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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Dreamworx
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 1369 Bewertungen
Bewertung vom 10.01.2020
Was mir dein Herz erzählt
Horngacher, Melanie

Was mir dein Herz erzählt


sehr gut

Als Juliana die Nachricht erhält, dass ihre von Herzen geliebte Tante Emmi im Sterben liegt, bricht eine Welt für sie zusammen, ist sie doch nach dem Tod der Mutter gemeinsam mit ihrem Bruder Stefan von Emmi liebevoll aufgenommen und großgezogen worden. Selbst als Stefan tödlich verunglückte, hat Emmi Juliana geholfen, diese schwere Zeit zu überstehen. Juliana eilt so schnell wie möglich zu Emmi, um die letzten Stunden für sie da zu sein. Dort trifft sie auf Marc, den besten Freund ihres verstorbenen Bruders, in den sie früher unsterblich verliebt war und der sie einfach hat sitzenlassen. Während der Zeit bei Emmi haben Juliana und Marc die Gelegenheit, ihre gemeinsame Geschichte aufzuarbeiten und Missverständnisse zu klären – ein schmerzhafter Vorgang, der beide an ihre Grenzen bringt…
Melanie Horngacher hat mit „Was mir dein Herz erzählt“ einen Liebesroman vorgelegt, dessen flüssig-leichter und gefühlvoller Erzählstil den Leser von Beginn an zu fesseln weiß. Durch die wechselnden Erzählperspektiven erfährt der Leser sowohl die Gedanken- und Sichtweise von Juliana als auch von Marc. Geschickte Rückblenden in die Vergangenheit offerieren zudem einen Einblick in die gemeinsame Zeit der beiden, bevor sich ihre Wege trennten. Die tragischen Schicksalsschläge, die Juliana bereits erleben musste, lassen sie dem Leser besonders ans Herz wachsen und sich wünschen, dass sie endlich mal eine lange Phase des Glücks erleben wird. Die Autorin hat ein gutes Gespür für tiefsinnige Dialoge zwischen ihren Protagonisten, die dem Leser, einem Puzzle gleich, nach und nach die Schwierigkeiten zwischen Juliana und Marc offenbaren, aber auch Verständnis wecken für die von ihnen gelebten Schuldgefühle, die sie erst einmal miteinander aufarbeiten müssen. Die Geschichte gleicht einem Versteckspiel: das von wahren Gefühlen, von Wünschen und Hoffnungen. Erst langsam entwickelt sich eine gewisse Dynamik, sowohl in der Handlung als auch in den Gefühlen der Protagonisten, wodurch sich die Spannung erhöht. Die Autorin weiß mit den Gefühlen des Lesers zu spielen und lässt ihn bis zum finalen Schluss mit überraschenden Wendungen zappeln.
Die Charaktere sind gut ausgestaltet und lebendig in Szene gesetzt. Mit ihren individuellen Ecken und Kanten wirken sie überzeugend und realitätsnah, so dass der Leser sich schnell an ihrer Seite wiederfindet und mit ihnen hoffen, bangen, leiden und fiebern kann. Juliana ist eine junge Frau, die bereits einige Schicksalsschläge zu verkraften hatte und der ein weiterer bevor zu stehen scheint. Sie ist eher zurückhaltend, scheut sich zu zeigen, was sie wirklich denkt und fühlt. Die vielen Verluste haben sich auch in ihrer Persönlichkeit niedergeschlagen. Marc leidet ebenso unter den Ereignissen in der Vergangenheit, hat versucht, diese hinter sich zu lassen, doch ist es ihm ebenso wenig gelungen wie Juliana. Aber auch Nebendarsteller wie Matze oder Ela haben eine wichtige Position innerhalb der Handlung inne.
„Was mir dein Herz erzählt“ ist ein anrührender Liebesroman, der die gesamte Gefühlspalette aufbietet, während es um Verlust und Verarbeitung, um Missverständnisse und Schuldgefühle geht. Gut umgesetzt und absolut fesselnd erzählt! Auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.01.2020
Sehnsucht nach der Villa am Elbstrand / Villa am Elbstrand Bd.2
Jacobi, Charlotte

