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Benutzername: 
Dreamworx
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 1369 Bewertungen
Bewertung vom 15.02.2020
Die Kleider der Frauen
Lester, Natasha

Die Kleider der Frauen


ausgezeichnet

1940 Paris. Estella Bissette lebt zusammen mit Mutter Jeanne in Paris. Beide arbeiten in dem Atelier von Monsieur Aubrey und fertigen die schönsten Kleider für diejenigen, die sich diese im Krieg noch leisten können. Eines Abends begegnet Estella dem attraktiven Amerikaner Alex Morgan, der als Spion in Paris tätig ist. Was Estella nicht weiß: ihre Mutter arbeitet zusammen mit Monsieur Aubrey für die Résistance. Als Monsieur Aubrey auffliegt und getötet wird, wird Estella von ihrer Mutter per Schiffspassage nach New York geschickt, um sie in Sicherheit zu bringen. Schon auf dem Schiff lernt Estella den reichen Sam kennen, der als Zuschneider in der Modebranche arbeitet. Gemeinsam mit ihm und dem Model Janie startet Estella in New York eine eigene Modelinie. Doch die Sorge um ihre Mutter Jeanne macht sie verrückt. Dann steht ihr auf einer Party auch Alex Morgan wieder gegenüber, an seiner Seite eine exakte Kopie von Estella mit dem Namen Lena. Estella ist völlig durcheinander, hat sie eine Zwillingsschwester, von der sie bisher nichts wusste? Sie muss unbedingt mit ihrer Mutter sprechen, doch die ist in Paris untergetaucht. So reist Estella mit Alex und Lena nach Paris, um das Geheimnis zu ergründen. Dabei verliebt sie sich rettungslos in Alex…

Natasha Lester hat mit „Die Kleider der Frauen“ einen packenden Roman vor historischer Kulisse vorgelegt, der über zwei Zeitebenen eine fesselnde Geschichte voller Geheimnisse erzählt. Der Schreibstil ist flüssig-leicht, gefühlvoll und sehr bildhaft, der Leser versinkt mit den ersten Zeilen in der Handlung und kann sich kaum von den Seiten lösen. Die Autorin hat zwei unterschiedliche Zeitebenen wunderbar miteinander verwoben, der eine betrifft das Leben von Estella in den Jahren 1940 bis 1944, der andere lässt Estellas Enkelin Fabienne zu Wort kommen, die in der Gegenwart das Modeimperium ihrer Großmutter erbt und erst nach und nach die Familiengeschichte aufdeckt, die zu keiner Zeit vorhersehbar waren und für einiges an Überraschung sorgen. Lester versteht es sehr gut, den Leser mit ihrer Geschichte in den Bann zu ziehen, gleich einem Puzzle entblättert sie die komplexen Geheimnisse und in welchem Verhältnis die einzelnen Protagonisten zueinander stehen. Dabei flicht sie auch reale Persönlichkeiten mit ein, deren Schicksal ebenfalls schillernd ist und in der Realität für Aufsehen gesorgt hat. Neben der Arbeit der Résistance sind auch die Ausflüge in die Modewelt, von dem Entwurf bis zur Modenschau, ein großes Thema, dass die Autorin gut in ihrer Geschichte platziert hat. In diesem Buch kommt zu keiner Zeit Langeweile auf, da die Handlung so komplex ist, zieht sich der Spannungsbogen bis zum Schluss.
Ein bunter Strauß an lebendig gezeichneten Protagonisten sorgt für viel Abwechslung in der Geschichte. Sie wirken durchweg glaubwürdig und lassen eine gewisse Nähe zum Leser zu. So fällt es leicht, in ihren Spuren zu wandeln und mit ihnen zu fühlen, zu hoffen und zu bangen. Estella ist eine junge Frau, die ihr Leben der Mode verschrieben hat. Sie ist mit dem Zeichenstift ebenso flink wie mit ihrer Zunge, offen und geradeheraus sagt sie, was sie denkt und tritt dabei oftmals ins Fettnäpfchen. Alex ist ein Mann von Welt, der eine traumatische Kindheit hinter sich gelassen hat und heute auf der Welle der Gefahr reitet, um anderen zu helfen. Sam ist ein herzensguter Kerl, der ein Händchen für Mode hat. Lena ist eine verlorene Seele, der Reichtum und ihr eigenes Leben nichts bedeutet. Janie ist eine Frohnatur, die anderen Mut macht und als Freundin eine echte Bereicherung ist. Harry Thaw ist eine Ausgeburt der Hölle, der andere manipuliert und einen Spaß daran hat, ihnen das Leben zu ruinieren. Aber auch Jeanne, Fabienne oder Will haben einen festen Platz in dieser Geschichte.
„Die Kleider der Frauen“ ist ein fesselnder und kurzweiliger Roman gespickt mit Familiengeheimnissen historischen Hintergrund, Liebe, Mode und Verwicklungen. Wunderbar erzählt und jede Seite wert. Absolute Leseempfehlun

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.02.2020
Spuren deines Lichts
Garlough Brown, Sharon

