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Baerbel82

Bewertungen

Insgesamt 976 Bewertungen
Bewertung vom 19.02.2015
Die Auslöschung der Mary Shelley (eBook, ePUB)
Buhl, Marc

Die Auslöschung der Mary Shelley (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Böses muss mit Bösem enden

Um es gleich vorwegzunehmen, dieser visionäre Thriller ist echt der Hammer! „Die Auslöschung der Mary Shelley“ spielt in Las Vegas und Kalifornien in der nahen Zukunft. Doch worum geht es?
Mary und ihr Kollege Logovski arbeiten bei „Powell Limited“ und haben im Auftrag der NSA einen sogenannten „Quantencomputer“ entwickelt, einen hochleistungsfähigen Rechner. Mary ist eigentlich Biologin und kennt sich gut mit Ameisen aus. Ihr Zwillingsbruder Frank ist ein Hacker.
Eines Tages wird Logovski von seiner eigenen Alarmanlage ermordet. Inspector Peterson ermittelt. Er kennt Mary von der Dating-Plattform „Match.com“. Mary wird offenbar von der NSA beobachtet. Sie will den Quantencomputer manipulieren, ein „lernendes System“ schaffen, das sich selbständig modifizieren und weiterentwickeln soll.
Kurz darauf findet Match.com einen neuen Dating-Partner für Mary, sein Name ist Victor. Er benimmt sich sehr rational und bewegt sich wie ein Roboter. Wer ist dieser Mann? Mensch oder Maschine? Plötzlich häufen sich die Todesfälle in Marys Umgebung. Der Quantencomputer scheint außer Kontrolle geraten zu sein. Dennoch will sie ihn nicht abschalten. Wer ist der Nächste? Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt…
Die Idee ist genial. Mit „Die Auslöschung der Mary Shelley“ hat Marc Buhl eine hochspannende Geschichte geschrieben, die sich zudem flott lesen lässt. Seine Sprache ist klar und schnörkellos, seine Figuren teilweise comichaft überzeichnet. Obendrein besticht der Thriller durch fundiert recherchierte Hintergründe: Computersicherheit, vernetzte Systeme, Künstliche Intelligenz, Bewusstseinsmanipulation und Gehirnwäsche.
Las Vegas, San Francisco, Death Valley… viele Ortswechsel und kurze Kapitel sorgen für Dynamik und einen durchgängigen Spannungsbogen bis zum fulminanten Showdown. Ein erschreckend realistisches Szenario, das der Autor sich da ausgedacht hat. Was ist Fiktion, was ist Realität? Ein äußerst gelungener Mix aus Thriller, SF und Horror - mit dem Finger am Puls der Zeit!

Fazit: Ein intelligenter und actionreicher Thriller. Gut recherchiert und packend in Szene gesetzt. Unheimlich unterhaltsam!

Bewertung vom 17.02.2015
Gefährlicher Frühling
Sumburane, Sophie

Gefährlicher Frühling


ausgezeichnet

Schmutzige Geschäfte

„Gefährlicher Frühling“ spielt zur Hälfte in Tunesien und Ägypten zur Zeit des Arabischen Frühlings vor mittlerweile vier Jahren und zur Hälfte im sächsischen Leipzig. Was für eine geniale Idee, diese beiden Schauplätze miteinander zu verbinden.
Wir schreiben den 17. Dezember 2010: Es ist der Tag, an dem sich Gemüsehändler Essad aus Verzweiflung selbst verbrennt. Gleichzeitig ist dies der Beginn der Revolution in Tunesien.
Alexandria, am 5. Januar 2011: Sayed Bilal, wird zu Tode gefoltert, weil er ein Salafist ist. Sein Peiniger heißt Mohamad. Kalem Ryshad identifiziert sich mit Bilal und gerät dabei ins Visier der Machthaber. Es geht um Folter, Vergewaltigung und Gehirnwäsche.
Leipzig, zwei Jahre später: Hanna Stieg, Chefin von WesTex, wird in ihrem Büro erschossen. Kommissarin Charlotte Petzold und ihre Kollegin und Freundin Claudia ermitteln. Aber Claudia ist befangen, denn sie ist mit Leander Lore, dem Lover von Hanna, liiert.
Sekretärin Franka verdächtigt ihren Kollegen Mohamad. Handelt es sich um den Folterknecht aus dem anderen Erzählstrang? Hier geht es um illegale Waffenlieferungen, Korruption und Geldwäsche. Wie geht das alles zusammen?
Viele Ebenen des organisierten Verbrechens und des Ermittlungsapparates werden berührt. Der einzelne Mensch wird oftmals hart getroffen von den Handlungen der Mächtigen und ihrer skrupellosen Handlanger.
Am Anfang fand ich die Sprache etwas holprig, aber das brandaktuelle, hochbrisante Thema und dadurch, dass gleich Spannung aufgebaut wird, machen dies wieder wett. Denn viele Figuren und Verbrechen gehen auf tatsächliche Ereignisse zurück.
Allerdings bin ich weder mit Charlotte, noch mit Claudia wirklich warm geworden. Der junge Mario Lasslo dagegen, der war mir sofort sympathisch. Die Auflösung ist unerwartet und schreit geradezu nach einer Fortsetzung.

