Luca Giuliani öffnet in seinem glänzend geschriebenen kunst- und kulturhistorischen Werk neue Zugänge zum Verständnis der griechischen Antike: Er erzählt zahlreiche griechische Mythen und vertieft das Verständnis für deren künstlerische Umsetzung im Bild. Anhand einer Fülle reich illustrierter Beispiele erläutert der Autor die Entwicklung der griechischen Darstellungsweise und die Gründe für ihre Veränderungen vom 8. bis zum 2. Jahrhundert v. Chr. Manch einer hat schon die mißliche Situation kennengelernt, in einem Museum vor einem gut erhaltenen Vasenbild zu stehen und letztlich nicht recht zu begreifen, was darauf zu sehen und was gar das Besondere daran ist. Was wollte der Künstler darstellen? Welche Geschichte liegt seinem Bild zugrunde und wie hat er versucht, sie durch die Auswahl eines ganz bestimmten Motivs, einer ganz speziellen Situation zu erzählen? Welche Mittel hat er eingesetzt, um seine Absicht zu verwirklichen? Der antike Künstler mußte sich diese Fragen selbst immer wieder aufs neue stellen, um Erfolg zu haben. Hatte er doch auch auf den Geschmack und die Erwartungen seiner zahlenden Kundschaft Rücksicht zu nehmen. So ist die deutlich wahrnehmbare Entwicklung der griechischen Vasenmalerei in starkem Maße zeitbedingt gewesen. Je mehr die Geschichten, die ein Maler umzusetzen versuchte, zu ausdifferenzierten Texten erstarrten und im Bewußtsein seiner Umwelt so und nicht anders lebten, um so geringer wurde auch der Spielraum des Künstlers. Am Ende dieser Entwicklung standen Bilder, die schließlich nurmehr schiere Illustrationen kanonisch gewordener Texte waren. Luca Giuliani erzählt hier die Geschichten zu den Bildern, und er beschreibt den geistigen, sozialen und künstlerischen Rahmen, in dem sie entstanden sind.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Luca Giulianis "feine Beobachtungen" der griechischen Vasenmalerei haben Rezensentin Caroline Neubaur vollauf begeistert. Sie ist sich sicher, dass Giulianis "spannend" zu lesende "Geschichte der Bilderzählung in der griechischen Kunst" zu einem "Grundlagenwerk" werden wird. Wie sie darlegt, untersucht der Münchner Archäologe antike Vasenbilder des siebten, sechsten und fünften Jahrhunderts vor Christus, und zwar unter dem Gesichtspunkt, "wie im siebten Jahrhundert das Narrative in die bis dahin 'deskriptiven' Bilder der geometrischen Kunst einbricht". Angesichts des "heutigen Seh-Analphabetismus" ist es nach Ansicht Neubaurs höchst bewundernswert, "wie gut Giuliani sieht, wie scharfsinnig er die einzelnen Bildlösungen Schritt für Schritt vorführt." Das hat für sie nicht nur mit Giulianis "archäologischer Kompetenz" zu tun, sondern auch mit der Liebe, mit der er bei der Sache ist. Angetan haben es Neubaur auch die methodische Nüchternheit der Arbeit sowie der "eleganten Schreibstil" Giulianis.
© Perlentaucher Medien GmbH
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