Sehnsucht nach der Villa am Elbstrand / Villa am Elbstrand Bd.2


sehr gut

1933 Hamburg. Der erste Weltkrieg liegt zwar einige Jahre zurück, doch die politische und wirtschaftliche Situation sowie die Stimmung in Deutschland spitzt sich immer weiter zu, denn die Nationalsozialisten scharen immer mehr Anhänger hinter sich und verschärfen mit ihren menschenverachtenden Parolen die Lage immer mehr. Das bekommt auch die Reederfamilie Nieland zu spüren, die mit allen erforderlichen Mitteln versucht, ihr Auskommen zu sichern. Sowohl Sophie als auch ihre Freundin Anna sind inzwischen Ehefrauen und Mütter, sie leben mit ihren Familien unter einem Dach in der Villa der 80-jährigen Matriarchin Gudrun Nieland. Sophies Tochter Hilde gehört als Modeberaterin zum Reisetross der bekannten Sängerin Rosita und nutzt diese Möglichkeit für ihren Widerstand gegen das Naziregime. Währenddessen hat Annas Tochter Leni mit ihrem Vater Gideon Hamburg verlassen und plant im Flensburger Land die Flucht nach Palästina…
Charlotte Jacobi hat mit „Sehnsucht nach der Villa am Elbstrand“ den zweiten Teil ihrer Familiensaga vorgelegt, der dem ersten Band an Spannung und akribischer historischer Hintergrundrecherche in nichts nachsteht. Der Schreibstil ist flüssig, farbenfroh und gefühlvoll, die Seiten kleben von Beginn an an den Händen des Lesers, der sich erneut in der prachtvollen Villa einquartieren und den einzelnen Familienmitgliedern über die Schulter sehen darf. Der geschichtliche Hintergrund wurde von der Autorin wieder sehr gut mit ihrer Handlung verbunden, so dass der Leser nicht nur die aufkommende Popularität und ihre schäbige Propaganda miterlebt, sondern auch die aufkommende Angst innerhalb des Nielandhauses, da Anna mit Gideon einen jüdischen Ehemann hat. Wunderbar verknüpft Jacobi Fiktion mit Realität, lässt reale Personen Teil ihrer Handlung werden und lässt so den Leser hautnah Geschichte miterleben. Das Schicksal der bereits durch Band 1 liebgewonnenen Protagonisten lässt nicht kalt, der Leser fiebert mit ihnen, hofft und bangt, dass am Ende alles doch gut ausgehen wird.
Die Charaktere wurden weiterentwickelt und wirken ebenso lebendig wie die neu dazugekommenen. Sie bestechen mit glaubhaften individuellen Eigenschaften, die ihnen schnell die Sympathie des Lesers einbringen, der sich an ihre Fersen heftet und Anteil an ihrem Schicksal nimmt. Sophie ist eine starke Frau, die nicht nur zupacken kann, sondern sich vor allem um ihre Lieben sorgt. Sie ist für Freundin Anna ein Fels in der Brandung, deren Familie aufgrund der politischen Veränderungen im Land schon bald zum Ziel der Nazis wird. Hilde ist eine talentierte junge Frau mit eigener Karriere, allerdings ist sie auch ein Rebell, die sich im Widerstand betätigt und sich dadurch wissentlich in Gefahr bringt. Gudrun Nieland ist der Familienvorstand, die das Herz am rechten Fleck trägt, jedoch resolut durchgreifen kann, wenn es nötig sein sollte. Aber auch Leni, Willy, Gideon, Hinnerk oder Burkhard tragen ihren Teil dazu bei, dass die Geschichte durchgehend abwechslungsreich und spannend bleibt.
„Sehnsucht nach der Villa am Elbstrand“ ist eine gelungene unterhaltsame Fortsetzung, die vor einem sehr gut recherchierten historischen Hintergrund Einblicke in die unterschiedlichsten Familienschicksale gibt, persönliche Entwicklungen vorantreibt und der Liebe Raum gibt. Gefühlvoll und spannend erzählt, so dass der Leser den dritten Band kaum erwarten kann! Verdiente Leseempfehlung!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.01.2020
Die kleine Brauerei der Liebe
Baltsar, Suzanne

