Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Wortschätzchen
Wohnort: 
Kreis HD
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 1722 Bewertungen
Bewertung vom 28.01.2020
Gesang der Fledermäuse
Tokarczuk, Olga

Gesang der Fledermäuse


ausgezeichnet

Was für eine Wortkraft!

Janina lebt ein ganz anderes Leben, als all die Menschen, die sich für normal halten. Deshalb gilt sie als verschroben. Sie hütet im Winter die Ferienhäuser reicher Städter und beschäftigt sich mit Astrologie und der Übersetzung der Lyrik von William Blake. Früher war sie Ingenieurin für Brückenbau, dann Englisch-Lehrerin. Tiere sind ihr lieber als Menschen, aber zu Dysio hat sie Vertrauen, mit ihm übersetzt sie Blake, es ist eine Art symbiosische Freundschaft. Dann findet Janina einen Nachbarn, einen Wilderer, tot – erstickt an einem spitzen Knochen eines Rehs. Für Janina ist schnell alles klar. Doch es geht weiter …

Dass Janina die Jagd als Mord ansieht und philosophiert, dass die Tiere zurückgeschlagen haben, um sich zu rächen, ist gleichzeitig sehr bewegend, als auch urkomisch und noch dazu Grund, an ihrem Geisteszustand zu zweifeln. Da wundert es nicht, dass die Polizisten sie nicht so ganz ernst nehmen. Allerdings zeigt die Story auch auf, dass die polnischen Polizisten nicht so diensteifrig sind, wie sie sein sollten, wenn es ihnen nicht passt. Kein Wunder also, dass die Autorin in Polen nicht nur Freunde mit ihrem Werk fand. Janinas Hinweise, dass man den Rehspuren nachgehen muss, interessieren niemanden. Denn Janina spricht ja mit Tieren und ihrer toten Mutter. Und sie hat eine mysteriöse Krankheit, die nur sie selbst in Schach halten kann. Nicht mal ihr geliebter Doktor Ali kann ihr helfen.

Olga Tokarczuk hat eine wunderbare Art, mit den Worten zu spielen. Sie spielt mit der Sprache, zeichnet Bilder und fasziniert mich mit der wie mühelos entstehenden Stimmung. Es muss für Doreen Daume eine riesige Aufgabe gewesen sein, das Buch zu übersetzen, ohne die zauberhaften Bilder und Wortspiele zu verlieren. Beide zusammen malen ein wunderbares Bild mit Worten und Angelika Thomas liest das Buch mit ganz viel Liebe ein, als hätte sie das Buch selbst geschrieben. Ihre Sprachmelodie, die Art, wie sie betont, ist wunderschön und passt perfekt zum Buch.

Die Autorin hat so viele Themen so geschickt in der Story versteckt, dass man das kaum merkt. Ich finde das extrem gelungen und habe da eine große Freude dran. Manchmal sind das nur zwei, drei Sätze (wie bei der Sache mit dem Geschmack von Erdbeeren), manchmal auch längere Abschnitte oder wiederkehrende Stellen. Über einen großen Bogen führt sie den Leser ans Ende der Story. Dieses ist für mich zwar irgendwann so ähnlich schon klar gewesen, dennoch finde ich es gelungen und geradezu liebenswert. In welches Genre ich das Buch einsortieren möchte, kann ich gar nicht sagen. Es ist ein Roman, der ein paar Thriller-Elemente beherbergt, aber auch ein Krimi mit Herz. So oder so – es ist ein Buch, das den Leser auf eine außergewöhnliche Reise mitnimmt, auf die er sich komplett einlassen muss, dann wird es ein unvergessliches Erlebnis.