Spuren deines Lichts


ausgezeichnet

Das Leben der Sozialarbeiterin Wren Crawford wird seit frühester Jugend von Ängsten und Depressionen begleitet, denen Wren oftmals nichts als Hilflosigkeit und Resignation entgegenzusetzen hat. Nur ihr Glaube an Gott und die intensive Beschäftigung mit dem Leben und Wirken des Malers Vincent van Gogh verleihen ihr eine gewisse Bodenhaftung sowie Lichtblicke in ihrem Alltag, widmet sie sich doch selbst gern der Malerei, um dem Alltag zu entfliehen. Als ihr alter Jugendfreund Casey Wilson, dem sie immer noch sehr eng verbunden ist, nach seiner Heirat und seinem Umzug nach Reno plötzlich bei ihr auftaucht, gerät Wrens zerbrechliches Stimmungsgerüst in eine Schieflage. Und Casey, der mit eigenen Dämonen zu kämpfen hat, ist es auch, der für einen Zusammenbruch Wrens sorgt…
Sharon Garlough Brown hat mit „Spuren deines Lichts“ einen sehr eindringlichen und berührenden Roman vorgelegt, der in die Welt derjenigen führt, die unter Angst- und Panikattacken sowie schwersten Depressionen leiden. Der Schreibstil ist flüssig, tiefgründig, fesselnd und sehr gefühlvoll, der Leser wird regelrecht in die Geschichte hineingesogen, um Wren und ihre Welt kennenzulernen, ihre Stimmungsschwankungen und Ängste sowie deren Wirkung auf ihr unmittelbares Umfeld mitzuerleben, deren Leben ebenfalls durch die Depressionen in Mitleidenschaft gezogen werden. Die Autorin verknüpft ihre sehr emotionale Geschichte um Wren wunderbar mit dem christlichen Glauben, die ausgewählten und eingefügten Bibelverse passen immer ausgezeichnet zur Situation und verdeutlichen den Glauben von Wren und ihre Hoffnung in diesen. Die Autorin macht innerhalb der Handlung auch deutlich, wie sehr das unmittelbare Umfeld, die Familie, engste Freunde und Bekannte ebenfalls unter den Auswirkungen der Depressionen leiden, wie hilflos sie diesen manchmal gegenüberstehen und wie sie sich damit auseinandersetzen bzw. mit welchen Methoden sie dem Erkrankten dennoch Hilfestellung geben, damit dieser sich nicht mit seinen Dämonen und Lebenszweifeln allein fühlt.
Die Charaktere wurden sehr detailliert und wunderbar lebendig in Szene gesetzt, so dass der Leser schnell das Gefühl hat, sie persönlich zu kennen. Tiefe Einblicke in ihr Seelenleben lassen eine Nähe zu, die man selten in einem Roman findet. Wren ist eine Frau, die verzweifelt versucht, ihr Leben zu meistern, während Ängste und Hilflosigkeit sie immer wieder lähmen und drohen, sie hinab in die Dunkelheit zu ziehen. Ihr unerschütterlicher Glaube ist wie ein Lichtstrahl in der Nacht, die sie umgibt. Mutter Jamie ist eine sehr geduldige und gläubige Frau, die immer wieder versucht, ihre Tochter aufzurichten. Wrens Tante Katherine Rhodes ist Therapeutin und ihr eine große Stütze ebenso wie die Pastorin Hannah Allen. Casey ist Wrens Jugendfreund und leidet selbst unter großen Zweifeln. Er wirkt allerdings eher selbstsüchtig und wenig rücksichtsvoll. Brooke ist Caseys Ehefrau, die von Sorge um ihren Mann getrieben, einschneidende Entscheidungen trifft. Auch Dylan und weitere Protagonisten spielen in dieser sehr komplexen Geschichte eine nicht unwesentliche Rolle.
„Spuren deines Lichts“ ist ein hochemotionaler und tiefgründiger Roman, der Einblick in die verletzten Seelen seiner Protagonisten gewährt und in dem der Glaube eine ebenso große Rolle spielt wie das Leben und Wirken von Vincent van Gogh. Wunderbar einfühlsam erzählt und mit einer verdienten absoluten Empfehlung ausgestattet.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.02.2020
Der Schlüssel der Weisheit
Morris, Gilbert

