"Geld ist Tod" ist für mich eines der ungewöhnlichsten Bücher der letzten Jahre. Schon der Titel provoziert und macht neugierig, und das Werk hält dieses Versprechen: Es ist keine leichte Unterhaltung, sondern eine literarische Groteske, die Humor, Philosophie, Gesellschaftskritik und präzise
Beobachtungen in einer Form verbindet, die ich so bisher nicht kannte.
Frank Hilgenfeld gelingt etwas,…mehr"Geld ist Tod" ist für mich eines der ungewöhnlichsten Bücher der letzten Jahre. Schon der Titel provoziert und macht neugierig, und das Werk hält dieses Versprechen: Es ist keine leichte Unterhaltung, sondern eine literarische Groteske, die Humor, Philosophie, Gesellschaftskritik und präzise Beobachtungen in einer Form verbindet, die ich so bisher nicht kannte.
Frank Hilgenfeld gelingt etwas, das selten ist: Er schreibt klug und belesen, ohne belehrend zu wirken. Sein Stil ist voller Ironie, Witz und Sprachlust, dabei aber zugleich tiefgründig und analytisch. Ich habe während der Lektüre oft herzhaft gelacht – über absurde Szenen, über die Art, wie bekannte Persönlichkeiten wie Philosophen, Künstler oder sogar fiktive Figuren zu imaginären Worten kommen. Gleichzeitig bleibt einem dieses Lachen manchmal im Halse stecken, weil die Pointen so entlarvend sind. Man erkennt sich selbst, unsere Gesellschaft und ihre fixierte Haltung zum Geld in vielen Spiegelungen wieder.
Besonders beeindruckt hat mich die Vielschichtigkeit des Buches. Auf einer Ebene ist es unterhaltsam, voller grotesker Einfälle und literarischer Anspielungen. Auf einer anderen Ebene steckt darin eine sehr ernsthafte Analyse unserer Gegenwart: Wie funktioniert der Turbokapitalismus? Welche Werte opfern wir für Leistung, Effizienz und Wachstum? Und was bedeutet das für uns als Individuen? Hilgenfeld verknüpft diese großen Fragen mit Alltagserfahrungen, die jeder kennt – von Stress im Job bis zum absurden Konsumverhalten. Dadurch ist das Buch nie abstrakt, sondern bleibt nahbar und greifbar.
Die Konstruktion als Groteske ist meiner Meinung nach eine Stärke, weil sie erlaubt, ernste Themen auf eine spielerische und gleichzeitig schonungslose Weise zu behandeln. Manchmal übertreibt der Autor bewusst ins Absurde, überzeichnet Figuren oder Situationen. Das macht Spaß und regt an, über die Realität hinter dem überzeichneten Bild nachzudenken.
Konstruktiv möchte ich anmerken: Die Fülle an Zitaten, Anspielungen und literarischen Verweisen ist beeindruckend, kann aber auch anstrengend sein. Wer keine Freude daran hat, sich in ein dichtes Gewebe aus Philosophie, Literatur und Gesellschaftsanalyse hineinziehen zu lassen, wird möglicherweise überfordert sein. Manchmal hätte ich mir auch gewünscht, dass einzelne Gedankengänge länger ausgeführt werden, bevor der nächste Sprung erfolgt. Doch gerade dieses fragmentarische, assoziative Erzählen gehört wohl zur Groteske – und wer sich darauf einlässt, wird reich belohnt.
Besonders positiv hervorheben möchte ich den Tonfall: humorvoll, zynisch, aber nie zynisch im Sinne von billigem Spott. Stattdessen spürt man eine große Ernsthaftigkeit und Leidenschaft des Autors für die Themen, über die er schreibt. Es ist spürbar, dass hier jemand nicht nur unterhalten will, sondern wirklich etwas zu sagen hat. Das macht für mich den Unterschied zu vielen anderen Büchern, die Kapitalismuskritik oder philosophische Betrachtungen liefern.
Am meisten geblieben ist mir die Mischung aus Lachen, Lernen und Nachdenken. Geld ist Tod hat mich nicht nur unterhalten, sondern dazu gebracht, über mein eigenes Verhalten nachzudenken: Wie gehe ich mit Geld um? Welche Rolle spielt Arbeit für mein Selbstwertgefühl? Und was verliere ich vielleicht, wenn ich mich zu sehr in den Kreislauf von Leistung und Konsum einbinde? Das sind Fragen, die über das Buch hinausreichen.
Mein Fazit: Geld ist Tod ist ein außergewöhnliches Buch, das ich allen empfehle, die Lust haben, sich intellektuell herausfordern zu lassen – und dabei trotzdem gut unterhalten werden wollen. Es ist ein Werk für Menschen, die lachen können und gleichzeitig bereit sind, über den Ernst hinter dem Lachen nachzudenken. Für mich war es eine Entdeckung, die sich von vielem, was derzeit auf dem Buchmarkt erscheint, deutlich abhebt.
Ich gebe eine klare Empfehlung – nicht weil es „leicht“ ist, sondern weil es wichtig ist. Und weil es zeigt, dass Literatur immer noch überraschen, aufrütteln und begeistern kann.