Ich hatte das Buch seit Jahren originalverpackt im Regal, schob das Lesen immer hinaus und habe es dann doch verschenkt. Das war ein Fehler, denn dieses Hörbuch ist einfach wunderbar und das Buch es wert, es zu lesen. Die Mischung aus so vielen Emotionen, die es auslöst, ist einzigartig. Janina fasziniert, aber sie lässt auch den Kopf schütteln, sie kann erschrecken, sie kann überfordern, aber sie trifft immer wieder mitten ins Herz und schenkt wunderbare Ideen und Überlegungen. Hier kann ich endlich mal verstehen, warum die Autorin den Literaturnobelpreis gewonnen hat. Das hat sie wirklich verdient! Von mir bekommt sie zusätzlich noch fünf Sterne.

Bewertung vom 23.01.2020
Just add Love (eBook, ePUB)
Meyer-Wölden, Alessandra

Just add Love (eBook, ePUB)


weniger gut

Wenig Neues, viel Selbstdarstellung

Man mag von Alessandra Mayer-Wölden halten, was man mag, selbst bei ganz viel Abstand und Sachlichkeit nervt sie mich hier ganz gewaltig. Die Fotos könnten gestellter und unechter nicht sein und lassen das Ganze einfach nur zu einer Selbstdarstellung werden. Noch sauberer und ordentlicher kann eine Küche gar nicht sein und wer jemals gekocht hat, weiß, das gibt es gar nicht. So fängt das Ganze also schon mal recht schwierig an.

Ist ja okay, dass AMW mit den Kindern viel Englisch spricht, aber auch bei wechselnden Wohnorten und mehrsprachiger Erziehung darf eine Widmung gern in der Sprache übersetzt sein, in der das entsprechende Buch auch erscheint. Hier also eindeutig Deutsch. Selbiges gilt auch für die Danksagung. Ich kann die Widmung zwar verstehen, aber auch heute noch gibt es Mitmenschen, die gleich nach der Schule alle Englischkenntnisse aus ihrem Gedächtnis verbannt haben. So wirkt die Widmung recht arrogant und überheblich. Direkt danach wird natürlich auch für den Blog von AMW geworben. Konnte nicht ausbleiben, ist mir klar, muss aber echt nicht sein. Die durchschnittliche Mutter von fünf Kindern ist gerade sie ja nun mal wirklich nicht. Wen es jemandem so gut geht, wie ihr, ist das alles natürlich ganz easy (um ihrem Bedürfnis nach Englisch nachzukommen) und gar kein Problem. Welche berufstätige Mutter aber kann fünf frische Mahlzeiten am Tag, sieben Tage die Woche, auf den Tisch bringen? Wer ohne Personal kann ihre tolle Tagestaktung denn schaffen? Echt, das macht mich alles schon vor den Rezepten reichlich wütend. Noch dazu erwähnt sie die Kinder immer und überall, aber auf keinem der Fotos sind sie auch nur ansatzweise zu sehen – auch keine Hinweise, dass sich in ihrer Umgebung tatsächlich Kinder befinden. Kein Spielzeug, kein gar nichts.

Die Rezepte – ja, glaubt den wirklich irgendjemand allen Ernstes, dass AMW die tatsächlich selbst entwickelt hat? Sorry, ich kann daran nicht glauben. Noch dazu sind sie ein super schöner Querschnitt aus allen gerade kursierenden Trends. Da wird einfach von allem etwas verwurstelt: zuckerfrei, glutenfrei, vegan, Superfood, Smoothies. Und natürlich hat AMW auch Zeit, von Gewürzmischungen über Brühen bis zu Ketchup alles stets frisch selbst zu machen.

Der Aufbau der Rezepte ist immer gleich – Foto, Zutatenliste, kurze Anleitung, öfter auch mal ein zusätzlicher Tipp von AMW. Oder ihrem Ghostwriter. Man weiß es nicht. Es gibt keine großen Überraschungen. Alle Rezepte findet man so oder sehr ähnlich in Themenkochbüchern. Es wirkt also auf mich sehr nach der schnöden Zusammenstellung von Rezepten aus anderen Kochbüchern.