Der Schlüssel der Weisheit


ausgezeichnet

Der 31-jährige Seemann Christopher weiß nichts Sinnvolles anzufangen und führt einen liederlichen Lebensstil, was seinen adligen Eltern Allison und Robin Wakefield die Sorgenfalten ins Gesicht treibt. Schon bald bringen Christopher seine Exzesse in den Tower. Robin möchte seinem ältesten Sohn zur Freiheit verhelfen, doch stellt er diesmal Bedingungen an Christopher. So soll dieser sich unter Kapitän Jones auf die „Mayflower begeben, die Auswanderer nach Amerika bringt, um auf dem Schiff zu arbeiten. Dabei erhofft sich Robin, dass Christopher endlich in seine Schranken gewiesen wird und seinem Leben eine neue Richtung gibt. Wird Christopher geläutert in den Schoss seiner Familie zurückkehren?
Gilbert Morris hat mit „Der Schlüssel der Wahrheit“ den dritten Teil seiner Wakefield-Saga vorgelegt und entführt den Leser ins England des frühen 17. Jahrhunderts. Der Erzählstil ist flüssig, bildgewaltig und berührend, der Leser darf eine Zeitreise der besonderen Art unternehmen und als unsichtbarer Schatten Christophers fungieren, um seinen Lebensstil sowie seine Wandlung hautnah mitzuerleben. Sehr eindrucksvoll und tiefgründig beschreibt der Autor, wie sich Christopher aufgrund seiner Begegnung mit sehr gläubigen Schiffspassagieren und im Besonderen mit Patience immer mehr verändert und seine Launenhaftigkeit und Rebellion nach und nach aufgibt, um seinem Leben endlich eine positive Wendung zu geben, aus der er Glück und Zufriedenheit schöpft. Der Leser darf eine sehr bildhafte Reise auf der berühmten „Mayflower“ miterleben, die zur damaligen Zeit mehr als beschwerlich und gefährlich war. Ebenso lässt der Autor wichtige historische Details der englischen Geschichte in seine Handlung hineinfließen, die sehr gut recherchiert einen interessanten Abriss über die politischen und gesellschaftlichen Zustände geben sowie die Lebensumstände der Menschen wiederspiegelt. Auch der berühmte Lordprotektor Oliver Cromwell, der auch als Königsmörder in die Geschichte einging, spielt in diesem Roman eine tragende Rolle. Der christliche Aspekt ist ebenso wunderbar in die Handlung eingewebt, so geht es hier um Hoffnung und Vergebung. Auch die Spannung kommt nicht zu kurz, denn nicht nur das politische Geschehen ist hochinteressant, sondern auch die Intrigenspinnerei sowie die Ankunft in Amerika und die Herausforderungen, die sich den Auswanderern dort ausgesetzt sehen.
Die Charaktere sind mit viel Liebe zum Detail lebendig ausgestaltet und überzeugen durch ihre Glaubwürdigkeit und Authentizität. Der Leser darf sich in einem bunten Reigen verschiedenster Protagonisten unauffällig bewegen und ihre Entwicklung über einen Zeitraum von 46 Jahren beobachten. Christopher ist zu Beginn ein Nichtsnutz, der sein Geld mit Frauen und Alkohol verprasst. Doch mit der Reise auf der „Mayflower“ und unterschiedlichen Begegnungen verändert er sich zusehends, denn er findet mit Hilfe zum Glauben, wird ruhiger und ausgeglichener, so dass er seine verzweifelten Eltern stolz machen kann und die Wurzeln für ein glückliches Leben in sich trägt. Charaktere wie Christophers Sohn Gavin, Robin, Allison, Susanne und Patience spielen ebenfalls eine tragende Rolle in dieser Geschichte und machen sie zu einem echten Genuss.
„Der Schlüssel der Wahrheit“ ist eine wunderbare Fortsetzung der Wakefield-Saga und bietet dem Leser neben wunderbarer historischer Hintergrundrecherche eine spannende Geschichte voller Intrigen, Liebe, Glauben und Abenteuer. Herausragend erzählt, ist hier eine absolute Leseempfehlung mehr als verdient!

6 von 9 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.02.2020
Die Ärztin - Eine unerhörte Frau / Amelie von Liebwitz Bd.1
Fisch, Sabine

Die Ärztin - Eine unerhörte Frau / Amelie von Liebwitz Bd.1


ausgezeichnet

1908 Berlin. Als Tochter einer Hebamme und eines angesehenen Arztes hegt Amelie von Liebwitz schon früh den Wunsch, selbst die medizinische Laufbahn einzuschlagen und Ärztin zu werden. Sie pfeift auf die gesellschaftlichen Konventionen und schreibt sich mit 18 Jahren an der Universität zum Studiengang Medizin ein und wird tatsächlich als eine der wenigen Frauen zugelassen. Dort bekommt sie allerdings schnell den Gegenwind und die abschätzige Meinung ihrer männlichen Kollegen zu spüren, für die Frauen in diesem Beruf nichts zu suchen haben und sich besser um weniger anspruchsvolle Dinge kümmern sollen als um die Heilkunst. Doch Amelie kämpft sich fleißig und ehrgeizig durch alle Anfeindungen und Missstände, obwohl diese auch bald ihre Familie erreichen…
Sabine Fisch hat mit „Die Ärztin-eine unerhörte Frau“ einen sehr unterhaltsamen historischen Roman vorgelegt, der auf anrührende und informative Weise die Position der Frau in einer damals männerbeherrschenden Welt dem Leser nahe bringt. Der Schreibstil ist flüssig, bildhaft und mit einer unterschwelligen Spannung ausgestattet, die es dem Leser sehr leicht macht, in den Seiten abzutauchen und die Welt der Amelie von Liebwitz kennenzulernen. Schon bald ist man von der jungen Frau eingenommen und versteht ihren Drang, ihr Leben selbst zu bestimmen und dem Arztberuf ihr Leben zu widmen. Der Autorin gelingt es mit ihrer farbenfrohen Erzählweise und einer besonders guten Hintergrundrecherche, den Leser durch die damalige medizinische Welt zu führen, die sich doch in vielen Punkten von der heutigen sehr unterscheidet und unter welchen Bedingungen die medizinische Versorgung damals stattgefunden hat. Auch die Rolle der Frau zur damaligen Zeit sticht in dieser Geschichte besonders heraus, denn Frauen wurde es sehr schwer gemacht, einen eigenen Beruf zu ergreifen. Ihre Bestimmung sollte die einer Ehefrau und Mutter sein und nicht in die Arbeitswelt der Männer einzudringen. Anfeindungen und erschwerte Bedingungen mussten Frauen über sich ergehen lassen, die sich diesen gesellschaftlich auferlegten Bedingungen widersetzten.
Die Charaktere sind lebendig gezeichnet und wirken mit ihren individuellen Eigenschaften authentisch und glaubwürdig, so dass der Leser sich in ihrer Mitte wohl fühlt und mit ihnen fiebern kann. Amelie ist eine Frau, die schon früh genau weiß, was sie will und welch ein Leben sie führen will. Für ihre Zeit ist sie schon recht emanzipiert und vor allem selbstbewusst. Amelie ist sehr ehrgeizig, wissbegierig und beweist viel Mut und Stärke in einer Zeit, wo Frauen in der Berufswelt ausgegrenzt wurden. Mit ihrer Durchsetzungskraft und ihrem Kampfeswillen schleicht sie sich nicht nur ins Leserherz, sondern lässt auch so manchen Mann Respekt vor ihrer Leistung zollen.
„Die Ärztin-eine unerhörte Frau“ ist ein wunderbar recherchierter historischer Roman, der dem Leser nicht nur die damaligen gesellschaftlichen Ansichten nahe bringt sowie an die Seite einer starken Protagonistin stellt, sondern auch in die zu der Zeit praktizierte Medizin hineinschnuppern lässt. Absolute Leseempfehlung für eine echte Entdeckung!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.02.2020
Cliffs of Moher
Pukowski, Kerstin