Fazit: Eine gelungene Mischung aus Fiktion und Fakten, deren Auflösung noch nachhallt, wenn man das Buch schon zur Seite gelegt hat. Sehr lesenswert!

Bewertung vom 16.02.2015
Helene geht baden
Archan, Isabella

Helene geht baden


ausgezeichnet

Das Grauen hat viele Gesichter

Schauplatz ist Köln. Moni wurde grausam gefoltert und ist anschließend ihren schweren Verletzungen erlegen. Nun berichtet sie „von oben“ sachlich und beklemmend, von ihrem Tod und wie sie schließlich von einem Jogger gefunden wird. Polizistin Willa, die genau wie die Autorin aus Graz stammt, ermittelt. Willa lebt allein mit ihrem Kater Jimmy und hofft, fern der Heimat, endlich die Dämonen ihrer eigenen Vergangenheit zu besiegen.
Anschließend lernen wir Helene kennen. Helene geht baden, jeden Abend - und das schon seit ihrer Kindheit. Aber eines Tages steht statt des Pizzabäckers „Der Schwarze Mann“ vor ihrer Tür. Zum Glück hat Fritz, ein alter Spanner, ein Fernglas mit dem er die Nachbarn beobachtet. Auch Helenes Besuch entgeht ihm daher nicht.
Obwohl Helene bereits das zweite Opfer des sogenannten Messermanns ist, tappt die Polizei im Dunkeln und Willa ist zunehmend genervt. Unerwartete Unterstützung auf der Suche nach dem Täter bekommt Helene vom alten Fritz, der sich ein bisschen in sie verliebt hat. Doch als sie ihrem Peiniger tatsächlich begegnet, überschlagen sich die Ereignisse…
„Helene geht baden“ ist kein Cosy-Krimi und ganz sicher auch nichts zur Entspannung in der Badewanne, denn dazu ist die Lektüre viel zu intensiv und schonungslos geschrieben. Isabella Archan nähert sich ihren Protagonisten aus einer ungewöhnlichen Perspektive, nämlich von oben. Wenn sich Helenes Geist von ihrem Körper trennt, nimmt dies einen breiten Raum ein. Ihre Gefühle, ihre Psyche, werden ausführlich und nachvollziehbar geschildert.
Kaum zu glauben, dass es sich bei „Helene geht baden“ um einen Debütroman handelt. Isabella Archans Figuren haben Ecken und Kanten und neigen zu Alleingängen, aber das macht sie menschlich. Die Geschichte lebt - neben der Spannung - auch von Wortwitz und pfiffigen Dialogen. Diese Elemente heben den Kriminalroman heraus aus dem üblichen Tätersuche-Genre.

Fazit: Vielversprechender Debütroman mit glaubwürdigen Protagonisten. Eine fesselnde und bedrückende Lektüre mit einem versöhnlichen Ende. Gerne mehr davon!

Bewertung vom 11.02.2015
Löwen wecken
Gundar-Goshen, Ayelet

Löwen wecken


gut

Wie viel ist ein Menschenleben wert?

