Der Briefwechsel zwischen Hugo und Gerty von Hofmannsthal ist bislang unbekannt und wird hier erstmals ediert und ausführlich kommentiert. Anfangs sind es noch zärtliche, poetische Liebesbriefe. Dann aber - nach der Heirat im Jahr 1901 - wird in Hofmannsthals Briefen immer mehr die Kluft spürbar, die sich zwischen der Existenz eines erfolgreichen, häufig abwesenden Dichters und der bürgerlichen Ehe öffnet. Die Tonfälle und Themen wechseln, intime Bekenntnisse stehen neben Berichten über kulturelle und politische Ereignisse. Der Briefwechsel wird so nicht nur zu einem zentralen biographischen Zeugnis, sondern auch zu einem Zeitdokument höchsten Ranges - über das Leben als Künstler und das Leben als Frau dieses Künstlers, über Sicherheit und Unsicherheit inmitten der Krisen des 20. Jahrhunderts. Mit einem Nachwort von Ursula Renner-Henke.
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Rezensent Eberhard Falcke liest den Briefwechsel zwischen Hugo von Hofmannsthal und seiner Ehefrau Gertrud Schlesinger sowohl als "Briefroman einer Ehe" wie auch als "Forschungsquelle" und empfiehlt ihn als beides. Denn einerseits erfährt er aus den fast tausend Briefen vor allem des Dichters - viele von Gertys Briefen gingen verloren - vieles über die liebevolle Beziehung zwischen den beiden, auch über kleine Fremdheitsmomente vor allem von Seiten Gertys, und am Rande auch über von Hofmannsthals Schaffen und Zaudern. Einprägsam findet er vor allem das "Sprachkomödien"-Spiel zwischen den beiden, das von albernen Szenarien und Kosenamen lebt, aber genauso auch ernste Momente zulassen könne. Fast noch wertvoller scheint ihm aber die umfangreiche Edition der Briefe durch Herausgeberin Nicoletta Giacon zu sein; eine regelrechte "Mammutaufgabe", dank der sich dem Kritiker zahlreiche neue Hintergründe und Zusammenhänge wie "eine ganze Welt" erschließen. Eine "große Investition" von Herausgeberinnenseite, die neue Facetten am Leben des Dichters hervortreten lasse, lobt Falcke.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Mit viel Gewinn liest Rezensent Paul Jandl den Briefwechsel der Eheleute Gerty und Hugo von Hofmannsthal. Eine geradezu exemplarisch glückliche Ehe scheinen die beiden geführt zu haben, lernt Jandl aus den Briefen, große Dramen sind hier durchweg abwesend. Die Briefe geben Einblick in den oft ziemlich gleichförmigen Alltag einer glücklichen Ehe, deren Gelingen, vermutet Jandl, auf einer klaren Rollenverteilung basiert: Gerty kümmert sich um den Haushalt, Hugo absentiert sich des Öfteren länger, um zu schreiben, was ihm nur beim Alleinsein gelingt. An die Online-Chats der Gegenwart fühlt der Rezensent sich erinnert, so knapp und beiläufig, fast gesprächsartig ist hier vieles geschrieben, außerdem befleißigt sich Hugo immer wieder einer eigenartigen Kindersprache ("wer schreibt Stücki, der hat Geldi"). Jandl rekapituliert außerdem entlang der Briefe den Lebensweg des Dichters und geht abschließend auf Gertys Beiträge zum Briefwechsel ein, die rührend und nüchtern, manchmal aber auch ironisch daherkommen und insgesamt zeigen, dass der Briefwechsel, bei allem in ihm eingefangenen Eheglück, auch Zeugnis einer ungleichen Beziehung ist, in der sich der Mann mehr Freiheiten nimmt als die Frau.
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[...] von Nicoletta Giacon sorgsam editierte und großartig genau kommentierte Korrespondenz [...]. Kronjuwelen einer Intimität, die sich ihres heiligen Reichs täglich neu versichert. Paul Jandl Neue Zürcher Zeitung 20250125







