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Insgesamt 1722 Bewertungen
Bewertung vom 26.04.2020
Nachhaltig kreativ Do it yourself
Mayer, Julia;Jägersberger, Nena

Nachhaltig kreativ Do it yourself


sehr gut

„Zero Waste“ ist hier missverständlich ausgelegt

Selbermachen, basteln, wiederverwerten – das macht einfach Spaß. Nur leider habe ich mir von diesem Buch doch mehr erwartet, als es dann halten konnte. Vom Titel her dachte ich eigentlich, es sind Projekte, bei denen man das nutzt, was man hat. Dingen, die sonst Abfall werden würden, neue Funktionen ermöglicht. Allerdings wird hier viel zugekauft und dabei fällt dann wieder Abfall an. Das Buch legt „Zero Waste“ also anders aus: Wer einen Einkaufsbeutel selbst macht, nimmt keine Plastiktüte. Wer eine Brezentüte selbst macht, spart die Bäckertüte, besonders, wenn sie wiederverwendbar ist. Auch eine Lesart, aber eben nicht meine ursprüngliche.

Beispielsweise die Vorratsdosen. Hier werden leere Konservendosen verwendet. Soweit, so prima. Auch dass man Farbe benötigt, ist ganz okay. Aber dann wird für den Deckel eine Korkplatte sowie eine Holzplatte benötigt, aus denen man dann zwei Kreise sägt, die verbunden werden und dann den Deckel bilden. An sich kein Ding, aber so wirklich nachhaltig finde ich das dann doch nicht. Auch bei den Bambusbechern und –Schalen bin ich ein wenig entsetzt. Das ist kein Zero Waste. Hier wird etwas gekauft und dann kreativ verändert – eben bemalt. So dachte ich mir das nicht. Die Verarbeitung von Wachsresten zu neuen Kerzen ist nicht die neueste Idee, aber genau solche Projekte hatte ich von diesem Buch erwartet. Da kann man alte Gläser verwenden und muss nur den Docht besorgen. Oder der Untersetzer aus Korken: Das ist genau die Art Idee, wie ich sie mir gewünscht hatte. Statt die Korken wegzuwerfen, werden sie auf einfache und hübsche Art wiederverwendet.

Geht man vom Gedanken weg, tatsächlich Dinge wiederzuverwenden, ist dieses Buch schon nett. Die Projekte sind zwar nicht immer wirklich neu, aber sehr schön zusammengestellt. Für Anfänger sowie Geübte finden sich Ideen, wie man hübsche und nützliche Dinge selbst herstellen kann. Hier ist beispielsweise der kleine Ordner (Ringbuch, Notizbuch). Man benötigt schon so einige Dinge, die man erst mal finden muss, aber dann hat man ein wirklich individuelles Stück, über das sich auch andere freuen. Geschenke der besonderen Art kann man damit auf alle Fälle herstellen. Die Einkaufsbeutel aus Makramee oder Textilgarn sind gleichzeitig retro und umweltbewusst. Zudem kann die wirklich jeder brauchen. Der Mülltrenner ist richtig chic, wenn auch viel zu schade für Müll. Für Leergut bzw. Pfandflaschen finde ich ihn aber echt genial und praktisch. Hier kann ich mir auch noch weitere Einsatzmöglichkeiten vorstellen. Auch die Flaschenhüllen finde ich hübsch und praktisch. So finden sich einige Projekte, die in diese Hinsicht Zero Waste sind, weil man sie nutzen kann, um die Umwelt zu entlasten. Aber die Projekte, bei denen nur etwas verschönert wird, wie beispielsweise Metalldose und Thermoskanne, bei denen noch dazu Dinge benötigt werden, die nicht sonderlich umweltfreundlich sind, stören mich doch sehr. Auch bin ich nicht wirklich davon überzeugt, dass die Welt Seifenschalen aus Beton benötigt. Dagegen gefallen mit die Rezepte für Fußbad-Kugeln, Badesalz und einfachen Seifen recht gut.

