Seit der Antike dienen Ameisen und ihre Formen des Zusammenlebens als Modell und Vergleich für den Menschen und seine soziale Organisation. Dabei ist das Bild der Ameisengesellschaft, in denen wir unsere Ordnungen spiegeln, äußerst flexibel und kann als Vorlage sowohl für republikanische wie monarchistische, libertäre oder totalitäre Vorstellungen einer Gemeinschaft verwendet werden. In seiner wissenshistorischen Studie verfolgt Niels Werber die wechselhafte Faszinationsgeschichte dieses Vergleichs und untersucht die Evidenzen und blinden Flecken, die er produziert. Was an Ameisen beobachtet wird, so der Befund, gibt Antworten auf soziologische oder anthropologische Probleme - und stellt jenseits aller Disziplinen die Frage, was der Mensch ist und was die Gesellschaft, in der er lebt.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Markus Wild spürt es Krabbeln in diesem Buch des Literaturwissenschaftlers Niels Werber. In der Tat, die Ameisen sind überall. Nicht zuletzt deshalb, meint Wild, weil der Autor sie überall sehen will. Um die anvisierten Übertragungen zwischen Ameisenkunde, Literatur und Soziologie und die Analogien bzw. Identitäten zwischen Ameise und Mensch und die ihnen zugrundeliegenden Imaginationen sichtbar zu machen, projiziert der Autor laut Wild schon mal die Schwarm-Forschung der 1980er Jahre zurück auf einen Sci-Fi-Roman von 1930. Bezüglich des großen Krabbelns bleibt für Wild die Frage nach dem Verhältnis von Geistes- und Naturwissenschaften offen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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'Ameisengesellschaften' von Niels Werber liest sich trotz seines komplexen Gegenstandes leicht und spannend. Matthias Eckoldt Deutschlandfunk (Büchermarkt) 20140120







