Marktplatzangebote
Ein Angebot für € 13,18 €
  • Gebundenes Buch

Schwäbelnde Tagesschau-Sprecher, Bairisch redende Tatort-Kommissare, berlinernde Comedians - Dialekt ist in. Karl-Heinz Göttert nimmt uns mit auf eine Reise durch die deutschen Mundarten. Er erklärt, wo die Grenze zwischen Stulle und Bemme verläuft, woher das Sächsische seinen (zu Unrecht) schlechten Ruf hat und warum das Schweizerdeutsch die Sprache des Herzens ist. Und er stellt die Frage, wie es um die Zukunft der Dialekte bestellt ist. Denn während sich Hochdeutsch ständig weiterentwickelt, sind die Dialekte eine Art Museum der Sprache. In einer globalisierten Welt, so Göttert, wächst die…mehr

Produktbeschreibung
Schwäbelnde Tagesschau-Sprecher, Bairisch redende Tatort-Kommissare, berlinernde Comedians - Dialekt ist in. Karl-Heinz Göttert nimmt uns mit auf eine Reise durch die deutschen Mundarten. Er erklärt, wo die Grenze zwischen Stulle und Bemme verläuft, woher das Sächsische seinen (zu Unrecht) schlechten Ruf hat und warum das Schweizerdeutsch die Sprache des Herzens ist. Und er stellt die Frage, wie es um die Zukunft der Dialekte bestellt ist. Denn während sich Hochdeutsch ständig weiterentwickelt, sind die Dialekte eine Art Museum der Sprache. In einer globalisierten Welt, so Göttert, wächst die Sehnsucht nach Heimat und Zugehörigkeit. Die Mundarten werden uns also erhalten bleiben und damit alle Klischees und Witze über Schwaben, Ostfriesen und Rheinländer.
Autorenporträt
Göttert, Karl-Heinz
Karl-Heinz Göttert, geboren 1943 in Koblenz, war bis 2009 Professor für Germanistik an der Universität zu Köln. Seine Schwerpunkte sind Rhetorik, Stilistik und Konversation. Er hat historische Kriminalromane sowie Standardwerke über Sprache und Orgelmusik verfasst. Bei Ullstein erschienen von ihm Deutsch. Biografie einer Sprache und Alles außer Hochdeutsch. Ein Streifzug durch unsere Dialekte. Seine bei S. Fischer veröffentlichte Studie "Mythos Redemacht" stand 2015 auf der Shortlist für den Preis der Leipziger Buchmesse.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Nicht Fisch, nicht Fleisch nennt Wiebke Porombka das Buch des emeritierten Germanisten Karl-Heinz Göttert. Indem der Autor sich nicht traut, linguistisch richtig auf die Tube zu drücken, aber auch nicht nur anekdotisch vorgeht und zwischen Dialekten und Regionen herumstreunt, sondern eben auch ein bisschen über Lautverschiebung dozieren möchte, verfehlt er nach Meinung der Rezensentin beide Zielgruppen: den Laien wie den Fachmann. Einer instruktiven Einleitung über Dialektverfall und -renaissance folgt so laut Porombka ein diffuses, espritloses Palaver und ein dementsprechend unspektakuläres Fazit, das zwischen Dialekt und Hochsprache die Umgangssprache als die siegreiche Dritte ausmacht.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.11.2011

Vom Trünneln un Snappeln

Wider den Siegeszug des Englischen: Zwei neue Bände erkunden die Sprachräume jenseits des Hochdeutschen und sagen den Dialekten eine rosige Zukunft voraus.

Zumindest eine interessante These findet sich in dem Band "Alles außer Hochdeutsch. Ein Streifzug durch unsere Dialekte", der sich mit populärwissenschaftlichem Anspruch die Geschichte und Verfasstheit der Dialekte des Deutschen vornimmt. Sehr wahrscheinlich, so lautet sie, werden die Dialekte zum letzten Refugium des Deutschen, wenn das Englische als Weltsprache alles andere geschluckt hat. Leider findet sich diese Überlegung auf Seite 346 (zwei Seiten vor der Danksagung) und stammt auch nicht vom Verfasser des Buches, dem emeritierten Kölner Germanistikprofessor und Rhetorik-Experten Karl-Heinz Göttert, sondern von dem Sprachwissenschaftler Jürgen Trabant. Erhellend weitergedacht oder aber pointiert widerlegt wird Trabants Annahme von Göttert nicht, lediglich kommentiert mit einem nonchalanten: Kann sein, muss aber nicht.

Auch was Göttert auf den mehr als dreihundert Seiten zuvor betreibt, wirkt reichlich unentschieden. Geht es ihm einerseits um die Entfaltung linguistischen Grundwissens über erste und zweite Lautverschiebung und die historischen Zusammenhänge über die räumliche Segregation und Ausdifferenzierung verschiedener Dialektformen, so stehen dem gegenüber mehr oder minder anekdotische Beispiele von Dialektgebrauch und den Missverständnissen, die dieser der Kommunikation bisweilen beigeben kann.

