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Baerbel82

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Insgesamt 975 Bewertungen
Bewertung vom 13.10.2015
Im weißen Kreis / Kommissarin Louise Boni Bd.6
Bottini, Oliver

Im weißen Kreis / Kommissarin Louise Boni Bd.6


sehr gut

Das große Ganze

„Im weißen Kreis“ ist bereits der sechste Fall für die unkonventionelle Hauptkommissarin Louise Bonì aus Freiburg. Dennoch handelt es sich um eine eigenständige, in sich abgeschlossene Geschichte, die ohne Vorkenntnisse lesbar ist. Worum geht es?
Oliver Bottini hat der Geschichte einen Prolog vorangestellt, in dem 2004 in Karlsruhe zwei Polizisten einem Anschlag der rechten Szene zum Opfer fallen.
Zwei Jahre später in Freiburg: Wir lernen Louise Bonì kennen. Louise ist trockene Alkoholikerin, ihr Chef Bermann ist verstorben, ihr Freund Ben meldet sich nicht mehr und Kollege Kilian arbeitet undercover in Baden-Baden.
Von ihm erfährt sie, dass ein Mann zwei Pistolen bei einem russischen Kriminellen gekauft hat. Ist ein neuer Anschlag geplant? Wo und auf wen? Ludwig Kabangu aus Ruanda, der in Freiburg weilt, um die Gebeine eines Urahnen heim zu holen, scheint das perfekte Opfer zu sein.
Die Spur führt zu dem rechtsradikalen Neonazi Ricky Janisch. Er wird offenbar vom Staatsschutz überwacht. Und nun hat sich auch Louise an ihm festgebissen. Doch kurz darauf ist Janisch tot. War Janisch ein V-Mann? Wurde er ermordet, weil er zu viel wusste?
Oliver Bottini hat die Hintergründe bestens recherchiert und analysiert. Die Verstrickung von Polizei und Verfassungsschutz, die hier geschildert wird, scheint plausibel und beklemmend. Genau wie im wirklichen Leben wird gemauschelt und vertuscht, werden faule Kompromisse geschlossen und die Ermittler „von ganz oben“ zurückgepfiffen bzw. kaltgestellt.
„Im weißen Kreis“ ist eine düstere Geschichte über ein dunkles Kapitel deutsch-afrikanischer Vergangenheit. Aber es geht auch um Rechtsradikalismus, um Strukturen, die viele Parallelen zum tatsächlich existierenden Nationalsozialistischen Untergrund haben. Was ist Fiktion, was ist Realität?
Alles in allem ein solider Ermittlerkrimi in der rechtsextremen Szene. Nur mit Louise bin ich nicht wirklich warm geworden. Mit ihr konnte ich mich nicht identifizieren, ihr Handeln oft nicht nachvollziehen. Ihre Alleingänge werden ihr fast zum Verhängnis.

Fazit: Gelungene Mischung aus Dichtung und Wahrheit zum Thema Neonazi-Strukturen. Starker Stoff. So muss Krimi.

Bewertung vom 10.10.2015
Die Scherben der Wahrheit
Billingham, Mark

Die Scherben der Wahrheit


ausgezeichnet

Ein tödlicher Unfall, ein unglaubliches Geheimnis und eine Frau auf der Suche nach der Wahrheit

