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Frankreich, 1914: Ein idyllischer Sommertag, Anthime radelt durch die sonnenbeschienene Vendée. Er hört die Sturmglocken läuten, das Signal für die allgemeine Mobilmachung. Mit der alle gerechnet haben, nur nicht an einem Samstag, dem 1. August. Echenoz erzählt vier Kriegsjahre im Zeitraffer: Fünf Männer ziehen in den Krieg, eine schwangere Frau wartet auf die Rückkehr von zweien von ihnen. Bleibt zu erfahren, ob sie wiederkommen. Und wann. Und in welchem Zustand. Der Erste Weltkrieg ist heute nicht mehr mit traditionellen Mitteln darstellbar - Echenoz als Meister der Romansubversion zeigt, wie es anders gelingt.…mehr

Produktbeschreibung
Frankreich, 1914: Ein idyllischer Sommertag, Anthime radelt durch die sonnenbeschienene Vendée. Er hört die Sturmglocken läuten, das Signal für die allgemeine Mobilmachung. Mit der alle gerechnet haben, nur nicht an einem Samstag, dem 1. August. Echenoz erzählt vier Kriegsjahre im Zeitraffer: Fünf Männer ziehen in den Krieg, eine schwangere Frau wartet auf die Rückkehr von zweien von ihnen. Bleibt zu erfahren, ob sie wiederkommen. Und wann. Und in welchem Zustand. Der Erste Weltkrieg ist heute nicht mehr mit traditionellen Mitteln darstellbar - Echenoz als Meister der Romansubversion zeigt, wie es anders gelingt.
Autorenporträt
Jean Echenoz wurde 1947 in Orange (Provence) geboren, er lebt in Paris. Für seinen Roman Ich gehe jetzt wurde er 1999 mit dem Prix Goncourt ausgezeichnet. Auf Deutsch erschien zuletzt der Roman 14 (2014) sowie der Band Die Caprice der Königin (2016).

Hinrich Schmidt-Henkel, 1959 geboren, arbeitet seit 1988 als Übersetzer für norwegische, französische und italienische Literatur. 2000 erhielt er den Jane-Scatcherd-Preis der Heinrich-Maria-Ledig-Rowohlt-Stiftung und 2004 den Paul-Celan-Preis des Deutschen Literaturfonds.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Jean Echenoz' Kriegsroman über den Ersten Weltkrieg hat Ingeborg Waldinger tief beeindruckt. Die Rezensentin lobt den genauen Blick, die Empathie und die auch die Ironie, mit der der französische Schriftsteller am Beispiel von fünf Männerschicksalen vom Grauen des Krieges, von seiner Absurdität und seiner Dynamik erzählt. Den Fokus des schmalen Romans liegt für sie im "persönlichen Drama" von Zivilisten, die ungewollt in den Krieg hineingezogen werden. Zugleich gelinge es dem Autor anhand dieser Dramen die gesamte, schreckliche Dimension dieses Krieges dem Leser nahezubringen. Das Fazit der Rezensentin: "Ein wichtiges Buch, unerbittlich und ergreifend".

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.03.2014

Granaten und Kinderwagen

Noch ein Roman über den Ersten Weltkrieg? Ja. Aber "1914" von Jean Echenoz ist mehr als ein Nachzügler

Ein neuer Roman über den Ersten Weltkrieg ist ungefähr so notwendig wie eine weitere Cäsar- oder Hitlerbiographie. Es gibt zu dem Thema schon alles und sein Gegenteil, es gibt Jünger, Remarque, Arnold Zweig, Philippe Claudel, Henri Barbusse, Ford Madox Ford, es gibt Tagebücher, Briefe, Fotos und Filme, die im Jubiläumsjahr 2014 wie eine Springflut aus den Archiven und Dachböden quellen. Oder, um es mit Jean Echenoz zu sagen: "All das ist tausendfach beschrieben worden, vielleicht lohnt es sich gar nicht weiter, sich bei dieser stumpfsinnigen, stinkenden Oper aufzuhalten."

Warum hat Echenoz diese stinkende Oper, dieses vierjährige Gemetzel zum Klang der Kruppgeschütze - "atemraubend, exzessiv, voller quälender Längen" - dennoch in ein Buch gepackt? Eine erste Antwort gibt der Umfang seines Romans: Er ist, im Großdruck, genau 125 Seiten lang. Also alles andere als exzessiv. Und ganz ohne Längen. Stattdessen hat "14" eine andere, bei Echenoz wenig überraschende Eigenart: das Filmische.

