Sie war einst das teuerste, schnellste und eleganteste Passagierschiff aller Zeiten: die Queen Elizabeth 2, die am 20.September 1967 vom Stapel lief und heute längst zur Legende ihrer selbst geworden ist. Ein philippinischer Stewart, Witwen, der Schiffsarzt und die Musiker des Bordquartetts erzählen von der Morbidität des Lebens an Bord der alten Dame QE2.
Für die Ohren Den Rang als Legende haben ihr andere längst abgelaufen. Heute ist die "Queen Elizabeth 2", das ehemals teuerste, schnellste und eleganteste Passagierschiff aller Zeiten, nur noch ein Ort für Nostalgie. Zwar sticht der achtunddreißig Jahre alte Luxusliner der Cunard-Reederei noch immer tapfer in See. Aber Künstlichkeit weht über Deck, eine morbide Arroganz, die noch einmal so tut, als sei eine Schiffspassage von Southampton nach New York die einzig standesgemäße Reise in die neue Welt.
Das britische Königreich hat die "QE 2" wie in Bernstein konserviert. In der splendid isolation von livrierten Butlern, High Tea und Häkelkursen unter Deck läuft die Gegenwart rückwärts. Jens Jarisch aber bringt in seinem ambitionierten Hörbuch nicht nur die zeitlose Eleganz der "QE 2" zum Klingen. Hinter der polierten Dekoration treten in seinem Feature Verfall und Schäbigkeit zutage. Die Noblesse der Stimmen und Töne, das Flüstern der Stewards, das leise Klappern des Porzellans trügt: Der Lack ist ab, das Parkett abgewetzt. Amerikanische Touristen haben in bunten Shorts Einzug in die Salons gehalten. Der Standesdünkel des Schiffsarztes, der den Hungerlohn des philippinischen Küchenpersonals "aus Ehrfurcht vor der Krone" für angemessen hält, klingt hohl. Allein das Essen an Bord, befindet Jens Jarisch, ist "das, was alles andere nicht ist: lebensbejahend, sinnvoll und von höchster Qualität". Heute schippert die "QE 2" als Treibgut der Zeit, als ein abgetakeltes Kreuzfahrtschiff unter vielen der unvermeidlichen Ausmusterung entgegen. In der eigenen Reederei ist inzwischen die "Queen Mary 2" der Star.
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Der unvermeidliche Untergang der QE 2. Ein Feature von Jens Jarisch. Marehörbuchverlag. Eine CD. 17,90 Euro
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