Hier nun meine kurze Rezension zum Kriminalroman "Blutroter Tod" von Tetsuya Honda:
Ich kann mich den vorigen Rezensenten bezüglich der für Europäer ungewohnten Namen - und generell der japanischen Eigenheiten - nur anschließen. Einerseits ist es für den einen oder anderen eine Umstellung, die
m.E. zumutbar ist, andererseits ein gutes Training für das Langzeitgedächtnis. Außerdem sollte man…mehrHier nun meine kurze Rezension zum Kriminalroman "Blutroter Tod" von Tetsuya Honda:
Ich kann mich den vorigen Rezensenten bezüglich der für Europäer ungewohnten Namen - und generell der japanischen Eigenheiten - nur anschließen. Einerseits ist es für den einen oder anderen eine Umstellung, die m.E. zumutbar ist, andererseits ein gutes Training für das Langzeitgedächtnis. Außerdem sollte man nicht vergessen, dass der Autor diesen Roman ursprünglich für seine japanischen Leser geschrieben hatte, und nicht für uns Europäer, sodass man über die gegebenen Umstände hinwegsehen kann.
Mir persönlich gefiel alles an diesem Roman: die doppelsträngige Handlung, die Figuren(-konstellation), das passende Setting, die lebhafte Beschreibung der Gedankengänge der handelnden Figuren, ja sogar die Namen passten zu den Figuren. Da ich mich selbst privat mit der japanischen Sprache und Kultur beschäftige und auch schon zweimal in Tokyo war, konnte ich mir die spannende Handlung in dem tokyoter Großstadtdschungel (und auch dank der gelungenen Darstellung des Erzählers) sehr gut im Geiste vorstellen. Die Namen der Figuren zu merken, fiel mir demnach auch entsprechend leicht. Das einzige, was ich mir anfänglich nicht auf Anhieb merken konnte, war die Zuordnung der Figuren innerhalb der Hierarchie der Mordkomission. Aber gemäß der Rangordnung (und damit der Wichtigkeit der Beamten) treten die Figuren mal mehr, mal weniger in Erscheinung oder nur zu bestimmten Zeitpunkten - das könnte die kurze Handlungszeit für manche Nebenfiguren erklären. Die Bedeutsamkeit der Hierarchie im beruflichen Kontext in Japan kristallisiert sich an manchen Stellen im Buch heraus.
Abgesehen von der Rangfolge spielt auch der zeitliche Rahmen eine maßgebliche Rolle für die oberflächlichen zwischenmenschlichen Interaktionen - man sollte sich vor Augen halten, dass der gesamte Fall innerhalb von 14(!) Tagen gelöst wurde seit Entdeckung der ersten Leiche. Das kommt in Realität sehr selten vor, wenn man die verhältnismäßig dünne Beweislage bzw. unzureichenden Spuren betrachtet. Realistisch jedoch sind die obligatorischen, "langatmigen" Zeugenbefragungen, die regelmäßigen Besprechungen in der Mordkomission sowie die akribische Suche nach potenziellen Spuren/ Indizien / Beweisen (wie z.B. das Durchforsten von dutzenden Akten, um einen bestimmten Namen zu finden), ohne die dieser Fall nicht gelöst werden könnte. Während dieser vermeintlich langweiligen und unterschätzten Tätigkeiten, finde ich, ist es sinnvoll die Figuren und die Beziehungen zwischen ihnen vorzustellen. Testuya Honda hat sich bestens über die polizeiliche Ermittlung in Sachen Mord und diversen anderen Delikten bei der japanischen Polizei informiert und generell gründlich recherchiert. In dieser Hinsicht finde ich es besser, die Handlung möglichst realistisch zu gestalten, als die Nebenfiguren öfter auftreten zu lassen, da dies im wahren Leben auch nicht möglich wäre in derselben Zeitspanne. Außerdem ist dies der erste von acht Bänden, deshalb hoffe ich schwer, dass die vernachlässigten Beziehungen in den folgenden Bänden behandelt werden. :-)
Da ich mich auch für reale Mordfälle und Kriminaltechnik interessiere, war ich (kurz nach Lesebeginn des Romans) auf einer Veranstaltung von dem berühmten Kriminalbiologen Dr. Mark Benecke - dieser stellte mittels Fotos frühere Todesfälle vor und informierte uns Zuhörer über die vielen möglichen Zustände, in denen man Leichen vorfinden kann in Abhängigkeit von bestimmten Faktoren. Dabei musste ich automatisch an unsere Romanheldin denken, die zu Beginn der Handlung ebenfalls ihrem Kollegen von der Gerichtsmedizin Fragen über mögliche Todesarten stellte. Unser Autor hat diese wissenswerten Informationen geschickt in einem Roman verpackt - deshalb war ich von Anfang bis Ende fasziniert von jenem Krimi.