Wir sind live dabei, als ein BMW mit einer Frau aus einem mit fünf Männern besetzten Chevy heraus beschossen wird. Die Fahrerin des BMW kommt von der Fahrbahn ab und rast in eine Bushaltestelle. Ein Mann wird getötet. Wie sich später herausstellt, ist es Paul. Ein Unglücksfall?
Schnitt!
Drei Wochen zuvor: Paul ist Polizist. Seine Frau Helen, selbst Polizistin, ist schwanger, aber das Kind ist vielleicht nicht von Paul. Paul belügt seine Frau, so wie sie ihn anscheinend betrogen hat. Statt zur Arbeit zu fahren, trifft er sich mit dem kriminellen Shepherd. Ist Paul korrupt?
Danach lernen wir den jungen Schwarzen Theo kennen. Er ist Vater und Mitglied in einer Gang. Bald ist klar, dass er einer der fünf Männer in dem Chevy war. Denn er saß auf dem Beifahrersitz und war der Schütze. Angeblich sollte bei dieser Mutprobe niemand verletzt, sondern bloß erschreckt werden.
Helen hat Zweifel an der offiziellen Version. Pauls Veränderung in den letzten Wochen, seine mysteriösen Verabredungen. Helen ist sicher, dass mehr dahinter steckt. Auf Pauls Handy findet sie eine unbekannte Telefonnummer und begibt sich auf eine gefährliche Suche.
„Die Scherben der Wahrheit“ von Mark Billingham ist ein Roman außerhalb seiner Tom Thorne-Reihe. Tom hat hier nur einen kurzen Cameo-Auftritt. Erneut ist dem Autor ein fesselnder, psychologisch raffinierter Plot gelungen. Gleich mehrere Handlungsstränge gilt es zu verfolgen.
Obwohl der Roman bereits 2009 unter einem anderen Titel erschien, wirken die Figuren auch heute noch so lebendig, als wären sie direkt den Schlagzeilen der aktuellen Tagespresse entsprungen. Helen ist eine starke Frau und sie gibt nicht auf, bis sie die Scherben der Wahrheit zusammengesetzt hat.
Selbst wenn der Leser der Polizei oft einen Schritt voraus ist, wird Spannung aufgebaut, die langsam gesteigert wird und nicht mehr nachlässt. Die Geschichte nimmt viele überraschende Wendungen, bis zum tragischen Ende. Nur schrittweise wird enthüllt, wohin das Ganze führen soll.

Fazit: Eine perfekt inszenierte, düstere Geschichte. Krimikost vom Feinsten.

Bewertung vom 08.10.2015
Todesdeal
Etzold, Veit

Todesdeal


ausgezeichnet

Das Kongo-Komplott

Um es gleich vorwegzunehmen, „Todesdeal“ von Veit Etold ist ganz anders als die Clara Vidalis-Reihe. Kein Serienkiller-Thriller, sondern ein Politthriller, der den Kampf um wertvolle Rohstoffe, wie Coltan und seltene Erden, im afrikanischen Kongo thematisiert. Denn: „In jedem Handy steckt ein Stückchen Kongo“.
„Also, Rohstoffe, um jeden Preis? Das Böse tun, um Gutes zu bewirken?“ „Der langen Rede kurzer Sinn: Wir brauchen eine Einheit, die diese Rohstoffversorgung koordiniert.“ Und so wurde ‚Tiamat‘ geboren. Eine geheime Gruppe, benannt nach einer sumerischen Gottheit: gut und böse zugleich.
Martin Fischer, ein junger Berliner Journalist, reist für seinen ersten großen Rechercheauftrag in den Kongo. Bernd, sein Freund und Kollege, wird von Kindersoldaten getötet. Er selbst wird von General Otega, einem Warlord und Anführer der kongolesischen Stammesarmee ‚Engel des Herrn‘, nach einer wilden Verfolgungsjagd gefangen genommen. Freigekauft wird er von Sophie Mureki, einer Geschäftsfrau aus Ruanda.
Dabei gerät er zwischen die Fronten chinesischer Investoren, deutscher Waffenhändler und russischer Oligarchen. Wird er lebend aus der Nummer wieder raus kommen? Unerwartete Unterstützung bekommt er von seiner Ex-Freundin Janine, die für das Auswärtige Amt tätig ist und der Chinesin Lucia Ming, Investmentmanagerin bei einem chinesischen Staatsfonds. Alle treffen in einer Villa in Goma, Kongo, aufeinander.
Eine Message hat Veit Etzold auch. „Todesdeal“ unterhält nicht nur, sondern informiert auch über die Zustände im Kongo: „Ein Land zu reich für den Frieden“. Und es wird beschrieben unter welchen krassen Umständen, diese Rohstoffe abgebaut werden. Das macht deutlich, wie sehr wir bereit sind für den Erhalt unseres westlichen Standards Dinge in Kauf zu nehmen, die auf der anderen Seite der Erde geschehen.
„Todesdeal“ ist also nicht nur Fiktion. Veit Etzold hat die Fakten bestens recherchiert und gut erklärt. Den Genozid. Hutu gegen Tutsi. Eine actionreiche Spannung und ein Heer von Protagonisten treiben den Plot voran. Zum Glück ist vorne im Buch ein „Who is Who“ enthalten, so dass man den Überblick nicht verliert.