Die kleine Brauerei der Liebe


gut

Mit ihrer Out of the Bottle-Brewery, hergestellt in der eigenen Garage in Minnesota, hat die Bierbrauerin Piper Williams den Zeitgeist getroffen und kann sich über Abnehmer nicht beklagen. Doch Piper träumt von mehr, eine eigene Brauerei soll es sein, doch das Unternehmen steht auf wackeligen Füssen. Mit dem Pubbesitzer Blake Reed erhält Piper bei ihrem Unterfangen nicht ganz uneigennützige Unterstützung. Dass zwischen beiden auch unterschwellig die Funken fliegen, macht die Sache nicht einfacher, denn für Piper steht das Geschäft an erster Stelle. Plötzlich droht schlechte Propaganda über Pipers Bier ihre Pläne zu ruinieren…
Suzanne Baltsar hat mit „Die kleine Brauerei der Liebe“ einen unterhaltsamen Liebesroman vorgelegt, dessen Hintergrund ausnahmsweise mal nicht das Konditorei- oder Küchenmilieu ist, von denen es inzwischen ja gefühlt hunderte zu geben scheint, sondern der Kunst des Bierbrauens eine Bühne gibt. Der Erzählstil ist locker-flockig, gefühlvoll und mit einer Prise Humor gewürzt. Wechselnde Perspektiven lassen den Leser sowohl in Pipers als auch in Blakes Gedanken- und Seelenwelt Einblick nehmen und sie gut kennenlernen. Der familiäre Hintergrund der beiden Protagonisten könnte nicht unterschiedlicher sein, der eine kämpft sich aus dem Schatten des Vaters, während sie sich mit der vollen Unterstützung ihrer Eltern auf ihren Traum konzentrieren kann. Die Autorin lässt den Leser zudem in das Handwerk der Bierbrauerei hineinschnuppern. In den letzten Jahren hat sich diese Kunst sehr modernisiert und bringt viele verschiedene Craft Biere hervor, die alle mit individuellen Geschmackssorten ausgestattet sind und ihre Liebhaber finden. Gute Mundpropaganda vereint mit extremer Sorgfalt entscheiden über den Erfolg eines Bieres und dies ist auch in diesem Roman ein wichtiger Punkt. Der Spannungslevel liegt in diesem Buch im unteren Feld, die Story ist recht vorhersehbar, unterhält aber dennoch recht kurzweilig.
Die Charaktere sind gut ausgestaltet und in Szene gesetzt. Der Leser verbringt mit ihnen einige angenehme Lesestunden. Piper ist eine Frau, die sich voll und ganz ihrer Leidenschaft für Bier ergeben hat. Sie liebt ihren Job, hat hohe Ziele und will diese mit aller Kraft erreichen. Oftmals überreagiert sie unkontrolliert, aufgesetzt und stur, was den Leser mit den Augen rollen lässt. Blake ist ein freundlicher und gutmütiger Kerl, der selbst seine Existenz am Laufen halten will. Auch die Nebenprotagonisten wie Tiffany, Connor, Sonja und einige andere sorgen für zusätzlichen Input der Geschichte und versorgen sie mit etwas mehr Pfeffer.
„Die kleine Brauerei der Liebe“ ist ein netter Liebesroman für zwischendurch. Mehr leider nicht.

3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.01.2020
Die kleine Bäckerei in Brooklyn / Romantic Escapes Bd.2
Caplin, Julie

