900 Tage dauerte die Blockade Leningrads (1941-44) durch die deutsche Wehrmacht. Die Stadt, ihrer Infrastruktur durch die systematische Bombardierung völlig beraubt, bot ein Bild des Grauens: Bombenruinen, zerfetzte Körper, brennende Häuser, 40° Frost, keine Lebensmittel, kein Brennmaterial, keine Zeitungen - täglich verhungern und erfrieren Tausende.Gennadij Gors während der Blockade entstandenen Gedichte reagieren auf die Schrecken nicht mit dem offiziell geforderten Heldenpathos, sondern mit einem lakonisch-spielerisch daherkommenden, schonungslosen 'lyrischen Bericht', der die Vorkommnisse konkret benennt: Hunger, Eiseskälte, Artilleriebeschuss, Kannibalismus und der allgegenwärtigeTod. Die den Terror kontrastierenden spielerischen Rhythmen und die oft absurd wirkenden Reime erzeugen eine verzweifelte Komik. Und auch die eingestreuten Erinnerungssplitter an bessere Tage und menschliche Nähe verstärken nur den Eindruck der totalen Vereinsamung und Haltlosigkeit in einer Welt, in der nichts mehr so ist, wie es einmal war.
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Neunhundert Tage dauerte die Blockade Leningrads durch die deutsche Wehrmacht, mehr als eine Million Menschen starben in dieser Zeit durch den Hunger, die Kälte und den Artilleriebeschluss. Hitler wollte die Stadt der Oktoberrevolution dem Erdboden gleichmachen, Stalin sie auf keinen Fall preisgeben. Für den Rezensenten sind die Gedichte des russischen Schriftstellers Gennadi Gor aus dieser Zeit, ein ebenso wertvolles Dokument wie Lidia Ginsburgs "Aufzeichnungen eines Blockademenschen". Beklemmend sind sie, schreibt Dutli, gar nichts Heroisches ist ihnen eigen. Für geradezu "einmalig, in der russischen Lyrik beispiellos" hält der Rezensent, wie radikal und dabei nur scheinbar surreal Gor die Verzweiflung der "unsäglich leidenden Zivilbevölkerung" darstellt. "Ein atemberaubende Entdeckung" nennt Dutli Gors Gedichte zeitgleich mit seinen phantastischen Erzählungen "Das Ohr" erscheinen.
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