Man kann dieses Buch verwenden, um ein Haus für sich und seine Familie zu planen; man kann es verwenden, um zusammen mit seinen Nachbarn die eigene Stadt und Umgebung zu verbessern. Und es bietet eine Einführung in die tatsächlichen Vorgänge des Bauens.
Christopher Alexander nimmt zu den Fragen des Bauens und der Architektur eine Sonderstellung ein, die gleichwohl die Problematik des Entwerfens aufrollt. Er geht von der Überzeugung aus, daß es eine selbstverständliche Fähigkeit gibt, zeitlose Dinge zu schaffen, daß diese Fähigkeit aber weithin - und vor allem bei den professionellen Gestaltern - verschüttet wurde. Er unternimmt in seinem Gesamtwerk den Versuch, dieses Vermögen wieder aufzuspüren.
Die Muster-Sprache (A Pattern Language) ist zunächst eine Planungshilfe. Die 'Muster' sind Antworten auf Entwurfsprobleme. Wie hoch soll eine Fensterbrüstung sein? Wie viele Geschosse soll ein Gebäude haben? Wieviel Siedlungsfläche sollen Gras und Bäume einnehmen? Der Maßstab dieser Bausteine reicht von 'unabhängigen Regionen' bis zur 'schmalen Deckleiste'.
Die Muster-Sprache erinnert an ein Regelwerk und ist auch tatsächslich wie eine Check-Liste beim Entwerfen verwendbar. Die Muster sind nur die Ergebnisse der vorangehenden Argumente und Gedankengänge. Jedes Muster besteht aus einer Problemstellung, einer Erörterung des Problems mit einer Illustration und aus der Lösung. Das Verständnis dieser Gedankengänge ermöglicht es auch, für den konkreten Fall weitere - oder andere - Schlußfolgerungen zu ziehen.
Auf rationalen Wegen spürt Alexander jenen Qualitäten der gebauten Umwelt nach, die vielfach als irrational angesehen werden.
Christopher Alexander nimmt zu den Fragen des Bauens und der Architektur eine Sonderstellung ein, die gleichwohl die Problematik des Entwerfens aufrollt. Er geht von der Überzeugung aus, daß es eine selbstverständliche Fähigkeit gibt, zeitlose Dinge zu schaffen, daß diese Fähigkeit aber weithin - und vor allem bei den professionellen Gestaltern - verschüttet wurde. Er unternimmt in seinem Gesamtwerk den Versuch, dieses Vermögen wieder aufzuspüren.
Die Muster-Sprache (A Pattern Language) ist zunächst eine Planungshilfe. Die 'Muster' sind Antworten auf Entwurfsprobleme. Wie hoch soll eine Fensterbrüstung sein? Wie viele Geschosse soll ein Gebäude haben? Wieviel Siedlungsfläche sollen Gras und Bäume einnehmen? Der Maßstab dieser Bausteine reicht von 'unabhängigen Regionen' bis zur 'schmalen Deckleiste'.
Die Muster-Sprache erinnert an ein Regelwerk und ist auch tatsächslich wie eine Check-Liste beim Entwerfen verwendbar. Die Muster sind nur die Ergebnisse der vorangehenden Argumente und Gedankengänge. Jedes Muster besteht aus einer Problemstellung, einer Erörterung des Problems mit einer Illustration und aus der Lösung. Das Verständnis dieser Gedankengänge ermöglicht es auch, für den konkreten Fall weitere - oder andere - Schlußfolgerungen zu ziehen.
Auf rationalen Wegen spürt Alexander jenen Qualitäten der gebauten Umwelt nach, die vielfach als irrational angesehen werden.