Die kleine Bäckerei in Brooklyn / Romantic Escapes Bd.2


sehr gut

Julie Caplin hat mit „Die kleine Bäckerei in Brooklyn“ einen sehr unterhaltsamen, humorvollen Roman vorgelegt, der den Leser von der ersten Seite an zu fesseln weiß. Der Schreibstil ist flüssig-leicht und sprüht vor Esprit und Witz. Der Leser ist mit den ersten Zeilen an Sophies Seite und erlebt nicht nur ihre persönliche Enttäuschung hautnah mit, sondern darf sie auch auf eine aufregende Reise in den Big Apple begleiten, wo sie allerlei erleben wird. Die Autorin hat ihre Geschichte nicht nur mit einigen schönen Sightseeing-Touren gewürzt, die all den Lesern, die New York schon mal besucht haben, per Kopfkino kostenlose Streifzüge durch die Stadt bescheren und auch noch die Hamptons kennenlernen lassen. Ebenso gekonnt macht sie dem Leser mit ständig neuen Leckereien, die in Bellas Café entstehen, den Mund wässrig und lässt ihn von so mancher Köstlichkeit träumen. Auch die Gefühlswelt der Charaktere wird von der Autorin sehr gut dargestellt, der Leser kann sich gut in sie hineinversetzen, ihre Bedenken, Sorgen und Gedanken gut nachvollziehen. Besonders gefällig aber ist, dass die Hauptprotagonistin mal keine Dauerdiätnudel ist, sondern mit Hingabe und Leidenschaft gutes Essen genießt, was auch bei den männlichen Akteuren gut anzukommen scheint.
Die Charaktere sind liebevoll in Szene gesetzt und sprühen vor Lebendigkeit. Sie wirken wie gute Freunde und gerade deshalb kann man sich als Leser wunderbar in sie hineinversetzten und mit ihnen fiebern. Sophie ist eigentlich eine selbstbewusste Frau, doch der Betrug durch ihren Exfreund hat sie unsicher gegenüber ihrem eigenen Urteilsvermögen werden lassen. Sie stammt aus einer adligen Familie, was sie allerdings wie ein Geheimnis hütet, denn sie möchte nicht aufgrund ihrer Abstammung anders behandelt werden. Sophie ist hilfsbereit und liebt Kochen und Backen gleichermaßen, womit sie ihre Leser ebenfalls verwöhnen will. Bella ist ein Wirbelwind, die mehr Aufträge hat, als sie bewältigen kann. Sie ist kreativ, liebenswert und dabei doch selbst so ängstlich, was ihr eigenes Liebesleben angeht. Todd ist ein Hansdampf in allen Gassen und auf jeder Party ein gerngesehener Gast. Er hat für alle ein freundliches Wort, flirtet gern und viel, ist fürsorglich und versteht es, das Leben zu genießen. Allerdings ist er aufgrund der Ehe seiner Eltern ein gebranntes Kind. Aber auch Wes, Marty und die weiteren Protagonisten bringen einige Aufregung in die Handlung und machen sie rundum gelungen.
„Die kleine Bäckerei in Brooklyn“ beschert mit einem tollen New Yorker Setting, Liebe, Freundschaften, Charme und witzigen Dialogen eine absolute Wohlfühlstimmung bei der Lektüre, bei der es durchaus auch prickelnde Momente gibt. Luftig-leicht und kaum aus der Hand zu legen ist dieses Buch ein wahrer Pageturner, der eine absolute Leseempfehlung verdient!

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.01.2020
Erzähl mir was Schönes
Werrelmann, Lioba

Erzähl mir was Schönes


weniger gut

Schon lange sind die beiden Mitvierzigerinnen Isabelle und Julia die besten Freundinnen, gehen seit Jahren durch dick und dünn. Doch als Isabelle die Diagnose Brustkrebs erhält und bald darauf stirbt, fällt Julia in ein tiefes Loch. Es dauert lange, bis Julia sich nach und nach berappelt und ihr Leben wieder der Normalität zuführt. Zu groß ist ihr Verlust, der aber gleichzeitig auch ein Gewinn für Julia ist, denn die Erinnerungen an ihre Freundin und deren lebensbejahende Einstellung helfen ihr, nach vorne zu sehen…
Lioba Werrelmann hat mit „Erzähl mir was Schönes“ einen Roman über eine enge Frauenfreundschaft vorgelegt, die ein schwerer Schicksalsschlag plötzlich trennt. Schon der Erzählstil ist gewöhnungsbedürftig, obwohl flüssig, liest sich das Buch aufgrund der kurzgehaltenen Sätze eher wie ein Sachbuch, es fehlt an Tiefe. Zudem kommt bei einer doch zu vermutenden emotionalen Geschichte wenig Gefühl auf, die Autorin bleibt eher pragmatisch, so dass der Leser auf Abstand zu den Protagonisten bleibt und sich auch nicht richtig in die Handlung fallen lassen kann. Die Diagnose Brustkrebs ist für jede Frau ein Schock, oftmals ist es gar nicht so verkehrt, wenn man eine gewisse Distanz aufbaut, um seine Kräfte für die Krankheit zu bündeln und nicht zu emotional zu reagieren. In dieser Geschichte allerdings wird alles ohne rechtes Gefühl erzählt, auch den Rückblicken in die gemeinsame Zeit der Freundinnen fehlt es daran. Das Thema Brustkrebs ist sicherlich ernst zu nehmen, doch hätte gerade diesem Buch mehr Einfühlungsvermögen und ein gewisser Galgenhumor gut getan, um den Leser in die Geschichte hineinzuziehen, mitzufiebern und sich vor allem den beiden Frauen nahe zu fühlen. Aber auch die Beziehung der beiden wirkt recht ungesund und nicht wie eine Freundschaft, was die Handlung noch schwieriger nachvollziehbar macht.
Die Charaktere sind sehr unterschiedlich angelegt, wirken aber recht blass und kalt. Der Leser erlebt sie aus der Distanz, was ein mitfühlen schwierig macht. Isabelle ist eine selbstbewusste, offene und fröhliche Frau, die aus ihrem Herzen keine Mördergrube macht. Julia ist das absolute Gegenteil, sie wirkt scheu, extrem sensibel, manchmal recht naiv und vor allem unbedarft. Schon aufgrund der Gegensätze fragt man sich als Leser, was die beiden Frauen zusammengeführt und so eine enge Bindung hervorgerufen hat. Die übrigen Protagonisten wirken wie farblose Statisten in dieser Geschichte und haben keinen großen Erinnerungswert.
Die Grundidee für „Erzähl mir was Schönes“ war gut, doch die Umsetzung weist einige Baustellen auf und geht am Thema gründlich vorbei. Schade, leider keine Empfehlung wert!

