Mal ist es ein Rieseln, dann ein leises Heulen, das über den mächtigen Gletscher hallt. Sein Gesang verrät Unni, wo das immer mehr werdende Schmelzwasser einen Weg ins Innerste des Eises findet. Die Forschung hat die Glaziologin zurück nach Kanada geführt, aber es gibt noch einen weiteren Grund: Jon, mit den dunklen Augen und dem verlorenen Blick, dem sie bei ihrem letzten Besuch auf der Baffininsel nahekam, bevor sich ihre Wege wieder trennten. Jon, der hierhergereist war, um die Leerstellen in seiner Biografie zu füllen. Unnis Suche nach Jon führt sie auch in ihre eigene Vergangenheit, zu den magischen Sommern, die sie mit ihrem samischen Vater in Lappland verbrachte, und dem bitteren Alltag in einem Dorf bei Helsinki. Und schließlich bis zu einer jungen Frau, die dreißig Jahre zuvor demGletscher lauschte und für das Kind in ihrem Bauch eine dunkle Zukunft vorausahnte.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
Eine völlig neue Perspektive! Inkeri Markkula zeichnet das Zusammenleben und die gemeinsamen kolonialen Erfahrungen der arktischen Völker aus Kanada, Dänemark und Finnland in all ihrer Vielschichtigkeit nach, erklärt Kritiker Martin Zähringer. Damit geht sie weit über die klassische Nord-Süd-Kolonialgeschichte hinaus. Die sámische Schriftstellerin und Umweltwissenschaftlerin greift diese Thematik auf, indem sie die Geschichte von Unni, einer sámischen Gletscherforscherin aus Lappland, und Jon, einem Inuk aus Kanada, der in Dänemark aufwächst, erzählt. Die beiden lernen sich auf einem Gletscher in Nunavut kennen, verlieben sich - und verlieren sich wieder. Rezensent Martin Zähringer hebt hervor, dass das Schmelzen der Gletscher in Markkulas Roman sowohl die ökologische Zerstörung als auch das Aufbrechen verdrängter Erinnerungen symbolisiert, und dass diese Symbolik auf subtile Weise in die Erzählung eingeflochten ist.
© Perlentaucher Medien GmbH
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