Cliffs of Moher


gut

Als Ella ihren Freund mit einer anderen Frau in ihrem Bett erwischt, hat sie die Nase voll und flüchtet kurzerhand nach Irland, um das Land ihrer Wurzeln zu erkunden und sich von der Enttäuschung abzulenken. Die Reise wird zu einem Abenteuer, denn kaum ist sie einige Tage dort, wird sie bei einem Ausflug zu den Cliffs of Moher Zeugin eines Mordes, was Ella in Gefahr bringt und bald zur Zielscheibe des Täters macht. Dann trifft Ella auch noch ihre angeblich verstorbene Großmutter und gibt das gemietete Ferienhaus auf, um die Zeit gemeinsam mit ihrer Oma in deren Haus zu verbringen. Der Mordfall zieht einige gefährliche Folgen nach sich, durch die Ella auf den Police inspector Ryan Delany trifft, der ihr sogleich den Kopf verdreht. Wird der Mörder gefasst? Und wird Ella in Irland bleiben?
Kerstin Pukowski hat mit „Cliffs of Moher-Dunkle Geheimnisse“ einen kurzweiligen Roman vorgelegt, der neben einer Liebesgeschichte auch ein Familiengeheimnis sowie Krimielemente in sich vereint. Der Schreibstil ist flüssig-leicht, so dass der Leser schnell in die Geschichte eintauchen kann, um Ella kennenzulernen und mit ihr eine recht turbulente Zeit in Irland zu verbringen. Die Landschaftsbeschreibungen der grünen Insel sind liebevoll und detailliert mit viel Farbe versehen, so dass den Leser ein wunderbares Kopfkino begleitet, während er der Handlung um Ella folgt. Die Geschichte an sich plätschert dafür eher vor sich hin, sie wirkt wie aus Kästen zusammengebaut, ist zwar unterhaltsam, aber nicht gerade glaubwürdig, da hier zu viele Dinge in kurzer Zeit passieren und einige Szenen geradezu absurd sind. Die Suche nach den Wurzeln ebenso wie die Begegnung mit der totgeglaubten Großmutter und die aufkeimende Liebesgeschichte mag noch durchgehen, doch spätestens mit dem Mord war es eindeutig zu viel des Guten, denn es ist unmöglich, allen Themen glaubhaft gerecht zu werden. So kann auch der Spannungsbogen, der sich aus kleinen Sabotageakten speist, nicht lange aufrechterhalten werden und verläuft im Sande.
Die Charaktere stechen auch nicht gerade sehr hervor durch besonders sympathische Attribute, so dass der Leser sich gefühlsmäßig gar nicht erst an sie bindet, sondern ihnen eher mit Abstand begegnet und ihrem Treiben zuschaut. Ella wirkt für ihr Alter recht naiv, praktiziert die Vogel Strauß-Taktik, indem sie als Betrogene gleich einmal das Land verlässt, anstatt sich mit den Dingen auseinanderzusetzen. Andererseits ist sie so mutig, sich Gefahren auszusetzen und einer ihr völlig fremden Großmutter sofort Vertrauen zu schenken. Ein gesundes Misstrauen wäre hier vielleicht auch angebracht gewesen. Ellas Großmutter, Ryan Delany sowie die weiteren Protagonisten bleiben recht blass und hinterlassen keinen bleibenden Eindruck.
„Cliffs of Moher-Dunkle Geheimnisse“ ist ein netter kurzweiliger Roman für Leser, die nicht so viel Wert auf Glaubwürdigkeit und ausgereifte sympathische Protagonisten legen, mit denen man sich identifizieren und mitfühlen kann. Für zwischendurch ganz ok, mehr leider nicht.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.02.2020
Der Junge, der seinem Vater nach Auschwitz folgte
Dronfield, Jeremy