4 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.01.2020
Tod und kein Erbarmen
Haller, Elias

Tod und kein Erbarmen


sehr gut

Vor 10 Jahren verschwand die 8-jährige Violetta Hartwig in dem kleinen erzgebirgischen Ort Pöhla, und die Polizei war nicht in der Lage, den Fall aufzuklären. In all den Jahren gab es keine Spur, Violetta ist nie wieder aufgetaucht. Nun ist Kriminalhauptkommissar Erik Donner zum Ausspannen in dem kleinen Kaff und will dort einfach nur vergessen, dass seine Lebensgefährtin Annegret tot ist und seine Gefühle in Alkohol ertränken, um nichts mehr zu fühlen. Ausgerechnet in dieser Stimmung sucht ihn Violettas Cousine Linda Groß auf und bittet um seine Hilfe bei der Aufklärung 10 Jahre alten Falls. Doch Donner will davon nichts wissen. Als Linda Groß einen Tag später selbst tot aufgefunden wird, gilt Donner als Hauptverdächtiger…
Elias Haller hat mit „Tod und kein Erbarmen“ den siebten Thriller um den sächsischen Kriminaler Erik Donner vorgelegt. Der Erzählstil ist flüssig-leicht, fesselnd und bildhaft, der Leser wird regelrecht in die Handlung hineingeworfen und darf sich in dem kleinen Örtchen Pöhla mit der Polizei auf Spurensuche begeben. Durch kurze Kapitel und die zeitlichen sowie perspektivischen Wechsel erfährt der Leser nicht nur nach und nach etwas über den alten Fall aus der Vergangenheit, er lernt auch die Sicht des Täters kennen und beteiligt sich an der Polizeiarbeit in der Gegenwart, wobei nicht nur die Unschuld Donners zu beweisen ist, sondern auch der alte und der neue Fall aufzuklären sind. Der Autor versteht es sehr gut, den Leser an die Seiten zu binden, denn in dem kleinen Erzgebirgsort scheint so mancher Leichen im Keller zu haben. Der Bergbau spielt eine zentrale Rolle in dieser Geschichte, ebenso sind die zwischenmenschlichen Beziehungen innerhalb der Dorfgemeinschaft als auch zwischen den Polizisten sehr gelungen beschrieben. Die Landschaftsbeschreibungen machen es dem Leser leicht, sich sofort in die Umgebung einzufügen. Der Spannungsbogen wird gleich zu Beginn recht hoch angelegt und hält den Leser dauerhaft bis zum Ende in Atem, während er miträtselt.
Ein bunter und skurriler Haufen Charakter ist lebendig und realistisch ausgestaltet, sie wissen mit individuellen Ecken und Kanten zu faszinieren. Dem Leser fällt es nicht schwer, sich an ihre Fersen zu heften. Erik Donner ist ein recht eigenwilliger Protagonist. Zum einen ergeht er sich vom Kummer getrieben in die Sauferei, andererseits ist er verbissen, wenn es um die Aufklärung eines Falles geht. Wie ein Pitbull lässt er nicht locker. Auch die Polizisten Vogel und Winter sind Originale, wissen durch ihre Eigenschaften zu punkten. Aber auch Linda Groß, Violettas Eltern oder dieser merkwürdige Schrat, der in der Wirtschaft lebt und ständig mit Unsichtbaren zu sprechen scheint sowie die gesamte Dorfgemeinschaft tragen erheblich dazu bei, dass dieser Thriller durchweg ein Pageturner ist und man als Leser regelrecht bei der Spurensuche gefordert wird.
„Tod und kein Erbarmen“ ist ein wirklich spannender Thriller, der den Leser durchweg in Atem hält und die überraschende Auflösung erst in aller Minute preisgibt. Toll gemacht und mit einer verdienten Leseempfehlung ausgestattet!