Das Problem ist nicht allein, dass Göttert mit dieser Mischung passgenau zwischen den zwei möglichen Adressatengruppen seines Buches durchfällt - den Experten und denjenigen, die man interessierte Laien nennt. Das wesentliche Problem ist schon im Titel angelegt: Göttert unternimmt einen Streifzug, der seinem Wesen nach so gemächlich wie ziellos ist. Zwar wird in der durchaus instruktiven Einleitung der zu verzeichnende sukzessive Verfall der Dialekte einem vermeintlichen Paradigmenwechsel in den siebziger Jahren gegenübergestellt: einer Renaissance des Dialektsprechens insofern, als es nicht mehr nur als diskreditierendes Merkmal der Unterschicht angesehen, sondern auch mit positiven Konnotationen wie Nestwärme oder Vertrauen belegt werde. Nachdrücklich verfolgt wird diese Gegenbewegung im Folgenden aber nicht. Auch bemerkenswerte Feststellungen, wie etwa jene, dass Dialekte in jüngster Zeit vermehrt als kalkuliertes Mittel zur Schaffung von Solidarität eingesetzt werde, nimmt Göttert leider immer nur am Rande auf, wenn es etwa um die dialektalen Färbungen von Politikerreden geht.

Stattdessen streift der Autor im Plauderton durch die verschiedenen Dialekte und ihre Regionen. Seine Intention bleibt dabei über weite Strecken diffus. In diesem Sinne folgt es zumindest einer gewissen inneren Logik, dass auch Götterts Fazit in sanfter Mittellage mündet: dass wir künftig mit noch weniger Dialekt und mit noch weniger Hochsprache auskommen müssen und stattdessen die Umgangssprache zunehmend Einzug in die Kommunikationsgewohnheiten halten werde. Sonderlich überraschend ist das nicht.

Hoffnungsfroh stimmt angesichts der relativen Abwesenheit von Esprit in Götterts Buch, dass gerade ein zweiter Band zum Thema Dialekt erschienen ist: In dem von Joachim Kalka herausgegebenen Band der Valerio-Reihe, in dem neben Karl Corino unter anderen Ingo Schulze, Klaus Reichert und Dagmar Leupold Überlegungen zur Sprache jenseits des Hochdeutschen anstellen, findet sich die dickste Pointe gleich im zweiten Satz der Vorbemerkung. Dass der Dialekt eine wesentliche Rolle in der deutschen Literatur spiele, heißt es da, springe nicht unbedingt ins Auge: "Die Texte, wo (sic!) der Dialekt ganz offensichtlich große Literatur geworden ist, sind nicht sehr zahlreich." Muss man den Dialekt also nur gekonnt einzusetzen wissen, dann springt er auch ins Auge?

Eine wunderbare und bei aller Subtilität pointensichere Fingerübung ist gleich der erste kurze Beitrag des Heftes, in dem Heinrich Detering den durchaus überzeugenden Beweis führt, dass man es bei dem Mundart-Gedicht "Aanten int Water" von Klaus Groth, erschienen erstmals 1852, mit handfestem "Hiphop aus Dithmarschen" zu tun hat. Deterings Beweisführung schließt mit der These, dass das niederdeutsche "Trünneln un Snappeln" der Entenschar die wortgetreue Übersetzung von "Rock 'n' Roll" sei. An dieser Stelle mag es nun, war doch eben noch von Hiphop die Rede, nicht nur musikgeschichtlich etwas heikel werden.

Auch in den folgenden Beiträgen zeigt sich, dass Dialekt mehr eine Frage des Gefühls ist und sich nicht auf das vermeintlich Faktische reduzieren lässt. Deshalb ist im Dialekt mitunter auch das möglich, was im Hochdeutschen nicht möglich wäre. Das zeigt etwa Karl Corino, der seine bislang unveröffentlichten, erstaunlich handfesten "Fränkischen Epigramme" präsentiert. Aber auch Ingo Schulze, der über den mentalen Raum schreibt, dem ihm das Sächsisch seiner Kindheit öffnet, und der zugleich erklärt, warum er all seine bisherigen Versuche, Sächsisch als Figurensprache in seine Romane und Geschichten aufzunehmen, immer wieder verworfen hat: weil das, was im alltäglichen Kontext Sinn und Sinnlichkeit für Schulze stiftet, im Schriftlichen zur Denunziation zu werden droht.

Und so lassen die Beiträge dieses Bandes allenfalls erahnen, dass die Möglichkeiten der Dialekte durchaus bedenkenswert für die Literatur der Gegenwart sein könnten, nachdem sie in der Renaissance des Volksstücks in den siebziger Jahren ihre ästhetische Wucht gezeigt, seither aber im Wesentlichen brach gelegen haben. Ansetzen müssten solche Überlegungen zweifelsohne bei der Frage, ob es sich beim Dialekt in der Literatur um eine Kunstsprache oder gerade um deren Gegenteil, um die Freilegung einer Ursprünglichkeit, handeln sollte. Das leistet der Valerio-Band nicht. Er begnügt sich stattdessen vorerst mit einem ebenso heterogenen wie kurzweiligen, aber nicht unbedingt zwingenden Reigen zum Thema.

WIEBKE POROMBKA

Karl-Heinz Göttert: "Alles außer Hochdeutsch". Ein Streifzug durch unsere Dialekte.

Ullstein Buchverlage, Berlin 2011. 384 S., geb., 19,99 [Euro].

"Dialekt, Dialekte".

Valerio - die Heftreihe der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Heft 13/2011. Hrsg. von Joachim Kalka. Wallstein Verlag, Göttingen 2011. 104 S., br., 10,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr