In diesem Buch, das von Danielle Spera, der früheren ORF-Journalistin und ehemaligen Direktorin des Jüdischen Museums in Wien, im Amalthea-Verlag herausgegeben worden ist, kommen zahlreiche Zeitzeuginnen und Zeitzeugen zu Wort. Darunter finden sich namhafte Autorinnen und Autoren, Künstlerinnen und
Künstler sowie Politikerinnen und Politiker. Sie alle lassen persönliche Eindrücke und/oder…mehrIn diesem Buch, das von Danielle Spera, der früheren ORF-Journalistin und ehemaligen Direktorin des Jüdischen Museums in Wien, im Amalthea-Verlag herausgegeben worden ist, kommen zahlreiche Zeitzeuginnen und Zeitzeugen zu Wort. Darunter finden sich namhafte Autorinnen und Autoren, Künstlerinnen und Künstler sowie Politikerinnen und Politiker. Sie alle lassen persönliche Eindrücke und/oder Erlebnisse der Jahrzehnte zwischen 1945 und 2025 Revue passieren, um die prägenden Phasen der österreichischen Nachkriegsgeschichte mit gebotenen Abstand neu zu betrachten.
Auffällig ist, dass vorrangig die Geschichte Niederösterreichs und damit zusammenhängend jene von Wien präsentiert wird. Johanna Mikl-Leitner, Landeshauptfrau von Niederösterreich hat für dieses Buch das Vorwort geschrieben. Ja natürlich ist die Besatzung von Niederösterreich durch sowjetische Truppen sowie die Demontage der meisten Maschinen und Fabriksausrüstungen als Reparationszahlung für die weitere Verarmung der ohnehin schon wenig begüterten Bevölkerung verantwortlich. Doch stehen auch die anderen Bundesländer ebenso unter Fremdverwaltung, Wien gleich vierfach. Da wäre doch ein Blick in die anderen Bundesländer opportun gewesen. Aber wer weiß, vielleicht ist das in einem anderen Buch ja ohnehin angedacht.
Allen damaligen Unkenrufen zum Trotz, ist es erstaunlich, wie sich der Osten von Österreich über die Jahrzehnte zum Positiven hin entwickelt hat, auch wenn es da und dort ein wenig im Gebälk geknirscht hat. Eine weitere Zäsur ist der Fall des Eisernen Vorhangs, der vor allem den Grenzgebieten durchaus Vorteile gebracht hat, auch wenn das nicht immer (auch von der Politik) so gesehen wird.
Hier darf ich Erwin Pröll, den früheren Landeshauptmann von Niederösterreich zitieren:
„Die Menschen sind klüger, als die Politiker annehmen.“
Der Beitritt zu Europäischen Union ist ein weiterer Meilenstein in der Geschichte (Nieder)Österreichs. Nicht jede Vorgabe aus Brüssel oder Straßburg ist per se abzulehnen. Manches, das als bürokratische EU-Monster verteufelt wird, ist durchaus hausgemacht.
Zum Abschluss kommen junge Menschen zu Wort, die zuversichtlich in die Zukunft schauen. Davon bräuchten wir mehr.
Meine Meinung:
Wer, sich so wie ich, ständig mit der Geschichte Österreichs beschäftigt wird durch dieses Buch nicht allzu viel Neues erfahren. Doch auch Altbekanntes aus dem Mund von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen zu lesen, kann durchaus interessant sein. Das Buch eignet sich sehr gut als Geschenk. Auch für jene Personen, die sich „nur“ einen schnellen Überblick über die letzten 80 Jahre verschaffen wollen. Vielleicht wird ja dadurch das Interesse geweckt, tiefer in die Geschichte einzusteigen.
Zahlreiche Fotos ergänzen die Texte und Interviews, die Herausgeberin Danielle Spera geführt hat.
Fazit:
Diesem Buch, das 80 Jahre der Geschichte (Nieder)Österreichs im oft sehr persönlichen Schnelldurchlauf darstellt, gebe ich 4 Sterne.