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Als er Ring das ertse Mal sieht, traut Ben seinen Augen kaum. Da steht dieser große Junge mitten im morastigen Friedhofsteich von Green Hills und versucht sich gegen ein Schwanenpaar zu verteidigen. Ring ist anders als die anderen, mal voller verrückter Geschichten, dann wieder ganz schweigsam. Und er kann auf diese ganz besondere Art fliegen. Doch bald schon spürt Ben, dass Ring ein Geheimniss mit sich herumträgt. Eines Tages verschwindet er genauso plötzlich, wie er aufgetaucht ist ...

Produktbeschreibung
Als er Ring das ertse Mal sieht, traut Ben seinen Augen kaum. Da steht dieser große Junge mitten im morastigen Friedhofsteich von Green Hills und versucht sich gegen ein Schwanenpaar zu verteidigen. Ring ist anders als die anderen, mal voller verrückter Geschichten, dann wieder ganz schweigsam. Und er kann auf diese ganz besondere Art fliegen. Doch bald schon spürt Ben, dass Ring ein Geheimniss mit sich herumträgt. Eines Tages verschwindet er genauso plötzlich, wie er aufgetaucht ist ...
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.04.2002

Kranich mit Krone
Lillian Eige erzählt von einem, der verschwand, um geliebt zu werden

Irgend etwas stimmt nicht mit diesem dünnen großen Jungen. Plötzlich taucht er in der sechsten Klasse auf und nervt Lehrer und Schüler, weil er ganz anders ist als alle anderen. Er erzählt, ohne aufzuhören, haarsträubende Geschichten, läuft schnell wie keiner sonst und behauptet, beinahe fliegen zu können. Manchmal schreit er, "damit jemand weiß, daß ich lebe". Ring ist ein Außenseiter, mit einem Geheimnis. Er wird Bens bester Freund. Gemeinsam rennen sie, bis ihnen der Atem ausgeht, oder beobachten Kronenkraniche im Sumpf.

Immer wieder sind es Sätze, die Ben nicht versteht. "Wie würdest du es finden, wenn du dich (wie die Kraniche) verstecken müßtest, um in Sicherheit zu sein?" fragt Ring. Auf solche Fragen weiß Ben keine Antwort. Er schweigt auch ratlos, als der Freund einmal behauptet, abhauen sei für ihn die einfachste Sache der Welt. Oder die Arme ausbreitet und ruft: "Ich bin ich. Ich bin jemand. Ich will nicht, daß irgend jemand das vergißt!"

Staunend sieht er zu, wie Ring höflich und mit Humor auf die verwirrte Großmutter eingeht, wie aufmerksam er zuhört, wenn Bens Mutter von ihrer Arbeit in der Spielzeugfabrik erzählt. Das Vertrauen wächst. Ben lernt endlich auch Rings Eltern kennen. Anders als die anderen im Dorf sind auch sie. Der Vater ist Busfahrer, aber er malt mit Könnerschaft ganze Landschaften an die leeren Wände des alten Schulhauses. Die beiden Familien freunden sich an, doch eines Tages, bei einem gemeinsamen Picknick am Flußufer, verschwindet Ring plötzlich, und für Ben bricht beinahe eine Welt zusammen.

Lillian Eige läßt Ben die Geschichte seines Freundes erzählen, lebhaft, anschaulich und in der Sprache von aufgeweckten Elfjährigen, die es nicht ganz leicht im Leben haben. Sprunghaft, mit Einschüben aus der Vergangenheit, mit Abenteuern und spontanen Zeichen der Zuneigung wird da eine wunderbare Jungenfreundschaft lebendig, voller Phantasie und nachdenklicher Gespräche.

Die Suche nach dem vermißten Jungen ist spannend; ob sie glücklich ausgeht, bleibt bis zuletzt offen. Ben hat immer fest daran geglaubt, daß Ring nicht ertrunken ist, sondern sich, aus welchen Gründen auch immer, davongemacht hat. Erst als die Eltern ihren Ausreißer gefunden haben, können sie darüber sprechen, weshalb ihr Sohn geflohen ist. "Flugversuche", "Dangling" im Amerikanischen, ist das unsichere Flattern eines Heimkindes in der Hoffnung, eine eigene Familie zu finden. Ring ist es gelungen, und einen besten Freund hat er auch gewonnen.

MARIA FRISÉ

Lillian Eige: "Flugversuche". Aus dem Amerikanischen übersetzt von Stefanie Schäfer. Gerstenberg Verlag, Hildesheim 2002. 159 S., geb., 11,50 [Euro]. Ab 11 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Spannend" findet Rezensentin Maria Frisé die hier erzählte Suche nach einem Jungen, der wegläuft, um geliebt zu werden. Autorin Lillian Eige lasse Ben die Geschichte seines verschwundenen Freundes Ring erzählen, "lebhaft, anschaulich und in der Sprache von aufgeweckten Elfjährigen, die es nicht ganz leicht im Leben haben". Bis zuletzt bleibe offen, ob die Suche nach dem Vermisstem gut ausgehe. "Drangling" heiße das Buch im Original, und die Rezensentin beschreibt die Bedeutung des Wortes als "das unsichere Flattern eines Heimkindes in der Hoffnung, eine eigene Familie zu finden".

© Perlentaucher Medien GmbH