Choi Seung-Hos Lyrik feiert das Alltägliche, in seiner Schönheit, seiner Hässlichkeit - in seinem Dasein.Der Koreaner Choi Seung-Ho wird oft als Zivilisationskritiker bezeichnet, der den Zerstörungen des industriellen Zeitalters nachfragt. Seine Gedichte berufen sich auf die Schönheit des Alltäglichen und suchen nach einer Einheit des Menschen mit der Natur. Während er in den frühen Büchern die Erkundung der realen Welt durch das Individuum ins Zentrum stellte, widmete er sich später stärker der Erforschung der Innenwelt des Menschen. In den letzten Jahren geraten immer mehr die grotesken, auch die hintergründig-komischen Aspekte des Lebens in seine Gedichte. Kyunghee Park und Kurt Drawert haben eine Auswahl aus dem lyrischen Werk zum ersten Mal ins Deutsche übertragen.Das Buch aus WasserIm Buch aus Wassersteht nichts mehr geschrieben.Es ist durchsichtig, und blättert man es um,rinnt einem nur noch das Wasserüber die Finger. Das Buch aus Wasser ist dunkel, wenn die Dunkelheit kommt,und es ist mit der Helligkeit hell. Ich möchte mir mit dem Buch aus Wasser die Füße waschen, und ich gieße die Blumenmit diesem Buch.
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Ausgesprochen unterschiedliche Gedichte schreibt der koreanische Lyriker Choi Seung Ho, konstatiert Nico Bleutge. Seine Gedichte über das Alltagsleben mit seinen kapitalistischen Zumutungen unterfüttert er mit politischen Anspielungen und einem Humor, der auf Körperflüssigkeiten und Vergleiche aus der Insektenwelt setzt, erklärt der Rezensent, der das auf die Dauer aber nicht so besonders unterhaltsam findet. Viel glücklicher machen ihn die Gedichte, in denen Choi einen "schwebenden Ton" anstimmt und sich dem Wesen der Tiere widmet. Er würdigt die "gute" Übersetzung von Kyunghee Park und Kurt Drawert, hätte sich aber eingehendere Anmerkungen und einige Worte zur Auswahl der Gedichte für diesen Band gewünscht.
© Perlentaucher Medien GmbH
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