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odile

Bewertungen

Insgesamt 116 Bewertungen
Bewertung vom 29.01.2025
Snehild - Der Ruf der Unterwelt (eBook, ePUB)
Vedsø Olesen, Anne-Marie

Snehild - Der Ruf der Unterwelt (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Nordic Fantasy - Snehild Grauwolfs Reise geht weiter

Die junge Seherin Snehild lebt wieder am Königshof von Himlinge. Sie genießt die Gunst Aslaks, der seit einem halben Jahr über Sialand herrscht. Doch den jungen König plagen böse Träume, die ihn beeinträchtigen. Von dem jungen Prinzen, dessen Scharfsinn und Klugheit sie einst faszinierte, ist nur noch wenig übrig. Er verliert allmählich den Verstand und wird zur größten Bedrohung seines Reiches, dessen Bewohner er terrorisiert. Snehild erkennt, dass sie eingreifen muss, doch dazu kommt es vorerst nicht. Eine alte Feindin verflucht die junge Seherin. Um ihr Leben zu retten, muss Snehild an Midgards gefürchtetsten Ort reisen: Helheim.

„Snehild - Der Ruf der Unterwelt“ ist der zweite Band der Reihe von Anne-Marie Vedsø Olesen. Ich rate, mit dem ersten Band anzufangen. Dadurch wird das Verständnis erleichtert und der Lesespaß vergrößert.

Als Snehild geheilt und mächtiger denn je, zurückkehrt, muss sie sich der Realität stellen. Sie hat einen großen Fehler begangen. Ihren Favoriten Aslak hat seine Macht ängstlich und bösartig gemacht. Er erweist sich als unfähiger, ja gemeingefährlicher König. Den wesentlich geeigneteren Roald hat Snehild damals unterschätzt. Jetzt will sie diese Entscheidung korrigieren – um jeden Preis. Wer Ungeheuer bekämpft, sollte darauf achten, nicht selbst eines zu werden. Diesen weisen Ratschlag gibt der alte Gode Faxe Snehild als Warnung mit auf ihren Weg als er sie in der Runenmagie unterweist. Nicht von ungefähr. Inzwischen hat sie nicht nur den Tod Arns, sondern auch die Opfer Aslaks zumindest teilweise auf dem Gewissen. Dies ist ihr bewusst und macht ihr zu schaffen.Trotzdem zögert sie nicht.

Anne-Marie Vedsø Olesen erzählt bildhaft und atmosphärisch. Die Beschreibung Helheims samt seiner Ungeheuer hat mich beeindruckt. Besonders Hel war ganz anders als ich sie mir vorgestellt hatte. Durch die verschiedenen Handlungsstränge und die dadurch bedingten Orts- und Perspektivenwechsel weiß der Leser stets, was wo aktuell passiert. Das hat mir gut gefallen und erhält die Spannung. Band Zwei endet an der dafür perfekten Stelle. Die Weichen für Band Drei sind gestellt, obwohl die Autorin auf einen richtigen Cliffhanger verzichtet hat.

Mich hat Snehild erneut gut unterhalten. Ihre Entwicklung geht weiter. Aber manche ihrer Handlungen konnte ich nicht ganz nachvollziehen. Warum betrinkt sie sich, bspw. gemeinsam mit ihrer Erzfeindin? Aber das ist wohl ihrer Jugend geschuldet. Dagegen fand ich ihren Mut in und vor Helheim sehr beeindruckend. Berührend war Hjalmars Ende. Wie er sein Schicksal noch wenden konnte, obwohl das unmöglich schien, war sehr emotional.

Die starke Fokussierung auf Gewalt und Missbrauch wäre in diesem Maß nicht erforderlich. Schnell begreift der Leser die Bedrohung und dass, das Leben in Midgard nicht einfach ist.
Schmerzlich vermisst habe ich ein Glossar und eine Übersichtskarte. Die wären angesichts der zahlreichen Namen und Orte eine echte Hilfe.

Es bleibt spannend. Wie wird Ragnfried ihr Wissen nutzen? Was wird aus Aslaks ungeborenem Kind und dessen ehrgeiziger Mutter? Was bedeuten Snehilds Begegnungen mit Loki? Und wann wird Berghilds „Entdeckung“ bekannt?

4,5 von 5 Sternen von mir und eine Empfehlung an alle Fantasy-Fans, die mit der Darstellung von Gewalt klarkommen.

Bewertung vom 27.01.2025
Keilsberg
Mense, Sebastian

Keilsberg


ausgezeichnet

Jeder geht, aber von jedem muss etwas bleiben

Dieser Satz, den eine fremde Frau auf einem Friedhof zu ihm sagt, bleibt Paul im Gedächtnis. Dabei hat er gerade ganz andere Sorgen. Seine Freundin Julie hat ihn vor Monaten ohne Vorwarnung verlassen und ist seither spurlos verschwunden. Auch Michael, ihr Bruder und sein Chef, hat angeblich nichts von seiner Schwester gehört. Paul lässt sich gehen, seine Gedanken kreisen ausschließlich um die verlorene Geliebte, er bringt für nichts mehr Interesse auf. In dieser Situation stößt er bei einem Spaziergang zufällig auf einen englischen Soldatenfriedhof und lernt das ältere Ehepaar Ochs kennen. Diese Begegnung wird weitreichende Folgen für Paul haben ...

