"Wie ein Buchstabe, / aufgerissenes Auge, nicht von dem Buch wissen kann, / das ihn enthält, / kann ich nicht lesen, wo ich bin."Sie stellen sich den Fragen nach der eigenen Existenz: der Bausoldat, der sich in der monotonen Plackerei auf Rügen zwischen "Gleichschritt" und "Normzeit" abhanden zu kommen droht; der Anpassungsvirtuose Erich Mielke, für den das Wort Ich ein "bloßes Stochern im Dunkel" ist; oder Apostel Paulus, der auf das Kommende vertraut und das Hier und Jetzt als Zwischenzustand begreift.Auf Moränen erklingen diese Stimmen, unter ihnen ein Berg von Erlebnissen und Geschichte, Gedankengeröll, das sich übereinanderschiebt. Christian Lehnert spürt in seinen Gedichtzyklen tastend, drängend den Identitätsfragen nach, wie sie vom Urchristentum bis in die Gegenwart reflektiert werden, und entfaltet "ein Wortgewebe voll dunklem Glanz" (Gerhard Kaiser).
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Für Rezensent Hermann Kurzke gehört Christian Lehnert zu der Handvoll guter Lyriker überhaupt. Allerdings fällt Kurzkes Argumentation dazu nicht allzu üppig aus. Die hübschen Kiesel im "Sprachschutt" des abgeschmolzenen Ostblocks, die er in den Texten entdeckt, können es allein nicht sein. Vielleicht die gottlose Einsamkeit, die der Autor in "traumatischen Bildern" vermittelt. Kurzke stößt auf sie unter anderem in den Gedichten aus Lehnerts Zeit als Bausoldat in Prora, als Möwen dem Autor die besseren Gesprächspartner waren. Wie die Lüge des politischen Systems sich in der Sprache manifestiert, scheinen die Gedichte mit ihrer "antiidyllischen" Sprache ebenfalls gut zu transportieren.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Richtig gute Lyriker gibt es höchstens eine Handvoll. Christian Lehnert gehört auf jeden Fall dazu.« Hermann Kurzke Frankfurter Allgemeine Zeitung 20080516