Fazit: Emotional, explosiv und extrem spannend. Thematisch definitiv am Puls der Zeit!

Bewertung vom 05.10.2015
Zerschunden / Fred Abel Bd.1
Tsokos, Michael;Gößling, Andreas

Zerschunden / Fred Abel Bd.1


ausgezeichnet

Nichts ist so grausam wie die Realität

„Abgeschnitten“ von Sebastian Fitzek und Michael Tsokos hatte ich mit Begeisterung verschlungen. Und so war ich sehr gespannt auf „Zerschunden“. Worum geht es?
Der neue True-Crime-Thriller von Michael Tsokos basiert auf einem authentischen Fall und echten Ermittlungen. Der Autor geht gleich in medias res: Erzählt aus der Ich-Perspektive bringt ein Mann eine junge Radfahrerin zu Fall, fesselt und entführt sie.
Anschließend lernen wir Irina Petrowa kennen. Sie ist eine ältere, resolute Dame, die von einem dunklen Schatten verfolgt und in ihrer Wohnung überfallen wird. Aber ist der schwarze Mann auch ihr Mörder?
Danach machen wir die Bekanntschaft des Berliner Rechtsmediziners Fred Abel. Er lässt uns in tiefe menschliche Abgründe blicken, als er einen dringenden Anruf von Hauptkommissar Markwitz vom BKA erhält.
Markwitz ermittelt im Fall Irina Petrowa und bittet Abel um Unterstützung. Denn die sichergestellten Spuren reichen nicht für eine DNA-Analyse. Daher empfiehlt Abel, es mit der s.g. Haplotyp-Analyse zu versuchen. Hiermit kann man zwar keine einzelnen Personen identifizieren, jedoch die männliche Verwandtschaft eines Menschen.
In Verdacht gerät Lars Moewig, ein ehemaliger Soldat und Freund Abels. Obwohl dessen dreizehnjährige Tochter Lilly unheilbar an Leukämie erkrankt ist, wird Lars verhaftet. Weitere Morde mit demselben Modus Operandi geschehen in London, Bari und Paris. Und immer beschriftet der Täter seine Opfer mit einer mysteriösen Parole.
Abel nimmt den Fall persönlich und begibt sich auf eine gefährliche Suche quer durch Europa…
Mehrere Handlungsstränge gilt es zu verfolgen: Die Ermittlungen im Fall Irina Petrowa sowie das Schicksal der kleinen Lilly in Berlin. Rückblenden in die Vergangenheit erzählen die Lebensgeschichte des Killers in Marseille, Marokko - und Paris.
Objektiv und sachlich schildert der Autor das Psychogramm eines Mörders, der keine Perversion, keine Grausamkeit auslässt. „Zerschunden“ ist keine Gute-Nacht-Lektüre. Die Morde werden brutal und detailliert beschrieben. Auch die Seitenstränge haben es wirklich in sich. Wobei Tsokos‘ spezielles Wissen aus der Rechtsmedizin dem Buch eine besonders hohe Authentizität verleiht. Aber auch der Humor kommt nicht zu kurz.
Fred Abel ist mir sofort ans Herz gewachsen. Er hat Ecken und Kanten, ist sehr empathisch. Das macht ihn menschlich und sympathisch. Zudem ist er hochprofessionell im Job. Über ein Wiedersehen würde ich mich daher freuen.