„Keilsberg“ ist das Romandebüt von Sebastian Mense. Eine wichtige Rolle in diesem Buch spielt seine Heimatstadt Kassel, bzw. der nahegelegene, wenig bekannte Soldatenfriedhof. Dort sind britische und russische Opfer des Kriegsgefangenenlagers Keilsberg aus dem 1. Weltkrieg bestattet.

Einer dieser Gefangenen war der englische Soldat Thomas Barley. Durch Lieselotte Ochs gerät der Briefwechsel zwischen Tom und seiner Mutter in Pauls Hände. Sie bittet ihn als studierten Anglisten, um die Übersetzung ins Deutsche. Toms Briefe gewähren verstörende Einblicke in das Lagerleben der Kriegsgefangenen. Seine Mutter Madelaine wiederum berichtet über die Lage im England des Jahres 1915. Paul beginnt über Thomas Barley zu recherchieren. Warum passen die Briefe inhaltlich oft nicht richtig zusammen? Was geschah mit Thomas Barley?

Sebastian Mense schreibt flüssig und bildhaft. Seine Charaktere wirken glaubwürdig und haben Tiefe. Die einfühlsame Beschreibung der Situation der Gefangenen, der Schrecken und Entbehrungen, die sie erdulden mussten, berührt. Die Lage der Bevölkerung in Deutschland und England, ihre Gefühle, Ängste wie Hoffnungen, sind anschaulich beschrieben. Man spürt die gründliche Recherche des Autors. Der laufende Wechsel der Perspektiven und der zwei Zeitebenen sorgt für anhaltende Spannung.

Besonders interessant fand ich die Entwicklung Pauls. Zunächst verharrt er im Selbstmitleid und seine Gedanken kreisen ausschließlich um Julie. Doch allmählich findet er in sein Leben zurück. Er schafft es, endlich loszulassen, sein Schicksal wieder selbst in die Hände zu nehmen und eine überfällige Entscheidung zu treffen. Als er endlich ein Lebenszeichen seiner Ex-Freundin sieht, kappt er mühelos die letzte Verbindung zu ihr. Zeitgleich mit seinem „Cold Case“ löst er auch seine eigenen Probleme.

Vielleicht treffen wir Paul ja wieder? Mich hat der Roman sehr gut unterhalten und ich habe Neues über den 1. Weltkrieg erfahren, obwohl ich schon einiges zu diesem Thema gelesen habe. Vielleicht recherchiert Paul auch künftig zu (anderen) historischen Themen? Ein Wiedersehen würde mich freuen, obwohl ich das nach den ersten Kapiteln nicht gedacht hätte.

Ich vergebe die volle Punktzahl und eine Leseempfehlung an alle historisch Interessierten. Aber nicht nur an diese.

Bewertung vom 27.01.2025
Die verlorenen Chroniken von Eristria (eBook, ePUB)
Hackel, Mario

Die verlorenen Chroniken von Eristria (eBook, ePUB)


sehr gut

Wie alles begann

Die fantastische Welt von Eristria hat sich als ein ideales Reiseziel, für mich entpuppt. Bereits zweimal habe ich mich dorthin aufgemacht und konnte spannende Abenteuer erleben. Wie nicht anders zu erwarten war, blieben nach meinen Ausflügen in eine neue magische Welt einige Fragen offen.

Mit "Eristria: Die verlorenen Chroniken" hat Autor Mario Hackel nun die Vorgeschichte zu seiner Palineas-Trilogie zu Papier gebracht. Sie beantwortet viele offene Fragen, die beim Lesen von Palis Abenteuer aufkommen. Auch zum besseren Verständnis der Kämpfe zwischen Zimeria und Eristria in „Chroniken der Magie“ erweist sich dieses neue Buch als sehr nützlich.

Aufgeteilt in zwei Teile, wird die Entstehung der Welt von Eristria erzählt. Im ersten Abschnitt „Drachen und Völker“ lernen wir die verschiedenen Drachengötter kennen, von denen jeder einen Aspekt der Schöpfung spiegelt. Es folgt die Geschichte der verschiedenen Völker, die Eristria bewohnen: Menschen, Elfen, Zwerge, Trolle und Blutmenschen. Sie sollten die neue Welt mit Leben erfüllen.

Dann übernimmt der Chronist Erydon, ein Drache, der jetzt als Magier durch die Welt wandert und ihr Gedächtnis bewahrt. In Form der Chroniken, einer Sammlung von Geschichten, die er kommentiert und in Zusammenhang bringt.
Ergänzende Illustrationen, ein Namensverzeichnis und eine Karte runden das Nachschlagewerk ab.

"Eristria: Die verlorenen Chroniken" ist gut verständlich und leicht zu lesen. Die Geschichten wirken authentisch und stimmig. Besonders hervorheben möchte ich Matts Bericht und die Aufzeichnungen von Erzmagier Malvaren Schattenwacht.
Bei den Protagonisten hat mir gefallen, dass sie häufig facettenreich sind. Also weder nur gut noch ausschließlich böse, wie z. B. Ogoran.
Bereits das Vorwort hat meine Neugier in einer Hinsicht gestillt: Was veranlasst jemanden dazu, eine derart komplexe Welt zu erfinden und zu gestalten?

Mein Fazit

Besonders für die Palineas Trilogie finde ich dieses Buch zur Erläuterung der Zusammenhänge außerordentlich wichtig und erhellend. Die komplexe Welt von Eristria wird dadurch verständlicher, mit ihren diversen Protagonisten und deren durchaus unterschiedlicher Motivation. Die Illustrationen finde ich sehr gelungen und schön anzusehen. Meine offenen Fragen wurden größtenteils beantwortet. Da erst ein Band der Palineas-Trilogie erschienen ist, war mehr auch nicht zu erwarten. Die Geschichte ist schließlich noch lange nicht zu Ende erzählt.