Ayelet Gundar-Goshen erzählt in „Löwen wecken“ eine Geschichte, vor der wir uns alle fürchten: Ein Mann überfährt versehentlich einen anderen Menschen. Wie würde ich in dieser Situation reagieren?
Das Zitat »Und er dachte sich gerade, dies sei der schönste Mond, den er je gesehen habe, als er diesen Mann umfuhr. « und die nachfolgende Leseprobe ließen auf einen anspruchsvollen, spannenden Roman hoffen, in der Tradition eines Tom Wolfes in „Fegefeuer der Eitelkeiten“. Leider wurden meine Erwartungen nicht erfüllt. Doch worum geht es?
Dr. Etan Grien, ein Gehirnchirurg, der früher in Tel Aviv tätig war, wurde nach Beer Scheva strafversetzt. Kurioserweise deshalb, weil er sich nicht mit Korruption und Bestechung in der Klinik abfinden wollte. Demensprechend frustriert und demotiviert übt er seinen Beruf aus.
Eines Nachts überfährt Etan mit seinem Jeep in der Wüste einen Mann, einen Eritreer. Zu helfen ist ihm nicht mehr, aber anstatt die Polizei zu rufen, begeht er Unfallflucht. Am nächsten Tag steht Sirkit, die Frau des Unfallopfers, vor seiner Tür. Etan hatte sein Portemonnaie am Unfallort verloren.
Sirkit verlangt von Etan kostenlose ärztliche Hilfe für ihre Landsleute - Nacht für Nacht. Statt seiner Frau Liat die Wahrheit zu erzählen, belügt er sie. Ausgerechnet Liat, die bei der Kripo arbeitet, ist nun für diesen Fall zuständig. Und sie will auf jeden Fall ermitteln, auch wenn ihre Kollegen sie davon abhalten wollen…
Wie viel ist ein Menschenleben wert? Ist ein Eritreer weniger wert als ein Israeli?
Die Autorin erzählt eine Geschichte, die eine ganz eigene Farbe und Temperatur hat. Eine Geschichte, die zeigt, wie Liebe und Lügen, Stolz und Macht, Ehre und Respekt, aber auch Ängste und Befürchtungen die Beteiligten verändern - mit überraschenden, dramatischen und manchmal auch brutalen Folgen. So kommen sich Sirkit und Etan fast widerwillig näher…
Gundar-Goshens knallharte Kritik an der israelischen Gesellschaft, die Flüchtlingen keine Chance zum Überleben gibt, ist glaubhaft und konsequent. Wer ist gut, wer ist böse? Bei Gundar-Goshen sind die Grenzen fließend. Ihre Sprache ist gewöhnungsbedürftig, ihr Ton kraftvoll und oft derb. Detaillierte Schilderungen des Alltags und langatmige Rückblicke in die Vergangenheit gehen zu Lasten der Spannung.

Fazit: Ein außergewöhnlicher Roman auf hohem Niveau in einer kraftvollen, teils derben Sprache mit einem ordentlichen Schuss Gesellschaftskritik.

4 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.01.2015
Engelsgleich / Kommissar Kalkbrenner Bd.4
Krist, Martin