Insgesamt bleibt also zu sagen, dass es sehr darauf ankommt, was man von diesem Buch erwartet. Nachhaltigkeit ist nicht gleich Nachhaltigkeit. Schöne Ideen sind dabei und dass nicht jedem alles zusagt, ist bei solchen Büchern völlig normal. Oftmals bringt einem ja eine vorgeschlagene Idee auf eigene Ideen, Weiterentwicklung oder Verbesserung. Die Anleitungen sind gut verständlich und gut bebildert. Insofern mag ich nicht zu streng sein, muss aber dennoch einen Stern abziehen. Bleiben aber vier hübsche Sterne übrig!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.04.2020
Kochen wie in Japan
Iriyama, Kaoru

Kochen wie in Japan


sehr gut

Essen und Kultur

Hier hat man nicht einfach nur ein Kochbuch, um japanische Gericht zuzubereiten. Kaoru Iriyama lässt den Leser einen Blick in die Kultur des Kochens in Japan werfen. Die Traditionen, die Gedanken dahinter, die Lebensmittel und den respektvollen Umgang damit werden in den Fokus gerückt. Es ist, als spränge hier ein Funke über und verändere die Sicht auf diese Dinge. Mit diesem Wissen kocht man tatsächlich anders – und das macht sich natürlich auch im Geschmack bemerkbar!

So ist es nur logisch, dass für viele Gerichte zusätzliche Arbeitsschritte und Rezepte nötig sind, wie eben die Dashibrühe. Diese kann auch fertig gekauft werden, doch selbstgemacht ist eben immer besser.

Immer wieder finden sich Erklärungen zu Gerichten oder Zutaten. Besonders interessant finde ich das Kapitel der Suppen. Wie wichtig Suppen in verschiedenen Varianten für Japaner sind, versteht man danach sehr gut. Auch wenn es viel Aufwand ist, findet sich ein Rezept für selbstgemachte Ramen-Nudeln. Logisch, dass es auch ein Rezept für eine Basis-Ramen-Brühe gibt. Für mich ist das Konzept schon allein an diesem Beispiel gesehen total stimmig. Nicht einfach nur kochen, sondern verstehen, wieso man das macht. Spätestens im Kapitel um die Bento-Boxen verfällt man dem Zauber und der Philosophie dahinter. Die Themen im Einzelnen: Japan-Bucket-List, Zu Tisch, bitte!, Die Top-5-Zutaten, Heißgeliebte Nudelsuppen, Tischkultur auf Japanisch, Bento-Lunch to go.

Unterteilt sind die Rezepte in die Kapitel Suppen und Nudeln, Reisgerichte, Hauptspeisen, Beilagen und Salate, Hotpot und Streetfood, Süßes. Der Aufbau der Rezepte ist klassisch: Titel, kleine Info dazu, Angaben zu Portionen, Zubereitungszeit, Nährwerte, Zutatenliste und dann die einzelnen Schritte der Zubereitung. Klar, bei Japanischer Küche sind die Zutaten teils ein bisschen außergewöhnlicher, aber im Asia-Shop gibt es das alles.

Sehr gut gefällt mir, dass die Rezepte bebildert sind und man sich so nicht nur Appetit holen kann, sondern auch einen Anhaltspunkt hat, wie das Gericht am Ende aussehen sollte. Mich fasziniert das verwendete Geschirr und wie hübsch alles angerichtet ist.

Mir fehlen ein Inhaltsverzeichnis und ein Register. Man findet nicht so gut zu einem bestimmten Gericht. Alles durchblättern zu müssen ist ein bisschen unbequem. Deshalb ziehe ich einen Stern ab – bleiben vier.