Die Geschichte beginnt mit einer Szene wie aus Tatis "Schützenfest": Anthime, der Held, fährt mit dem Fahrrad übers Land, der Sommerwind weht ihm betäubend um die Ohren, als er plötzlich überall ringsum die Kirchenglocken läuten sieht. Dann, als der Wind sich legt, hört er, dass es Sturmglocken sind. Sie verkünden die französische Mobilmachung, sie läuten den Weltkrieg ein. Zurück in der Stadt, sieht Anthime, wie sein Bruder Charles die auf dem Hauptplatz zusammenströmende Menge aufnimmt. Aber nicht mit irgendeinem Kasten, sondern mit einem tragbaren "Rêve Idéal"-Apparat von Girard & Boitte. Der Wind im Ohr und das Objekt im Auge, das tönende Bild und das sprechende Detail, sie bilden das Erzählmuster dieses Buches, das so präzise wie eine Landschaft von Ruisdael und so knapp wie eine Nocturne von Satie ist.

Anthime und sein Bruder rivalisieren um Blanche, die Tochter des örtlichen Fabrikbesitzers, die von Charles, dem Älteren und Erfolgreicheren, schwanger ist. Dann stirbt Charles, dem seine Beziehungen einen Posten bei der Fliegertruppe verschafft haben, beim Absturz seines Farman-Aufklärers, Blanche bekommt ein uneheliches Kind, und Anthime verliert im Schützengraben einen Arm. Aber dieses Dreipersonendrama ist nur das Skelett der Geschichte. Ihre Muskeln und Adern sind die fotografisch genauen Front- und Heimatszenen, die bei Echenoz einander abwechseln, hier eine Granate, da eine Geburt, hier die letzten Stunden eines Deserteurs, dort ein Spaziergang mit Kinderwagen. Und ihre Haut ist die makellose Sprache, in der das alles erzählt ist, ein kalkuliertes Spiel mit hohen und saloppen Tönen, das in Hinrich Schmidt-Henkels Übersetzung nur sehr unvollkommen durchscheint (davon zu schweigen, dass ein "Infanteriegewehr" nicht zwei Absätze später ein "Artilleriegewehr" sein kann).

Jean Echenoz ist sechsundsechzig, "14" sein fünfzehntes Buch. Die großen französischen Literaturpreise, den Goncourt, den Médicis, hat er alle gewonnen. Echenoz hat es nicht mehr nötig, für die Kritiker zu schreiben, und das merkt man dem Roman an. Er trumpft nicht auf, er macht sich nicht fein. Er spiegelt nur, wie eine perfekte Miniatur, das Große im Kleinen. Es lohnt sich eben doch. Wenn man es kann.

ANDREAS KILB

Jean Echenoz: "14". Roman. Übersetzt von Hinrich Schmidt-Henkel. Hanser Berlin, 125 Seiten, 14,90 Euro

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Echenoz beugt sich über einzelne Menschen, lässt mit Macht die Geschichte über sie hereinbrechen und spiegelt deren Monstrosität im Denken, Handeln und Fühlen des Individuums. In dem neuen Roman bildet dieses individuelle Denken und Handeln immer wieder einen bemerkenswerten Kontrast zu dem, was die Stunde eigentlich geschlagen hat. ... Dieses Hin- und Hergeworfensein, diesen für den Einzelnen durch nichts zu beeinflussenden Wechsel von Anspannung und Entspannung setzt Jean Echenoz literarisch hervorragend in Szene." Lena Bopp, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.02.14

"Nüchtern und mit poetischer Scharfsicht erzählt Jean Echenoz in '14' den Ersten Weltkrieg." Ulrich Rüdenauer, Zeit Online, 26.02.14

"Ein verdichtetes Epos von Besinnungslosigkeit, Schicksal, Duldsamkeit und Tod, erzählt in einer kühnen, beweglichen Leichtigkeit." Ulrich Rüdenauer, Zeit Online, 26.02.14

"Der Weltkrieg, erzählt anhand der Geschichte von ein paar Burschen - Jean Echenoz ist immerein wenig ironisch, ein wenig unernst in seinen mit Akribie recherchierten und mit viel Phantasie ausgeschmückten Geschichten. Das liest sich federleicht und ist gerade deshalb hohe Erzählkunst." Elke Heidenreich, Literaturen, Januar 2014

"Unter den zahlreichen Schilderungen dieses Jahres zum Ersten Weltkrieg steht dieses Bändchen einzigartig da." Joseph Hanimann, Süddeutsche Zeitung, 25.02.14

"Ein großartiges Buch ... eines der allerbesten Bücher zum Ersten Weltkrieg." Iris Radisch, Zeit Online, 06.03.14

"Jean Echenoz erzählt den Ersten Weltkrieg mit meisterhafter Präzision, viel Einfühlungsvermögen und bitterer Ironie." Ingeborg Waldinger, Neue Zürcher Zeitung, 05.04.14

"Jean Echenoz fokussiert den Ersten Weltkrieg auf das persönliche Drama von Zivilisten, die zu Helden wider Willen werden. ... Ein wichtiges Buch, unerbittlich und ergreifend." Ingeborg Waldinger, Neue Zürcher Zeitung, 05.04.14
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