Fazit: Spannender Auftakt einer Trilogie um den unkonventionellen Rechtsmediziner Fred Abel. Gelungene Mischung aus Fakten und Fiktion mit einem unerwarteten, dramatischen Finale.

Bewertung vom 29.09.2015
Federspiel / Christine Lenève Bd.1
Ménard, Oliver

Federspiel / Christine Lenève Bd.1


ausgezeichnet

Vom Umgang der Lebenden mit den Toten

Oliver Ménrad geht gleich in medias res: Sarah Wagner, Moderatorin einer TV-Talkshow, wird von einem Unbekannten gestalkt, in ihrer Wohnung überfallen, brutal vergewaltigt und anschließend entführt.
Danach lernen wir Christine Lenève kennen, eine Journalistin mit französischen Wurzeln. Sie soll im Auftrag von Sarahs Chef herausfinden, wo Sarah steckt. Unerwartete Unterstützung bekommt Christine von ihrem alten Partner Albert Heidrich, ein Hacker.
In Sarahs Wohnung finden die beiden Antidepressiva - und Federn. Weiße Federn. Bald ist klar, dass das Motiv in der Vergangenheit zu suchen ist. Denn der gefährlichste Serienkiller der ehemaligen DDR hinterließ am Tatort ebenfalls eine Feder. Ist Ikarus zurückgekehrt?
„Federspiel“ ist ein beklemmender Psychothriller, der eine fesselnde Reise in die dunkelsten Winkel der menschlichen Seele verspricht. Eine Geschichte, die zeigt, wie Liebe, Freundschaft, aber auch Mord und Verrat das Schicksal beeinflussen - mit überraschenden und manchmal auch brutalen Folgen.
Bei Oliver Ménard lernen wir eine Figur durch deren Handlungen in all ihren Facetten kennen, verpackt in faszinierende Fallstudien. Christine ist tough und Ikarus ist nicht der erste Mörder, den sie jagt. Aber sie hat auch mit den Dämonen ihrer Vergangenheit zu kämpfen. Denn alles was sie kann, hat ihr Vater ihr beigebracht. Aber ihr Vater ist tot. Er wurde ermordet.
Auch die Nebenfiguren sind gut gezeichnet. Albert, der über sich hinauswächst, Erik, ein Kommissar a.D., der damals im Fall Ikarus ermittelt hatte, Sarahs Mutter Magdalene Wagner und Kommissar Tobias Dom, der im aktuellen Fall die Untersuchungen leitet, sind mir sofort ans Herz gewachsen.
„Federspiel“ hat mich von der ersten Seite an gepackt. Kaum zu glauben, dass es sich um einen Debütroman handelt. Wechselnde Perspektiven, actionreiche Spannung, falsche Fährten und überraschende Wendungen. Das treibt die Leser voran und verhindert im vorliegenden Fall das Aufkommen jeglicher Form von Langeweile.
Dass der Autor im Finale nochmal richtig Gas gibt, steigert das Lesevergnügen. Denn einige Überraschungen gegen Ende des Thrillers hält Oliver Ménard für seine Leser noch bereit. Und so freue ich mich schon heute auf die Fortsetzung.

Fazit: Erstklassiger Psychothriller mit innovativem Finale. Unheimlich unterhaltsam!

