.
Zur Untätigkeit verdammt und von ihren Emotionen wegen Aureljos Plänen zum Einschmuggeln in die nächstgelegene Sphäre völlig entfesselt, vergräbt Ria sich immer tiefer in die alten Wälzer der ehrwürdigen Bibliothek und macht einen Fund, auf den sie sehnsüchtig hingearbeitet hat: eine handschriftliche Seite aus Jordans Chronik – der Schlüssel zu ihrem Schicksal.

Die Autorin hat die Charaktere auf den ersten Seiten mit ihren speziellen Gaben sofort wieder aufleben lassen, obwohl ich den ersten Teil vor gut einem Jahr gelesen habe. Der Übergang ist ihr in dem Fall völlig nahtlos gelungen und die Stadt unter der Stadt war mir so vertraut wie Ria und ihren Freunden. Allerdings hält sich Ursula Poznanski dann für meinen Geschmack zu lange mit der tristen Normalität unter Tage auf, was durch eine depressive und ständig schlecht gelaunte Tomma selbst beim Lesen zu einem Lagerkoller führt, da können auch nicht Rias Ausflüge in die Bibliothek und an geschützte Orte in der Wildnis oder Tychos fröhliches Gemüt mit unbändigem Wissensdurst nichts ändern.

Nach einem einschneidenden Erlebnis, was die Verschworenen in eine neue Situation bringt, beginnt der Marsch zurück in die vermeintliche Heimat und Geborgenheit – die Sphäre Vienna 2.
Hier unter der schützenden Hülle streut die Autorin dann endlich die wichtige Prise Pfeffer in die Handlung, sodass ich gar nicht richtig zum Durchatmen kam, weil beinahe hinter jeder Kuppel eine neue Gefahr drohte und damit das Tempo und die Spannung nach dem etwas zähen Einstieg gnadenlos hoch getrieben wurde, dass bei uns Lesern die Salvatoren (wenn wir denn welche hätten) wegen besorgniserregender Pulssequenz gar nicht mehr aufgehört hätte, die Werte ans MedCenter zu schicken. ;-)

Etwas vierzig Seiten vor dem Ende offenbart sich uns dann noch ein Geheimnis, welches geradezu galaktische Ausmaße annimmt und bei mir im ersten Moment für völliges Unverständnis sorgte, weil ich es ehrlicherweise nicht aus den vereinzelten Andeutungen entschlüsseln konnte und mir deshalb wie eine Lösung aus dem Nichts erschien. Im Nachhinein bin ich aber noch immer der Meinung, dass es sehr schwierig ist, die Schlüsse eigenständig zu ziehen, weswegen ich mir vielleicht noch zwei-drei mehr versteckte Hinweise zur Rätsel-Lösung gewünscht hätte und nicht zum Schluss damit durch Rias siebten Sinn überrannt werde, obwohl fairerweise der Effekt dieser Information alleine schon fünf Sterne verdient hätte. Vielleicht war ich aber auch schlichtweg zu sehr von dem tollen Schreibstil abgelenkt…

Bei „Die Verschworenen“ bleibt dieser letzte Knaller noch lange im Gedächtnis und hätte mich fast dazu verleitet mit voller Überzeugung die volle Punktzahl zu vergeben, aber zu einem Roman gehört eben auch immer der restliche Teil und dieser hatte durch einen etwas eintönigen Alltag bei den Dornen minimale Längen, wodurch ich einen halben Stern abziehe und für das hoffentlich fulminante Finale aufspare, denn noch tickt eine gefährliche Zeitbombe, die solange bewahrt werden konnte – bis jetzt.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.10.2013
Der Spiegel der Göttin / Die Samuraiprinzessin Bd.1
Bomann, Corina

Der Spiegel der Göttin / Die Samuraiprinzessin Bd.1


sehr gut

Die Bauerntochter Tomoe lebt ein bescheidenes und bodenständiges Leben, welches von Entbehrungen einer armen Familie im frühen 12.Jahrhundert sowie der Angst vor den scheußlichen Steuereintreiber geprägt ist, und sich durch Demut vor den göttlichen Kräften zwischen Himmel und Erde auszeichnet. Als sie eines Tages von ihrer Mutter in den Wald zum Holzsammeln geschickt wird, wartet dort bereits ein finsterer Geist auf das Mädchen, der ihr eine geheimnisvolle Prophezeiung rund um drei verschollene Throninsignien offenbart und sie als die Erwählte ernennt. Etwas ungläubig kehrt sich nach Hause zurück und muss ein furchtbares Blutbad an ihren lieben Verwandten verkraften, weshalb sie ewige Rache schwört und sich auf den Weg ins Ungewisse macht – die Nachricht des Waldgeistes lässt sie allerdings nie ganz los..

Im ersten Drittel des Romans wurde für meinen Geschmack ein bisschen zu sehr auf die Bremse gedrückt und sich viel Zeit genommen, um uns Leser behutsam in die Geschichte einzuführen. Was für die einen ein gelungener Einstieg in die Handlung ist, hat mich in meiner Vorfreude auf Tomoe und ihr Abenteuer gehemmt, wodurch ich für die ersten 100 Seiten auch am längsten gebraucht habe.

Dafür haben die restlichen Kapitel mich mit ihren mystischen Elementen und der kurzweiligen Verflechtung von allerlei spannenden Wendungen überzeugt.
Dabei lernen wir auf dem Weg zur Umsetzung der Prophezeiung nicht nur tapfere Mönche und siegeshungrige Krieger des Fürsten kennen, sondern auch übernatürliche Wesen, wie die linkische Kitsune (eine Fuchsfrau), die sehr viel Lebendigkeit in die mächtigen Wälder und Täler gebracht hat und den durchscheinenden Diener des Totengottes Enmas, der mit einer Berührung das Verderben bringen kann und immer in der Nähe der Protagonistin lauert, aber gleichzeitig seine positiven Seiten zur Schau stellt.
Corina Bomann zeigt in diesen Sequenzen wirklich literarische Künste, die eigentlich viel zu schade sind, um nur von Jugendlichen gelesen zu werden. In einigen Kampfszenen geht es auch hoch her und die Krieger für die Gerechtigkeit auf dem japanischen Thron gehen nicht zimperlich bei ihrer Mission vor, sodass es für älteres Publikum durchaus ins Beuteschema passt, schließlich ist der Aufbau auch überdurchschnittlich pfiffig und durch wahre Einflüsse aus dem Leben der japanischen Kultfigur, Tomoe Gozen, unterlegt.

Ich habe mich schon bedeutend schlechter von sogenannten Bestsellern unterhalten lassen und möchte gar nicht ein Jahr warten, bis zur Suche des zweiten Throninsigniums. Glücklicherweise hat die Autorin schon zahlreiche andere Bücher für jede Altersklasse geschrieben und damit werde ich mir die Zeit bis die Samuraiprinzessin erneut in ferne Gebiete ausreitet, gerne versüßen.
Als Hörbuch bzw. -spiel könnte ich mir die geplante Trilogie übrigens auch gut vorstellen, denn mit der Untermalung von asiatischen Klängen, dem Scheppern von Schwertklingen oder einem fröhlichen Kichern der Füchsin wird das alte Japan noch realitätsnaher, obwohl der abwechslungsreiche Schreibstil auch so nicht an Ausdrucksstärke verliert.
Die volle Punktzahl bekommt Frau Bomann von mir, wenn sie es bei der Fortsetzung schafft, das hohe Niveau gleich zu Beginn wieder so bildlich mit japanischem Flair abzurunden und nicht erst eine Vorlaufzeit benötigt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.