Das Pendant zum großen Bildatlas: Stimmen zu Entwendungen, Translokationen und Rückgaben in berühmten und unbekannten Texten von der Antike bis in die Gegenwart.
Die Frage der Restitution geraubter und enteigneter Kulturgüter ist nicht neu, es handelt sich vielmehr um eine Frage, die unweigerlich mit allen Kriegen in der Menschheitsgeschichte und den damit einhergehenden wechselnden Herrschafts- und Besitzverhältnissen verknüpft ist - und über die sich Intellektuelle und Autoren aller Zeiten und Kulturen den Kopf zerbrochen haben. Schon der antike Geschichtsschreiber Polybios tritt vehement gegen die Zurschaustellung erbeuteter griechischer Kunst in Rom auf, Cicero stellt die Frage, ob die Ankäufe eines sizilianischen Statthalters ohne Zwang vonstattengegangen seien. Auch Petrarca und Goethe haben zu dieser Frage Stellung bezogen, ebenso wie Victor Hugo und Emil Nolde. Bis hinein in die Gegenwart, über Aimé Césaire und François Mitterrand zu Aminata Traoré reichen die rund sechzig Quellen, die in diesem Band abgedruckt, kontextualisiert und analysiert werden. Sie machen deutlich: Europas Kunstsammlungen müssen sich der Frage der Provenienz stellen, wenn sie weiterhin als Stätten des Kulturtransfers und der Wissensvermittlung gelten wollen - und nicht als Orte der hegemonialen Machtdemonstration.
Die Frage der Restitution geraubter und enteigneter Kulturgüter ist nicht neu, es handelt sich vielmehr um eine Frage, die unweigerlich mit allen Kriegen in der Menschheitsgeschichte und den damit einhergehenden wechselnden Herrschafts- und Besitzverhältnissen verknüpft ist - und über die sich Intellektuelle und Autoren aller Zeiten und Kulturen den Kopf zerbrochen haben. Schon der antike Geschichtsschreiber Polybios tritt vehement gegen die Zurschaustellung erbeuteter griechischer Kunst in Rom auf, Cicero stellt die Frage, ob die Ankäufe eines sizilianischen Statthalters ohne Zwang vonstattengegangen seien. Auch Petrarca und Goethe haben zu dieser Frage Stellung bezogen, ebenso wie Victor Hugo und Emil Nolde. Bis hinein in die Gegenwart, über Aimé Césaire und François Mitterrand zu Aminata Traoré reichen die rund sechzig Quellen, die in diesem Band abgedruckt, kontextualisiert und analysiert werden. Sie machen deutlich: Europas Kunstsammlungen müssen sich der Frage der Provenienz stellen, wenn sie weiterhin als Stätten des Kulturtransfers und der Wissensvermittlung gelten wollen - und nicht als Orte der hegemonialen Machtdemonstration.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Andreas Kilb rät, genau hinzuschauen bei der Betrachtung postkolonialer Diskurse im Zusammenhang mit Beutekunst und auch bei der Lektüre der von Benedicte Savoy u. a. herausgegebenen doppelbändigen Anthologie über Kunstraub und kulturelles Erbe. Dem Leser könnte ansonsten laut Kilb entgehen, dass die Autoren feine Unterschiede machen zwischen "guter" und "böser" Archäologie, etwa zwischen "osmanischer Archäologie" und "Aneignung" (im Fall der Ausgrabung des Alexandersarkophags und seiner Verbringung nach Istanbul) und "Entzug" (im Fall von Teilen des jordanischen Schlosses Mschatta und ihres Transports nach Berlin). Unparteilichkeit sieht anders aus, findet der Rezensent. Den "Anschein von Objektivität" wahren Herausgeber und Autoren für Kilb immerhin, indem sie die Missetaten der Kreuzfahrer neben die arabischer Schatzjäger in Ktesiphon stellen. Wieso das Narrativ der Errettung von Kunstschätzen nicht mehr gelten soll, können die Autoren Kilb allerdings nicht vermitteln. Ein Kapitel zur "Geschichte der Kulturzerstörungen" enthalten die Bände leider nicht, bedauert der Rezensent.
© Perlentaucher Medien GmbH
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In Kombination mit beigestellten Kommentaren wird deutlich, dass Konflikte um Besitzansprüche an erbeuteten vs. erworbenen Kulturgütern schon seit Beginn der ersten historischen Aufzeichnungen bestehen. (...) Es lohnt sich, beide Bände parallel zu lesen und dabei den Querverweisen von einem zum anderen Buch zu folgen. Jana Kühn Bücher-Magazin 20211201