Engelsgleich / Kommissar Kalkbrenner Bd.4


ausgezeichnet

Cool, krass, Krist

„Engelsgleich“ ist bereits der vierte Fall für den Berliner Kriminalhauptkommissar Paul Kalkbrenner und zugleich das Prequel zu „Drecksspiel“. Der neue Thriller von Martin Krist ist nicht mein erster Krist, aber der härteste und beste bisher. Doch worum geht es?
Hauptschauplatz ist Berlin. „Engelsgleich“ startet mit einem krassen Prolog. Anschließend gilt es, gleich drei spannende Handlungsstränge zu verfolgen:
Juli liebt Yvonne und ihre Pflegekinder Toby, Elsa und Merle. Eines Tages ist Merle verschwunden und Juli begibt sich auf eine gefährliche Suche.
In einem anderen Handlungsstrang treffen wir erneut auf Markus, den Mann aus dem Prolog. Er dealt mit Drogen und will nach „oben“. Unterstützt wird er von seinen Freunden Horst und Richard.
Last but not least lernen wir Paul Kalkbrenner kennen. Er untersucht gerade den mutmaßlichen Selbstmord von Patrik Cerny, als er zu einem weiteren Tatort gerufen wird. Eine junge Frau wurde auf einem verlassenen Fabrikgelände tot aufgefunden. Nach und nach werden weitere Leichen geborgen. Es handelt sich um Kinder und alle wurden vor ihrem Tod brutal misshandelt und gefoltert.
Was haben all diese Handlungsstränge miteinander zu tun?
Gekonnt springt Martin Krist durch Zeit und Raum. Viele Ortswechsel und schnelle Schnitte, sorgen für Dynamik. Es geht um Prostitution und Drogen, Menschenhandel und Gewalt. Organisierte Kriminalität in ihrer schlimmsten Form. Ein äußerst erschreckendes, doch realistisches Szenario, das sich der Autor ausgedacht hat, gut recherchiert und packend in Szene gesetzt. Auch wenn der Leser der Polizei immer einen Schritt voraus ist, wird dennoch Spannung aufgebaut. Die Suche nach Merle wird in der Ich-Perspektive aus Sicht von Juli erzählt. Das schafft Nähe.
Die Figurenzeichnung ist - wie immer - ausgezeichnet gelungen. Neben Kalkbrenner sind zwei weitere Charaktere besonders hervorzuheben: Juli und Markus. Mit Juli bin ich nicht wirklich warm geworden: mit ihr konnte ich mich nicht identifizieren, ihr Handeln oft nicht nachvollziehen. Aber Markus war mir sofort sympathisch: stets ein cooler Spruch auf und eine Kippe an den Lippen. Gefreut habe ich mich über ein Wiedersehen mit Kriminalkommissarin Sera Muth aus „Kalte Haut“. Schön, dass es auch wieder einen „Soundtrack“ zum Roman gibt.
Martin Krist ist ein Pseudonym des Schriftstellers Marcel Feige, der seine Krimis und Thriller inzwischen ausnahmslos als Martin Krist veröffentlicht. Auch die ersten drei Fälle aus der Kommissar Kalkbrenner-Reihe.
Dass der Autor im Finale nochmal richtig Gas gibt, steigert das Lesevergnügen. Denn einige Überraschungen gegen Ende des Thrillers hält Martin Krist für seine Leser noch bereit. Ein Buch mit Herzblut. Ein Buch, das man nicht mehr aus der Hand legen kann.

Fazit: Ein knallharter Thriller mit einem intensiven Spannungsbogen und einem überraschenden Ende. Ein echtes Highlight!

Bewertung vom 06.01.2015
Tod eines Revisors
Jahnke, Olaf

Tod eines Revisors


sehr gut

Peanuts

Jens Scherer ist tot, angeblich war es Selbstmord. Seine Witwe Charlotte glaubt aber nicht daran. Sie beauftragt Privatermittler Roland Bernau, den Mörder zu finden. Scherer war Revisor bei der Frankfurter Finanzbank und hielt sich in einer Königsteiner Privatklinik auf, um sich gegen Burnout behandeln zu lassen. Tabletten wurden in der Klinik immer genau abgezählt. Wie kann er da an einer Überdosis gestorben sein? Handelt es sich also doch um Mord?
Bernau war früher beim BKA. Jetzt arbeitet er als Privatdetektiv im beschaulichen Kelkheim im Taunus. Unterstützt wird er von seiner Assistentin Susanne und der Journalistin Julia. Die Bank dagegen mauert. Es geht um Wendekriminalität. Liegt hier das Motiv?
Für Bernau tut sich ein Abgrund aus Betrug, Erpressung, Entführung und Mord auf. Neben Politik und Wirtschaft mischen auch die Geheimdienste mit. Doch nichts kann Bernau vorbereiten auf die Skrupellosigkeit des Killers…
„Tod eines Revisors“ ist ein Krimi in der Tradition des guten alten Detektivromans. Mich hat Roland Bernau sofort an Humphrey Bogart als Philip Marlowe erinnert. Genau wie bei Chandler ist die Geschichte in der Ich-Perspektive erzählt, aus der Sicht des privaten Schnüfflers.
Kaum zu glauben, dass es sich um einen Debütroman handelt, noch dazu von einem deutschen Autor. Olaf Jahnke hat nicht nur gewissenhaft und fundiert recherchiert, sondern auch eine komplexe und spannende Geschichte geschrieben, die dank kurzer Kapitel nie langweilig wird.
Neben einer guten Portion Wortwitz lebt die Geschichte von viel Lokalfarbe: Frankfurt, Rhein-Main, und Taunus. Zudem zeichnen überraschende Wendungen und falsche Fährten den Wirtschaftskrimi aus. Diese Elemente heben „Tod eines Revisors“ heraus aus dem üblichen Tätersuche-Genre.

Fazit: Eine spannende Detektivgeschichte mit viel Lokalkolorit. Interessante Thematik unterhaltsam dargeboten. Und das Ende eröffnet die Option auf eine Fortsetzung.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.