Man sieht ein blaues Fahrrad und denkt an den letzten Sommerurlaub zurück: Assoziationserlebnisse wie dieses sind ein alltägliches Phänomen. Aber was sind ihre notwendigen Merkmale? In seiner der Tradition der Phänomenologie verpflichteten Abhandlung bestimmt Lambert Wiesing das Erfahren der eigenen Individualität als intrinsischen Bestandteil einer jeden Assoziation. Einzig durch ungefragt sich einstellende Assoziationen kommt es zu dem Erlebnis, ein spezifisches, einmaliges Individuum in der Welt zu sein. Nicht die Individuen machen die Assoziation, sondern die Assoziationen machen die Individuen.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Martin Seel folgt Lambert Wiesing bei seinem Versuch, assoziativies Denken zu rehabilitieren. Was John Locke als Störfall des Denkens begriff, wird bei Wiesing zum Glücksfall und Merkmal von Individualität und Identität. Indem der Mensch sich beim Assoziieren sozusagen selbst begegnet, geht ihm seine Besonderheit auf, lernt Seel. Das Buch ist für den Rezensenten eine Weiterführung von Wiesings in anderen Büchern verfolgten Versuchen, das Subjekt "von den Zumutungen her" zu begreifen. Wiesing holt sich für seine These Unterstützung bei Husserl, Heidegger und Sartre, so Seel. Dass die negativen Seiten der Assoziation im Buch kaum vorkommen, findet Seel etwas bedauerlich.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»... eine dichte Phänomenologie dessen, was Assoziationen mit den Assoziierenden 'machen': Sie gewähren ihnen das unverwechselbare Erlebnis ihrer unverwechselbaren Individualität.« Martin Seel Frankfurter Allgemeine Zeitung 20250613







