Aus dem Englischen von Kathrin Razum. Milly und Pip, der eigentlich Phillip heißt, begegnen sich 1979 erstmals in einem Londoner Pup, in dem Milly hinter dem Tresen steht. Beide sind jung, beide sind Iren im Londoner Exil. Es ist eine Begegnung fürs Leben und gleichzeitig auch nicht, denn Zufälle,
die falschen Ereignisse im falschen Augenblick verhindern, dass sie ein Paar werden, obwohl jedes…mehrAus dem Englischen von Kathrin Razum. Milly und Pip, der eigentlich Phillip heißt, begegnen sich 1979 erstmals in einem Londoner Pup, in dem Milly hinter dem Tresen steht. Beide sind jung, beide sind Iren im Londoner Exil. Es ist eine Begegnung fürs Leben und gleichzeitig auch nicht, denn Zufälle, die falschen Ereignisse im falschen Augenblick verhindern, dass sie ein Paar werden, obwohl jedes Wiedersehen im Verlauf von beinahe 40 Jahren eine neue Chance sein könnte. Könnte, denn das Leben, das beide beutelt, kommt immer wieder dazwischen. Dabei verläuft Millys Leben über lange Phasen relativ konstant, sie fühlt sich wohl in London und hat in Mrs Oaks Pub für lange Zeit ein Zuhause gefunden. Pip dagegen wird vom Leben herumgetrieben und ist nirgendwo zu Hause.
Was diesen Roman so ungeheuer spannend und atmosphärisch macht ist die Art, wie Christine Dwyer Hickey die Geschichte dieser beiden einsamen Seelen erzählt. Die Perspektiven wechseln sich ab, wobei Milly von 1979 an in mehreren Schritten chronologisch mit eingearbeiteten Rückblicken zu Wort kommt und Pip auf der Basis seines Seins im Jahr 2017 komplett in der Rückschau auf sein Leben blickt. Dabei fügen sich ganz langsam kleine eingefügte Details wie Puzzleteile ineinander zu einem Gesamtbild, welches erst am Schluss das gesamte Panorama dessen, was beiden widerfahren ist, entfaltet. Viele kleine Ereignisse, im Augenblick des Geschehens vermeintlich unbedeutend, offenbaren ihren Einfluss auf das weitere Leben erst auf lange Sicht. Für mich ist das ganz großes Kino. Ich fühlte mich beiden Figuren sehr nahe und habe sie gerne über die vier Jahrzehnte begleitet. Gleichzeitig ist der Roman auch eine Hommage an London, indem er bezeugt, wie sich die Stadt über vier Dekaden verändert hat. Die Kultur der Pubs ist im Niedergang begriffen, Investoren kaufen alles auf, reißen es ab und errichten Glasfassaden in einer jetzt futuristisch anmutenden Stadt. Nachbarschaften verändern sich, Menschen sterben oder ziehen weg, weil die Veränderung kein Zuhause mehr bietet. Dieser Roman gehört um Besten, was ich dieses Jahr gelesen habe.