Bewertung vom 22.04.2020
Das eiserne Herz des Charlie Berg
Stuertz, Sebastian

Das eiserne Herz des Charlie Berg


ausgezeichnet

Ein Buch, so ausgefallen und besonders wie Charlies Herz und Nase

Stuertz schafft es, völlig absurde Szenen so zu erzählen (bzw. Charlie erzählen zu lassen), dass sie absolut logisch sind. Das macht Spaß zu lesen und fesselt ans Buch. Das mag ich! Auch Szenen, die den Leser abstoßen, bringt der Autor schon fast trocken rüber. Hier merkt man dann auch stark, dass Charlies Story in den 1980ern angesiedelt ist. Jugend und Kindheit waren damals anders als heute. Junge Leser werden sich nicht daran erinnern und sich schwerer damit tun, ältere Leser werden eine kleine „geistige Zeitreise“ machen können.

Angesiedelt ist die Jetztzeit der Story Anfang der 1990er Jahre. Das genaue Alter von Charlie, der die Story auch erzählt, erfährt man erst im Laufe der Geschichte. Bis dahin kann man nur schätzen. Es ist ein kleines Rechenspiel – sehr gelungener Trick! Charlie hat eine ganz besondere Nase bzw. einen ganz besonderen Geruchssinn. Parfüm spielt im Buch eine große Rolle, Gerüche und Düfte ebenso. Seine Nase verrät ihm viel, er kann damit quasi sehen, was anderen verborgen bleibt. Umso lustiger, wenn er dann so lapidar erwähnt, dass er keine Spuren (im Waldboden) lesen kann, er sei ja kein Fährtenleser.

Immer wieder tauchen Figuren auf, die Charlie zu dem gemacht haben, der er jetzt ist. In Erinnerungen und ausführlichen Rückblenden erfährt der Leser so in kleinen Stückchen mehr über ihn. Andeutungen werden gestreut, die man sich wie ein Puzzle zusammenlegen muss, um das große Ganze zu erkennen. Was es mit dem eisernen Herzen auf sich hat, wird dabei dann auch, wie bereits erwähnt, nach und nach klar.

Man muss Charlie einfach mögen. Er ist so völlig anders. Gleichzeitig stößt aber auch so vieles ab. Es ist eine heftige Gefühlsachterbahn, dieses Buch zu lesen. Schnell mal weglesen ist hier nicht. Das Buch fordert, es provoziert und es strengt heftig an. Ich habe zwischendurch Pause machen und ein anderes Buch lesen müssen. Dann macht es wieder sehr viel Spaß. Keine leichte Lektüre, aber auf alle Fälle lesenswert. Charlie nimmt manchmal einfach heftig viel Anlauf, um eine Sache zu erzählen. Er geht einen riesengroßen Bogen, keine Abkürzungen. Insofern hätte vieles kürzer und knapper geschildert werden können, aber gerade diese Umwege machen das Buch zu dem, was es ist. Sie müssen einfach sein! Dadurch sind die Rückblenden auch nicht immer chronologisch, auch sie springen ein bisschen hin und her. Stück für Stück setzt man als Leser das Puzzle zusammen und beginnt, das große Ganze zu sehen und zu ahnen, worauf es hinauslaufen wird.

Das Ende wartet mit einer ganzen Ladung gut gemachter und überraschender Wendungen auf. Es wird hochspannend, ganz krass im Gegenteil zum weitgehend doch in gewissem Maße gemächlich dahinfließenden Großteil des Buches. Der Kreis schließt sich, für mich auch absolut stimmig und passend.

Die Mischung aus urkomisch und immer wieder auch tief bewegend und sehr traurig ist wortwörtlich „wie aus dem Leben gegriffen“. So abwegig und abstrus manche Szenen sind, erinnern sie mich an eigene Erlebnisse (obwohl diese deutlich „normaler“ waren!). Es kommen alte Gefühle hoch und das strengt an. Aber mit jedem weiteren Abschnitt merke ich auch, dass dieses Buch wahre Medizin ist. Klingt schräg? Ja, klar, ist es auch.

So schwierig dieses Buch teilweise zu lesen ist, so anstrengend und unbequem, genauso gut ist es auch. Wer ein Problem mit immer mal wieder eingestreuten und zugegebenermaßen gern mal unappetitlichen „erotischen“ Szenen hat, muss tapfer da durch. Mir gefallen die auch nicht, aber sie sind nicht ohne Grund im Buch. Ich kann nicht anders: ich gebe fünf Sterne.

Bewertung vom 21.04.2020
Der Junge, der Maulwurf, der Fuchs und das Pferd
Mackesy, Charlie

Der Junge, der Maulwurf, der Fuchs und das Pferd


ausgezeichnet

Berührend und auf den Punkt gebracht, wie „Der kleine Prinz“

Ein kleiner Junge begegnet einem Maulwurf, diese treffen auf einen Fuchs und diesen Dreien schließt sich das Pferd an. Einzeln sind sie wunderbar, zusammen stärken und schützen sie sich in ihren schwachen Momenten.

Die Zeichnungen bestehen fast komplett nur aus wenigen Tusche-Strichen und sagen doch so viel aus! Ein Teil davon ist koloriert. Beide Versionen haben ihren jeweils eigenen Zauber und man versinkt tief und lang in der Betrachtung.

Die Dialoge sind kurz und benötigen nur wenige Worte, einige der „Sprüche“ kennt man schon, doch so verpackt, mit der Geschichte drumrum und den vier Gefährten ist der Blickwinkel ein anderer. Alles geht direkt ins Herz. Mal auf fröhliche Art, mal traurig – aber es bereichert immer.

Was könnte mehr von Einsamkeit und Traurigkeit erzählen, als das Bild eines kleinen Jungen? Genau – das Bild des kleinen Jungen mit einem Maulwurf, einem Fuchs und einem Pferd! Das Konzept geht außerordentlich gut auf und trifft mitten ins Herz. Das Büchlein erzählt so wunderschön von Liebe, Wertschätzung, Freundschaft, dem Leben – und bringt alles auf einen so einfachen Nenner. Es ist Magie! So macht es wirklich allen Mut, nicht nur Kindern, sondern auch und gerade Erwachsenen. Dass es immer mal Unwetter geben wird, diese aber vorübergehen, ist eine zauberhafte Metapher. Einer lernt vom anderen, jeder hilft jedem, zusammen sind sie (und ist jeder) für alles bereit.

Ach, ich kann gar nicht ausdrücken, wie wunderschön dieses Buch ist! Für mich gehört es in eine Reihe mit Der kleine Prinz und Die Möwe Jonathan. Ein Highlight, wann immer man es öffnet und den Zauber genießt. Ich liebe es! Ganz klare fünf Sterne!

Bewertung vom 20.04.2020
Einfach genial Grillen
Sievers, Oliver

Einfach genial Grillen


ausgezeichnet

Überraschend einfach und dabei so raffiniert!

Oliver Sievers traut sich das, was mir super gefällt: Wieder Spaß am einfachen Grillen haben! Die Rezepte sind keinesfalls langweilig, aber für jeden machbar, lecker, überraschend und erstaunlich wenig aufwendig. So mag ich das! Klar, hin und wieder darf es auch mal „Sterneküche vom Grill“ geben, aber mal ehrlich – Grillen soll doch gesellig sein und ein bisschen urig, nicht so abgehoben!

Entsprechend sind die verwendeten Zutaten. Grundehrlich, leicht zu bekommen, oft sogar Standard im Vorrat oder zumindest Einkauf. Bevor es mit dem eigentlichen Grillen losgeht, findet man ein paar wichtige und hilfreiche Informationen rund uns Grillen, das Zubehör und die Technik. Danach folgen die Rezepte für Fisch, Fleisch, Gemüse, Kleinigkeiten und Desserts. Aber auch an Rubs und Saucen wird gedacht.

Die Rezepte sind alle bebildert, nur nicht die Rubs und Saucen. Da kann ich relativ gut auf Bilder verzichten, schade finde ich es dennoch. Sie sind übersichtlich gegliedert und mit Portionsangaben versehen. Auf die Angabe der Nährwerte wurde verzichtet. Mir ist das recht, allerdings kann ich mir vorstellen, dass es für andere wichtig wäre.