Ja, ich bin sehr enttäuscht. Hier ist alles zu steril und zu gestylt. Es ist das erste Kochbuch von GU, das mich komplett stehen lässt. Ein Kochbuch soll Lust aufs Nachkochen machen, motivieren, Mut machen. AMW schafft das nicht, im Gegenteil, sie lässt den Leser sich sehr klein und hilflos, ja geradezu unfähig fühlen. Schön ist anders. Für die Sorgfalt von Fotografen und Verlag gebe ich zwei Sterne. Mehr geht nicht.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.01.2020
Knochengrab / Sayer Altair Bd.2 (MP3-Download)
Cooper, Ellison

Knochengrab / Sayer Altair Bd.2 (MP3-Download)


gut

Es fing so gut an …

Beim Gassigehen im Nationalpark findet Kona, der Leichenspürhund des FBI-Agenten Maxwell Cho, eine Grube mit Knochen – Menschenknochen. Dann gerät Sayer Atlair in dieser Grube in Lebensgefahr – und findet frische Leichen. Es dauert nicht lange, da wird klar, dass dieser Fund in Zusammenhang mit verschwundenen Frauen steht, doch die Schlüsse, die gezogen werden, sind erschreckender, als man ahnte. Die fieberhafte Suche wird immer wieder erschwert …

So wirklich warm konnte ich mit Sayer Altair leider nicht werden. Anfangs war ich total von ihr begeistert, doch dann verblasste das und sie wurde zu einer der vielen typischen Ermittlerinnen mit eigenen Problemen, die immer wieder in den Fall hineinspielen, obwohl ich es schon sympathisch finde, dass sie sich um eine Teenagerin kümmert und sie bei sich aufnimmt. Doch insgesamt ist das alles so übertrieben und unrealistisch. Denn nicht nur, dass Sayer sich gerade von einer Schussverletzung erholt und dann im Grunde erst mal einen Bürojob machen sollte, aber dann doch direkt wieder in die Schusslinie gestellt wird, nein, sie ist auch Neurobiologin und beschäftigt sich rein zufällig gerade passend zu den Ereignissen mit Psychopathen (okay, ihre sind „nicht straffällig geworden“, aber weiß sie das wirklich so genau?) und einer davon weiß erstaunlich viel von ihr selbst.

Dass hier etwas oberfaul ist, war kaum zu verheimlichen, aber die Ermittler tappen tapfer im Dunkeln durch die Botanik. Das hat mich stellenweise sehr geärgert. Auch die Perspektivwechsel zu den Ereignissen im titelgebenden Todeskäfig haben mich nicht überzeugen können. Das Buch liest sich auch ohne Kenntnis des ersten Bandes gut, dennoch merkt man, dass die Autorin die Hintergrundstory zu Sayers Verlobtem bzw. dessen Tod und den politischen Verwicklungen in die Länge zieht. Und genau das nervt mich. Hier wird immer wieder etwas angedeutet, aber nicht auf den Punkt gebracht. Viel Gegackere, keine Eier.

Fakt ist, dass ich weder den ersten noch den nächsten Band lesen werde. Der Anfang war lebendig, spritzig, unterhaltsam, spannend und super interessant, aber sehr schnell hat sich das verloren. Warum nur? Die Story war ganz okay, nicht total vergeudete Zeit, aber eine Wiederholung brauche ich definitiv mal nicht. Drei Sterne.

Bewertung vom 22.01.2020
Reise nach Snowfields / Pferdeflüsterer Academy Bd.1
Mayer, Gina

Reise nach Snowfields / Pferdeflüsterer Academy Bd.1


sehr gut

Serienauftakt mit kleinen Anlaufschwierigkeiten

Zoe ist 13, Musikerin und schwer in Jake verliebt. Von Pferden hat sie keine Ahnung. Doch dann begleitet sie ihre beste Freundin Kim zu einer Aufnahmeprüfung und begegnet Shaman, einem schwarzen Hengst. Wie schicksalhaft diese Begegnung ist, ahnt sie da noch nicht, doch ihr Leben verläuft jetzt völlig anders, als bisher …

Geschrieben ist die Geschichte meiner Meinung nach passend für die Zielgruppe. Jedoch war ich erstaunt, wie groß der Bogen ist, den die Autorin spannt, um zum Thema und der eigentlich erwarteten Story zu kommen.

