Produktdetails
- Verlag: Schirmer/Mosel
- ISBN-13: 9783921375785
- Artikelnr.: 24615817
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Kindheit. Wochenende. Die leeren Straßen. Die Autobahn. Dann, hinter Wiesbaden, die ersten Weinberge. Der Mäuseturm. Die Lorelei, eine Wand aus Stein vor dem Autofenster. Die Insel bei Bacharach, auf der Wim Wenders, Jahre später, eine Szene von "Im Lauf der Zeit" drehte. Das Deutsche Eck, noch ohne Reiterfigur, im nüchternen Glanz der Nachkriegszeit. Wie kommt es, dass man das alles nicht in Farbe vor sich sieht, so, wie es war, sondern in Schwarzweiß? Natürlich, die Kleider waren blasser, die Häuser grauer als heute, aber das ist es nicht. Die Erinnerung selbst treibt die Farben aus den Bildern. Sie denkt in Formen, sie ist eine Erzählerin, keine Malerin. Und genau so hat August Sander vor achtzig Jahren den Rhein fotografiert: mit dem Blick auf das, was die Landschaft erzählt. Die Schleifen des Flusses, die Schiffe, die Hänge des Siebengebirges, sie fügen sich zu einer Geschichte der Natur und des Menschen. Als er die ersten Fotos machte, 1926, arbeitete Sander noch an seinem Lebenswerk "Menschen des XX. Jahrhunderts". Als die letzte Aufnahme entstand, zwanzig Jahre später, waren die Nazis, die dafür gesorgt hatten, dass sein Projekt Stückwerk blieb, schon wieder verschwunden. In den Bildern aber sieht man davon nichts, sie erzählen ihre eigene Geschichte. In den Farben der Kindheit, schwarz und weiß.
Andreas Kilb
August Sander: "Rheinlandschaften". Schirmer und Mosel, 140 Seiten, 49,80 Euro
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