»Anthropologie als Kritik der modernen Welt«, als der Versuch, alternative Welten und Lebensformen sichtbar zu machen - das war der Kern von Claude Lévi-Strauss' wissenschaftlichem Wirken. Nirgends findet man dies farbiger und konziser dargestellt als in diesem posthum veröffentlichten Band.Er versammelt drei bisher unveröffentlichte Vorträge, die Lévi-Strauss 1986 in Japan gehalten hat. Sie gehen der Frage nach, welche Rolle die Anthropologie in der modernen Welt spielen kann, und setzen bei der Feststellung an, daß das westliche Gesellschafts- und Fortschrittsmodell durch die ökologischen Folgen der kapitalistischen Industrialisierung, die Umweltzerstörung und die Ausbeutung natürlicher Ressourcen in eine Sackgasse geraten ist. Hier kommt nun die Anthropologie ins Spiel, da sie alternative Gesellschaftsmodelle und einen anderen Umgang mit der Natur untersucht und zur Kenntnis bringen kann. Diese anthropologische Aufklärung führt Lévi-Strauss an einer Reihe von hochaktuellen Beispielen, die sich etwa mit dem Sexual- und Familienleben und der Reproduktionsmedizin oder alternativen Formen des ökonomischen Austauschs befassen, auf faszinierende und gelehrte Weise vor. Indem die Anthropologie uns die Augen für Differenzen öffnet und uns mit anderen Lebensformen bekanntmacht, trägt sie zur Bildung eines demokratischen Humanismus bei. Das war Lévi-Strauss' große Hoffnung und das tiefere Motiv seiner Forschungen.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Als Einführung in das Denken des Großethnologen Claude Levi-Strass kann Rezensent Christof Forderer dieses Buch sehr empfehlen. Es versammelt Vorträge, die Levi-Strauss Mitte der achtziger Jahre in Tokio gehalten hat und in denen er nach einem neuen Energieschub für die erschöpfte westliche Zivilisation bei den frühen Gesellschaften suchte. Allerdings beschränkt sich der Nutzen des Buchs für den Rezensenten auf eben jene Grundgedanken. Denn der praktische Ertrag beläuft sich für Forderer auf die Erkenntnis, dass die frühen Gesellschaft nicht so viel "kulturelle Ordnung", aber auch nicht so viel "soziale Unordnung" geschaffen hätten. Den Biologismus und die Nietzeanischen Züge im Denken von Levi-Strauss hält Forderer dabei nur noch für begrenzt anknüpfungsfähig.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Viele Motive seines Denkens, das dem Relativismus der Kulturen auf den Grund geht, um den Universalismus der Strukturen freizulegen, klingen an. Auch darum taugt das erst im vergangenen Jahr auf Französisch gedruckte Buch als Einstiegslektüre für jene, die mit dem Werk des Anthropologen noch nicht vertraut sind und diesem Mangel abhelfen wollen.« Justus Wenzel Neue Zürcher Zeitung 20120901
»Das Büchlein ist eine wunderbare Einführung in Lévi-Strauss' Denken, verfasst aus der Vogelperspektive eines Universalgelehrten, der bis ins hohe Alter am Puls der Zeit blieb.«