Dass die Protagonistin (unglücklich) verliebt ist, ist kein Wunder. Das ist bei Teenagern ja schon fast normal. Doch die Pferdeflüsterer-Academy ist fast zu wenig vorgekommen, wodurch der Titel falsche Hoffnungen wecken könnte. Da es aber der erste Band ist, bin ich weniger streng und ziehe nur einen Stern ab. Von Vorteil ist hierbei, dass es schon weitere Bände gibt und die Zielgruppe gleich weiterlesen kann, ohne große Pause. So kann man diesen Band auch als Vorgeschichte werten.

Die Passagen in Kursivschrift können Teenies aber möglicherweise emotional zu stark belasten. Ich jedenfalls empfinde das schon sehr heftig. Zum Glück sind sie recht kurz, doch das „Happy End“ kommt eben erst am Ende. Ganz lebensnah ist die Story auch nicht. Zoe ist ein Wunderkind, ihr fliegt fast alles nur so zu und ihr Leben ist alles andere, als durchschnittlich. Hier wird den Kids meiner Meinung nach eine falsche Message mitgegeben.

Dennoch – richtig schlecht ist das Buch nicht und es liest sich auch altersgerecht flott weg. Ich gebe vier Sterne.

Bewertung vom 19.01.2020
DuMont Bildband Die unterschätzten Städte in Europa
Pasler, Matthias; Wind, Annika; Simon, Klaus; Vitiello, Gabriella; Helbert, Frank; Reichardt, Julia; Palahutev, Georgi; Stier, Frank; Krus-Bonazza, Annette; Izquierdo Hänni, Daniel; Görgens, Manfred; Rath, Britta; Schulze, Dieter; Seidel, Ulrich; Eickhoff, Matthias; Eiletz-Kaube, Daniela; Quack, Ulrich; Rixen, Judith

DuMont Bildband Die unterschätzten Städte in Europa


ausgezeichnet

Europa hat mehr zu bieten, als Rom, Paris oder London!

Die Idee ist super – Reiseziele für alle, die nicht mit der Masse laufen, sondern einen individuellen Weg gehen. Nicht die sowieso schon überrannten Hotspots werden hier beschrieben, sondern Städte, bei denen man nicht so schnell auf den Gedanken kommt, da Urlaub zu machen. Bestes Beispiel ist Mannheim – ganz im Ernst, da stutzt doch jeder! Aber auch da gibt es wunderschöne Fleckchen, traumhafte Gebäude und sehenswerte Gegenden. Insgesamt stellen unterschiedliche Autoren 15 europäische Städte näher vor.

Begonnen wird jedes Mal mit dem Warum. Es wird die Stadt grob vorgestellt, bevor „auf einen Blick“ ein bisschen näher auf bestimmte Punkte in der Stadt eingegangen wird. Dann schließen sich fünf unterschiedliche Touren durch die Stadt an, zunächst im groben Überblick, dann im Detail. Die Rubriken „in fremden Betten“, „satt und glücklich“, „stöbern und entdecken“ und „wenn die Nacht beginnt“ fassen übersichtlich zusammen, was man noch zu den Städten wissen sollte. Gekrönt wird jedes Stadt-Kapitel mit herrlichen Fotos, die sehr schön transportieren, was man in der jeweiligen Stadt sehen und erleben kann. So ist das gesamte Buch eine Entdeckung und macht Lust, Erfurt nicht nur zum Weihnachtsmarkt zu besuchen, Mannheim nicht nur als Chemie- oder Industriestadt zu besuchen und auch außerhalb Deutschlands „verkannte“ Städte mit anderen Augen zu betrachten.