Gern hätte ich noch mehr über die Beweggründe der einzelnen Charaktere erfahren, speziell der Bösewichte. Was lässt sie zur leichten Beute der Dunkelheit werden? Ihre unstillbare Gier nach Macht oder ist da noch mehr?

Ich empfehle allen Reisenden nach Eristria dieses Nachschlagewerk als begleitende Lektüre.

Bewertung vom 20.01.2025
The Favourites
Fargo, Layne

The Favourites


ausgezeichnet

Siegen um jeden Preis?

Layne Fargo erzählt uns die mitreißende Geschichte eines jungen Eistanz- und Liebespaares, vom steinigen Aufstieg in höchste Höhen, die Sportler erreichen können, bis hin zum ernüchternden tiefen Fall und dem folgenden kräftezehrenden Comeback. Werden Kat und Heath den ersehnten Olympiasieg doch noch schaffen?

Das glamouröse, vorwiegend in Gold gehaltene Cover zieht die Blicke auf sich. Nur die Frau des Eistanzpaares ist zu sehen. Vom männlichen Part sieht man hauptsächlich die Hand, die ihre Taille umfängt und stützt. Damit wird die Botschaft des Buches bereits übermittelt. Obwohl wir scheinbar die Geschichte eines Eistanzpaares vor uns haben, geht es tatsächlich im Wesentlichen um sie, Katharina Shaw.

Schon als Vierjährige entdeckt sie ihre Leidenschaft für den Eistanz. Als sie Heath kennenlernt, der aus ähnlich bescheidenen Verhältnissen wie sie selbst stammt und bei Pflegeeltern aufwächst, sieht sie eine Möglichkeit, ihren Traum zu realisieren. Sie überredet Heath, statt Eishockey Eistanz zu betreiben. Obwohl sie kein Geld haben, finden die beiden eine Trainerin. Als Heath zu anderen Pflegeeltern soll, überredet Kat ihren Vater, die Vormundschaft für ihn zu übernehmen. So können sie weiter trainieren. Dann kommt der nächste Schlag, Katharinas Vater stirbt. Da sie noch zu jung ist, um ihr Erbe anzutreten, muss sie bei ihrem Bruder leben, der Alkohol- und Drogenprobleme hat. Er hasst Heath und macht Kat das Leben zur Hölle. Trotzdem trainieren die beiden unbeirrbar weiter und schaffen es tatsächlich, zu den nationalen Meisterschaften zu kommen. Ihre Karriere nimmt an Fahrt auf und Kats Idol, die Doppelolympiasiegerin im Eistanz, Sheila Lin wird auf sie aufmerksam. Nach vielen Aufs und Abs erreichen sie ihr großes Ziel, die Olympiateilnahme in Sotschi …

Die Geschichte zieht den Leser schnell in ihren Bann. Layne Fargo schreibt flott und bildhaft. Ihre Charaktere wirken in Haupt- und Nebenrollen weitgehend lebendig und glaubwürdig. Selten wurde die Welt des Hochleistungssports in der Spitzengruppe in ihrer Dramatik, Härte und mit ihren Skandalen, so packend beschrieben. Der ständig vorhandene Druck unter dem die Sportler stehen, die umfassende Beobachtung und Verfolgung durch Presse und Paparazzi und die allgegenwärtigen Intrigen. Ständige Forderungen von Trainern, Verbänden, Fans und Sponsoren an die Athleten. Es wundert nicht, dass sich immer wieder Dramen in dieser Blase abspielen. Dazu kommt noch, dass Kat und Heath seit ihrer Jugend eine sogenannte „Amour Fou“ verbindet. Ihre Leidenschaft verschafft ihnen für ihren sportlichen Werdegang Vor-, aber auch Nachteile.

Der Roman ist aus der Perspektive von Kat geschrieben. Der Wechsel zwischen Interviews/Kommentaren diverser Eistanzgrößen und erzählenden Abschnitten erweist sich als kluger Coup und schafft zusätzliche Spannung. Es hat mich nicht überrascht, dass die Autorin vor ihrer Schriftstellerkarriere u.a. als Dramaturgin tätig war. Die Kommentare zwischen den Kapiteln lassen die Erzählung noch authentischer wirken.

Mein Fazit

„The Favourites“ liest sich spannend und hat mich gut unterhalten. Die Einblicke in die Welt des Spitzensports sind faszinierend und verstörend zugleich. Man spürt die gute Recherche der Autorin, die uns hinter die Fassade des Glamours blicken lässt und die Schmerzen und Emotionen beschreibt, die im Rampenlicht einfach weggelächelt werden. Gegen Ende nimmt der Roman nochmals richtig an Fahrt auf und lässt Intrigen und Manipulationen eskalieren ...

Am meisten imponiert hat mir die Entwicklung Kats von der zielorientierten Eiskönigin zu einer einfühlsamen Frau, die ihren Weg im Leben und in ihrer Partnerschaft letztendlich gefunden hat.

Manchen Passagen am Anfang und im Mittelteil hätten ein paar Seiten weniger gutgetan, der eine oder andere Nebencharakter könnte etwas mehr Tiefe haben, speziell die Konkurrenten neben den Lins. Aber wer sich für Leistungsport und Leidenschaft interessiert, kommt an diesem Buch nicht vorbei.

