"Auf dem Meer" legt vier Erzählungen von Gao Xingjian vor, die für die chinesische Literatur und ihre Entwicklung Wegmarken sind. In einem politischen Umfeld, in dem jede Äußerung zu Denunziation Anlass gab, versucht Gao Xingjian mit tastender Sprache Worte zu finden und Werte zu rehabilitieren, die uns elementar scheinen. Aber in der damaligen Welt war selbst die enge Beziehung zwischen Mutter und Kind ärgsten politischen Missverständnissen ausgesetzt. Mit Ernst und Ironie, aber auch mit skurrilen Spannungsbögen und unerwarteten Handlungsbrüchen entfalten diese Erzählungen unverwechselbar den Resonanzraum, in dem sich das Werk von Gao Xingjian entwickelte.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Der Rezensent mit dem Kürzel "sus" lässt kein gutes Haar an diesem Erzählband. Zu redundant erscheint ihm die Erzählung "Die Mutter", dauernd erfahre man aufs Neue, wie treulos und egozentrisch der Sohn sich selbst findet. Doch darüber, weshalb er nach Jahren nun plötzlich "seine Schuld erkennt", sage der Erzähler nichts. Geradezu unverzeihlich findet dies "sus", dem die Vokabeln "Überarbeitung, Hoffnungslosigkeit, Trostbedürfnis" als Erklärungen einfach nicht genügen. Wenn wenigstens ein Geheimnis zwischen den Zeilen zu erahnen wäre, seufzt "sus", doch nicht einmal das sei der Fall. Auch die anderen drei Erzählungen, auf die der Rezensent nicht näher eingeht, wecken seiner Ansicht nach nicht gerade Neugier auf weitere Werke des "letztjährigen Literatur-Nobelpreisträgers".
© Perlentaucher Medien GmbH
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