Der Morgen brach an, der Morgen der Armen, finster und neblig. Francka stand müde vom Träumen auf, sie dachte im selben Moment an den Dornenweg, der ihr bevorstand, und es lief ihr kalt hinunter. In der Stube war es stickig, es roch noch nach der Toten, nach Kerzen und Schnaps. Auf dem Tisch lag das Stück Brot, das der Schuster gebracht hatte, auch Kaffee war im Schrank, und Francka ging das Frühstück kochen. Sie warf vom Flur einen Blick auf den Hang - alles war noch still, das Schlammwasser lief durch den schrundigen Straßengraben ins Tal und plätscherte leicht. Nirgends noch knarrte eine Tür - der Hang schlief den schweren und stickigen Schlaf des betrunkenen Bettlers, der aus dem Haus in die Regennacht gejagt worden ist und sich in den Graben gelegt hat.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Rezensent Uwe Stolzmann begrüßt die Edition dieses autobiografischen Romans des damals sechsundzwanzigjährigen slowenischen Nationaldichters aus dem Jahr 1902. Zwar sei es nicht unbedingt ein Vergnügen, ihn lesen schreibt Stolzmann angesichts der Brutalität von Ivan Cankars darin zum Ausdruck kommender Weltsicht von dieser bäuerlichen Vorhölle, als die Cankar seine slowenische Heimat beschrieb. Trotzdem deuten sich für den Rezensenten hier wesentliche Katastrophen des 20. Jahrhunderts an, das zur Zeit des Entstehens dieses Buchs gerade erst begonnen hatte - Katastrophen, die im Wesentlichen auch von der Krankheit ausgelöst worden sind, die der Roman Stolzmann zufolge samt ihrer brutalisierenden Wirkung auf die Menschen beschreibt: der Armut nämlich.
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