„Der Roman, über den 2025 alle reden werden“, mit diesem Satz wird der Roman vorab gehypt. Ob das zutreffen wird? Ich bin gespannt, wie die Leserschaft entscheiden wird.
Von mir bekommen „The Favourites“ 4,5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 13.01.2025
Blut und Blümchen - Mord hat immer Saison (eBook, ePUB)
Humberg, Christian

Blut und Blümchen - Mord hat immer Saison (eBook, ePUB)


sehr gut

Der Mörder ist immer der Gärtner?

Christian Humberg entführt uns in "Blut und Blümchen - Mord hat immer Saison" in die spezielle Welt der Schrebergärtner, einen Mikrokosmos voller kauziger Charaktere, unerwarteter Ereignisse und skurriler Situationskomik. Der ungewöhnliche Schauplatz hat sofort mein Interesse an diesem Cosy Crime geweckt.

Das Cover passt hervorragend zu einem Gartenkrimi. Ein schmuckes Holzhäuschen vor malerischer Kulisse, im Hintergrund ein Badesee. Utensilien wie Schlauch und Gießkanne, inmitten von gepflegten Beeten, verweisen auf einen Schrebergarten.

Die junge Nele Blum plant einen Neubeginn im verschlafenen Dorf Schönrath im Bergischen Land. Mit der örtlichen Kleingartenanlage „Hortensia“ verbindet sie schöne Erinnerungen. Während ihrer Kindheit und Jugend haben ihre Großeltern „Stiefmütterchens Rast“, das kleine Vereinslokal geführt. Doch seit deren Tod vor zwei Jahren ist die Gaststätte verwaist. Das will Nele jetzt ändern. Bei der Besichtigung der Räumlichkeiten finden die „Hortensia“-Präsidentin Uschi Gabinsky, Nele und das Gärtner-Urgestein Karl Paschulke eine Leiche im Obergeschoss des Lokals. Wer ist der Tote?

Nele ist eine sympathische junge Frau, die sich mit der Wiedereröffnung von „Stiefmütterchens Rast“ einen Traum erfüllt. Auch die übrigen Charaktere wirken stimmig. Ob Uschi, die tüchtige Präsidentin, die langjährigen Hobbygärtner Bohnen-Karl, Kartoffel-Paul und Tehzett, die darin wetteifern, das schmackhafteste Gemüse zu züchten oder Erik Gertner, der gutaussehende, aber überforderte Polizist. Der locker-leichte Schreibstil überzeugt und auch der Humor kommt nicht zu kurz. Die Spannung ist, wie in Cosy Crime üblich, gut auszuhalten, aber durchaus vorhanden.

Mein Fazit

Der launige Gartenkrimi ist sehr leicht zu lesen und ermöglicht kurzweilige Pausen vom Alltag.

Die Atmosphäre in der Kleingartenanlage und im beschaulichen Dorf fand ich sehr gut eingefangen. Der harte Kern der Vereinsmitglieder wirkt sympathisch und glaubwürdig. Da ich in meiner Kindheit öfters in einer Kleingartenanlage zu Besuch war, habe ich so manches gleich wieder erkannt. Allerdings haben mich Nele und Eric als Ermittlerteam noch nicht überzeugt. Natürlich hat die junge Wirtin ein großes Interesse daran, den Fall schnell aufzuklären und ihr Lokal zu eröffnen. Es erscheint mir aber unglaubwürdig, dass ein bodenständiger Polizist einer ihm fast Unbekannten das Verhör von Verdächtigen weitgehend überlässt. Hier hat der Krimi noch Entwicklungspotenzial. Die Aufklärung des Falls erfolgte für mich etwas abrupt, was der Kürze des Cosy Crime geschuldet ist. Ein paar Seiten mehr hätten der Geschichte gutgetan und mehr Raum für Erklärungen und Verwicklungen geboten. Naturgemäß bleiben beim Auftaktband einer Buchreihe zunächst Fragen offen, wie bspw. Neles Beweggründe für einen radikalen Neubeginn. Dies wird sich im Verlauf der Reihe sicher ändern.

Insgesamt hat mir die Geschichte aber gut gefallen. Speziell der Schauplatz „Hortensia“ und die schrulligen Kleingärtner mit den lustigen Namen waren mir sofort sympathisch. Auf die weiteren Fälle bin ich schon gespannt. Ich vergebe gute 4 von 5 Sternen und eine Leseempfehlung für alle Fans von kurzweiligem Cosy Crime.

Bewertung vom 07.01.2025
Das Buch der verbotenen Träume / Das Buch der gelöschten Wörter Bd.5
Garner, Mary E.

Das Buch der verbotenen Träume / Das Buch der gelöschten Wörter Bd.5


ausgezeichnet

Ein Muss für jede Leseratte mit Fantasie
Dawn Walker lebt seit drei Jahren in tiefer Trauer. Damals verunglückte ihr geliebter Partner Henry tödlich. Seit diesem traumatischen Erlebnis hat sie keine Seite mehr gelesen, obwohl sie im Winter in der örtlichen Bücherei arbeitet. Eines Tages beobachtet Dawn, wie ihr Lieblingsnutzer der Bibliothek, Flicken-Joseph, ein geheimnisvolles lilafarbenes Buch auf der Straße verliert. Sie nimmt es mit, um es ihm zurückzugeben. Dawn glaubt, Joseph habe es absichtlich verloren, damit sie es findet und ihre Blockade überwindet. Sie beginnt tatsächlich in dem geheimnisvollen Fund zu lesen und löst damit eine Kette unvorhersehbarer Ereignisse aus, die nicht nur ihre Welt bis in die Grundmauern erschüttern.