Der Junge, der seinem Vater nach Auschwitz folgte


ausgezeichnet

1938. Der Polsterer Gustav Kleinmann lebt mit Ehefrau Tini und den Kindern Herta, Edith, Fritz und Kurt in Wien, sie leben bereits in Alarmbereitschaft, da die deutsche Nazipolitik inzwischen ihre Anhänger in Österreich gefunden hat und sie als Juden nirgendwo mehr sicher sind. Als Gustav und Fritz verhaftet und gemeinsam zur Zwangsarbeit ins KZ Buchenwald verbracht werden, setzt Tini alle Hebel in Bewegung, um wenigstens ihre restlichen Kinder in Sicherheit zu bringen. Nur Kurt und Edith dürfen ausreisen, während Tini und Herta in ein Lager kommen. Die Selektion in Buchenwald macht vor Gustav nicht halt, er wird auf einen Transport nach Auschwitz gesandt. Fritz folgt ihm freiwillig nach, um seinen Vater nicht zu verlieren und sich gegenseitig zu stützen. Damit beginnt ein langer Leidensweg für beide…
Jeremy Dronfield hat mit „Der Junge, der seinem Vater nach Auschwitz folgte“ aus den Tagebuchaufzeichnungen von Gustav Kleinmann und diversen Interviews mit Familienmitgliedern einen ergreifenden Roman vorgelegt, der den Leser mitten in die Seele fährt und nie wieder loslassen wird. Der Erzählstil ist flüssig, bildhaft und sehr berührend, dem Leser bleibt bei der Lektüre wirklich nichts erspart, so erlebt er die grausamen und menschenverachtenden Behandlungen durch die Nazis detailliert mit, die schon beim Lesen körperliche Schmerzen und Gänsehaut verursachen ob der Rohheit und Brutalität, die deren Gefangene damals ausgesetzt waren. Aufgrund dessen kann man das Buch auch nicht in einem Durchgang lesen, zu sehr gehen einem die Zeilen an die Nieren und lassen die Bilder im Kopf ständig aufs Neue hervortreten. Dronfield offenbart das perfide Spiel der Nazis, deren Foltermethoden und vor allem die leibhaftige Hölle, durch die die Inhaftierten gehen mussten und zum Großteil nicht überlebten. Auschwitz ist zwar das bekannteste Vernichtungslager der Nazis, doch auch Zwangsarbeitslager wie Buchenwald tragen den Schrecken vor sich her, in denen sich die Menschen bei unzureichender Ernährung zu körperlich Tode schuften mussten. „Arbeit macht frei“ bekommt hier genau die Bedeutung, die mit dem Schriftzug in Auschwitz auch gemeint ist. Umso erstaunlicher ist, dass Gustav und Fritz diese Hölle tatsächlich überlebt haben. Darüber hinaus gibt es auch besondere und anrührende Momente ein Zeichen von Hoffnung, das ihnen hilft, weiter durchzuhalten. Die sich hier zeigende Menschlichkeit und das Miteinander stehen im großen Kontrast zu der brutalen Szenerie der Nazis.
„Der Junge, der seinem Vater nach Auschwitz folgte“ ist ein herausragend zusammengetragenes Zeitzeugnis, das einmal mehr deutlich macht, wozu der Mensch fähig ist, im guten wie im schlechten Sinne. Gerade, weil sich bereits in der heutigen Zeit die Zeichen mehren, dass niemand aus der damaligen Zeit gelernt hat, sollten viele dieses Buch lesen, damit sie nicht vergessen…

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.02.2020
Töchter der Hoffnung / Café Engel Bd.3
Lamballe, Marie