Das große Format ist nicht ganz so handlich, aber erforderlich, um all das Interessante und spannende mitsamt den Fotos unterzubringen. Auf der letzten Seite findet man dann noch ein klein bisschen Werbung für Dumont Direkt Stadtführern der vorgestellten 15 Städte. Das macht aber auch Sinn – denn wenn man dann eine dieser Städte bereisen möchte, hat man besser einen eigenen Plan dabei, der dann auch handlicher ist. „Die unterschätzten Städte in Europa“ ist ein Buch für zu Hause, das zwangsläufig Lust auf mehr macht. Ich gebe fünf Sterne – weil mir kein Grund einfällt, warum ich einen abziehen sollte!

Bewertung vom 17.01.2020
Zu Tisch!
Randebrock, Silwen

Zu Tisch!


ausgezeichnet

Guten Appetit!

DUMONT bringt immer wieder kleine Bildbände heraus, die ein besonderes Thema haben. „Zu Tisch!“ gehört dazu. Und ich bin so begeistert! Es ist unfassbar faszinierend, welch ausgefallene Restaurants es gibt! Ja, da sind so einige dabei, die mich brennend interessieren und die ich sehr gerne mal besuchen möchte.

Manche sind stylish, andere witzig, viele in luftiger Höhe – und das eine oder andere erfordert wirklich sehr spezielle Vorlieben. Ich persönlich beispielsweise kann mit „Modern Toilet“ in Taipeh so gar nichts anfangen. Aber ja, es hat einen Platz in diesem Buch definitiv verdient!

Die drei Kategorien „unschlagbar günstig“, „erschwinglicher Genuss“ und „purer Luxus“ sind an der Anzahl der Piktogramm-Gedecke erkennbar. Auf einer kleinen Weltkarte erkennt man die geografische Lage des entsprechenden Restaurants. Hier sieht man auch die Web-Adresse, falls eine vorhanden ist.

Die Fotografien sind traumhaft schön und die kleinen Texte zu den Restaurants treffend, oft humorvoll und vor allem informativ. Also, warum nicht mal ein Restaurant aussuchen und den Urlaub „drumherum“ buchen? Diese Restaurants sind es wert! Fünf Sterne!

Bewertung vom 17.01.2020
Wir träumten von Kuba / Kuba Saga Bd.2
Cleeton, Chanel

Wir träumten von Kuba / Kuba Saga Bd.2


gut

Die Saga geht weiter

Während „Nächstes Jahr in Havanna“ Beatriz, die ältere Schwester von Elisa, nur Raum für eine Nebenfigur bot, hat sie hier quasi die Hauptrolle. Die Familie Perez in den 1960 Jahren, nach ihrer Flucht in Florida, geht ganz unterschiedlich mit der Sehnsucht um. Für Beatriz ist es wohl am schlimmsten. Die politischen Verhältnisse beeinflussen ihr Leben komplett, besonders, als sie sich verliebt …

Ich tat mich ja schon mit dem ersten Teil schwer. Leider hat mich auch der zweite Band der Reihe nicht überzeugen können. Es ist wohl einfach nicht mein Thema. Politik ist sowieso immer schwierig, aber da ich in letzter Zeit relativ viele Bücher zur deutschen Geschichte gelesen hatte, wollte ich auch Kuba eine Chance geben und die Geschichte, die Situation ein bisschen besser verstehen. Ja, es ist ein Roman, aber genau damit kann man solche Dinge eigentlich prima transportieren.

Für mich zog sich alles etwas arg in die Länge. So wirklich tief in die Geschichte konnte mich die Autorin leider nicht ziehen. Deshalb war es für mich eine längere Prozedur, das Buch zu beenden. Das ist schade. Allerdings – abbrechen wollte ich es dann auch wieder nicht. Die Verwurstelung von Sehnsucht, Rache, Liebesgeschichte (natürlich dramatisch) und Doppelagentenspielchen kommt bei mir leider nicht ganz so gut an. Gleichzeitig ist mir zu viel und zu wenig im Buch. Es ist schwer in Worte zu fassen.

