Dem Schriftsteller Sebestyén Paulich, von seinen neun Geschwistern Sebi genannt, macht das Zerwürfnis, das sein gerade erschienenes Buch in der Großfamilie ausgelöst hat, zu schaffen. Darin hat er den Vater als Diktator dargestellt und der Mutter, die bald darauf stirbt, Kummer bereitet. Erst bei ihrer Beerdigung kommt Sebi auf die Idee, dass sie an etwas anderem als an Krebs gestorben sein könnte. Je mehr er nachforscht, desto mehr düstere Geheimnisse kommen ans Licht. Dass man ihn nicht an das Totenbett seiner Mutter gerufen hat, hat jedoch auch mit Sebis viel jüngerer Freundin Lil zu tun. Einige der katholischen Paulichs lehnen sie ab, dabei führen sie selber keineswegs vorbildliche Ehen. Während Lil für einen Politiker zu arbeiten beginnt, der sich für die gefährdete Demokratie Ungarns engagiert, bleibt Sebi in die Immobilien- und Glücksspielaffären seiner Geschwister verstrickt. Als auch der Vater, dessen Lebensweg nach Rumänien und Russland zurückreicht, im hohen Alter stirbt, sorgt sein Erbe für eine Überraschung. »Bis ans Ende unserer Leben« ist ein temporeicher und turbulenter Roman über den Alltag einer so gar nicht alltäglichen Familie im kulturell und politisch tief gespaltenen Ungarn von heute.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Rezensent Jörg Plath hält Ferenc Barnas' neuen Roman für ein "Ereignis". Ohnehin schätzt der Kritiker die Düsternis in den Romanen des Ungarn, auch in der Geschichte um Sebi und seine Familie geht es um Hass, Selbstzerstörung und Schuld, erklärt Plath. Mit über fünfzig Jahren verfasst Held Sebi einen Roman über seinen despotischen Vater, der bricht den Kontakt ab, die Mutter stirbt, auch das Verhältnis zu den neun Geschwistern ist kaputt: Verletzungen, Demütigungen, Erniedrigung und unausgesprochenen Konflikte bestimmen die familiären Beziehungen, resümiert der Rezensent. Davon erzählt Barnas, beginnend im Ungarn von 1956 unter Janos Kadár bis in die Gegenwart, lebendig und "intensiv", lobt Plath. Und wenn Sebi schließlich eine Liebesgeschichte mit Lil beginnt, lässt der Roman auch etwas Glück zu, schließt er.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Ein wunderbarer ungarischer Schriftsteller - noch einer! - ist zu endecken.« Jörg Plath / Neue Züricher Zeitung







