Die Frauen des Klosters Bochaugia ziehen ein kleines Findelkind auf, das sie Adelindis nennen. Sie ist wissbegierig, lernt schnell und hat ein feines Gespür. So lernt sie lesen, schreiben, rechnen und auch das Wissen um Heilpflanzen.
Um das Kloster zu retten, wird sie zur Klosterinsel Reichenau
geschickt, um dort eine Urkunde abzuholen, doch diese Reise nimmt einen anderen Verlauf als geplant.…mehrDie Frauen des Klosters Bochaugia ziehen ein kleines Findelkind auf, das sie Adelindis nennen. Sie ist wissbegierig, lernt schnell und hat ein feines Gespür. So lernt sie lesen, schreiben, rechnen und auch das Wissen um Heilpflanzen.
Um das Kloster zu retten, wird sie zur Klosterinsel Reichenau geschickt, um dort eine Urkunde abzuholen, doch diese Reise nimmt einen anderen Verlauf als geplant. Denn der Tod mehrere Äbte zieht ein Netz aus Intrigen und Geheimnissen nach sich, allerdings gerät Adelindis durch ihre schnelle Auffassungs- und Beobachtungsgabe, aber auch ihr Wissen um Heilkräuter schnell selbst in den Verdacht. Schon bald weiß sie nicht mehr, wem sie trauen kann, denn selbst in ihrem eigenen Kloster wird sie bedroht.
Nach dem Einstieg in die Geschichte und nachdem Adelindis alt genug ist, beginnt sie selbst ihre Geschichte zu erzählen, mit all ihren Vorstellungen, Eigenheiten und Gedanken. Sie ist forsch, erkennt Zusammenhänge und muss öfter mal gebremst werden, zu enthusiastisch sind ihre Gefühle. Aber genau das macht es noch interessanter, jemand der sich nicht einfach einer Sache hingibt, sondern der für Gerechtigkeit und Aufklärung kämpft, auch wenn das eigene Leben bedroht wird.
Die Spannung steigt, je mehr Vorfälle passieren, nebenbei lernt man das Leben im Kloster kennen, ebenso wie die Unterschiede, je nachdem ob ein Kloster von Männern oder Frauen geführt wird.
Die Charaktere sind gut herausgearbeitet, man entwickelt sofort Sympathien oder Antipathien. Die Mischung aus historisch belegt und Fiktion ist gelungen, die Rolle der Frauen dabei ist passend eingebunden, ebenso wie die geschichtlichen Hintergründe, die Rolle der Äbte und Grafen, auch wenn mir stellenweise etwas der Kopf geschwirrt hat bei den vielen Namen und Ortschaften.
Für mich hätte es etwas weniger Gedankengänge und Diskussionen geben können, um den Spannungsbogen durchgehend zu halten, aber Adelindis Rolle, die sie eher unfreiwillig spielt, fand ich gut entwickelt, zumal sie auch vor der Entscheidung steht, ihrem Herzen zu folgen – entweder als Nonne oder außerhalb der Klostermauern zu leben.
Das Cover muss man wirken lassen- die verschwommene Schrift mit der Frau und den Kräutern sind dezent eingearbeitet, so dass man erst näher hinsehen muss, ebenso wie die Form des alten Briefes. Aber es passt perfekt zur Geschichte.
Ich habe mich gut unterhalten gefühlt, eine Fortsetzung ist angekündigt und ich bin jedes Mal wieder fasziniert, wie Autorinnen es schaffen, aus den wenigen vorhandenen Belegen mitreißende, dramatische Erzählungen aus lange zurückliegenden Epochen zu kreieren, von denen man einfach nicht genug bekommen kann und diese wieder aufleben zu lassen. Eine gelungene Zeitreise, in der man sich mitten im Geschehen fühlt.