Die Schritt-für-Schritt-Anleitungen sind verständlich und leicht nachvollziehbar, sodass ein Nachgrillen gut klappt. Nicht wenige der Rezepte haben noch einen extra Tipp.

Die Rezepte sind wunderbar vielfältig, sodass definitiv für jeden Grillfan etwas dabei ist – auch für Vegetarier! Besonders gut gefällt mir, dass der Aufwand sich wirklich in Grenzen hält und die Gerichte nicht in jedem zweiten Grillbuch zu finden sind. Hier kann man bei Gästen Eindruck schinden, ohne sich selbst total zu verausgaben und statt Spaß Stress zu haben. Oliver Sievers zeigt mit diesem Buch, dass Grillen weder langweilig, noch kompliziert sein muss. Zwischen schlichtem Steak und hochkomplizierten Grillspezialitäten liegen diese wunderbaren Rezepte. So klein und unscheinbar das Buch wirkt – es hat sich bei mir in der Beliebtheitsskala der Grillbücher ganz nach oben katapultiert.

Da mir Nährwertangaben ganz besonders beim Grillen total egal sind, ziehe ich keinen Stern ab für deren Fehlen. Bleiben also die vollen fünf Sterne!

Bewertung vom 17.04.2020
Heimatliebe
Müller, Nelson

Heimatliebe


ausgezeichnet

Ein Stück Heimat auf dem Teller

Dieses Kochbuch ist wunderschön gemacht und man sieht, wie gern Nelson Müller kocht und auch genießt. Die Gerichte sind nicht neu, nicht mal wirklich neu interpretiert – sie sind grundehrlich, seit Generationen geliebt und leider vom Trend der ausgefallenen Speisen und Zutaten regelrecht überrollt und in die Ecke gedrängt worden. Heimat ist das Thema – und dabei betont Nelson Müller zu Recht, dass dies ein dehnbarer Begriff ist und Heimat immer da ist, wo das Herz zu Hause ist.

Nicht alles mag ich davon essen – das liegt aber daran, dass ich sowieso recht mäkelig beim Essen bin, auch wenn man mir das nicht ansieht. Da ich noch nie ein Kochbuch hatte, bei dem ich wirklich jedes einzelne Gericht kochen und essen wollte, ist das hier vernachlässigbar. Für mich ist dies ein kleiner Atlas der deutschen Küche – aus jeder Region findet sich eine Spezialität.

Zwischen den Rezepten finden sich immer wieder reine Bildseiten – auf nicht wenigen der Fotos ist Nelson Müller zu sehen. Dann gibt es Seiten mit Texten und Fotos zu den Regionen und dortigen Spezialitäten, aber auch zu gewissen Lebensmitteln. Das ist immer sehr informativ und liest sich noch dazu sehr gut. Man lernt dazu, und wenn man das Gelernte richtig einsetzt, kommt es den eigenen Kochkünsten sehr zugute.

Der Aufbau der Rezepte ist klassisch, mit einer kleinen, vorangestellten Erklärung von Nelson Müller. Sehr schön finde ich, dass rechts oben eine Deutschlandkarte anzeigt, aus welchem Bundesland das Rezept stammt. Darunter teilt sich dann die Seite in zwei Bereiche – links die Angabe, für wie viele Personen das Rezept ausreichend ist, die Zubereitungszeit und benötigten Zutaten, unterteilt für alle Komponenten des Gerichts, so vorhanden, untereinander gelistet, rechts gut erklärt und immer verständlich die durchzuführenden Schritte. Zu fast jedem Rezept gibt es noch einen speziellen Tipp für Variationen, das Erkennen des richtigen Garpunktes, alternative Zubereitungsarten, Einkaufstipps usw.