Töchter der Hoffnung / Café Engel Bd.3


sehr gut

1959 Wiesbaden. Man sollte meinen, dass im Café Engel nun langsam etwas Ruhe einkehrt, doch weit gefehlt. Während Konkurrenten sich neue Geschäftsstrategien überlegen, um die Gästezahl zu erhöhen und ihre Umsätze zu steigern, machen die Kochs einfach so weiter wie bisher, weil Mutter Else das so will. Hilde aber weiß, wenn nicht bald frischer Wind ins „Engel“ hineinweht, müssen sie das Café schließen. Von ihrem Ehemann Jean-Jacques kann sie sich keine Unterstützung erhoffen, der verbringt seine Zeit lieber auf dem Weingut und lässt sich kaum noch blicken. So stellt Hilde eigenhändig einen neuen Konditor ein, der sich bald nicht nur um Kuchen und Törtchen bemüht, sondern auch Hilde den Hof macht. Das sorgt bald für reichlich Zündstoff im Hause Koch…
Marie Lamballe hat mit „Töchter der Hoffnung“ den dritten und finalen Band ihrer Café Engel-Saga vorgelegt, der das Leben der Familie Koch noch einmal gehörig auf den Kopf stellt, bevor der Leser Abschied von den inzwischen liebgewonnenen Protagonisten nehmen muss. Die Reihe sollte unbedingt in der richtigen Reihenfolge gelesen werden, damit man die einzelnen Charaktere und die Entwicklung des Cafés im Laufe der Jahre mitverfolgen kann. Der Erzählstil ist flüssig, gefühlvoll und bildintensiv, der Leser darf sich erneut an einem Tisch im Café Engel niederlassen und bei wunderbarem Duft von Gebäck und Kaffee die Schicksale der einzelnen Familienmitglieder für eine Weile begleiten. Wechselnde Perspektiven geben dem Leser nicht nur einen guten Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt der verschiedenen Charaktere, sondern steigern unterschwellig auch die Spannung. Nachdem die Kriegsjahre überstanden sind, darf der Leser nun in die Jahre des Wirtschaftswunders eintauchen. Die Autorin versteht es sehr geschickt, dem Leser mit farbenprächtigen Beschreibungen vom Wiesbaden der damaligen Zeit sowie der Kaffeehausatmosphäre Bilder heraufzubeschwören, die einen während der Lektüre begleiten.
Die Charaktere sind dem Leser schon in den ersten beiden Bänden ans Herz gewachsen, so dass sich nach den ersten Seiten sofort wieder ein Gefühl der Vertrautheit einstellt. Die Personen sind wieder einige Jahre älter und gereifter, wirken in ihrem Handeln und Tun lebendig und authentisch. Else hat ihre herrische Art nicht abgelegt und will weiterhin über die Belange des Cafés bestimmen. Sie macht es ihrer Tochter schwer, ihre eigenen Ideen einzubringen. Hilde ist zu einem Leben als Strohwitwe verdammt, die ihre Zeit sinnvoll nutzen will, um das Café auf Vordermann zu bringen und vor dem Untergang bewahren will. Das ständige Alleinsein lässt sie mit dem Feuer spielen, was sich alsbald zu einem Flächenbrand entwickeln könnte. Jean-Jacques lässt seine Frau in Wiesbaden schalten und walten, er beschäftigt sich lieber mit seinem Weinberg und vergisst dabei fast seine Ehe. Ebenso tragen weitere Protagonisten mit ihren Auftritten zur Handlung bei und hinterlassen beim Leser ein Gefühl von Vertrautheit in der Kaffeehausatmosphäre.
„Töchter der Hoffnung“ ist ein gelungener Abschluss der Geschichte um das Café Engel und der Familie Koch, die einem mittlerweile ans Herz gewachsen ist. Unterhaltsam und kurzweilig erzählt, muss der Leser nun Abschied nehmen. Verdiente Leseempfehlung!

2 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.02.2020
Jahre der Veränderung / Hebammen-Saga Bd.2
Winterberg, Linda

Jahre der Veränderung / Hebammen-Saga Bd.2


ausgezeichnet

1929 Berlin. Die Wirtschaftskrise hält die Bevölkerung weiter in ihrem Klammergriff, es fehlt an allen Ecken und Enden. Knapp ein Jahrzehnt ist vergangen, seitdem sich Edith, Luise und Margot zum ersten Mal begegnet sind. Mittlerweile sind die drei Frauen ausgebildete Hebammen, die gemeinsam an der Frauenklinik Neukölln tätig sind. Luise kümmert sich tagsüber intensiv um die Ausbildung des Nachwuchses, doch abends stürzt sie sich ins bunte Berliner Nachtleben, um so den tragischen Tod ihres Freundes Günther zu kompensieren. Edith hat sich neben ihrer Kliniktätigkeit der Beratung von jungen Frauen verschrieben. Sie möchte mit Männern nichts zu tun haben, seitdem sie haarscharf einer Vergewaltigung entgangen ist und denkt darüber nach, ein Medizinstudium zu beginnen. Als Jüdin muss sie zudem erstmals Diskriminierung und Beleidigungen einstecken. Derweil hat sich Margot mit einem verheirateten Arzt eingelassen, der allerdings keinerlei Anstalten macht, ihre Beziehung zu legalisieren. Währenddessen gewinnt Hitler immer mehr an politischem Einfluss, was sich auch auf das Leben der drei Frauen auswirkt…
Linda Winterberg hat mit „Jahre der Veränderung“ den zweiten Teil ihrer Hebammen-Saga vorgelegt, der erneut mit einem eingängigen, flüssigen und gefühlvollen Schreibstil sowie interessanten Handlung und gut recherchiertem Hintergrund überzeugen kann. Der Leser fühlt inmitten des Frauentrios sofort wieder unter alten Freundinnen und darf sie über einen Zeitraum von 4 Jahren bis 1932 wieder ein Stück ihres Lebens begleiten. Die Freundschaft zwischen Margot, Edith und Luise ist zusammengewachsen, sie geben sich untereinander Halt, führen aber auch alle einzeln ein Leben, das sich sehr von denen der Freundinnen unterscheidet. So darf der Leser durch die bildhaften Beschreibungen der Autorin mit Luise durchs Berliner Nachtleben der späten 20er Jahre folgen, wo sich die Bevölkerung ihren Frust des Alltags von der Seele tanzt und trinkt. Auch die Geburtsszenen im Kreißsaal sowie die leidgeprüften Jungmütter, die durch Prostitution den Lebensunterhalt verdienen müssen und sich dabei Krankheiten einfangen sind so plastisch geschildert, dass man als Leser hautnah dabei ist und miterlebt, wie nahe Freud und Leid beieinander liegen. Der mit der Handlung wunderbar verwebte geschichtliche Hintergrund ist gut recherchiert und zeichnet das Bild einer politisch gebeutelten Bevölkerung, die immer mehr Arbeitslose zu verzeichnen hat und von der Hand in den Mund lebt. Die wachsende Macht Adolf Hitlers wirft ihre Schatten voraus, schon bald weht ein rauer Ton durch Berlins Straßen, der vor allem Edith als Jüdin in Angst versetzt.
Die Charaktere haben sich natürlich weiterentwickelt und sind nun erwachsene Frauen, die mit beiden Beinen im Leben stehen und dem Leser wie alte Freundinnen erscheinen, die man schon ewig kennt und deren Schicksal einem am Herzen liegt. Aufgrund dieser Nähe fällt das Mitfiebern, Mitbangen und –hoffen leicht, und Winterberg lässt den Leser eine Achterbahn der Gefühle durchleben. Edith geht regelrecht in ihrem Beruf auf. Sie ist ehrgeizig und so schnell nicht aus der Ruhe zu bringen, doch die immer öfter aufkommenden Judenanfeindungen wehen ihr ins Gesicht und lassen Angst in ihr aufsteigen. Luise ist feinsinnig und sensibel, fühlt sich verloren. Deshalb kommt sie auch nicht über Günthers Tod hinweg. Sie sucht das Vergessen in der schillernden Berliner Nachtwelt, doch diese bunte Scheinwelt kann sie nur für einige Stunden ablenken. Margot ist eine Kämpferin, die nicht so schnell aufgibt. Doch ihre Affäre bringt sie an den Rand der Verzweiflung und lässt sie leiden, denn sie sehnt sich so sehr nach Liebe. Aber auch Protagonisten wie Marina geben der Handlung zusätzliche Glanzpunkte.
„Jahre der Veränderung“ ist eine wunderbare Fortsetzung, die von Beginn an mit einer packenden Handlung sowie einem spannenden historischen Hintergrund zu fesseln weiß. Herausragend und abwechslungsreich erzählt, kann es hier nur eine absolute Lesee