Bewertung vom 19.09.2015
Brennender Fluss / Macy Greeley Bd.2
Salvalaggio, Karin

Brennender Fluss / Macy Greeley Bd.2


ausgezeichnet

Heimkehr der gebrochenen Helden

„Brennender Fluss“ ist bereits der zweite Fall für die toughe Detective Macy Greeley. Dennoch handelt es sich um eine eigenständige, in sich abgeschlossene Geschichte, die ohne Vorkenntnisse lesbar ist. Schauplatz ist Montana, nahe der Grenze zu Kanada. Worum geht es?
Macy ist alleinerziehende Mutter eines kleinen Sohnes. Der Vater ist Macys Chef Ray Davidson, der wieder zu seiner Frau zurückgekehrt ist. Während Macy arbeitet, kümmert sich die Großmutter um den kleinen Luke. Wird Macy es schaffen, sich endlich von Ray zu lösen?
John Dalton, hatte drei gefährliche Afghanistan-Einsätze überlebt, um dann in seiner Heimat, dem dünn besiedelten Flathead Valley, erschossen zu werden. Macy soll die örtliche Polizei bei ihren Ermittlungen unterstützen. Bald ist klar, dass das Motiv für Johns Tod in der Vergangenheit zu suchen ist. Damals war ein Mann mit seinem Truck spurlos verschwunden. Haben Johns Freunde Tyler und Dylan, die zusammen mit ihm in Afghanistan waren, etwas damit zu tun? Auch Jessie, Johns Zwillingsschwester, scheint etwas zu verbergen. Als auch noch eine Sonderermittlerin vermisst wird, die seit Monaten undercover auf der Suche nach dem Verschwundenen war, droht die Lage zu eskalieren. Ehe sich Macy versieht, gerät sie zwischen die Fronten und in Lebensgefahr…
Wie schon der Vorgänger „Eisiges Geheimnis“ ist „Brennender Fluss“ nicht nur einfach Krimi, sondern vor allem spannendes Drama. Immer tiefer dringt Macy in ein Gespinst aus Lügen und Intrigen. Zudem scheint es ein dunkles Geheimnis in der Familiengeschichte der Daltons zu geben. Sex und Drogen, (versuchte) Vergewaltigung und Mord, aber auch physische und psychische Kriegsverletzungen, das sind die Zutaten für diesen spektakulären Fall. Nichts ist wie es scheint, keiner so unschuldig, wie er tut.
Mit detaillierten Beschreibungen, einem leichten und flüssigen Sprachstil sowie einem spannenden Aufbau und einer tragischen Geschichte versteht es Karin Salvalaggio, den Leser in tiefe menschliche Abgründe blicken zu lassen. Ihre Figurenzeichnung ist glaubhaft und durchdacht. Gut gefallen hat mir, dass sich Macy und Sheriff Aiden Marsh auch privat näher kommen, jedenfalls knistert es gewaltig. Für künftige Geschichten ist hier also reichlich Potenzial vorhanden.

Fazit: Atmosphärisch dicht und unglaublich spannend. Eine Ermittlerin, die man nicht vergisst. Unbedingt Lesen!

Bewertung vom 15.09.2015
Ritter und die Al Qaida
Schweizer, Stefan

Ritter und die Al Qaida


sehr gut

Terroralarm in Stuttgart

„Ritter und die Al-Qaida“ startet mit einem krassen Prolog: Eine Frau wird grausam getötet, geschändet und das Ganze auch noch gefilmt. Die Tat scheint religiös motiviert, aber es sind wohl eher Sex und Gewalt, die den Mörder faszinieren.
Anschließend lernen wir Sami Cherifa kennen. Er hat tunesische Wurzeln, ist in Deutschland aufgewachsen und hat sich infolge 9/11 radikalisiert. Nach einer Terror-Ausbildung in Mali ist er als Schläfer nach Deutschland zurückgekehrt und träumt seitdem vom Dschihad.
Danach begegnen wir Kriminalhauptkommissar Alexander Ritter. Er ist für den Staatsschutz tätig. Von einem seiner Informanten erfährt er, dass ein Anschlag geplant ist. Der von privaten Problemen geplagte Ritter merkt nicht, dass der Terrorist dabei auch seine eigenen Ziele verfolgt.
Als dann noch CIA-Agent Richard „Dirty Dick“ Hoffmann mitmischt, droht die Situation zu eskalieren. Wird es der Polizei gelingen, den Anschlag zu verhindern? Ein spannendes Spiel um Wahrheit und Lüge, Macht und Ohnmacht beginnt...
Ritter, Cherifa, Hoffmann - irgendwie unterscheiden sich die Protagonisten nicht wirklich, alle haben nicht nur zu viel Testosteron, sondern auch ein Alkohol- und Drogenproblem.
Selbst wenn der Leser der Polizei immer einen Schritt voraus ist, wird Spannung aufgebaut, die langsam gesteigert wird und nicht mehr nachlässt. Die Geschichte nimmt viele überraschende Wendungen, bis zum bitteren Ende. Nur schrittweise wird enthüllt, wohin das Ganze führen soll.
Gut gefallen haben mir der interessante Plot und die gelungene Mischung aus Fakten und Fiktion. Zudem sind die politischen Hintergründe bestens recherchiert und gut erklärt. Ein äußerst erschreckendes, doch realistisches Szenario, das Stefan Schweizer sich ausgedacht hat.
Ein Buch mit einem hohen Ekelfaktor, das harte und bizarre Szenen beinhaltet, die als abstoßend empfunden werden können, somit nichts für zartbesaitete Gemüter.