„Das Buch der verbotenen Träume“ ist der fünfte Band der Bücherwelt-Reihe von Mary E. Garner. Ich finde, er kann auch von Neueinsteigern gut gelesen werden. Allerdings erhöht die Kenntnis der Vorbände den Lesegenuss. Warum? Das erkläre ich noch.

Zunächst erlebt Dawn durch ihre wieder gewonnene Lesefreude einige ungewöhnliche Situationen. Sie träumt so realistisch von Henry, dass sie ihn zu berühren glaubt. Dann wird ihr beinahe das lila Buch von einer mysteriösen jungen Frau gestohlen und Flicken-Joseph sucht verzweifelt, was er verloren hat. Doch da kann sich Dawn schon nicht mehr von der lila Schrift trennen. Ihr bizarrstes Erlebnis ist das Zusammentreffen mit Bambi, der Figur des Autors Felix Salten in dessen Buchwelt. Kurz danach kommt ein attraktiver Fremder in die Keswicker Bücherei und überbringt Dawn die Einladung einer literarischen Vereinigung in London. Dort in Mrs. Gateway's Fine Books befindet sich das einzig bekannte Portal zur Bücherwelt. Dawn erfährt, dass sie als eine Walker, die Fähigkeit hat, dorthin zu reisen. Und es gelingt. Im Gegensatz zu ihren Vorgängerinnen ist Dawn von ihrer neu entdeckten Fähigkeit nicht nur angetan. Zu sehr haben sie die Jahre der Trauer gezeichnet. Sie will sich nicht auf Neues einlassen, sondern in ihrem Kummer verharren. Erst ein Hilferuf ihrer Schwiegermutter und Freundin Elisabeth ändert ihre Meinung. Sie nimmt ihr Talent an und damit beginnt das neue Abenteuer ...

Mary E. Garner gelingt es mühelos, ihre Leser von Beginn an zu fesseln. Mit ihrem authentischen, präzisen Schreibstil, der manchmal fast poetisch anmutet, baut sie auf wenigen Seiten einen Spannungsbogen auf, der bis zum Ende des Buches hält. Überraschende Wendungen und Verwicklungen halten den Lesespaß hoch, ebenso das Zusammentreffen mit bekannten und neuen Charakteren, ob Mensch oder Buchfigur. Auch dieses Mal droht der Bücherwelt Gefahr, aber auch wir Menschen, die in der sogenannten Zwillingswelt leben, sind bedroht.

Mrs. Gateway's Fine Books in London zu betreten, fühlt sich für mich stets wie eine Heimkehr an. Mary E. Garner hat mit der Bücherwelt-Reihe ein ganz eigenes, magisches Universum geschaffen. Träumt nicht jeder begeisterte Leser insgeheim davon, seinen Lieblingen in der Bücherwelt zu begegnen? Die Autorin macht das möglich und webt damit einen fantasievollen Zauber, dem eine passionierte Leseratte kaum widerstehen kann. Im „Buch der verbotenen Träume“ lernen wir neue Charaktere kennen wie Dawn, Jo March aus Little Women oder den Zauberer Merlin. Die Kenner der Reihe begegnen liebgewonnenen bekannten Protagonisten wieder wie Gwen, Rufus, M oder Haushund. Erneut macht eine große Bedrohung eine riskante Mission des Bundes erforderlich. Doch dieses Mal ist die Gefahr größer als jemals zuvor.

Für mich ist das „Buch der verbotenen Träume“ das bisher beste der Reihe. Niemals zuvor war die Bücherwelt gefährlicher und düsterer. Wir lernen gruselige, gemeine Bösewichte näher kennen, gleichzeitig sind die Verteidiger entschlossener und mutiger als zu erwarten war. Einige Charaktere erleben erstaunliche Entwicklungen, sowohl Menschen wie Buchfiguren, und wachsen über sich hinaus. Gleichzeitig erleben wir deutlich mehr Emotionen als in den früheren Bänden. Erneut bricht die Autorin eine Lanze für Toleranz, Diversität, Loyalität und Zusammenhalt, Eigenschaften, die auch angesichts größter Gefahren zum Sieg verhelfen können. Das Buch endet mir einem atemberaubenden Showdown und lässt keine Wünsche oder Fragen offen.

Ich freue mich schon sehr auf den nächsten Band der Reihe und bin zuversichtlich, dass dieser erscheinen wird. Schließlich wurde die Geschichte der Grabber noch nicht erzählt.

Bewertung vom 04.01.2025
Das geheimnisvolle Testament
Farago, Sophia

Das geheimnisvolle Testament


ausgezeichnet

Ein schwieriges Erbe

Graf Heinrich Ferdinand von Kirchhoff-Aisterthal hat sein Leben an der Seite von Ehefrau und Söhnen gründlich satt. Die Gesellschaft seiner jungen Geliebten Stanzi zieht er eindeutig vor. Doch wie kann er sein Leben diesen Wünschen anpassen, ohne gesellschaftlichen Selbstmord zu begehen? Der Graf entwickelt einen perfiden Plan, der darin gipfelt, dass sich seine bedauernswerte Gemahlin und die beiden Söhne Emil und Helmuth mittellos am Gemüsemarkt von Mayfair wiederfinden. Wie soll es nun für sie weitergehen?