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.02.2020
Die Schleusen des Himmels
Martin, Charles

Die Schleusen des Himmels


ausgezeichnet

Der 64-jährige Kriegsveteran Joseph „Jo-Jo“ Brooks lebt nach traumatischen Erfahrungen in einer einsam gelegenen Berghütte, als plötzlich die Mexikanerin Catalina mit ihren beiden Kindern Gabby und Diego auf der Flucht im tiefsten Schnee bei ihm Unterschlupf findet. Als Jo-Jo von ihrem Schicksal erfährt, lädt er alle kurzerhand inklusive seines Streuners Rosco ins Auto und bringt sie zu Catalinas Bruder nach Florida, wo sie zukünftig in einer Gruppe von mexikanischen Arbeitern in Sicherheit sind. Auf dem Rückweg kommt Jo-Jo an Cape San Blas vorbei, den Ort seiner Kindheit und wo seine Jugendliebe Allie immer noch lebt, die gerade ihren zweiten Ehemann durch einen LKW-Unfall verloren hat. Das Wiedersehen mit Allie nach so vielen Jahren ist schmerzlich, aber bald schon schmieden die beiden Zukunftspläne, als Catalina sich wieder mit ihm in Verbindung setzt, weil sie und die Kinder in Gefahr sind. Jo-Jo macht sich sofort auf den Weg und sammelt die kleine Familie ein, die in Cape San Blas bald ein Zuhause findet. Je länger Jo-Jo mit Allie zusammen ist, umso mehr holt ihn die Vergangenheit ein, die er jahrzehntelang zu verdrängen suchte…
Charles Martin hat mit „Die Schleusen des Himmels“ einen fesselnden, emotionalen Roman vorgelegt, der den Leser schon mit dem Prolog in die Geschichte eintauchen und ab da nicht mehr loslässt. Der Erzählstil ist flüssig, gefühlvoll, tiefgründig und bildhaft, der Leser hat ein wunderbares Kopfkino durch die plastischen Beschreibungen, um gleichzeitig Jo-Jo und sein bewegtes Leben während der Lektüre kennenzulernen. Der Autor lässt den Leser durch Jo-Jos Erinnerungen an zahlreichen Kriegseinsätzen in Vietnam teilhaben, sondern auch die prägenden Begegnungen, die ihm dort wiederfahren sind, miterleben. Jo-Jos Leben gleicht einer Aneinanderreihung von aufregenden Abenteuern, doch eigentlich sind sie die Flucht eines Mannes, der seine einzige Liebe verloren glaubte und seinem Leben keinen Wert mehr beimaß. Wunderbar und spannend zugleich ist die langsame Aufarbeitung für den Leser zu beobachten, der miterleben darf, dass ein Mann ohne Hoffnung plötzlich den Glauben wiederfindet und eine Zukunft für sich sieht. Gleichzeitig wirft er mit jeder Erzählung aus seiner Vergangenheit ein Stück Ballast von sich und nähert sich Stück für Stück wieder einem Leben, das er sich immer gewünscht hat. Die Episoden mit der nächtlichen Radioshow sind ebenso eindringlich wie das Zusammentreffen zwischen Jo-Jo und seinem Bruder, die sich seit Jahren kaum gesprochen haben. Der Autor weiß nicht nur hervorragend, mit dem Gefühlsbarometer des Lesers zu spielen, sondern bedient sich auch interessanter Themen wie Alkoholismus, Loyalität, Dienst fürs Vaterland und Einwanderungsproblematik.
Die Charaktere sind wunderbar lebendig skizziert, wirken real und authentisch, so dass der Leser sich ihrem Charme gar nicht entziehen kann und sich als unsichtbarer Zaungast in ihrer Mitte niederlässt, um mit ihnen zu leiden, zu fühlen und zu hoffen. Jo-Jo ist ein Mann der Gegensätze, voller Schmerz und Schuldgefühlen. Gleichzeitig ist er sanft, gerecht, großzügig, mitfühlend und will immer nur das Beste für diejenigen, die ihm am Herzen liegen. Allie ist eine Frau, die immer wieder enttäuscht wurde, mit Leib und Seele kocht und sich nach der Liebe sehnt, die sie schon so lange vermisst. Catalina ist eine herzensgute Frau, die mit ihren Kindern durch die Hölle ging, aber durch Jo-Jo und viel Fleiß ein neues Leben beginnen kann. Bobby ist Jo-Jos älterer Bruder, der als Senator einigen Einfluss hat, aber sein Leben mit Lügen pflasterte. Aber auch Hund Rosco hat seine ganz besondere Rolle in dieser Geschichte und lockert mit seinen Auftritten die Szenerie immer wieder etwas auf.
„Die Schleusen des Himmels“ ist ein fesselnder wunderbarer Roman, den man nicht aus der Hand legen kann, bis man die ganze Geschichte kennt. Voller Überraschungen, emotionalen Höhepunkten und jede Minute Lesezeit wert. Absolute Empfehlung!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.02.2020
Fragen, die mir zum Holocaust gestellt werden
Fried, Hédi

