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Das Lebensgefühl einer rebellischen Generation am Ende der DDR
Sie sind der letzte Jahrgang, der noch alles mitmachen darf - damals in Dresden vom Sommer vor der Wende bis zur Wiedervereinigung: die lauen Freibadnächte und die Ausweiskontrollen durch die "Flics" auf der "Rue", die Konzerte im FDJ-Jugendklub "X. Weltfestspiele" oder in der Kirche vom Plattenbaugebiet, wo ein Hippie, den sie "Kiste" nennen, weil er so dick ist, mit wachsamem Blick Suppe kocht für die Punks und ihre Pfarrerstöchter. Sie sind die Letzten, die noch "vormilitärischen Unterricht" haben. Und sie sind die Ersten,…mehr

Produktbeschreibung
Das Lebensgefühl einer rebellischen Generation am Ende der DDR

Sie sind der letzte Jahrgang, der noch alles mitmachen darf - damals in Dresden vom Sommer vor der Wende bis zur Wiedervereinigung: die lauen Freibadnächte und die Ausweiskontrollen durch die "Flics" auf der "Rue", die Konzerte im FDJ-Jugendklub "X. Weltfestspiele" oder in der Kirche vom Plattenbaugebiet, wo ein Hippie, den sie "Kiste" nennen, weil er so dick ist, mit wachsamem Blick Suppe kocht für die Punks und ihre Pfarrerstöchter.
Sie sind die Letzten, die noch "vormilitärischen Unterricht" haben. Und sie sind die Ersten, die das dort Erlernte dann im Herbst 89 erst gegen die Staatsmacht anwenden. Und schließlich gegeneinander. Denn was bleibt dir denn, wenn du zum Fall der Mauer beiträgst, aber am nächsten Tag trotzdem eine Mathe-Arbeit schreiben musst, wenn deine Freundin eine gläubige Kommunistin ist und die Kumpels aus dem Freibad zu Neonazis werden?
Von der Unschuld des letzten Sommers im "Tal der Ahnungslosen" bis zu den Straßenschlachten rund um die deutsche Einheit: Peter Richter beschreibt in seinem autobiografischen Roman das chaotische Ende der DDR aus der Sicht eines damals Sechzehnjährigen - pointiert, authentisch und sprachlich brillant. Coming of Age im Schatten von Weltgeschichte.

Autorenporträt
Richter, Peter
Peter Richter wurde 1973 in Dresden geboren. Er ist Kulturkorrespondent der »Süddeutschen Zeitung« in Berlin. Von 2012 bis 2017 arbeitete er im New Yorker Büro der Zeitung. Als Buchautor wurde er mit Titeln wie "Blühende Landschaften" und "Deutsches Haus" bekannt. Sein Roman "89/90" wurde für den Deutschen Buchpreis 2015 nominiert.
Rezensionen

buecher-magazin.de - Rezension
buecher-magazin.de

Noch ein Wenderoman? Ja, und was für einer! Peter Richter, Jahrgang 1973 und in Dresden aufgewachsen, blickt in seinem autobiografischen Roman zurück auf die Zeit des politischen Umbruchs, die er als Teenager erlebt hat. Mit 16 ist das Leben ohnehin ein einziges Durcheinander. Nachts sitzt man bei Kerzenlicht im Schwimmbad rum und ist besessen von den Gedanken an Mädchen. "Wir waren in einer Phase der Unschuld, die wir natürlich für das Gegenteil hielten: War jemals jemand so erwachsen wie wir?" Richters wunderbar frisch erzählter Rückblick beginnt im April des Jahres 1989 und endet am 3. Oktober1990. Dazwischen der übliche DDR-Alltag mit Rock-Konzerten und Fußball-Spielen, mit Liebeleien und Wehrkundeunterricht. Da findet eine Revolution statt -  "und was zieht man dazu eigentlich an? Was Festliches? Oder eher was Wetterfestes?" Die größte Herausforderung sind jedoch die unvermeidlichen Zusammentreffen mit Skinheads und Neonazis, jenen "Glatzen" mit ihren Bomberjacken und Springerstiefeln, die niederknüppeln, was ihnen nicht passt: Es sind grauenvolle Szenen, die Richter, nicht mehr ganz so locker im Ton, da beschreibt. Die Schläger dürften nun zwischen 40 und 50 sein. Nicht nur in Dresden kann man ahnen, was aus ihnen geworden ist.

© BÜCHERmagazin, Jeanette Stickler

Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Mit merklicher Begeisterung bespricht Wolfgang Engler, der Rektor der Berliner Schauspielschule Ernst Busch, zwei Bücher mit "schnappschussartigen Rückblenden" in die Zeit der DDR und der Wende, die sich nur notdürftig als Roman kaschieren, nämlich Peter Richters "89/90" und André Herzbergs "Alle Nähe fern". Diese Bücher haben viel Gemeinsames, und viel Trennendes, so Engler. Am besten man liest man sie nacheinander. Beide versuchen in der persönlichen Erinnerung den "Aberwitz des Geschehens" zu spiegeln. Für Richter, der jünger ist, ging's dabei lustiger zu, so der Rezensent. Für ihn war die chaotische Wende "die beste Zeit: Jetzt nur nicht überstürzt erwachsen werden". Ganz anders Herzberg, ein Spross streng kommunistischer Eltern, die ihren jüdischen Ursprung eher verdrängt zu haben scheinen: Für Herzberg ist die ebenfalls in Bruchstücken gereichte Erinnerung dagegen schmerzhaft. Er hatte sich an der DDR mit seiner Punkband Pankow gerieben und hat ihren Verlust dann kaum verkraftet. Der Rezensent ist so bewegt, dass er Herzberg am Ende wünscht , dass dieses Buch - das er wie Richters Pendant wärmstens empfiehlt - therapeutische Dienste geleistet haben möge.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Ich habe lange keinen Roman mehr gelesen, der mir so viel über die Wirklichkeit mitgeteilt hat, in der ich lebe, wie "89/90" von Peter Richter." Denis Scheck / ARD-TV-Forum