„Das geheimnisvolle Testament“ ist ein Spin-Off der Regency-Heroes-Reihe von Sophia Farago. Der Roman kann gut für sich allein gelesen werden und deshalb wählte ich ihn für meinen Ausflug in ein für mich neues Genre aus.

Das Regency umfasst die Zeit von 1810 bis 1820 in Großbritannien und Irland. In dieser Zeit starker sozialer, politischer und industrieller Umbrüche spielt die Geschichte von Emil und Harriet. Durch einen verantwortungslosen Vater gerät der junge Adelige samt Bruder und Mutter unverschuldet in eine prekäre Lage. Mittellos in einem fremden Land gelingt es ihm und seinen Angehörigen nur mit Mühen zu überleben. Dank ihrer Eigeninitiative und durch ihr gewinnendes Wesen, gelingt es den Dreien, Freunde und deren Unterstützung zu gewinnen. Auch vor der ungewohnt harten Arbeit auf einem Gemüsemarkt schrecken die Jungen nicht zurück. Auf diese Weise bekommen sie allmählich ihr Leben wieder in den Griff. Doch lange Zeit wissen sie nicht, wem sie ihre missliche Lage zu verdanken haben und wie ihre Zukunft aussehen wird.

Harriet dagegen gerät durch das für Frauen perfide damalige Erbrecht in eine scheinbar unerträgliche Situation. Da sie nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters, eines Earls, nicht erbberechtigt ist, wird ein weit entfernter Verwandter neuer Earl, Nutznießer des Vermögens und ihr Vormund. Als dieser will er sie schnellstmöglich an den Meistbietenden verschachern.

Sophia Farago versteht es, ihre Leser ins Regency zu versetzen und das Schicksal der beiden Jugendlichen hautnah miterleben zu lassen. Mit ihrem authentischen Schreibstil und den glaubwürdig gezeichneten Charakteren gelingt es ihr, einen Spannungsbogen aufzubauen und das Interesse an der Geschichte des jungen Paares zu wecken. Geschickt bindet sie die Helden ihrer erfolgreichen Regency-Heroes-Reihe in das Geschehen ein. Die Einblicke in die Gesellschaft und die Umstände der damaligen Zeit fand ich sehr aufschlussreich. Man spürt die gründliche Recherche der Autorin. Das Personenverzeichnis am Buchende erleichtert es dem Leser, sich zurechtzufinden. 

Gern hätte ich mehr über das weitere Schicksal der großherzigen Wirtin erfahren, die der ausländischen Grafenfamilie hilft, ganz im Gegensatz zu einigen Mitgliedern deren eigener Gesellschaftsschicht. Ohne die uneigennützige Hilfe dieser Frau wäre es Emil und den Seinen noch sehr viel schlechter ergangen.

Ich vergebe 4,5 von 5 Punkten und eine Leseempfehlung an alle Fans von Regency Romance.

Bewertung vom 02.01.2025
Verloren: Schneewittchen und das MC Biest
Coen, Katlyn S.

Verloren: Schneewittchen und das MC Biest


ausgezeichnet

Ein spannender Auftakt ...

Die Erzählung beginnt mit einer Panikattacke der jungen Annika auf dem Supermarktparkplatz nach Einbruch der Nacht. Ausgelöst wird die Angststörung vom Biker Ronny, der das Objekt seines Interesses mit dem Motorrad einkreist, ohne zu ahnen, was er damit auslöst. Dies bleibt nicht die einzige Begegnung der beiden. Und mit jedem Zusammentreffen kommen sich die alleinerziehende junge Mutter und der raue Chef der Motorradgang Sons of Ragnarök ein bisschen näher …
„Verloren: Schneewittchen und das MC Biest“ ist der erste Band der neuen Reihe „MC Sons of Ragnarök“ von Katlyn S. Coen. Bisher habe ich noch kein Buch der Autorin gelesen. Die Leseprobe hat mein Interesse geweckt. Und da ich mich immer wieder mal in fremde Genres wage, habe ich einfach angefangen zu lesen. Dark Romance, warum nicht?

Die Charaktere sind stimmig und authentisch. Annika hat als Heimkind ohne Familie schon einiges durchgemacht. Nachdem sie geglaubt hatte, mit dem etwas älteren Nico, ihr Glück gefunden zu haben, kam Corona. Ihr Partner konnte den Verlust seiner beruflichen Existenz während der Pandemie nicht ertragen und wählte den Suizid. Die schwangere Annika blieb mittellos und verstört zurück. Ronny Reinhard, der Chef des Motorradclubs Sons of Ragnarök, ist dagegen ein undurchsichtiger Charakter. Einerseits scheint er die Gesellschaft von Annika und ihrem zweijährigen Söhnchen Finn zu suchen und zu genießen, andrerseits setzt er seine Schutzgeldforderungen brutal durch und behandelt die Prostituierten in den Laufhäusern des Clubs wie Abschaum. 
Der Perspektivenwechsel zwischen den Hauptfiguren erweist sich als kluger Schachzug der Autorin. Die kurzen Kapitel, mit einem jeweils passenden Song als Einleitung, halten die Spannung hoch. Katlyn S. Coen schreibt locker und direkt. Ihrer Geschichte merkt man an, dass die Hintergründe gut recherchiert sind, was das Bikermilieu, aber auch Elifs Familienproblematik betrifft. 

