Was wissen wir wirklich über die Menschen, die uns am nächsten stehen?
Als Lea Ypi im Internet ein ihr unbekanntes Foto entdeckt, das ihre Großeltern 1941 beim Après-Ski in den italienischen Alpen zeigt, fragt sie sich, was sie wirklich über ihre Familie weiß. Warum hat ihre geliebte Großmutter Leman, genannt Nini, Französisch gesprochen, wenn sie doch in Saloniki aufgewachsen war, als Enkelin eines Würdenträgers? Was hatte sie bewogen, als junge Frau Griechenland zu verlassen und auf eigene Faust nach Tirana zu gehen? Wie war sie mit Asllan zusammengekommen, ihrem Mann, der bald für viele Jahre in einer »Universität« verschwand? Und warum lächelte sie im Schnee von Cortina und zu einer Zeit, in der es nichts zu lachen gab, weil in Europa ein grausamer Krieg tobte?
Lea reist an die Orte von Lemans Leben, um es Stück für Stück anhand von Archivalien, Akten und Anekdoten zu rekonstruieren. Gebannt folgt man ihr in die untergegangene Welt der osmanischen Aristokratie, an die Wiege der neuen Nationalstaaten auf dem Balkan und natürlich nach Albanien, erst unter faschistischer Besatzung, dann unter kommunistischer Herrschaft.
Fesselnd, empathisch und in ihrem unnachahmlichen Ton erzählt Lea Ypi in Aufrecht von den Wendepunkten eines Lebens in extremen Zeiten - von schicksalhaften Begegnungen, von Liebe und Verrat sowie von Entscheidungen gegen den Strom der Geschichte. Ihr neues Buch - der lang erwartete Prequel zum international gefeierten Bestseller Frei - ist atemberaubende Familiensaga und tiefgründige Reflexion über die Zerbrechlichkeit der Wahrheit. Mit der Kraft der Imagination setzt es Menschen ein Denkmal, die ihre Würde zu bewahren vermochten, als sie mit Stiefeln getreten wurde. Episch.
Als Lea Ypi im Internet ein ihr unbekanntes Foto entdeckt, das ihre Großeltern 1941 beim Après-Ski in den italienischen Alpen zeigt, fragt sie sich, was sie wirklich über ihre Familie weiß. Warum hat ihre geliebte Großmutter Leman, genannt Nini, Französisch gesprochen, wenn sie doch in Saloniki aufgewachsen war, als Enkelin eines Würdenträgers? Was hatte sie bewogen, als junge Frau Griechenland zu verlassen und auf eigene Faust nach Tirana zu gehen? Wie war sie mit Asllan zusammengekommen, ihrem Mann, der bald für viele Jahre in einer »Universität« verschwand? Und warum lächelte sie im Schnee von Cortina und zu einer Zeit, in der es nichts zu lachen gab, weil in Europa ein grausamer Krieg tobte?
Lea reist an die Orte von Lemans Leben, um es Stück für Stück anhand von Archivalien, Akten und Anekdoten zu rekonstruieren. Gebannt folgt man ihr in die untergegangene Welt der osmanischen Aristokratie, an die Wiege der neuen Nationalstaaten auf dem Balkan und natürlich nach Albanien, erst unter faschistischer Besatzung, dann unter kommunistischer Herrschaft.
Fesselnd, empathisch und in ihrem unnachahmlichen Ton erzählt Lea Ypi in Aufrecht von den Wendepunkten eines Lebens in extremen Zeiten - von schicksalhaften Begegnungen, von Liebe und Verrat sowie von Entscheidungen gegen den Strom der Geschichte. Ihr neues Buch - der lang erwartete Prequel zum international gefeierten Bestseller Frei - ist atemberaubende Familiensaga und tiefgründige Reflexion über die Zerbrechlichkeit der Wahrheit. Mit der Kraft der Imagination setzt es Menschen ein Denkmal, die ihre Würde zu bewahren vermochten, als sie mit Stiefeln getreten wurde. Episch.
Nicht vollkommen glücklich wird Rezensentin Marianna Lieder mit Lea Ypis neuem Buch. Das widmet sich Leman Ypi, der Großmutter der Autorin, deren bewegte Lebensgeschichte in Thessaloniki zu Zeiten des Osmanischen Reichs beginnt und sich später im stalinistischen Albanien fortsetzt, wo Leman Ypi heiratet - ihr Mann wird viele Jahre lang in einem Arbeitslager interniert. Ypis Buch hat mehrere Ebenen: Einerseits beschreibt die Autorin ihre eigenen Recherchen in Archiven auf der Suche nach Spuren der Großmutter, andererseits schmückt sie das Leben Leman Ypis mit den Mitteln der Fiktion aus, insbesondere wenn sie das Aufwachsen eines Oberschichtsmädchens im Osmanischen Reich schildert. Ein bisschen zu "pittoresk" wirkt das manchmal auf Lieder, die sich außerdem daran stört, dass Ypi ihre Großmutter ziemlich idealisiert. So recht wollen die beiden Stränge der Erzählung, die Recherche und die Fiktion, nicht zueinander passen, was auch damit zu tun hat, dass ein Archivfund Ypis die Authentizität der Lebensgeschichte der Großmutter grundsätzlich in Frage stellt, kritisiert die Rezensentin außerdem. Für Lieder jedenfalls fällt der Vergleich mit dem starken Vorgängerbuch "Frei" negativ aus - mit ihrem neuen Buch hat sich Ypi womöglich ein bisschen verhoben.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensentin Marie Schmidt liest mit Lea Ypis "Aufrecht" die wahrlich "unschlagbare Geschichte" von Lea Ypis Großmutter Leman Ypi - auch wenn der Rezensentin die literarische Methode hier nicht völlig einleuchtet. Wie bereits in ihrem 2021 erschienenen autobiografischen Buch "Frei" gewinnt die Philosophin ihre Erzählung auch hier wieder aus einer Mischung von recherchiertem Wissen, eigenen Erinnerungen, Fiktionen, "Irrtum und Enttäuschung". Allerdings bleibt das Konzept abstrakter als im Vorgänger, ihre Erzählung will künstlerisch frei sein, ist dann aber doch formal recht konventionell, bemerkt Schmidt. Und trotzdem liest man mit Spannung und intellektuellem Gewinn von dieser Frau, die in einer osmanischen Beamtenfamilie, als Teil der Elite einer albanischen Minderheit in Saloniki aufwächst, dann durch den "Bevölkerungsaustausch" nach Tirana kommt, Asllan Ypi heiratet, der mit dem späteren Diktator Hoxha befreundet war. Asllan kommt wegen Hochverrats ins Gefängnis kommt, sodass seine Frau sich und ihre Kinder allein durchbringen muss - eine Frau, die auch in widrigsten Umständen ihre Würde bewahrt. Würde - das ist das zentrale Prinzip, das Ypi hier verhandelt, lesen wir, nachdem sie in "Frei" das Konzept der Freiheit literarisch untersuchte. Nicht jede ihrer Erkenntnisse leuchtet auch der Rezensentin ein. Entscheidender ist für diese aber sowieso die würdebewahrende erzählerische Praxis dieser Autorin.
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