»Barbara« versammelt unerhörte Herzblatt-Novellen von außergewöhnlichen Charakteren, denen Wolf Biermann begegnet ist. In 18 oft hinreißend kuriosen, oft zärtlich-rabiaten Erzählungen führt uns der Poet seine Zeitgenossen vor Augen: berühmte wie unberühmte. Da ist Ruth Berlau, die tragische Geliebte Brechts, die sich ihre übermächtige Feindin Helene Weigel nicht kleinreden lassen will - und schon gar nicht kleinsingen! Biermann erzählt die wahre Geschichte von der »beißwütigen Barbara« und vom Mann, der sich für Rembrandt hält. Vom Ostberliner Stricher, dessen Frau Monika ihm das Brotmesser in den Rücken rammt, oder von seiner Liebesaffäre mit einer zerbrechlichen Geigen-Gitarre. Der nette alte SS-Mann in Ostberlin fragt: Bin ick'n Mensch? Und unvergesslich: Biermanns im doppelten Sinn schlagfertiger Freund Manfred Krug, der einen Volkspolizisten in den Wahnsinn treibt. Erstmals erzählt Wolf Biermann von proletarischer Sexualaufklärung und warum seine Mutter ihn ohrfeigte, ein einziges Mal. In seinem Ostberliner Lotterbett liegt die traumhafte Geliebte Garance, die sich an der langen Leine der Stasi in Westberlin prostituieren muss. In diesen und weiteren Storys zeichnet Wolf Biermann ein berührendes, vielfältiges Bildnis von der Liebe und von tapferen Menschen in bewegten Zeiten.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Außerhalb des Deutschunterrichts ist die Novelle schon lange aus der Mode gekommen, stellt Ulrich Gutmair fest und freut sich, dass Wolf Biermann ihr mit "Barbara" wieder zur Ehre verhilft. Für den Rezensenten ist dieser Prosaband das ideale Pendant zu Biermanns 2016 erschienener Autobiografie "Warte nicht auf bessre Zeiten!", aus dem viele Figuren vor allem aus dem familiären Umfeld des Autors auftauchen, etwa die Eltern Dagobert und Emma oder die Großmutter "Ome Meume". Daneben spielen Zeitgenossen Biermanns wichtige Rollen, prominente wie Ruth Berlau, Hanns Eisler und Manfred Krug, aber auch unbekannte wie eine Ostberliner Krankenschwester oder die Baletttänzerin Barbara aus der Titelnovelle, fasst Gutmair zusammen. Wie es Biermann gelingt, "historische Ereignisse mit persönlichen Erlebnissen" pointiert zu verknüpfen, ringt dem Rezensenten höchsten Respekt ab.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Getragen von selbstironisch funkelnder Eitelkeit, von Humor, Liebe und einem großen Herzen." Münchner Merkur 20190409







