Wer wie ich schon einen Verlag gegründet hat, interessiert sich brennend für ein Buch, in dem sieben Verleger ihre Beweggründe darlegen. Schon das Vorwort bewegt und legt dar, wie Barbara Kalender die Neugründung des März Verlages begleitet hat. „Deshalb geht es nicht ohne Selbstausbeutung, wir
zahlen uns geringe Gehälter und kämpfen so, wie unsere anderen unabhängigen Kolleg.innen ums Überleben.“…mehrWer wie ich schon einen Verlag gegründet hat, interessiert sich brennend für ein Buch, in dem sieben Verleger ihre Beweggründe darlegen. Schon das Vorwort bewegt und legt dar, wie Barbara Kalender die Neugründung des März Verlages begleitet hat. „Deshalb geht es nicht ohne Selbstausbeutung, wir zahlen uns geringe Gehälter und kämpfen so, wie unsere anderen unabhängigen Kolleg.innen ums Überleben.“
Benno Käsmayer ist hinein- und weiter gestolpert mit dem Maro Verlag, eine spannende Geschichte aus den Anfängen in den 60ern bis heute. Und tatsächlich gibt es diesen anarchischen Verlag immer noch, ich lese von einer aktuellen Neuerscheinung diesen Titel: „Aus den Ärschen aus dem Sinn, Eine Odyssee durch Körper, Klo, Kanalisation, Kläranlage und Wolken.“
Hanna Mittelstädt erläutert ihre Punkte für die Gründung mit diesen 7 Punkten: a) das Lesen, was es nicht zu lesen gibt b) Kollektiv leben und arbeiten c) sich für ein mögliches eigenes Schaffen ausbilden d) täglich neue Abenteuer e) zwischen Glück und Unglück pendeln f) beste Freunde sein mit Künstlern jeder Art und jeden Geschlechts g) Keine Lohnarbeit: Arbeitet nie!
Der letzte Punkt war für mich besonders spannend, drückt er doch auf andere Art eine meiner Lieblingszitate aus: „Wer mit Begeisterung tätig ist, muss nie arbeiten.“ Dies ist auch ein Wahlspruch für gelungene Selbst-Ausbeutung, die man aber nicht in diesem Sinne empfindet, im Gegenteil. Das Buch von Hanna Mittelstädt „Arbeitet nie“ werde ich lesen.
Nett die Geschichte des Verbrecher Verlages (Linksverlegen wollen) von Jörg Sundermeier, der erklärt wie ein linksradikaler Verlag die Marktwirtschaft entdeckt und tatsächlich formuliert, dass es doch irgendwie notwendig war, Text und Bilder in eine handelbare Ware zu verwandeln, auch PR und Werbung zu betreiben. Alle Autoren werden gleich fair behandelt, niemand bevorzugt. Man sollte die Marktregeln kennen, auch wenn man sie hinterfragt.
Herr Sundermeier skizziert jene linken Freunde von mir, die meist die härteren Kapitalisten wurden, vielleicht weil sie so blind an viele Dinge herangingen. Sie haben in der Folge schmerzvoller gelernt. Sein Ausblick scheint vorsichtig optimistisch, reich wird man nicht, aber das Seelenheil ist stimmig, lese ich.
Meines Erachtens ist der missionarische Trieb, einen Verlag zu gründen, der völlig Falsche. Die in diesem Buch versammelten, eher linken Denker:innen sollten sich die Frage stellen, was Menschen wirklich motiviert. Es ist vermutlich nicht abhängige Lohnarbeit, sondern das unternehmerische Gen, die Lust, etwas herzustellen, das andere kaufen wollen. Und damit zum Lebensunterhalt des Unternehmers beitragen. So lese ich es z.B. beim Klett Kinderbuchverlag heraus, obwohl mich in der Beschreibung der Begriff „Vorstandstyp“ eher negativ berührte. Dieser Typ meinte es doch tatsächlich gut mit der Gründerin.
Diese bürgerliche Vernunft scheint linkem Denken eher fremd - und das ist sehr schade. Denn Menschen wollen kein ausschließlich kollektives Wesen sein, sondern eines, das mit Freuden für andere schafft, mit Begeisterung und Hingabe, aber schon in eigenen Namen und Rechnungen, die dort bezahlt werden.
Ich habe meinen eigenen Klein-Verlag gegründet, um anderen Menschen die Freuden des Unternehmertums näherzubringen, die beste Entscheidung meines Lebens, verbunden mit Freunden, die ebenso wie ich, eigene Ideen am Markt platzieren und verkaufen können.
Die Geschichten in diesem Buch habe ich eher als das Gegenteil meiner selbst gelesen und frage mich, um wieviel erfolgreicher sie alle gewesen wären, wenn nicht eine linke Ideologie oder SonnenseitenGutseinsStrahleDaseinsWünsche geblendet hätten.