3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.12.2019
Geteilt durch zwei
Kunrath, Barbara

Geteilt durch zwei


ausgezeichnet

Vom Suchen und Finden

2017. Nadja Kleman ist Anfang Vierzig und mit ihrem Leben eigentlich rundum zufrieden, denn sie führt eine glückliche Ehe und hat mit Lena eine 21-jährige Tochter, mit der sie ein Herz und eine Seele ist. Nadja weiß schon lange, dass sie selbst adoptiert wurde, jedoch hat es ihr bisher nie etwas ausgemacht, denn sie hatte ein liebevolles Zuhause. Unterschwellig aber vermisst Nadja irgendetwas in ihrem Leben, von dem sie sich selbst nicht erklären kann, was es ist, und ihre Adoptiveltern sind nicht gerade auskunftsfreudig, was ihre leiblichen Eltern betrifft. Als Nadja eines Tages im Radio ihre eigene Stimme hört, ist sie völlig perplex und will der Sache auf den Grund gehen. Dabei findet sie mit Zwillingsschwester Pia ihr Gegenstück, von dem sie bis heute nichts wusste. Bald machen sich die beiden Schwestern daran, ihre Vergangenheit zu erforschen und wie es dazu kam, dass sie getrennt aufwuchsen. Werden Nadja und Pia als Zwillinge doch noch zusammenwachsen, wie es eigentlich sein sollte?
Barbara Kunrath hat mit „Geteilt durch zwei“ einen sehr emotionalen und tiefgründigen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig, gefühlvoll und vor allem authentisch, so dass es dem Leser leicht fällt, sich sofort auf die Geschichte einzulassen, die ihn so bald nicht mehr loslässt, selbst wenn das Buch bereits beendet ist. Durch wechselnde Perspektiven aus der Vergangenheit der 1970er Jahre, die sich mit der Gegenwart abwechseln, darf der Leser sich nicht nur unsichtbar an Nadjas Seite niederlassen, sondern erfährt auch verschiedene Sichtweisen aus der damaligen Zeit, die nach und nach die ganze Tragik der Familiengeschichte offen legen und eine Erklärung für die Trennung der Zwillinge liefert. Die Autorin bedient sich einer eher pragmatischen Sprache, was gut zu dem sehr emotionalen Thema passt. Sie drückt nicht auf die Tränendrüse, sondern schildert eine dramatische und traurige Familiengeschichte, die nicht nur viele Fragen aufwirft, sondern auch beantwortet und den Leser mitten ins Herz trifft. Die Suche der beiden Schwestern nach ihren Wurzeln bietet jede Menge Spannung und lässt den Leser rätseln, welche Umstände zu deren Trennung geführt haben mögen. Auch die langsame Annäherung der beiden Schwestern, die sich sowohl ähnlich als auch fremd sind, ist spannend zu beobachten.
Die Charaktere sind sehr unterschiedlich konzipiert und verlangen dem Leser einiges ab, denn sie sind nicht gerade Sympathieträger. Trotzdem heftet der Leser sich an ihre Fersen und kann sich ihnen nicht entziehen. Nadja ist eine Frau, die anscheinend alles hat, doch insgeheim immer auf der Suche ist. Sie wirkt unsicher und wägt ständig ihre Entscheidungen ab, als benötige sie einen doppelten Boden, um ja nicht zu fallen. Pia wirkt eher spröde und abweisend, was dem Überraschungseffekt über die gefundene Schwester geschuldet sein mag. Aber auch Tante Sybille, Corinna und die weiteren Akteure tragen einen erheblichen Teil zur spannenden Handlung und der dramatischen Entwicklung der Geschichte bei.
Mit „Geteilt durch zwei“ ist der Autorin eine tiefgründige und spannende Familiengeschichte gelungen, die dem Leser noch eine Weile im Kopf herumspuken wird. Sehr gekonnt erzählt und mit einer verdienten Leseempfehlung ausgestattet!

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.