In den frühen 1980er-Jahren ist das Caprice in München der Hotspot erotischer Unterhaltung. Hier gehen Millionärssöhne genauso ein und aus wie Filmstars, Rechtsanwälte und Jedermänner. Die Frauen, die dort anschaffen, dürfen selbst bestimmen, was sie machen und mit wem. Und die Frau, die den Laden führt, macht das mit Hingabe und Hirn: Herta Lueger. Geboren kurz nach dem Zweiten Weltkrieg in einem kleinen Dorf im österreichischen Burgenland, aufgewachsen in einem Haushalt voller Liebe, aber mit wenig Geld, gelernte Friseurin, zweifache Mutter und bald schon wieder geschiedene Ehefrau - die Umstände verheißen ein anderes Leben. Aber Herta nimmt das ihre selbst in die Hand. In München findet sie Freiheit, arbeitet als Domina, führt Studios und einen Club, später auch einen erfolgreichen Friseursalon, sie ist gleichermaßen liebevolle Mutter, sorgende Freundin und kluge Geschäftsfrau. Doch dann stirbt eine junge Frau namens Aline, die sie vermittelt hat, durch die Gewalt eines Freiers.
Was der Stoff einer True-Crime-Serie sein könnte, wird in den Worten von Hertas Tochter Patricia zu einem nüchternen Lebenszeugnis und entwickelt gerade dadurch seine bestechende Kraft: weil es eine Geschichte erzählt, die so spannend und wahr ist, wie es nur das Leben sein kann.
Was der Stoff einer True-Crime-Serie sein könnte, wird in den Worten von Hertas Tochter Patricia zu einem nüchternen Lebenszeugnis und entwickelt gerade dadurch seine bestechende Kraft: weil es eine Geschichte erzählt, die so spannend und wahr ist, wie es nur das Leben sein kann.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Eine rasante, eindrückliche Lektüre ist dieses Buch für den Rezensenten Christian Mayer. Geschrieben haben es Patricia und ihre Mutter Herta Lueger, die zeitweise als Domina in der Münchner Schickeria arbeitete: In die mediale Öffentlichkeit geriet sie in den Neunzigern nach dem Mord an einer Prostitutierten, die bei ihr angestellt war. In dem schonungslosen Buch begegnet der Kritiker entsprechend zunächst Aline, die als junge drogensüchtige Prostituierte aus besseren Verhältnissen für Herta Lueger zu arbeiten beginnt und ermordet wird, woraufhin die Presse Jagd auf die schließlich wegen Zuhälterei verurteilte Lueger macht. Von hier aus blicken die Autorinnen zurück auf Herta Luegers von Gewalt geprägte Jugend im Burgenland, ihre Ehe mit einem brutalen Mann, schließlich ihr Leben in München, wo sie ab 1972 wohnt: Als Domina kann sie sich, anders als viele Kolleginnen über Wasser halten. Es geht hoch her in diesem Buch, meint Mayer, die Härten des Milieus werden keineswegs ausgespart oder romantisiert. Eine ehrliche, ungeschönte Lebensgeschichte ergibt das insgesamt, meint der angetane Rezensent.
© Perlentaucher Medien GmbH
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