Da auch hier wieder die Ich-Form im Präsens gewählt wurde, brauchte ich ein bisschen, um gedanklich nicht bei Elisa und Marisol zu sein. Auch hier mag ich diesen Erzählstil nicht wirklich.

Schade – ich hatte auf eine Steigerung gehofft. Für mich ist es aber wieder ein drei-Sterne-Buch geworden.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.01.2020
Der Mensch ist böse
Hannes, Julian

Der Mensch ist böse


ausgezeichnet

Cold Cases frisch serviert – ich finde es spannend!

Wahre Kriminalgeschichten finde ich super interessant. Wenn ich mal fernsehe, dann Sendungen wie Autopsie, Medical Detectives und ähnliche Formate. Kein Wunder also, dass ich die Bücher von Julian Hannes lesen wollte – und ich wurde auch bei diesem nicht enttäuscht. Ich bin kein Fan von Podcasts, Blogs und anderen Online-Portalen dieser Art, umso mehr kommt es mir gelegen, dass auch im Zeitalter von YouTube, Instagram und FaceBook noch Bücher auf den Markt kommen, die daran anlehnen, was die „Influencer“ da so zusammentragen.

Julian Hannes, genannt Jarow, erzählt die wahren Geschichten in einer ruhigen Sprache, ohne Effekthascherei. Dennoch sind sie spannend und hochinteressant. Viele der Fälle kennt man noch aus den Medien. Besonders Rebecca R. und Maddy McCann sind wohl jedem noch gegenwärtig. Aber Jarow kommt ganz ohne wilde Beschuldigungen und Spekulationen aus, schildert die Fälle ganz sachlich. So kann der Leser völlig unbeeinflusst seine eigenen Gedanken spinnen und sich eine Meinung bilden. Auch erinnert Jarow immer wieder daran, dass sehr oft Fehler bei den Ermittlungen gemacht werden, die Presse in ihrem Eifer, eine tolle Schlagzeile zu haben, Leben nachhaltig zerstören kann und die Ermittlungen dadurch in falsche Bahnen leiten kann.

Es finden sich im Buch sehr alte Fälle ebenso, wie recht neue. Alle ungeklärt, alle bewegen mich, allen wünscht man eine Auflösung, auch nach Jahren. Ungewissheit ist grausam, das kommt super rüber.

Ist es morbide, sich für solche Fälle zu interessieren? Kann sein. Allerdings bin ich der Überzeugung, Jarows Methode, darüber zu sprechen, die Interviews mit Mark Hofmann, seine Denkanstöße und die ganze Art, wie er recherchiert hat, können Cold Cases eine Chance zur Aufklärung geben. Obwohl ich etwa die Hälfte der Fälle bereits kannte, fand und finde ich das Buch sehr aufschlussreich. Der Blickwinkel ist anders, sachlicher – und Jarows eigene Überlegungen immer als solche angegeben. Es ist fast, als würde man mit ihm über die Fälle diskutieren.

Mir gefällt, wie eingangs erwähnt, Band zwei mindestens so gut, wie Band eins. Und ich hoffe, Jarow macht noch lange weiter und bringt noch mehr Bände heraus. Von mir – und ich gehöre zur Generation 50+ - gibt es fünf Sterne.

Bewertung vom 07.01.2020
Todesfalle / Baltimore Bd.5
Rose, Karen

Todesfalle / Baltimore Bd.5


gut

Das ist definitiv kein Thriller!

Der Plot ist klasse, die Figuren auf gewisse Weise super sympathisch, der Stil liest sich flott weg – und dennoch hat mich das Buch maßlos enttäuscht. Es ist definitiv kein Thriller, noch nicht mal wirklich ein Krimi. Es weist Elemente eines Krimis auf, aber der Hauptteil ist eine verworrene Familiengeschichte. Das wäre ja noch nicht mal weiter schlimm. Schon gar nicht, wenn das Buch nicht als Thriller verkauft werden würde. Aber immer wieder werden Dinge wiederholt, werden Szenen überausführlich geschildert, wird alles haargenau erklärt. Das ermüdet irgendwann. So amüsant ich die geradezu aufdringlich eingestreuten Versuche, dem Buch einen Hauch Erotik mitzugeben, auf fand, irgendwann hat es nur noch genervt.