Fragen, die mir zum Holocaust gestellt werden


ausgezeichnet

Die 1924 in Rumänien geborene Hédi Fried wurde 1944 als Zwanzigjährige mit ihrer gesamten Familie von Ungarn aus nach Auschwitz deportiert. Bereits nach der Ankunft dort wurden ihre Eltern in die Gaskammern geschickt, während Hédi mit ihrer jüngeren Schwester Livi das tägliche Grauen in Form von unmenschlichen Arbeitsdiensten, Hunger und Demütigungen nicht nur in Auschwitz, sondern auch in Bergen-Belsen bis zur Befreiung 1945 überlebt haben. Die beiden Schwestern kamen über ein Programm nach Schweden, wo sie für sich eine neue Heimat gefunden haben. Hédi besucht seit über drei Jahrzehnten Schulklassen und Universitäten, wo sie über ihre Erlebnisse erzählt und den Interessierten Fragen beantwortet, um ihnen zu verdeutlichen, was der Holocaust bedeutet und die Menschen damals tagaus tagein erdulden und ertragen mussten. Dabei versucht sie auch zu vermitteln, wie manche damals zu Tätern wurden.
In „Fragen, die mir zum Holocaust gestellt werden“ gibt Hédi Fried einen Einblick über die meisten an sie von Menschen gestellten Fragen, die sie mit einer pragmatischen Art ohne Schnörkel beantwortet. Gerade diese sachliche Auseinandersetzung mit der Thematik sowie dem eigens Erlebten macht dieses Buch zu einer wertvollen und sehr glaubhaften Lektüre, denn hier ist kein Mensch, der sich selbst bedauert, obwohl gerade hier jeder Verständnis dafür hätte. Die in diesem Buch enthaltenen Fragen decken ein breites Spektrum ab, so geht es neben Fragen wie „Warum hasste Hitler die Juden“, „Was war das Schlimmste, was Sie erlebt haben“, „Wie war es, im Lager zu leben“ oder „Waren Sie die ganze Zeit hungrig“ auch um Dinge wie „Wie konnte sich ein ganzes Volk hinter Hitler stellen“, „Warum haben Sie keine Widerstand geleistet“, „Wie war Ihr Leben vor dem Krieg“ oder „Warum haben Sie sich für Schweden entschieden?“. Die wichtigste Frage aber ist „Können Sie vergeben“. Während die Antworten bei den meisten Fragen recht ausführlich behandelt werden, gibt es für diese existentielle Frage nur eine recht kurze Antwort, die aber dafür umso eindringlicher ist und dem Leser immer präsent ist während der Lektüre und darüber hinaus. Bemerkenswert ist auch die Art und Weise, wie Hédi Fried über ihre Peiniger schreibt, denn sie selbst hat sich die Frage gestellt, wie sie gehandelt hätte mit ähnlichem Hintergrund und Erziehung.
„Fragen, die mir zum Holocaust gestellt werden“ sollte als Lektüre ein Muss für die Schüler von heute sein, um ihnen begreiflich zu machen, was damals geschehen ist und nie wieder passieren darf. Gerade in der heutigen Zeit, wo Rassismus und Antisemitismus an der Tagesordnung sind, ist es wichtig, allen vor Augen zu führen, was daraus entstehen kann, wenn man nicht früh genug Einhalt gebietet. Hédi Fried gehört zu den letzten Zeitzeugen und ihre Worte dürfen nicht ungehört bleiben oder verloren gehen. Absolute Leseempfehlung!

14 von 20 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.