Buddhistische Kultur im Reich der Könige
Kaum schlägt man den schweren Bildband auf, ist man schnell gefangen von dem Geheimnis im Himalaya. Das verborgene Land zwischen Indien und Tibet hat sich bislang einem überbordenden Tourismus verwehrt, ist in seiner Ursprünglichkeit und harmonisch sich
entwickelnden Langsamkeit eine der wenigen authentischen Regionen und Lebensorte der Welt geblieben.…mehrBuddhistische Kultur im Reich der Könige
Kaum schlägt man den schweren Bildband auf, ist man schnell gefangen von dem Geheimnis im Himalaya. Das verborgene Land zwischen Indien und Tibet hat sich bislang einem überbordenden Tourismus verwehrt, ist in seiner Ursprünglichkeit und harmonisch sich entwickelnden Langsamkeit eine der wenigen authentischen Regionen und Lebensorte der Welt geblieben. Und das, obwohl es erst seit dem vergangenen Jahr auf Initiative des herrschenden Königs eine konstitutionelle Monarchie wurde und sich demokratische Rahmenbedingungen entwickeln.
Das Buch des Fotografen und Dalai-Lama-Vertrauten Matthieu Ricard strahlt die Faszination des Landes so tiefgehend und intensiv aus, wie selten ein Buch über den Himalaya-Buddhismus. Jahrzehntelang lebte und arbeitete der Autor in dem tief traditionellen und zu hundert Prozent vom Glauben geprägten Land, was nicht zuletzt seine kenntnisreichen Texte über die Lebensart und –weise der Menschen in Bhutan, die spirituellen Meister im „Land des Donnerdrachens“, die Architektur, Kunst und Kunsthandwerk oder den Alltag der Mönche in den oftmals an den abenteuerlichsten Orten erbauten Klöstern beweisen.
Besonders eindrucksvoll sind freilich auch die 186 in aller Regel großformatigen Farbfotos. Sie zeigen geradezu intim das spirtuelle Leben der Mönche sowohl in alltäglicher Meditiations- und Gebetsverrichtung als auch bei außergewöhnlichen Ritualen und Feierlichkeiten, welche jedem „Normalsterblichen“ vermutlich verborgen bleiben. Schließlich erwirkte der jahrelange Mitbewohner einer bhutanischen Dorfgemeinschaft und jahrelange Schüler des spirituellen Großmeisters und auch einer der Hauptlehrer des 14. Dalai Lama, Dilgo Khyentse Rimpoche neben der Erlaubnis, viele Jahre im Umkreis des Rimpoches zu leben auch eine Fotografier- und Veröffentlichungserlaubnis bei der Mutter des vormaligen Königs Bhutans.
Wenngleich der außerklösterliche Alltag der Menschen auf den Feldern, in Werkstätten, Fabriken oder in den Dörfern leider zu kurz kommt, ist der fantastische Bildband ein großes Werk über und ein unvergleichlicher Einblick in die Kultur des nun mal ausschließlich buddhistisch geprägten und getragenen Reichs.
© 3/2009, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.