Die Fotos im Buch, ob zu den Speisen oder der Gegend, zu Lebensmitteln und Nelson Müller selbst, sind grandios gelungen. Auch wenn das eigene Kochergebnis selten in die Nähe des Profi-Ergebnisses kommt, sind mir Fotos zu Rezepten einfach wichtig. Hier sehe ich ehrliche Gerichte, die nicht unbedingt einfach zu kochen sind, die ich mir aber auf alle Fälle auch zutraue, zu kochen – und von denen ich mir sicher bin, dass sie ebenfalls lecker aussehen und schmecken. Viele davon habe ich schon vorher gekocht, aber sie gesammelt im Regal stehen zu haben, um bei Bedarf nachschlagen zu können, gefällt mir sehr, zumal ich viele Tipps und Kniffe übernehmen konnte.

Kochbücher sind eine meiner Leidenschaften, aber sie müssen schon etwas Besonderes haben, um mich richtig zu begeistern. „Heimatliebe“ trifft meinen aktuellen Nerv in Sachen Kochen, ist wunderschön gemacht, versammelt diverse Regionen und ist von einem meiner liebsten TV-Köche zusammengestellt. Nelson Müller hat viel Charisma, strahlt Ehrlichkeit und Kochliebe aus, ohne den geringsten Funken von Arroganz. Ihm ist sein Erfolg eindeutig nicht zu Kopf gestiegen. Das mag ich sehr!

Dies ist ein Buch, in dem man auch dann gern schmökert, wenn man nicht gerade eine Idee zu einer weiteren Mahlzeit sucht. Hochwertig und sympathisch – deshalb bekommt es (und damit Nelson Müller) von mir die vollen fünf Sterne.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.04.2020
Liebeserklärungen
Kaminer, Wladimir

Liebeserklärungen


ausgezeichnet

Die Liebe mit ganz viel Liebe auf den Arm genommen

Ach ja, die Liebe! Sie ist mal dramatisch, mal ergreifend, mal euphorisierend, mal deprimierend – und hier ist eine ganze Sammlung von urkomischen, herrlich witzigen Geschichten über die Liebe. Ja, so macht das Spaß! Auch wenn es nicht glatt läuft, auch wenn es eine unerfüllte Liebe ist, mit den Augen von Wladimir Kaminer gesehen ist jede Liebe wunderbar!

Es macht unglaublich Spaß, diese unterschiedlichen Geschichten zu erleben. Und genau das sind sie: Erlebnisse! Gleich mit „Das Mädchen mit dem Hut“ holt mich der Autor komplett ab. Das muss man erst mal hinbekommen, völlig unabhängige Dinge dermaßen genial in Zusammenhang zu bringen und noch dazu irre logisch erscheinen zu lassen. Dass „Der blaue Elefant“ nicht mehr aus dem Kopf zu bekommen ist, kennen wohl alle aus dieser Generation (Kaminer ist nur ein Jahr jünger als ich – vielleicht trifft er meinen Humor deshalb so perfekt). „Pinguine an der Ostsee“ ist zugleich unbeschreiblich liebevoll, aber auch schräg und genial komisch. Und den „Wahren Zweck der sogenannten Pyramiden“ erklärt der Autor genauso schlüssig, wie „9 ½ Wochen“.

Leider sind auf dem Hörbuch nur ein paar der Geschichten der Print-Version. Kaminer liest sie selbst und ich hätte sehr gern alle von ihm vorgelesen bekommen.

Auch den Liebesgeschichten mit Happy End weiß Kaminer eine witzige Note zu verpassen. Dabei ist er nie despektierlich, sondern offenbart sein eigenes großes Herz immer wieder. Ich mag seinen Stil, ich mag seinen Humor, ich mag diese Liebeserklärungen – deshalb gebe ich die vollen fünf Sterne!