Für gute Nachbarschaft: Christopher Alexanders Gebrauchsanleitung zum besseren Bauen und Leben
Das Wort "Muster", der zentrale Begriff in Christopher Alexanders Buch "A pattern language", bildet für den Leser der deutschen Ausgabe eine Hürde. Abgeleitet vom lateinischen "monstrare", also: "vorzeigen, vorweisen", steckt im deutschen "Muster" das Musterhafte, in seiner Art Vollkommene. Mit der militärischen "Musterung" wird das Wort gar zum Gegenteil dessen, was der zivile Alexander im Sinne hat. Denn um die Autorität der fehlerlosen Vorlage geht es dem in Berkeley lehrenden Architekten und Planer keineswegs. Sein englisches "pattern" meint für den Städte-und Häuserbau, was das "Muster" für den Teppich oder die Tapete besagt: die Kombination einzelner Motive, die Wiederkehr bestimmter, unentbehrlicher Elemente.
Die deutsche Ausgabe kommt spät, fast zwanzig Jahre nach der englischen und über dreißig Jahre, nachdem Alexander mit Losungen wie "Eine Stadt ist kein Baum" im angelsächsischen Sprachraum und auch bei uns die hierarchische Planungslogik attackiert hat. Sein "Pattern Language" liegt seit langem neben den Zeichenbrettern von Architekten, die nach Methoden und Ratschlägen für ein bewohnernahes Bauen suchen. Doch kommt die deutsche Dünndruckausgabe nicht zu spät. Dem Anthropologen Alexander und seinen Co-Autorinnen geht es um ein zeitloses Thema, um die vernachlässigten Wünsche und Bedürfnisse des Gattungswesens Mensch, um die Befriedigung seiner grundlegenden Instinkte. Und was sind zwei Jahrzehnte angesichts der Dauer der Zeiten?
Seine praktischen Erfahrungen hat Alexander sich als Planer von Wohnungs-und Sozialbauten erworben. In Mitteleuropa ist sein "Linz Café" in der Donaustadt bekannt geworden. Vor allem war er als Berater von Planungsagenturen der Ersten, Zweiten und Dritten Welt unterwegs. Er hat sich einen Namen gemacht mit jener Beschäftigung, die "Anwaltsplanung" hieß: eine Planung, die im wohlverstandenen Interesse ihrer Klienten zu handeln und den stimmlosen Benachteiligten eine Stimme zu geben suchte. Eine Versuchung für die Anwaltsplaner war es stets, ihren Schutzbefohlenen die Wünsche zuzuschreiben, von denen die Planer meinten, daß die Verplanten sie haben müßten.
Aus ihrer Praxis haben Alexander und seine Mitbewerber am "Center for Environmental Studies" im kalifornischen Berkeley ihre Ratschläge gefiltert. Nicht weniger als 253 Positionen sind es geworden, die von der Auflösung der Staaten zugunsten der Regionen bis zum erhöhten Blumenbeet, von der Verteilung der Städte bis zur niedrigen Fensterbank reichen. Alle Artikel sind gleich aufgebaut. Ein Bild signalisiert das jeweilige "Muster"-Thema: etwa ein lesender alter Mann auf der Parkbank, davor zwei (bemerkenswert gesittete) Knaben. Folgt eine Notiz, die auf den Zusammenhang mit anderen Mustern hinweist. Dann als Schlagwort, fett gesetzt, die Formulierung des Problems: "Alte Menschen brauchen alte, aber auch junge Menschen und umgekehrt."
Daran schließt sich ein Kurzessay an, der die Sachlage mit Zitaten aus der Fachliteratur erläutert. Fett gedruckt ist dann wieder die Aufforderung: "Schaffe Wohnungen für ungefähr fünfzig alte Menschen in jeder Nachbarschaft . . ., so daß die fünfzig Häuser insgesamt einen zusammenhängenden Schwarm bilden, mit einem eigenen deutlichen Zentrum, aber an den Rändern mit anderen gewöhnlichen Häusern der Nachbarschaft verwoben." Den Schluß machen ein Diagramm und weitere Hinweise auf andere Muster. Die Artikel sind nach Dringlichkeit ausgezeichnet, mit zwei Sternchen, einem oder gar keinem. Der Abschnitt "Überall alte Menschen" ist mit der Bestnote versehen. Die Autoren sind sich ihrer Sache sicher - auch der Notwendigkeit von fünfzig Häusern.