Mein Fazit:
Die Geschichte hat mich gut unterhalten, einige Szenen fand ich zwar abstoßend, aber für die Authentizität der Erzählung wichtig. Die offensichtlich gute Recherche fällt positiv auf. Von der aufkeimenden Romanze zwischen Annika und Ronny können wir noch einiges erwarten. Die Beschreibung der erotischen Träume der beiden hatte es jedenfalls in sich. Der Bikerchef scheint nicht so einschichtig zu sein, wie es auf den ersten Blick aussieht. Freiwillig hat er seinen Posten nicht übernommen. Der Vater war offensichtlich ein widerlicher Charakter, der den Sohn schon als Vierzehnjährigen ins Bikermilieu zwang. Ein halbwegs konventionelles Familienleben scheint Ronny nicht zu kennen. 
Da es sich um den Auftaktband einer Serie handelt, bleiben naturgemäß einige Fragen offen. Wir werden sicher noch mehr über Ronnys Hintergrund und Werdegang erfahren, ebenso die Ursache für Annikas Panikattacken. Gern würde ich Elif näher kennenlernen, die einen schweren Weg vor sich hat und natürlich Mechthild, die großherzige Retterin Annikas. Sie scheint eine Frau ganz nach meinem Geschmack zu sein. Es bleibt also spannend und da ist ja auch noch der fiese Cliffhänger am Ende …
Ich vergebe 4,5 von 5 Sternen, da mir Annikas Sabbern zeitweilig doch too much war, und eine Leseempfehlung an alle Fans von Dark Romance.

Bewertung vom 19.12.2024
Traxl und der tote Lebemann
Oppler, Wolfgang

Traxl und der tote Lebemann


ausgezeichnet

Frauenpower Nord-Süd

Während einer feuchtfröhlichen Party in einem großen Münchner Mietshaus wird der Hausbesitzer erstochen. Die Kripo muss aus über hundert Feiernden die Tatverdächtigen herausfiltern. Wer profitiert vom Tod des schwerreichen Steuerberaters? Da die Mordkommission chronisch überlastet ist, muss das neue Dreamteam Draxl-Schammach bald allein ermitteln …

„Traxl und der tote Lebemann“ ist der Auftakt einer neuen Krimiserie von Wolfgang Oppler mit der taffen Kriminalhauptkommissarin Pia Traxl in der Titelrolle. Es ist mein erstes Buch des Autors, der als einer der Münchner Turmschreiber mein Interesse geweckt hat.

Kommissarin Pia Traxl zeigt schon auf den ersten Seiten des Buches, was in ihr steckt. Wie schon das Cover mit dem Boxhandschuh andeutet, handelt es sich beim Hauptcharakter um eine wehrhafte, im Wortsinn schlagfertige Frau. Im Prolog wird sie während einer Undercover - Aktion von einem ihr unbekannten LKA-Kommissar festgenommen und an Streifenbeamte übergeben. Diese fahren mit ihr in den Perlacher Forst, um sie einzuschüchtern. Es hat mir sehr gut gefallen, wie Pia ihnen zeigt, wo der Hammer hängt, ohne sich als Polizistin zu outen. Sie war mir von Beginn an sehr sympathisch, mit ihren Kanten und Eigenheiten. Dies gilt auch für ihre neue Kollegin Bentje, die, völlig überraschend für Pia, ein Team mit ihr bildet. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten entwickelt sich die bayrisch-friesische Zusammenarbeit vielversprechend.

Opplers Charaktere in Haupt- und Nebenrollen überzeugen, ebenso wie sein anschaulicher, klarer Schreibstil. Auch der Humor kommt nicht zu kurz. Köstlich ist etwa zu lesen, wie Pia einen lästigen Verehrer abschreckt. Das Verbrechen erweist sich als vielschichtiger als zuerst angenommen. Dank überraschender Wendungen bleibt der Spannungsbogen hoch und die Neugier auf den Fortgang des Krimis hält an.

Als Leser findet man schnell ins Geschehen hinein. Der Fall lässt sich nicht so schnell aufklären wie gewünscht und die Abteilung ächzt unter der Arbeitsbelastung als bald ein zweiter Fall dazu kommt. Druck und Einmischung von oben sowie Unstimmigkeiten unter den Kollegen erschweren die Ermittlungen. Die Vorgänge und Schwierigkeiten werden nachvollziehbar dargestellt. Während sich Pia fragt, woher sie den toten Steuerberater bloß kennt, tauchen immer neue Verdächtige auf. Das Mordopfer scheint ordentlich Dreck am Stecken gehabt zu haben und bald wird die Abteilung für Wirtschaftskriminalität Teil des Ermittlerteams. Ist Gier das Mordmotiv oder steckt etwas Anderes hinter der Gewalttat?

Mein Fazit

Ich habe den Krimi sehr gern gelesen. Die gelungene Mischung aus glaubwürdigen Protagonisten, sympathischen Ermittlerinnen, spannendem Kriminalfall und reichlich Lokalkolorit ist genau mein Ding. Da ich selbst vor Jahren in München gelebt habe, konnte ich mich von der Ortskenntnis des Autors überzeugen. Es hat Spaß gemacht, in Münchens Straßen und Kneipen zu ermitteln. Der trockene Humor der Pia Traxl, ihre manchmal spröde Art, hat mich genauso angesprochen wie Bentjes Tatkraft und Unbekümmertheit. Zu sehen, wie die beiden als Team zusammenwachsen, sich ergänzen und anfreunden, hat mir gut gefallen. Amüsant sind die sprachlichen Missverständnisse, vor die der bayrische Dialekt die norddeutsche Kommissarin immer mal wieder stellt.