Fazit: Packender Plot mit fiesen Figuren. Lesenswerter Mix aus Hardboiled-Krimi und Polit-Thriller.

Bewertung vom 14.09.2015
Roter Nebel / Lars Winkler Bd.2
Melander, Jakob

Roter Nebel / Lars Winkler Bd.2


sehr gut

Der dritte Mann

Oktober 1999, ein Flüchtlingslager des Roten Kreuzes in der Nähe von Kopenhagen: Der achtjährige Arbën findet seine Schwester tot in ihrem Bett. Eine Schere steckt in ihrem Hals und der Täter ist noch bei ihr…
Kopenhagen, heute: Oberbürgermeister Mogens Winther-Sørensen wurde in seiner Wohnung ermordet. Einzige Zeugin ist die junge Prostituierte Serafine. Aber ist sie auch die Täterin?
Kommissar Winkler und sein Team ermitteln - und stoßen auf eine Mauer des Schweigens. Was haben beide Handlungsstränge miteinander zu tun? Und wer ist der geheimnisvolle dritte Mann, der am Tatort gesehen wurde?
Wirtschaftsministerin Merethe, die Mutter des Opfers, scheint etwas zu verbergen. Als Serafine spurlos verschwindet, wird klar, dass das Motiv in der Vergangenheit liegen muss.
„Roter Nebel“ ist bereits der zweite Band um den dänischen Polizisten Lars Winkler. Band 1, „Blutwind“, kenne ich zwar nicht, jedoch hatte ich keinerlei Verständnisschwierigkeiten.
Eine komplexe Handlung, ein Heer von Protagonisten und Rückblenden in die Vergangenheit gilt es zu verfolgen. Korrupte Politiker, Gangster und ein Polizist, der sie mit Informationen versorgt, das sind die Zutaten dieses Thrillers. Es geht um Drogen- und Mädchenhandel finanziert mit öffentlichen Geldern. Zudem hat Jakob Melander eine Thematik gewählt, die nicht schon x-fach kriminalliterarisch abgearbeitet wurde.
Er rückt einen Menschen in den Mittelpunkt seiner Handlung, der von unserer Gesellschaft kaum oder nur als Randerscheinung wahrgenommen wird. Die Bilder, die der Autor von seiner Hauptperson zeichnet, sind sehr beklemmend. Lars Winkler, in private Probleme verstrickt, war mir dagegen zu blass. Ein Ermittler muss mir nicht unbedingt sympathisch sein, aber er sollte seinen Job machen - und nicht so viel Rauchen.
Schön, dass es auch einen Soundtrack zum Roman gibt (The Doors, When the Music’s over):
Before I sink into the big sleep
I want to hear, I want to hear
The scream of the butterfly…
Eine Geschichte mit vielen dramatischen Wendungen und einem intensiven Spannungsbogen bis zum unerwarteten Ende, das geradezu nach einer Fortsetzung schreit.

Fazit: Ein gut konstruierter Thriller mit einer interessanten Thematik. Eine fesselnde und zugleich bedrückende Lektüre. Sehr zu empfehlen!