Gleichwohl steht Alexanders Katalog im Gegensatz zu gebieterischen Anweisungen wie dem Bestseller unter den deutschen Architekturbüchern, der Neuffertschen Bauentwurfslehre. Alexanders Elemente kann man elastisch variieren und kombinieren. Da die einzelnen Positionen keinem geschlossenen System angehören, sondern sich lose miteinander verketten, sind sie auch als Partikel nutzbar. Wer sich in seinem Hause eine "sonnige Stelle" verschaffen will, muß nur Artikel 161 aufschlagen. Er wird dann allerdings auch auf die Suche nach "Privatterrasse an der Straße", "Zimmer im Freien", "Zwei-Meter-Balkon", "Gefiltertes Licht", "Laubenweg", "Markisendächer" und "Plätze zum Sitzen" geschickt.
Zeitloses Bauen, gibt es das? Hier spricht ein Mann mit den Erfahrungen der Achtundsechziger-Generation, die in den angelsächsischen Ländern früher als anderswo gegen die urbanistischen Totallösungen der Techniker, Wirtschaftlichkeitsexperten und Verkehrsspezialisten rebelliert hat. Alles genießt Alexanders Wohlwollen, was selbstgemacht und selbstentschieden ist, dezentral, kleinteilig gegliedert, was das Handwerk unterstützt, die Nachbarschaft fördert und Geselligkeit ermutigt. Der Drang nach Gemeinsamkeit geht so weit, daß er statt der neutralen Hotels Gasthöfe als moderne Karawansereien fordert, in denen es einen großen Raum mit Nischen zum Schlafen gibt.
Das Zeitlose offenbart sich nur in zeitlicher Gestalt. Das ist die Bedingung seines Erscheinens. So übersetzt auch Alexander in seinen 253 "patterns" den ewig menschlichen Wunsch nach Glück, Schutz, Orientierung und Selbstverwirklichung in Ratschläge, die gelegentlich sehr zeitbedingt ausgefallen sind, sehr schichtenspezifisch und sehr auf die Person des Autors bezogen - bei allem immensen Reichtum der Beobachtungen und Erfahrungen.
Denn ist es wirklich ein zeitüberdauerndes Bedürfnis, das Wohnzimmer oder die Veranda mit unterschiedlichen Sesseln, großen und kleinen Lehnstühlen, Korbsesseln, Hockern und Schaukelstühlen zu bestücken? Der Wunsch, die Gemeinsamkeit der Gästerunde auch durch einheitliche Möblierung zu bekunden, wäre nicht zulässig? Muß (und nicht nur: darf) das Haus alle Spuren seiner privaten Geschichte zeigen, einschließlich des "alten Fotos, auf dem der Wind durch das Gras weht"? Der Bedarf nach Stille, Zurückhaltung, Leere, Askese kann also keine akzeptablen "Muster" bilden?
Alexander plädiert für das Recht jedes einzelnen auf den Ausdruck seiner selbst und für Regeln, die bestimmen, wie die unterschiedlichen Individuen ihre begründeten Ansprüche miteinander vereinbaren können. Seine Vorliebe gehört dabei der liebenswürdigen Anarchie und dem anregenden Chaos. Aber so vielfältig die Welt sich im Kopfe dieses produktiven Geistes malt, der Schatten eines neuen Totalanspruchs fällt auch auf sie. Es ist der Anspruch auf Befriedigung eines alles erdrückenden, grenzenlosen Wohlbehagens. Die bedrängende Nähe der guten Menschen. WOLFGANG PEHNT
Christopher Alexander / Sara Ishikawa / Murray Silverstein: "Eine Muster-Sprache. A Pattern Language". Städte - Gebäude - Konstruktion. Hrsg. von Hermann Czech. Löcker Verlag, Wien 1995. 1273 S., zahlr. Abb., 200,- DM.
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