Andrarg wächst im Orden der Wächter auf und wird selbst zu einem. Seine Aufgabe: Die Welt vor den Dämonen schützen, die in der Unterwelt lauern und sich an den Menschen gütlich tun. Wider der Regeln und dem Wissen seiner Oberen nimmt Andrarg Kontakt zu seiner Schwester auf, gibt sich ihr aber nicht
zu erkennen. Dann geschieht das unvermeidliche: seine Schwester und ihre beiden Kinder werden…mehrAndrarg wächst im Orden der Wächter auf und wird selbst zu einem. Seine Aufgabe: Die Welt vor den Dämonen schützen, die in der Unterwelt lauern und sich an den Menschen gütlich tun. Wider der Regeln und dem Wissen seiner Oberen nimmt Andrarg Kontakt zu seiner Schwester auf, gibt sich ihr aber nicht zu erkennen. Dann geschieht das unvermeidliche: seine Schwester und ihre beiden Kinder werden ermordet. Der Täter ist wahrscheinlich Andrargs Schwager.
Als er aber sein Recht auf Rache dem Orden gegenüber einfordert, wird ihm dies verwehrt und er getadelt dafür, dass er die Regeln gebrochen hat. Für Andrarg gibt es daraufhin nur einen Weg: Er muss selbst zum Dämon werden, damit er den Tod seiner Schwester und deren Kinder rächen kann. Doch der Weg dorthin verlangt sehr viel.
Ist Andrarg wirklich bereit, diesen Weg einzuschlagen?
Der Roman wird als "Grimdark" angepriesen. Und düster ist die Handlung. Ist sie aber wirklich "grimdark"? Ich muss gestehen, das Musterexemplar (A Song of Ice and Fire) sitzt seit mehreren Jahren auf meinem Bücherregal, doch ich finde immer wieder Ausreden, die Bücher nicht zu lesen. Insofern kann ich nur von dem, was man heute vielleicht als grimdark bezeichnen könnte urteilen.
Der Roman ist definitiv dark. Die Autorin und der Verlag weisen darauf hin, es gibt Triggerwarnungen im Buch, die ich allerdings für überflüssig halte. Ja, es wird gemordet, mehr als einmal. Und vor allem die ersten fünf dieser Morde sind verwerflich. Aber wirklich grim? Dazu fehlen die Einzelheiten meiner Meinung nach. Es wird in wenigen Sätzen abgeklärt, was passiert, ohne wirklich tief darauf einzugehen. Das geschieht durchweg mit allen Morden. Sicher, Andrarg denkt an seine Taten, und zumindest zwei davon scheinen ihn wirklich tief zu treffen. Aber es wird so schnell über das hinweggegangen, was passiert ist, dass ich persönlich eine Triggerwarnung für überflüssig halte. Da gibt's mehr Gemetzel in einem durchschnittlichen Horror-Roman.
Meine persönliche Präferenz bei Fantasy im allgemeinen ist ein gelungener Weltenbau. Zumindest das Magiesystem hier ist durchdacht, und es gehört zum Weltenbau dazu, keine Frage. Aber mir persönlich fehlen die Beschreibungen. Ich kann mir weder die Burg noch die Welt der Dämonen wirklich vorstellen. Der Schneesturm wird erwähnt, ja, aber man fühlt ihn nicht. Als Leser erfährt man die Geschichte aus Andrargs Sicht, aber er scheint so losgelöst von seinem Körper, dass er beispielsweise Schnee nicht wahrnimmt, oder das Heulen des Windes, das Rauschen der Bäume im Wald, die dumpfen Tritte der Pferde, etc. Es ist alles weit weg oder wird nur am Rande skizziert. Wie gesagt, dies ist meine persönliche Vorliebe. Ich mag einen reichen Weltenbau, in dem auch eine Burg erklärt wird, die Räume, in denen die Protags sich aufhalten, wie sie Hitze oder Kälte wahrnehmen, Wetter sie beeinflusst, usw.
Was von Kalm sehr gut geschildert hat ist Andrargs Innenansicht. Man fühlt mit ihm mit und kann seine Handlungen, oder sein Zögern, nachvollziehen. Er ist ein widerstrebender Antiheld, der eigentlich nur Rache sucht, aber von Kräften, die größer sind als er, zu Dingen getrieben wird, die er nicht wirklich will. An einer Stelle fragt er sich selbst, wie es weitergehen soll, nachdem er seinen Schwager gestellt hat. Zum Orden zurückkehren dürfte nach seinen Handlungen in diesem Buch nicht mehr möglich sein, aber er möchte auch kein Dämon bleiben, denn von denen wird er weiter als Wächter wahrgenommen. So steckt er fest und erkennt erst sehr spät im Roman, in welche Lage er sich eigentlich gebracht hat.
Ich will das Buch nicht schlecht reden, im Gegenteil. Es hat seine Schwächen, die zum Teil auch an der Erzählperspektive liegen, aber es hat auch seine Stärken. Der Roman ist interessant und fesselnd geschrieben, es gibt keine Tippfehler (mir sind zumindest keine aufgefallen), und für das, was er berichten will, ist die Handlung schlüssig. Ich (persönlich) wünschte nur, ein paar mehr Details, ein bisschen mehr in das Kampfgeschehen eintauchen und mehr Beschreibungen. Aber für das, was er sein will, ist der Roman mehr als ausreichend.