Letztlich wird der Fall, der sich als wesentlich komplexer entpuppt als anfänglich vermutet, zur allgemeinen Zufriedenheit gelöst. Fragen werden beantwortet und Beweggründe aufgezeigt. Pia erzielt noch tiefer gehende Ermittlungsergebnisse, doch sie kann mit der offiziellen Lösung des Falls leben.

Münchens Unterwelt muss sich warm anziehen. Das neue bayrische – friesische Dreamteam aus Meisterschützin und schlagkräftiger Boxerin hat es in sich. Ich vergebe die volle Punktzahl und werde beim nächsten Fall gern wieder mit ermitteln. Sehr reizvoll wäre es, Pia und Bentje auf ihrem geplanten Trip nach Tönning zu begleiten.

Die beiden Frauen haben mich rundum überzeugt – bloß meinen Wurstsalat werde ich auch künftig ohne Sauerrahm zubereiten.

Bewertung vom 14.12.2024
Kom.Ba. / Kommissar Bambus (eBook, ePUB)
Gun, Ben B.

Kom.Ba. / Kommissar Bambus (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ein Kommissar namens Bambus

Nach einem schweren terroristischen Anschlag der Hamburger Unterwelt auf die Polizei überlebt Kommissar Gabriel Landgraf nur knapp. Einige seiner Kollegen sterben oder werden schwer verletzt. Physisch wie psychisch massiv angeschlagen, muss Gabriel erkennen, dass er nicht mehr so weitermachen kann wie bisher ...

„Kom.Ba. / Kommissar Bambus: Band 1 Phönix“ ist der Auftakt einer Trilogie um Hauptkommissar Landgraf, den sein Schicksal von Hamburg zurück nach Niederbayern führt. Zuerst hat das ungewöhnliche Cover meine Neugier geweckt. Die hübsche Zeichnung zeigt den Donaustrand bei Deggendorf. Da ich auch (woanders) an der Donau lebe, war mein Interesse geweckt.

Gabriel Landgraf ist ein echter Workaholic, ja fast ein Adrenalin – Junkie. Einen ersten gesundheitlichen Warnschuss ignoriert er, ebenso begreift er nicht, dass sich seine Frau Jahre später unter anderem deshalb von ihm trennt, um ihn wachzurütteln. Obwohl der Kommissar die Scheidung sehr bedauert, macht er stur weiter wie vorher. Erst der Terroranschlag zwingt ihn zum Innehalten und Nachdenken. In der Reha findet er Leidensgenossen, denen er sich mit der Zeit öffnen kann. Seiner hochgeschätzten Therapeutin verspricht er, etwas zu ändern. Und nach einem kurzen Rückfall zieht er diese Entscheidung tatsächlich durch. Mit seiner neu gewonnen Entschlossenheit hat mich der Hauptcharakter sehr beeindruckt. Auch als es an der neuen Arbeitsstätte zunächst überhaupt nicht klappt, gibt er nicht auf und holt sich sogar Hilfe. Er findet wieder Kraft und Energie für seinen Beruf und sich selbst. Nach Überwindung seiner Startschwierigkeiten erzielt er erste Erfolge am neuen Wirkungsort ...

Auch die anderen Charaktere in den Haupt- und Nebenrollen sind gut getroffen. Ob das originelle Sprayer-Trio, Tante Erika und ihre Damenriege oder Marlene, die Möchtegern-Miss Marple. Sie alle überzeugen und veranschaulichen, wie wichtig Gabriel inzwischen sein persönliches Umfeld, über die Familie hinaus, geworden ist. Die Kollegen bleiben außer seinem Chef Wiegand Brandl noch etwas blass, doch das wird sich in Band 2 sicher ändern.

Nach anfänglicher Routinearbeit beschäftigen den Kommissar ein Cold Case mit drei ungelösten Morden sowie gefährliche Anschläge auf das Personal der Onkologie des städtischen Krankenhauses. Für Spannung ist also gesorgt. Den Täter, der seine Bekannte, die junge Gabrijela, mit Manipulationen an ihrem Rad beinah umbringt, kann er trickreich schnell ermitteln.

Mein Fazit.

Mich hat Kommissar Bambus, den Spitznamen erwirbt er sich in Deggendorf, bestens unterhalten. Ich habe ihn mit Interesse und Anteilnahme in sein neues Leben begleitet, mit ihm ermittelt und neue Erkenntnisse gewonnen. Das nach einem furiosen Beginn eher gemächliche Tempo hat mir ebenso gut gefallen wie der sorgfältige Schreibstil und die gute Recherche. Im Mittelpunkt des Geschehens steht Gabriel Landgraf, als Kommissar, aber auch als Privatmensch. Verschiedene Themen wie Krankheit, Alternativmedizin, Esoterik oder die Verquickung von Politik und Lobbyismus beschäftigen ihn und sprengen oder dehnen zumindest die gewohnten Grenzen eines traditionellen Kriminalromans. Eine weitere Besonderheit des Buches sind die zum aktuellen Stand der Geschichte passenden Gedichte, die jedes Kapitel einleiten.

Am Ende finden die Handlungsstränge zusammen und Kommissar Bambus kann seine Fälle nachvollziehbar lösen. Dass die eine oder andere Frage, noch, offen bleibt, versteht sich beim Auftaktband einer Trilogie von selbst. Ebenso verbleibt einigen der Protagonisten noch Entwicklungspotenzial. Es bleibt also interessant am Donaustrand von Deggendorf. Ich freue mich auf die Fortsetzung und vergebe 4,5 von 5 Sternen und eine Empfehlung an alle, die einen guten, etwas anderen Krimi schätzen.