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.04.2020
Das Rosie-Resultat / Rosie Bd.3
Simsion, Graeme

Das Rosie-Resultat / Rosie Bd.3


ausgezeichnet

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm

Don und Rosie haben einen elfjährigen Sohn, Hudson, der es in der Schule nicht gerade leicht hat. Er ist ein Außenseiter, denn er gilt als Besserwisser und schnell stempeln ihn auch Lehrer und Schulleiter ab. Ganz klar, dass Don alle Hebel in Bewegung setzt, Hudson zu helfen und dafür zu sorgen, dass dessen Kindheit schöner und glücklicher wird, als seine eigene. Dass dies zu urkomischen Verwicklungen führt und Rosie mehr als einmal eingreifen muss, ist klar.

Graeme Simsion bleibt einerseits seinem Stil treu, andererseits steckt in diesem lange erwarteten dritten Band eine Menge mehr Ernst, als in den ersten beiden. Das ist jedoch so gut gelungen, dass man es intensiv genießt. Man bekommt einen Spiegel vorgehalten und wird immer wieder darauf aufmerksam gemacht, wo man selbst nicht ganz korrekt denkt und handelt.

Es ist, als würde man Rosie, Don und Hudson persönlich kennen und sich entsprechend auf ihre Seite schlagen. Die Vorurteile von so vielen in diesem Buch empören den Leser automatisch – und dann erkennt man irgendwann, dass man selbst eigentlich nicht wirklich besser ist. Man sieht andere und bildet sich sofort ein Urteil über sie. Das Urteil mag vielleicht sogar begründet sein, dennoch ist es unterm Strich falsch. Ob Hudson nun Autist ist oder nicht, was er kann, kann er – und darin ist er großartig. Sein Charakter ist im wahrsten Sinne des Wortes edel – also warum wird er dann auf seinen „Grammatik-Tick“ reduziert? Ganz ehrlich – wer von uns hat nicht schon ganz ähnlich vor-verurteilt?

Mir gefallen diesmal ganz besonders die „Witze mit Anlauf“. Sehr oft erzählt uns Don in seiner gewohnten Art und Weise die Geschehnisse, man verfolgt sie auch gern und interessiert, aber ohne Grinsen im Gesicht. Und dann – BÄÄÄÄM! – haut er uns mit einem kleinen, kurzen Satz am Ende des Kapitels völlig aus der Bahn und wir brechen in schallendes Gelächter aus! Don bringt alles, wirklich alles unverwechselbar auf den Punkt. Das ist einfach unbeschreiblich schön zu lesen. Aber auch Rosie kommt nicht zu kurz – sie und Don ergänzen sich optimal und durch sie kommen „weibliche Themen“ zur Sprache.

Das Buch steckt pickepacke voll mit Liebe und Weisheit, mit Menschlichkeit und Selbsterkenntnis, mit liebevollen Aufforderungen und in viel Humor verpackter Sozialkritik, dass es „innen viel größer als außen“ ist. Ein Erlebnis, ein geniales Buch, ein wahres Kleinod. Wie gerne wäre ich ein Teil von Dons, Rosies und Hudsons Leben, wie gerne hätte ich sie als Freunde, als Nachbarn! Sie bereichern ungemein! Auch der Tod wird zum Thema. Damit hatte ich zunächst nun echt nicht gerechnet und es traf mich auch sehr. Dennoch – es ist in sich stimmig eingefügt und gehört nun mal zum Leben.

Selten gelingt es einem Autor so gut, auch bei Band drei noch mindestens so sehr zu begeistern, wie beim ersten, extrem erfolgreichen Band. Simsion lässt seinen Don Tillman sich weiterentwickeln, aber dennoch sich selbst treu bleiben. Er wiederholt sich nicht ständig selbst, packt eine Menge davon in seine Geschichte, was im Grunde jedem von uns auch widerfährt und packt ganz viel Humor und Liebe dazu. Wenn er sich das bewahren kann, freue ich mich auf viele weitere Bände mit Don, Rosie, Hudson und allen Freunden und Familienmitgliedern. „Das Rosie-Resultat“ bekommt von mir für jede einzelne Seite fünf Sterne!