Schon seit 1984, aber mit besonderer Intensität seit vier Jahren, widmet sich der Bildhauer Claus Bury (geb. 1946) einer durch praktischen Nutzen entstandenen landwirtschaftlichen Formenwelt, die er selbst unter ästhetischen Gesichtspunkten als Bauernarchitektur interpretiert. Auf seinen weltweiten Reisen nähert er sich mit der Kamera den unterschiedlichen, je nach Kulturkreis variierenden Verwertungsmöglichkeiten des Strohs, das mal per Hand, mal industriell, mal zu lockeren Heuhaufen, mal zu Ballen, Bündeln oder Quadern geformt wird. Burys Schwarz-Weiß-Fotografien gewähren faszinierende Einblicke in eine ebenso außergewöhnliche wie vielfältige architektonische Formenwelt, die Frühformen ebenso wie Architekturen, Strukturen, Industrielle Verarbeitung und schließlich den Zerfall dokumentieren.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Freddy Langer schätzt den Goldschmied, Architekten und Bildhauer Claus Bury insbesondere für seine nach der Fibonacci-Formel entworfenen, verschachtelten Stufenpyramiden, die ihm in Deutschland überall im öffentlichen Raum begegnen. Dank des gerade erschienenen, Fotobandes "Bauernarchitekturen" kann sich der Kritiker nun auch von dem fotografischen Talent des Künstlers überzeugen. Fasziniert betrachtet Langer diesen "Katalog der Formen", in dem Bury nun mehr als hundert seiner Fotografien von Strohstapelungen aus der Vorratswirtschaft versammelt hat. Beim Anblick der Bilder, die nicht nur Burys dokumentarischen Blick, sondern auch seine Hochachtung vor der Arbeit der Bauern erkennen lassen, entdeckt der Rezensent eine an Burys Skulpturen angelehnte Formenvielfalt, die ihn etwa an Maya-Tempel in Mexiko, Installationen von Richard Serra oder Darstellungen von romantischen Burgruinen erinnern. Begeistert hat der Kritiker auch das Vorwort gelesen, das mit Bildern der Heuhaufen von Monet oder der Ernteszenen von Brueghel interessante Querverbindungen herstellt. Ein hinreißender Fotoband, lobt der verzauberte Rezensent, der beim Betrachten der gewaltigen und "dramatischen" Stapel auch einen "Hauch von Melancholie" zu erkennen glaubt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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