Kleiner Spoiler: Wenn ausgerechnet dann, wenn gerade eine Schießerei im Gange ist, bei der Leute schwer getroffen werden, ein Typ eine Erektion bekommt und an nichts anderes denken kann, dann kann ich das Buch wirklich nicht ernst nehmen. Selbst für Bücher des entsprechenden Genres wäre das zu lächerlich. Spoiler Ende.

Anfangs fand ich das alles noch amüsant und kam gut voran. Aber mit jedem weiteren Kapitel wurde es zäher und ich habe gemerkt, dass ich Gründe suche, nicht weiterlesen zu können, sondern etwas anderes ganz wichtig tun musste. So lange habe ich schon ewig nicht mehr für ein Buch gebraucht. Die meisten der Figuren mag man auf Anhieb. Einige weisen seltsame „Anfälle“ auf, die sich irgendwann dann logisch erklären lassen, aber so nicht nötig gewesen wären. Aber hey, das ist noch okay. Jazzie und ihre kleine Schwester muss man einfach ins Herz schließen, ihre Oma möchte man ohrfeigen. Taylor empfinde ich als typische junge Erwachsene, kein Teenager mehr, aber auch noch nicht fest im Leben stehend. Über Gage muss man nicht diskutieren – er ist der typische Junkie, der sich sein Hirn mit Drogen kaputt gemacht hat. So geht es weiter: Es gibt eine ganze Reihe Figuren, alle mehr oder weniger wie aus dem Leben gegriffen. Manche mag man nicht, obwohl es keinen echten Grund dafür gibt, andere findet man dafür wieder total klasse. Hier liegt eine Stärke von Karen Rose, das gestehe ich ihr absolut zu.

Ganz blöd ist bei diesem Buch, dass es das erste Buch der Autorin ist, das ich gelesen habe. Mir ist schon klar, dass es eine Serie und dies der fünfte Band davon ist. Der Fall selbst ist eigenständig lesbar, man muss nicht zwingend die anderen Bände kennen. Daran liegt meine Langeweile schon mal nicht begründet. Klar, man hat dann verpasst, wie diverse Figuren zueinander stehen, was sie verbindet usw. Aber auch hier hat die Autorin zu viel gewollt – es tauchen gegen Ende noch mal ein paar Figuren auf, die eindeutig in den Vorgängern eine Rolle innehatten, hier aber selbst als „Zierrat“ noch überflüssig sind.

Vor einigen Jahren habe ich „Eiskalt ist die Zärtlichkeit“ als Hörbuch gehört. Da kam der Tick der Autorin, bei jeder Gelegenheit Sexszenen einzubauen, nicht ganz so störend bei mir an, da es stimmig für den Plot war. Hier jedoch – nee, echt. Man muss auch als Autor nicht auf jeden Zug aufspringen und diese Autorin hätte es einfach nicht nötig, Leser mit ein paar pseudo-erotischen Seiten zu fangen.

Man hat mir versichert, dass die Bücher der Autorin zwar immer mit solchen Szenen gewürzt und bestückt sind, ihre Bücher aber normalerweise wesentlich spannender und fesselnder sind, dies also ihr schlechtestes Werk sei. Ob ich das jemals herausfinden werde, kann ich nicht sagen. Momentan ist mir nicht danach, noch eins aus ihrer Feder zu lesen.

Das Buch hätte man gut zwei Drittel kürzen können. Dann wäre ein ganz brauchbares Heft für Reihen wie „Denise“ oder „Baccara“ oder wie sie alle heißen, herausgekommen. Doch für mehr als 600 Seiten – sorry, das gibt gerade mal mit ganz viel gutem Willen drei Sterne, und auch das nur, weil ich anfangs echt viel über den Hormonstau zweier Figuren lachen konnte.